Nr. 6
Seite 47
Internationale Sammler-Zeitung
Bei Erscheinen seiner Erstlingswerke vor ca. 20 Jahren
wie „Liebe und Ehe im Orient“, „Urgeschichte der Ehe“ etc.
wurde man auf den Namen „Reitzenstein“ aufmerksam und
immer wieder wußte dieser Autor neue Bausteine zur Folklore
und Anthropologie vorzulegen; ich erinnere nur an die vornehme
Monatschrift „Geschlecht und Gesellschaft“, die eben den ^.Jahr
gang beendet. Vor wenigen Tagen hat ein wahres Monumental
werk des bekannten und geschätzten Autors die Presse ver
lassen, ein prächtiger Quartband, vornehm in Druck und Aus
stattung, in dem der gelehrte Verfasser eines der interessantesten
Kapitel der menschlichen Kulturgeschichte „Das Weib bei den
Naturvölkern“, behandelt. Wir lernen die „sittlichen“ Gebräuche
und Anschauungen im Frauenleben tiefstehender Volksstämme
kennen und freuen uns, mit welch treffender Polemik der Ver
fasser gegen Unduldsamkeit und Fleuchelei zu Felde zieht. —
Das Weib als Mutter und als Hausfrau sind die Brennpunkte
im Leben des primitiven Volkes sowie in der Kulturwelt. Auch
das Sexualleben der Frau, ihre anatomischen und physiologischen
Eigenarten werden in dem neuen Reitzenstein’schen Werke im
Kindheitsstadium, Pubertät und Klimakterium eingehend erörtert.
In ausführlicher, teilweise in überraschend neuartiger Weise
wird manche bisherige Unklarheit über die Stellung des Weibes
zum Manne, zum Kind und zur Oeffentlichkeit vorgeführt. Im
fünften Kapitel beleuchtet der Verfasser mit gut gewählten Bei
spielen die Kunst und Dichtung bei den heutigen Naturvölkern,
in deren Interessenkreis seit Urzeiten das Weib an erster Stelle
steht. Sehr interessant und neuartig ist auch Reitzensteins
Theorie von der Entwicklung der Ehe, des Ahnenkultes und einer
Reihe vielumstrittener soziologischer Begriffe, wie Patriarchat
und Matriarchat, Gruppenehe und Polyandrie. Auch den Laien
werden aber vor allem die prächtigen, teils blattgroßen Abbil
dungen (zum Großteile nach Original-Photographien) interessieren.
Der Preis von M 18.— in Halbleinen gebunden, ist bei der
wirklich feinsinnigen und reichen Ausstattung ein sehr be
scheidener zu nennen. A. M. P.
Die Fresken der Sixtinischen Kapelle und Raffaels
Fresken in den Stanzen und den Loggien des Vatikans,
beschrieben und erklärt von Ludwig Freiherrn v. Pastor. Mit
5 Tafeln. 12* (VIII u. 170 S.) Freiburg i. Br. 1925. Herder.
Geb. in Leinwand GM. 4. Was der große Geschichtsschreiber
der Päpste in seinem monumentalen Geschichtswerke an ver
schiedenen Stellen zerstreut über die unsterblichen Werke der
Malerei zu sagen weiß, welche die Sixtinische Kapelle, die
Stanzen und die Loggien des Vatikans schmücken, das hat er
hier für die Romfahrer in einem handlichen Büchlein zum prak
tischen Gebrauch vereinigt. An der Hand eines solchen Führers
gehen dem Besucher die Augen auf: er versteht, genießt und
erlebt, was die Mäzene und Künstler tiefgedanklich und in gran
dioser Form Vorbringen wollten: das Geschaute wird ihm zu
einem Erlebnis, das ihm auch nach der Rückkehr in die Heimat
nicht mehr entschwinden wird. Unter den Abbildungen ist die
schematische Darstellung der Decke der Sixtinischen Kapelle in
großem Format, zum Auslegen eingerichtet, besonders dankens
wert.
In der Deutschen Verlagsanstalt Stuttgart erscheint dem
nächst das Hauptwerk russischer Geschichtschreibung, die mo
numentale „Geschichte Rußlands“ von W. O. Kliutschewskij
in deutscher Uebersetzung, zugleich als erste Uebertragung in
eine westeuropäische Sprache. Das Werk wird vier Bände um
fassen. Herausgeber sind Professor Dr. F. Braun und R. von
Walter.
NEUE KATALOGE.
Der neue Katalog der Porzellansammlung Darmstädter,
der uns vorliegt, präsentiert sich als ein wahres Pracht werk, würdig
der Kollektion, die nun zur Auflösung gelangt. Dem Vorwort des Ge
heimrates von Falke, schließt sich der beschreibende Text von
Professor Dr.Schnorr von C a r o s f e 1 d an, der mit gewohnter
Gründlichkeit dieSammlungexpertisierthat. 130Tafeln erhöhen den
Wert des Kataloges. der über die Auktion hinaus wohl seinen
Wert als Nachschlagebuch behalten wird.
Joseph B a e r & Co„ Frankfurt a. M. Nr. 709. A Catalogue
of a choice collektion of boos on fine arts (2009 Nummern mit
Preisen in GM.)
Ludwig Grabow, Rostock i. M. Nr. 22 Verzeichnis ver
käuflicher Münzen und Medaillen (1582 Nummern mit Preisen
in GM.)
Brüder Egger, Wien I., Nr. 47. Verzeichnis verkäuflicher
Münzen und Medaillen. (1500 Nummern mit Preisen in Schw.Fr.)
BRIEFKASTEN.
Auf mehrere Anfragen. Die Auktionen in der Strobach-
gasse sind für Sammler von gar keinem Interesse. Das Doro
theum hat mit diesen Versteigerungen nur soweit zu tun, als
es das Personal für die Durchführung derselben zur Verfügung
stellt.
L. R. Bozen. Das Bild erzielte 300 Mark.
Die Spareinlagenbewegung im Dorotheum.
Im Monat Jänner 1925 wurden 70.179,940.600 K
eingelegt und 29.570,797.700 K rückgezahlt. Mit Ende
Jänner 1925 betrug bei einer Einlegerzahl von 34.078
der Gesamteinlagenstand 383.838,528.300 K.
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jPOsO OsOOäOCSQ OSO OiQOsQ050OSO OSO OSO0500
Versteigerung
einer Sammlung von
Kupferstichen
des 18. Jahrhunderts
der englischen und französ. Schule ^
Besonders kostbare Farbendrucke,
Schabkunstblätter u. Linienstiche
von und nach Baudoiti, Bonriet, Boucher, Chardin,
Debucourt, Delaunay, Demarteau, Descourtis,
Janinet, Moreau le ! jeune, Saint-Aubin, Reynolds,
Ward, Watteau
am 23. März 1925
in Berlin
in dem Geschäftslokale der Firma
KARL ERNST HENRICI
BERLIN W 35, Liitzowstr. 82, I
8
Reich illustrierter Katalog mit farbigen Tafeln 10 Mk.
Katalog ohne Tafeln auf Wunsch.
J. Halle, Antiquariat ß Karl Ernst Henrici
München, Ottostr. 3 a U Berlin W35, Lützowstr.82,1
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