MAK
Nr. 20 
Seite 159 
Internationale Sammler-Zeitung 
verinnerlichte Männlichkeit des 38jährigen tritt uns 
in einem Oelbildnis Eduard Engerths entgegen. 
Drei meisterhaft geschnittene Elfenbeinbildnisse von 
Norbert Schrödl führen die Züge des sieben Jahre 
älter gewordenen Malers vor und geben auch die 
feinprofilierten Köpfe seiner Frau und Tochter wieder. 
Eine besonders wertvolle Erinnerung an den 
Stohlschen Freundeskreis bilden weiters jene zeichne 
rischen Gaben, welche die unverkennbare Künstler 
signatur eines Schwind zur Schau tragen. So: die 
scharfkonturierte Ritterburg mit der drolligen Selbst 
karikatur des Meisters, dann der lustige Kinder 
brunnen mit dem romantischen Burgfräulein, um den 
die jugendfrohe Phantasie Schwinds gar zarte 
und märchenfeine Fäden zu-spinnen vermochte, ferner 
das Blatt mit den fixen 15 Punkten, aus denen freilich 
nur ein Schwind allerhand symbolisch-allegorische 
Lebewesen hervorzuzaubern in der Lage war, schließ 
lich ein Entwurf für einen Lampenschirm, auf dem 
vier miniaturhaft zarte Spuckgestalten ihr Wesen 
treiben. 
In unserer Sammlung bemerken wir noch ein von 
Franz A11 mit eindringlicher Beobachtung und 
koloritischem Feingefühl gemaltes Interieurbild, das 
einen Salon der Fürstin Mathilde Schwarzenberg, der 
Schwester des Kardinals, wiedergibt. Von ausge 
zeichneter Qualität sind noch einige Porträts von 
O e 1 e n h a i n z, welche Persönlichkeiten der Wiener 
Gesellschaft darstellen und in Technik und Ausdruck 
wohl zu den besten gehören, die wir von diesem 
Künstler zu sehen Gelegenheit fanden. Wenn wir 
schließlich noch auf einzelne Arbeiten von Rott- 
m a n n, B 1 a a s, C o r r o d i und Fries aufmerksam 
machen, glauben wir wohl das Wesentlichste aus dem 
abwechslungsreichen Versteigerungsmaterial ange 
deutet zu haben. 
SBCunsf Versteigerungen Bei ßepke. 
Aus Berlin wird uns geschrieben: 
Ein reichhaltiges Programm hat das Kunstauktionshaus 
Rudolph L e p k e für den Herbst vorbereitet. 
Den Anfang macht am 15. November eine Versteigerung 
von Gemälden alter Meister und Handzeich- 
n u n g e n. Vertreten sind in erster Linie einige beachtens 
werte Werke der Früzeit, Deutsche, wie Italiener: Ein „Christus 
als Weltrichter', Bilder von M a b u s e, Bartolomeo M o n - 
t a g n a. Aus dem 17. Jahrhundert ist eine Reihe holländischer 
Landschaften und Genrestücke von Cuyp, Poelenburgh, Maes, 
Vroom, Molenaer, Dekker, Mommers elz. zu finden. Hervor 
ragend unter ihnen ist ein prachtvolles, genrehaftes Porträt, 
holländisch um 1645, einen jugendlichen Jäger in Landschaft 
darstellend, das dem Bartolomäus van der Heist zugewiesen 
wird, aber augenscheinlich die Hände mehrerer bedeuten 
der Meister zu seiner Vollendung vereinigt hat. Aus dein 18. 
Jahrhundert fällt ein großes repräsentatives Bildnis des 
Fürsten Leopold von Dessau aus der Frühzeit des Antoine 
Pesne besonders auf, es hat auch noch den schönen alten 
Rokokorahmen. 
Von den sonst vertretenen Meistern nennen wir: Arnigoni, 
Battoni, Bassano, van Loo, Tischbein, Joh. Heinr. Schröder, 
(Friedrich Wilhelm III. und die Königin Louise darstellend) 
Beechy, Ditricy. Diesmal sind der Auktion auch eine Reihe 
Bilder aus der Frühzeit des 19. Jahrhunderts beigefügt. Wir 
finden viele von den Künstlern, die sich in den letzten Jahren 
steigender Beachtung erfreuen, wie Simon Quaglio, W. v. 
Kobell, C. Dillis, Dom. Quaglio, Domer, Voelcker, Kolbe u. a. 
Ein kleines Bild von Constable von besonderem Reiz wird 
nicht übersehen werden können. 
Die am Nainittag desselben Tages zur Versteigerung ge 
langende Handzeichnungsammlung ist ehemaliger 
Besitz eines bekannten Hamburger Sammlers. Es sind fast nur 
Zeichnungen des 19. Jahrhunderts vorzugsweise Düsseldorfer, 
Berliner, Münchener, Wiener und vor allem Hamburger 
Künstler. Unter diesen befinden sich viele seltene Blätter, so 
daß die Sammler von Hamburgensia ihre Bestände ergänzen 
können. Daneben sind auch dänische und holländische Meister 
z. B. Artz, Marstrand vertreten, sowie eine kleine Anzahl der 
großen satyrischen Blätter von Leandre. Der Kat. 1965 der 
Kl Abb.-Taf. enthält, zeigt einige der Hauptbilder und zwei 
Tafeln mit Zeichnungen. 
