Nr. 20
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Internationale Sammler-Zeitung
verinnerlichte Männlichkeit des 38jährigen tritt uns
in einem Oelbildnis Eduard Engerths entgegen.
Drei meisterhaft geschnittene Elfenbeinbildnisse von
Norbert Schrödl führen die Züge des sieben Jahre
älter gewordenen Malers vor und geben auch die
feinprofilierten Köpfe seiner Frau und Tochter wieder.
Eine besonders wertvolle Erinnerung an den
Stohlschen Freundeskreis bilden weiters jene zeichne
rischen Gaben, welche die unverkennbare Künstler
signatur eines Schwind zur Schau tragen. So: die
scharfkonturierte Ritterburg mit der drolligen Selbst
karikatur des Meisters, dann der lustige Kinder
brunnen mit dem romantischen Burgfräulein, um den
die jugendfrohe Phantasie Schwinds gar zarte
und märchenfeine Fäden zu-spinnen vermochte, ferner
das Blatt mit den fixen 15 Punkten, aus denen freilich
nur ein Schwind allerhand symbolisch-allegorische
Lebewesen hervorzuzaubern in der Lage war, schließ
lich ein Entwurf für einen Lampenschirm, auf dem
vier miniaturhaft zarte Spuckgestalten ihr Wesen
treiben.
In unserer Sammlung bemerken wir noch ein von
Franz A11 mit eindringlicher Beobachtung und
koloritischem Feingefühl gemaltes Interieurbild, das
einen Salon der Fürstin Mathilde Schwarzenberg, der
Schwester des Kardinals, wiedergibt. Von ausge
zeichneter Qualität sind noch einige Porträts von
O e 1 e n h a i n z, welche Persönlichkeiten der Wiener
Gesellschaft darstellen und in Technik und Ausdruck
wohl zu den besten gehören, die wir von diesem
Künstler zu sehen Gelegenheit fanden. Wenn wir
schließlich noch auf einzelne Arbeiten von Rott-
m a n n, B 1 a a s, C o r r o d i und Fries aufmerksam
machen, glauben wir wohl das Wesentlichste aus dem
abwechslungsreichen Versteigerungsmaterial ange
deutet zu haben.
SBCunsf Versteigerungen Bei ßepke.
Aus Berlin wird uns geschrieben:
Ein reichhaltiges Programm hat das Kunstauktionshaus
Rudolph L e p k e für den Herbst vorbereitet.
Den Anfang macht am 15. November eine Versteigerung
von Gemälden alter Meister und Handzeich-
n u n g e n. Vertreten sind in erster Linie einige beachtens
werte Werke der Früzeit, Deutsche, wie Italiener: Ein „Christus
als Weltrichter', Bilder von M a b u s e, Bartolomeo M o n -
t a g n a. Aus dem 17. Jahrhundert ist eine Reihe holländischer
Landschaften und Genrestücke von Cuyp, Poelenburgh, Maes,
Vroom, Molenaer, Dekker, Mommers elz. zu finden. Hervor
ragend unter ihnen ist ein prachtvolles, genrehaftes Porträt,
holländisch um 1645, einen jugendlichen Jäger in Landschaft
darstellend, das dem Bartolomäus van der Heist zugewiesen
wird, aber augenscheinlich die Hände mehrerer bedeuten
der Meister zu seiner Vollendung vereinigt hat. Aus dein 18.
Jahrhundert fällt ein großes repräsentatives Bildnis des
Fürsten Leopold von Dessau aus der Frühzeit des Antoine
Pesne besonders auf, es hat auch noch den schönen alten
Rokokorahmen.
Von den sonst vertretenen Meistern nennen wir: Arnigoni,
Battoni, Bassano, van Loo, Tischbein, Joh. Heinr. Schröder,
(Friedrich Wilhelm III. und die Königin Louise darstellend)
Beechy, Ditricy. Diesmal sind der Auktion auch eine Reihe
Bilder aus der Frühzeit des 19. Jahrhunderts beigefügt. Wir
finden viele von den Künstlern, die sich in den letzten Jahren
steigender Beachtung erfreuen, wie Simon Quaglio, W. v.
Kobell, C. Dillis, Dom. Quaglio, Domer, Voelcker, Kolbe u. a.
Ein kleines Bild von Constable von besonderem Reiz wird
nicht übersehen werden können.
Die am Nainittag desselben Tages zur Versteigerung ge
langende Handzeichnungsammlung ist ehemaliger
Besitz eines bekannten Hamburger Sammlers. Es sind fast nur
Zeichnungen des 19. Jahrhunderts vorzugsweise Düsseldorfer,
Berliner, Münchener, Wiener und vor allem Hamburger
Künstler. Unter diesen befinden sich viele seltene Blätter, so
daß die Sammler von Hamburgensia ihre Bestände ergänzen
können. Daneben sind auch dänische und holländische Meister
z. B. Artz, Marstrand vertreten, sowie eine kleine Anzahl der
großen satyrischen Blätter von Leandre. Der Kat. 1965 der
Kl Abb.-Taf. enthält, zeigt einige der Hauptbilder und zwei
Tafeln mit Zeichnungen.
