Nr. 6
Internationale Sammler-Zeitung
Seite 45
‘Versteigerung in der daterie
FFromme.
Die junge Wiener Galerie Fromme debütiert
am 16. März mit einer Bilderversteigerung. Getreu
ihrem Prinzip, nur gute Qualität auf Lager zu halten,
bringt sie eine Sammlung zur Auflösung, die in Wien
im besten Rufe stand. Jeder, der in den letzten Jahr
zehnten die Auktionen in Wien besuchte, wußte, daß
Josef Holzer mit Sachkenntnis und Geschmack
sammelte und daß er kein Bild seiner Sammlung ein
verleiben würde, das nicht dem kritischesten Auge
stand halten würde.
In der Hauptsache bevorzugte Holzer die Altwiener
Genremalerei, deren vorzüglichste Vertreter denn auch
in seiner Sammlung aufscheinen. Von Danhauser
finden wir da das Aquarell „Wenn zwei sich streiten“,
das aus dem vorletzten Lebensjahre des Künstlers
stammend, die erste künstlerische Prägung eines fast
gleichzeitig voll ausgereiften Bildes zeigt Hund und
Katze, die beiden feindlichen Hauptakteure der Hand
lung, fehlen auf unserem Blatte; hingegen ist die
Charakteristik der beiden jugendlichen Zuschauer von
einer Schärfe und Eindringlichkeit, die uns auf dem
vollendeten Bild beinahe-vermindert erscheint. Von be
strickendem Reiz ist ein kleines Oelbild von Fendi.
Unter den Aquarellen des bedeutendsten Fendischülers
Karl Schindler befinden sich einige wertvolle
Blätter, wie der italienische Spion, der in ein österr.
Vorpostenlager eingebracht wurde oder die österreichi
sche Infanterie, die auf ein im Hintergrund sichtbares
Dorf marschiert. Von Treml, der gleichfalls dem
Fendikreise angehört, sind nur ein paar Soldatenfiguren
vorhanden, die freilich über die Individualität des bis
weilen recht geschickten Darstellers vormärzlicher Mili
tärszenen nur wenig auszusagen vermögen. Altwiener
Herkunft sind weiters noch einige Stilleben-und Blumen
maler, die, wie F. X. Peter, der weniger häufige und
vorzügliche N i g g, oder der wenig bekannte, an der
Wiener Akademie herangebildete Pen ater, einer mehr
oder minder stilisierten Naturtreue den zeitüblichen
Tribut abstatten. Die Wiener Genremalerei einer
späteren, uns näher liegenden Epoche vertritt Anton
Müller, dessen „Vogelfreund“ sicherlich die Kauflust
der Kunstfreunde und Sammler in erhöhtem Maße er
regen wird. Ihm schließt sich ein Isidor Kaufmann
an, der aus dem Vorraum eines Wiener Bezirksgerichtes
die zur Verhandlung erschienenen Leopoldstädter Volks
und Charaktertypen iii packender Realistik hervortreten
läßt und zuletzt noch ein typischer S c h ö d 1, der in
einem orientalischen Stilleben einige Eigenheiten seines
Spezialistentums aufzeigt. Eine komponierte „ideale“
Landschaft, in der Art des Poussin, trägt die Künstler
signatur Karl Marko des Aelteren. Seine „Geburt des
Dionysos“ in zeichnerischer und koloristischer Hinsicht
von gewinnender Sorgfalt und Sauberkeit ist das Pro
dukt einer reich beschwingten Phantasie, die freilich
nur selten ihres etwas schwerfälligen, mythologisch
antikirierenden Hilfsapparates entbehren kann. Ein paar
Arbeiten von Rudolf von Alt weisen auf die inter
essanten künstlerischen und kunsttechnischen Unter
schiede hin, die zwischen den Leistungen des Zwanzig
jährigen und des um 30 Jahre älteren Malers bestehen.
Das Aquarell mit der Ansicht der Ortschaft um den
St. Wolfgangsee, 1833 entstanden, zeigt noch einiger
maßen den steifen akademischen Einschlag der etwa
auf mancher der zahlreichen Veduten eines Gurk oder
Hoechle zu sehen ist In den Bauernhäusern am Ufer
der Traun, dem Jahre 1862 entstammend, ist dagegen
schon jene freie und breite Maltechnik bemerkbar, die
Für eine große
Privatsammlung
Suchö und
Kaufe ich
Bilder des XIX. Jh.
nur
allererster Meister
insbesondere
Eugen v, Blaas
Francesco Vinea
sowie
Deuts che Meister,
III!
Offerte mit Größen- und Preisangabe ' an
Kunsthandlung
Richard Schmal, Wien, I,
Schottengasse. 7,
eine anheimelnde Verbindung des Landschaftsbildnis mit
mehr oder minder reichen architektonischen und figur-
alen Details herzuzaubern weiß und fast gleichzeitig
eine stolze Reihe minutiös durchgeführter Stadtansichten,
intimer Straßenszenen oder imposanter Bauwerke zur
Ausführung bringt. In der „Villa Melzi" tritt beinahe
nur der Landschafter hervor, der jedem Baum, jedem
Zweig und Blatt ein fast verwirrendes Natur- und Detail
studium zuwendet. In einem wohl etwas später gemalten
Straßenbild — es stellt den Calvinplatz in Budapest
dar — macht sich nun wieder der unermüdliche Regi
strator interessanter Bauformen, der peinlich korrekte
und doch zugleich lebendige Darsteller architektonischer
und perspektivischer Einzelnheiten geltend.
Die Sammlung Holzer bietet ferner eine kleine
Auswahl der künstlerischen Leistungen Pettenkof e n s,
die zumeist dem Nachlaß des Künstlers entstammen.
Hier wären etwa im besonderen zu nennen: Das in
glatter Pinselführung bis ins kleinste Detail durch
modellierte Brustbild des „Apothekers", das mit breiten
Strichen hingeworfene Profilporträt der „Theresa“, dann
ein „Ungarischer Pferdemarkt", mit der meisterlichen
Wiedergabe der in wechselnder Ruhe und Beweglich
keit verharrenden Tiermodelle, eine Zigeunerhütte auf
der Pußta und auch noch ein paar Handzeichnungen,
wie die Skizze zum Szolnoker Marktplatz, mit der
typisch weithinragenden Barocksäule und eine Haustür
mit Stiege und Geländer, über die sich allerhand
Wäschezeug in bunter Anordnung breitet. Tiermaler von
Temperament und Begabung sehen wir in Schmitson
und Otto von Thoren. J E. S c h i n d 1 e r ist durch
eine melancholisch angehauchte Pappelallee repräsentiert,
seine bedeutendste Schülerin Tina Blau durch eine
ins Südliche transponierte Ansicht von Perchtoldsdorf.