Die Ausstellung ist geöffnet am Sonntag, den 14. und 
Montag, den 15. November von 10—2 Uhr. 
Die Sammlung des Kommerzienrats Jaques Mühsam 
(Berlin), die am 30. November und 1. Dezember zur Ver 
steigerung gelangt, enthält Werke eines hoch kultivierten 
Kunstfreundes, der im Kunstleben Berlins lange Jahre eine 
führende Rolle spielte, aus den verschiedensten Gebieten. Vor 
allem finden wir hochwertige und qualitativ das Mittelmaß 
weit überragende Stücke, seien es nun Holzfiguren des 
15. und 16. Jahrhunderts oder des Barock, seien es Möbel 
oder F aycnce n, in jedem Stück wird man den verwöhnten 
Geschmack des Sammlers erkennen. Von zwei kleinen Go 
belins des 16. Jahrhunderts, gehört der eine einer nord 
deutschen Manufaktur an. Ueberraschend gut ist auch Klein 
kunst vertreten, die Arbeiten in Buchs, Bronze und Elfenbein. 
Alles in allem kann man wohl sagen, daß durch diese Ver 
steigerung eine Belebung des Kunstmarktes zu erhoffen ist, 
da in Deutschland ja leider die gute Qualität immer seltener 
geworden ist und Versteigerungen dieser Art jetzt zu den 
großen Ausnahmen gehören. 
Der mit zirka 50 Abbildungstafeln ausgestattete Katalog 
1966 wird gegen Mitte November erscheinen und ist zum 
Preise von 10 Mark durch Rud. Lepke zu beziehen. 
Die Ausstellung ist geöffnet von Sonnabend den 27. bis 
Montag den 29. November von 10 — 2 Uhr. 
Am 9. und 10. Dezember kommt bei Lepke die Sammlung 
Friedrich Girtan'ner (Zürich) zum Ausgebot. Girtanner 
hat, abgesehen von einer kleinen Gruppe sehr hübscher 
Gläser des 18. Jahrhunderts nur keramische Arbeiten 
gesammelt, wobei er dem europäischen und ostasiatischen 
Porzellan vor anderen Erzeugnissen der Keramik und den 
Geschirren vor der Figurenplastik den Vorzug gegeben hat. 
Sehr reich vertreten ist die Meissener Manufaktur. Eine 
Reihe von Höroldtarbeiten, Kannen, Kummen, Deckel 
schalen, Tassen u. a. m., sowie schöne Porzellane mit farbigen 
Fonds von ausgezeichneter Qualität repräsentieren die erste 
Blütezeit der Fabrik; mehrere große Terrinen und Schüsseln 
gehören derselben Zeit an und zeigen in reicher Mannigfaltig 
keit die schönsten Arten der Meissener Geschirr-Dekoration. 
An Hausmalerarbeiten enthält die Sammlung ebenfalls hoch 
Interessantes, ebenso vorzügliche Arbeiten aus Böttger- 
st ein zeug. Aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts 
sind neben sehr schönen Meissener Stücken Arbeiten aus den 
meisten deutschen Manufakturen vorhanden, namentlich 
Frankenthal ist mit höchst reizvollen frühen Tassen mit der 
Löwenmarke vertreten. 
Sevres nimmt einen ziemlich breiten Raum ein. Es 
sind vornehmlich Tassen aus den siebziger bis neunziger 
Jahren, doch finden sich auch zwei frühe Stücke (Kanne und 
Kumme) aus dem ersten Jahr der Manufaktur in Vin- 
cennes. 
Von plastischen Erzeugnissen wären zu nennen 
eine kleine Anzahl von Meissener Figuren, darunter ein laute- 
spielendcr Harlekin in Goldbronzefassung, ferner ein reicher 
Rocaillerahmen für einen Spiegel. Vorzüglich ist auch die 
große Kinderstatuette der Wegely’schen Fabrik. 
Von chinesischem Porzellan erwähnen wir eine 
ganze Anzahl von schönen Schüsseln des 17. und 18. Jahr 
hunderts und eine große blanc de chine-Figur. Einige gute 
italienische Majoliken (Florenz, Faenza, Castel- 
Durante, Venedig, Castelli) darunter zwei frühe Stücke um 
1500 eine schöne Palissy-Schüssel. Ein halbes Dutzend 
spanischer Lüster -Majoliken und verschiedene 
Steinwerkzeugarbeiten und Fayencen ergänzen die Bestände 
in Porzellan in erwünschtester Weise, sodaß auch Sammlern 
dieser keramischen Erzeugnisse Gediegenheit gegeben wird, 
gute Stücke zu erwerben. 
Der illustrierte Katalog 1967 ist zum Preise von 3 Mark 
durch Rudoph Lepke zu beziehen. 
Die Ausstellung ist geöffnet vom Montag, den 5. bis 
Mittwoch, den 7. Dezember 1926 von 10 2 Uhr.
	        
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