Die Ausstellung ist geöffnet am Sonntag, den 14. und
Montag, den 15. November von 10—2 Uhr.
Die Sammlung des Kommerzienrats Jaques Mühsam
(Berlin), die am 30. November und 1. Dezember zur Ver
steigerung gelangt, enthält Werke eines hoch kultivierten
Kunstfreundes, der im Kunstleben Berlins lange Jahre eine
führende Rolle spielte, aus den verschiedensten Gebieten. Vor
allem finden wir hochwertige und qualitativ das Mittelmaß
weit überragende Stücke, seien es nun Holzfiguren des
15. und 16. Jahrhunderts oder des Barock, seien es Möbel
oder F aycnce n, in jedem Stück wird man den verwöhnten
Geschmack des Sammlers erkennen. Von zwei kleinen Go
belins des 16. Jahrhunderts, gehört der eine einer nord
deutschen Manufaktur an. Ueberraschend gut ist auch Klein
kunst vertreten, die Arbeiten in Buchs, Bronze und Elfenbein.
Alles in allem kann man wohl sagen, daß durch diese Ver
steigerung eine Belebung des Kunstmarktes zu erhoffen ist,
da in Deutschland ja leider die gute Qualität immer seltener
geworden ist und Versteigerungen dieser Art jetzt zu den
großen Ausnahmen gehören.
Der mit zirka 50 Abbildungstafeln ausgestattete Katalog
1966 wird gegen Mitte November erscheinen und ist zum
Preise von 10 Mark durch Rud. Lepke zu beziehen.
Die Ausstellung ist geöffnet von Sonnabend den 27. bis
Montag den 29. November von 10 — 2 Uhr.
Am 9. und 10. Dezember kommt bei Lepke die Sammlung
Friedrich Girtan'ner (Zürich) zum Ausgebot. Girtanner
hat, abgesehen von einer kleinen Gruppe sehr hübscher
Gläser des 18. Jahrhunderts nur keramische Arbeiten
gesammelt, wobei er dem europäischen und ostasiatischen
Porzellan vor anderen Erzeugnissen der Keramik und den
Geschirren vor der Figurenplastik den Vorzug gegeben hat.
Sehr reich vertreten ist die Meissener Manufaktur. Eine
Reihe von Höroldtarbeiten, Kannen, Kummen, Deckel
schalen, Tassen u. a. m., sowie schöne Porzellane mit farbigen
Fonds von ausgezeichneter Qualität repräsentieren die erste
Blütezeit der Fabrik; mehrere große Terrinen und Schüsseln
gehören derselben Zeit an und zeigen in reicher Mannigfaltig
keit die schönsten Arten der Meissener Geschirr-Dekoration.
An Hausmalerarbeiten enthält die Sammlung ebenfalls hoch
Interessantes, ebenso vorzügliche Arbeiten aus Böttger-
st ein zeug. Aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts
sind neben sehr schönen Meissener Stücken Arbeiten aus den
meisten deutschen Manufakturen vorhanden, namentlich
Frankenthal ist mit höchst reizvollen frühen Tassen mit der
Löwenmarke vertreten.
Sevres nimmt einen ziemlich breiten Raum ein. Es
sind vornehmlich Tassen aus den siebziger bis neunziger
Jahren, doch finden sich auch zwei frühe Stücke (Kanne und
Kumme) aus dem ersten Jahr der Manufaktur in Vin-
cennes.
Von plastischen Erzeugnissen wären zu nennen
eine kleine Anzahl von Meissener Figuren, darunter ein laute-
spielendcr Harlekin in Goldbronzefassung, ferner ein reicher
Rocaillerahmen für einen Spiegel. Vorzüglich ist auch die
große Kinderstatuette der Wegely’schen Fabrik.
Von chinesischem Porzellan erwähnen wir eine
ganze Anzahl von schönen Schüsseln des 17. und 18. Jahr
hunderts und eine große blanc de chine-Figur. Einige gute
italienische Majoliken (Florenz, Faenza, Castel-
Durante, Venedig, Castelli) darunter zwei frühe Stücke um
1500 eine schöne Palissy-Schüssel. Ein halbes Dutzend
spanischer Lüster -Majoliken und verschiedene
Steinwerkzeugarbeiten und Fayencen ergänzen die Bestände
in Porzellan in erwünschtester Weise, sodaß auch Sammlern
dieser keramischen Erzeugnisse Gediegenheit gegeben wird,
gute Stücke zu erwerben.
Der illustrierte Katalog 1967 ist zum Preise von 3 Mark
durch Rudoph Lepke zu beziehen.
Die Ausstellung ist geöffnet vom Montag, den 5. bis
Mittwoch, den 7. Dezember 1926 von 10 2 Uhr.