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Internationale Sammler-Zeitung •
Nr. 14
wird jetzt eines andern belehrt. Es verlautet, die Verlassen
schaft sei so ausgedehnt, daß die Testamentsvollstrecker selber
ihren Umfang noch nicht übersehen könnten und immer noch
Neues entdecken, das in Teilversteigerungen zur Veräußerung
kommt. Wie in den letzten Wochen. Oelgemälde und Hand
zeichnungen, Studien, Skizzen, Stiche und andere Kunstblätter
verschiedener Meister. Jedesmal an 600 Nummern. Aber das
ist, wie gesagt, noch lange nicht alles. Denn Lord Leverhnlme
hat Kunstwerke gekauft und in allen Teilen des Landes ver
steckt, wie viele andere im Kriege Lebensmittel gehamstert
haben. Ais wäre er von der Furcht erfüllt gewesen, die Werke
des Pinsels und Griffels würden ihm einmal unerreichbar wer
den. Nein, ganz anders. Er hat die Kunstschätze in großen
Lieferungen erworben, in der Art, wie er seine Fabriken mit
Rohmaterial versorgte. „Schicken Sie mir fünf Rembrandt
usw.“ Das ging wohl nicht nach Wunsch. So ließ er sich
zum Beispiel von L a s z 1 o malen und bestellte, da ihm das
Bild gefiel, zum Original drei Kopien, erwarb dann 26
Exemplare einer Ansicht des Schlosses Windsor, kaufte nicht
nur Sammlungen in Bausch und Bogen, sondern ganze Maler
ateliers, so daß man interessanterweise in der zur Versteige
rung gelangten Masse neben einem Gemälde auch die dazu
gehörigen Skizzen findet. Er sah vor allem auf Quantität, und
so gelang es ihm auch, zahlreiche Qualitätsstücke zu erwerben.
In einer der .jüngsten Auktionen fanden sich unter anderm
2 Reynolds, 3 Hoppner, 5 Cromes, 11 Morlarids, 13 Constables,
ebensoviele G. A. Storey, 58 Burne-Jones und 88 James
Orrocks.
Den größten Teil seiner Erwerbungen enthält das Mu
seum, das er zu Ehren seiner Gemahlin, dem von ihm gegrün
deten Port Sunlight geschenkt hatte. Aber eine reiche Aus
wahl findet sich auch in seinem Haus The Hill in Hampstcad,
das vom Keller bis zum Boden mit Kunstwerken aller Art ge
füllt ist, und nicht weniger in seinen übrigen Palästen und
Häusern, in Thornton Manur, Cheshire, in The Bungalow zu
Rivington in Lancashire, in Lewis Castles auf den Hebriden
usw. Charakteristisch für den Mann ist, daß er Häuser ebenso
sammelte wie Kunstwerke. Er kaufte neben den erwähnten
Stafford House und schenkte es der Nation, erwarb Hall in The
Wood und gab es Rolton, brachte Grosvenor House in seinen
Besitz, niemand weiß, zu welchem Ende. Während die letzte
Versteigerung im ganzen 25.000 Pfund (875.000 Schilling) ein
gebracht hatte, zeigten die neueren ein klägliches Ergebnis.
Die Aquarelle von O rrock zum Beispiel erzielten zürn größ
ten Teil kaum die Kosten des Rahmens. Nur zwei Burne-
Jones brachten die respektablen Beträge von 42 Guineas
(David und Saiomon) und 82 Guineas (Luzifers Sturz); 43
Stücke desselben Meisters mußten zusammen um 680 Pfund
losgeschlagen werden.
A USSTELLUNGEN.
Berlin. Hollstein & Puppel. Giambattista Piranesi.
Dresden, internationale Kunstausstellung 1926.
— Neue Kunst Fides. Jusout Abbo, Plastik, Aquarelle.
Düsseldorf. Kunstausstellung auf der „Gesole i“.
— Galerie F 1 e c h t h e i m. Neue Bilder von Rudolf,
L e v y und V I a in i n c k,
Hamburg. Galerie Commeter. Werke deutscher Meister
aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Leipzig. Kunstverein. Plastik und Gemälde von Karl
Burckhardt f, Plastik und Zeichnungen von G. H. Wolff.
Stuttgart. Kunsthaus Sc ha 11 er, Juli August: Gesamt-
Ausstellung Otto D i x.
Venedig. Internationale Kunstausstellung.
A UKTIONEN.
19. Juli. London. Christi e, Manson & Woods.
Livres d’heures, Aldinen und wertvolle Bücher.
27. Juli. Luzern. Galerie Fischer. Sammlung Frau v. L
geb. de la Begassiere, Paris. Alte Meister des 14. 17. Jahr
hunderts.
Anfangs September. München. Hugo HcJ.bing. Oelge
mälde moderner Meister.
Ende September. München. Hugo H e 1 b i n g. Antiqui
täten, alte Gemälde, Plastik, ostasiatische Kunst
Herbst. Dresden. Emil Richter. Gemälde, Handzeich
nungen, Antiquitäten, Möbel, Porzellan, Fayencen, Gläser, Zinn,
Waffen, Uhren, Teppiche, Holzschnitzereien u. a. aus Privat-
und anderem Besitz.
Oktober. Freiburg i Br. Altkunst G. m. b. H. Große
Zinnsammlung eines süddeutschen Sammlers.
Mitte Oktober. Wien. Dorotheum. 372. Kunstauktion.
16. Oktober. Berlin. Hollstein & Puppel. Eine fast
vollständige Sammlung von Radierungen D. Ch o d o Wi ec k i s
19. und 20. Oktober. Berlin. H o 11 s t e i n & Puppel.
Kupferstiche alter Meister des 15. bis 18. Jahrh.
November. Freiburg in Br. Alt k unst G. m. b. H.
Casino. Möbel, Porzellane, Fayencen, Gemälde, Skulpturen
und Textilien.
LITERA TUR
W e i ß e r, Dr. phil. Hermann, C a 1 d e r o n und das W e -
sen des katholischen Dramas. Eine ästhetisch-dog-'
matische Untersuchung. 8 (24 S.) Freiburg i. Br. 1926, Her
der. M. 0.80. — Das Werkchen stellt den ersten Versuch
dar, die Wesensverschiedenheiten katholischen und nichtkatho
lischen künstlerischen Schaffens, d. h. die Eigenständigkeit
einer spezifisch katholischen Aesthetik an einer Kunstgattung
nachzuweisen.
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