Nr. 14
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Internationale Sammler-Zeitung
Die Sammlung Ölscfiki in Florenz.
Der Verlagsbuchhändler Leo S. 01 s c h k i in F1 o-
renz veranstaltete anläßlich der internationalen Bücher
messe in Florenz eine Ausstellung seiner berühmten
Sammlung von Miniaturen und künstlerischen
Einbänden. Die Ausstellung fand in dem schönen
Bibliotheksaal seiner Villa statt. Nach dem Bericht des
„Buchhändler-Börsenbl." lagen an 120 kostbare, mit
Miniaturen geschmünkte Handschriften auf, ehrwürdige
griechische und lateinische Handschriften aus früher Zeit,
und weiter schöne Beispiele der Miniaturmalerei aus
allen Jahrhunderten und von allen Nationen: große Anti-
phonale und andere liturgische Werke, eine ganze Reihe
von Horae, sog. Stundenbücher (Gebetbücher), franzö
sischer und italienischer Herkunft, in allen Größen bis
zu den niedlichen Duodez-Bändchen.
Besonderes Interesse erweckte ein großes franzö
sisches Manuskript „Das Leben des hl. Hieronymus",
mit fünf ganzseitigen herrlichen Miniaturen, Meister
werken der französischen Schule; ferner eine 20 Meter
lange Weltchronik vom Beginn der Welt an bis zum
Jahre 1450, in französischer Sprache, mit Stammbäumen
und Hunderten von Darstellungen in Medaillons.
Eines der Hauptstücke waren die zwei großen Mi
niaturen in Querfolio, die der große französische Minia
turist Bourdichon gegen Ende des 15. Jahrhunderts
für den König Ludwig XII. und seine Gemahlin Anna
von Bretagne ausgeführt hat. Hervorheben möchten wir
noch die kleine Dürersche Passion in Miniatur
malerei. Reich vertreten war auch Italien mit herrlichen
Stücken des Meisters A11 a v a n t i, in Gold und Farben
strahlend.
Ebenso reich und vielseitig war die Ausstellung
von über 250 Einbänden aller Zeiten und aus
allen Ländern in jeglicher Ausführung und Ausschmük-
kung. Darunter besonders bemerkenswert einige in
Relief mit Vergoldung ausgeführte Dogen-Einbände,
Einbände in getriebenem Silber, andere in Seide mit
Gold- oder Silberstickerei.
‘ZiDie ßei6l gefälscht wird.
Wilhelm Leibi, einer der größten deutschen Maler
des 19. Jahrhunderts, ist in jüngster Zeit besonders
häufig das Opfer von Fälschungen geworden, ln den
Jahren von 1914 — 192ü sind etwa 100 Fälschungen
im Handel aufgetaucht, und zwar war es meist recht
minderwertige Ware, die durch die Signatur des Meisters,
die sie aufwies, hohe Preise erzielte.
Warum gerade Leibi so viel gefälscht wird und wie
diese Bilder lanciert werden, darüber berichtet der Leibi
biograph Emil Waldmann im „Jahrbuch für Kunst
sammler": Als Leibi noch nicht 10 Jahre tot war, da hatte
man schon keine Kenntnis von dem Verbleib von etwa
50 seiner Werke. Diese Lücken, die natürlich zu einer
eifrigen Suche nach den verschollenen Bildern führten,
boten den Fälschern die Möglichkeit, die fehlenden
Bilder von sich aus „nachzuliefern". Die betreffenden
Werke wurden nun nicht etwa zum Zweck der Fäl
schung angefertigt, sondern Studienköpfe in der Art
Leibis, die im Privatbesitz oder im Handel anonym ihr
Dasein fristen, werden plötzlich zu einem Leibi ernannt
und mit seiner Signatur versehen. Leider sind auch von
namhaften Münchner Malern, wie Hirt du F res ne
und Defregger, in leichtsinniger Weise Echtheits
atteste ausgestellt worden, und ebenso arbeitet man da
mit, daß man das Zeugnis der Modelle beibrachte, die
erklärten, von Leibi gemalt zu sein.
ln den mancherlei Zivilprozessen, die sich aus
diesen Leibl-Fälschungen entwickelt haben, spielten die
beglaubigten Aussagen der betreffenden Modelle die
Hauptrolle. Die Modelle aber, meistens keine gebildeten
Menschen, irren sich sehr leicht. Da die Zeit, um die
es sich handelt, drei, vier und fünf Jahrzehnte zurück
liegt, ist ein Irrtum leicht denkbar, eine Selbsttäuschung,
oft erst hervorgerufen durch die Art der Fragestellung.
Wenn man einer alten Frau das Bild eines jungen
Mädchens vorhält und sie fragt, ob das nicht sie sei
und ob das nicht der Leibi gemalt habe, so kann die
alte Frau meistens mit gleichem Rechte mit Ja wie
Nein antworten. Sie weiß es eben nicht mehr, und wenn
sie sich erinnert, so glaubt sie nur sich zu erinnern.
Die einfachen Bauernmädchen, die Leibi in den siebziger
Jahren malte, haben sich, besonders wenn es sich um
wenige Sitzungen handelte, dieses einfache Geschehnis
sicher nicht immer als so wichtig notiert, daß sie es
heute noch genau wissen könnten. Er hat einmal einen
Studienkopf nach einer gemalt, ja, das weiß sie noch,
— aber ob das gerade der Studienkopf ist, den man
ihr da vorhält, das kann sie nicht gut wissen. Anders
ist es natürlich mit jenen Modellen, die Leibi oft und
lange dienten, das junge Bauernmädchen vorn auf dem
Kirchenbilde, dann die Wildschützen, der alte Stöckl
und die alte Tumin, die Malres’l und ihr Bruder und
die rothaarige „Wabn"; aber um solche handelt es sich
nicht, sie kennt man und darum braucht man keine
Atteste.
Merkwürdig ist es, daß die Leibl-Fälschungen meist
recht minderwertig sind. Aber das erklärt sich aus der
Tatsache, daß Bilder der Zeitgenossen Leibis aus den
70er und 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts auf dem
Kunstmarkt so hoch bezahlt werden, daß eine Umfäl
schung ihrer Signatur in die Leibische nicht recht lohnt.
Vor allem aber beschränken sich die Fälschungen meist
auf Leibis Frühzeit aus den 60er Jahren, wo er in seiner
Malweise noch sehr unbeholfen war. Der Schund wird
daher als „Jugendarbeit“ des Meisters angepriesen. Es
ist aber nicht gut möglich, daß solch unbeholfene Früh
werke noch in größerer Zahl entdeckt werden können,
denn Leibi hat selbst eine große Menge seiner Jugend
arbeiten im Jahre 1895 verbrannt; in Leibis Familie be
findet sich nichts mehr, und seine Akademiegenossen
haben alles längst verkauft.
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