Internationale
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Zentralblatt für Sammler, Liebhaber und Kunstfreunde,
Herausgeber: Norbert Ehrlich.
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17. Jahrgang. Wien, 1. Dezember 1925. Nr. 22/23.
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Hugo H e 1 b i n g konnte in diesen Tagen ein
schönes Jubiläum begehen. Zum vierzigsten Male jährte
sich nämlich der Tag, an dem er sein Kunsauktions-
haus in M li n c h e n begründete.
Vierzig Jahre sind im Leben eines Menschen viel,
trotzdem aber ist es erstaunlich, was Hugo Helbing in
dieser Zeit aus eigener Kraft geschaffen. Aus kleinen,
bescheidenen Anfängen hat er seine Kunsthandlung zu
eineni der führenden Kunstauktionshäuser emporgehoben:
das Haus Helbing ist heute ein Machtfaktor auf dem inter
nationalen Kunstmarkt, der auf die Preisgestaltung
bestimmend einwirkt. Den Namen seines Begründers
und Chefs nennt man überall mit hoher Ehrerbietung,
präsentiert doch Hugo Helbing den leider immer
seltener werdenden Typus des deutschen Kaufmanns,
der mit den strengsten geschäftlichen Grundsätzen das Be
streben verbindet, über seinen engeren Wirkungskreis
hinaus zum Nutz und Frommen der Allgemeinheit
zu wirken. So ist er ein Förderer der Kunstwissen
schaft geworden und auf charitativem Gebiete betätigt
er sich in hervorragender Weise.
Hugo Helbing eröffnete am 1. November 1885 im
Hause Residenzstraße 12 in München eine Kunsthand
lung, die sich vornehmlich mit Kupferstichen befaßte.
Zwei Jahre später begann er bereits mit seinen Kunst
auktionen. Die erste, am 7. November 1887, betraf
den Nachlaß des Hofmalers Friedrich Dürck in
München, (Oelstudien, Stiche, Lithographien) und des
Bildhauers Johannes Leeb, München. Am 30. Jänner
1888 folgte die Auktion einer interessanten Autogra-
phensamtnlung. Das Geschäft wurde bald darauf nach
den Hofgartenarkaden und dann nach Christophstrasse
2 verlegt. Hier fand am 14. April 1890 die dritte
Auktion statt, nämlich die Versteigerung der Sammlung
des Kunstmalers Sigmund Landsinger aus Florenz,
die aus Oelgemälden und Handzeichnungen alter Meister
bestand. Nun folgten die Auktionen in rascherem Tempo.
1891 sind es schon vier Versteigerungen, 1893 bereits
zehn, darunter eine unter Helbings Leitung in Base 1;
1394 und 1895 wurde das Museum August Riedinger
in Augsburg, das hervorragende Werke des Kunstge
werbes in sich vereinigte, in drei Abteilungen ver
steigert. Wiederum erwiesen sich die zur Verfügung
stehenden Räume als zu klein und Helbing sah sich
gezwungen, in den folgenden Jahren außerhalb seines
Geschäftes Säle für Auktionszwecke zu mieten. Von Fe
bruar 1895 bis Juni 1896 fanden die Versteigerungen
im Hotel Roth, den Zentralsälen und einmal im Kaim-
saal statt. Vom Herbst 1896 an bis zum Frühjahr 1902
wurden die Auktionen in dem Saale des Hauses Thea
tinerstraße 15 abgehalten. Hervorgehoben seien aus
dieser Zeit die Versteigerungen der Sammlung Kuppel
mayr, die wertvolle kunstgewerbliche Arbeiten um
faßte, dann die große Kollektion Georg Hirth und die
Sammlung des verewigten Dr. Martin Schubart, die
neben einer glänzenden Galerie von Gemälden alter
Meister auch interessante Werke der Kleinkunst und
Stiche enthielt.
1900 erwarb Helbing das Haus Liebigstraße 21 und
verlegte dorthin das Antiquitätengeschäft, für das im
neuen Heim schöne Ausstellungsräume geschaffen wur
den. Im Jahre darauf ließ er auf seinem daneben lie
genden Grundstück, Wagmüllerstraße 15, ein Haus mit
einem großen, für die Abhaltung von Auktionen eigens
eingerichteten Oberlichtsaal erbauen, der im Frühjahr
1902 seiner Bestimmung übergeben wurde und zu
den schönsten Austellungsräumen Europas zählte. Am
28. April 1902 und den folgenden Tagen fand hier die
hundertste von Herrn Helbing geleitete Auktion
statt. Ebenso wie das Antiquitätengeschäft in den neuen
Räumen rasch aufblühte, nahm auch der Auktionsbe
trieb bald einen weiteren, überraschend starken Auf
schwung. Die Zahl der jährlichen Kunstauktionen stieg
von zwölf im Jahre 1901 auf zweiunddreißig im Jahre
1910. Die Gesamtzahl der. Helbingschen Auktionen ist
inzwischen auf etwa 400 gestiegen.
Aus den letzten Jahren sind hervorzuheben die
Auktionen der Galerie Henneberg, Zürich, ferner die
Kunstsammlungen des verewigten Geheimrats Jakob v.
Hefner-Alteneck, München (1904),dannderSammlung
von Pan n witz, München, (1905), die vorwiegend
sehr wertvolle Arbeiten des Kunstgewerbes vom XV.
bis XVIII. Jahrhundert enthielt, sowie der Gemälde
sammlung des Professors Egon Ritter von Oppolzer
(Innsbruck), vom Jahre 1906 und der Sammlung von
Glasgemälden des Lord S u d e 1 e y (London), vom
Jahre 1911. Die Jahre 1911 und 1912 sind ausgezeichnet
durch eine Reihe hervorragender Auktionen von Oel
gemälden moderner Meister, nämlich der Sammlung
B a r 1 o w, des Nachlasses des Professors Fritz v. Uh de,
sowie der Sammlungen Kommerzienrat G. A. Sturm,
Kapitänleutnant Kuthe, die unter Helbings Leitung in
Berlin versteigert wurde, Kommerzienrat A. Herbst
und Professor Fr. J. M e d e r.