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Internationale Sammler-Zeitung
Nr. 1
Die neuesten DRrßeiten ^Ferdinand Schmutzers.
In den letzten Tagen hat Professor Ferdinand
Schmutzer die lange Reihe seiner großen Meister
blätter wieder um eines vermehrt. Es erreicht zwar
nicht die Maße des „Joachimquartettes“, ragt aber
über dieses nicht nur durch die Zahl der Dargestellten,
sondern auch durch die Art der Durchführung hinaus.
Schmutzer hat „Felix v. Weingartner die Wiener
Philharmoniker dirigierend“ dargestellt. In zwei an
den Seiten ansteigenden Kurven, die Mitte bis- tief
in den Hintergrund hinein erfüllend, sind die Philhar
moniker angeordnet, unter denen u. a. auch bekannte
Größen deutlich erkennbar sind, während rechts an
den Bildrand gerückt Weingartner sichtbar ist. Ab
gesehen von den Porträtleistungen gewinnt dieses
Blatt vor allem durch die fabelhafte Verteilung von
Licht und Schatten, selbst eine Symphonie weichster
und feinster Töne innerhalb des großen Musikvereins
saales, dessen Architekturen in' sanften Linien die
Musik des Lichtes begleiten.
Platten allerjüngsten Datums sind ferner die
„Betenden Mönche“, und der „Kopf eines Mönches“,
Franziskaner aus Assisi. Im einfachen Umriß tauchen
die beiden „Betenden Mönche“ aus dem Dunkel der
Klostermauern hervor, von Licht nur so viel um
strahlt, als notwendig ist, um sie sichtbar werden zu
lassen. Dieser Geschlossenheit und Einfachheit, die
auch in der Architektur des Raumes zum Ausdruck
kommt, steht die gewaltige Verinnerlichung der An
dacht gegenüber. Das Eine durch das Andere gestei
gert. Mehr als Physiognomiestudie ist dagegen der
„Mönchskopf“ zu werten, schräg zur Seite gelegt,
blickt er in tiefster Andacht zum Himmel empor. Eine
überirdische Verzückung liegt auf dem gewiß nicht
unhübschen Antlitz und verleiht ihm Anmut, indem es
die herben Linien auflöst. Schmutzer hat diese inter
essanten Köpfe auch gemalt. Kleine Bildchen aber
reich an Ausdruck und innerem Leben. Wie alle Blätter
dieses Meisters sind auch diese vollendet in der tech
nischen Durchführung. Die feinen Tonwerte im Ge
sicht und in den halbdunklen Schattentönen gelingen
nur einem so sensiblen Künstler wie Schmutzer. Hierin
beweist er seine ungeheure malerische Begabung und
Kraft.
Dr. Bruno Binder.
DD erbe after Ffffaterei und FPfastih.
Aus Köln wird uns geschrieben:
Einen großartigen Verlauf nahm die am 14. De
zember im Kunstauktionshause Math. Lempertz
abgehaltene Versteigerung von Werken alter Malerei
und Plastik. Das Glanzstück der Sammlung, das Köl
nische Tafelgemälde um 1370 wurde von der Firma
J. Rosenbaum in Frankfurt a. M. um den Betrag
von 10 9.250 Mark (einschließlich des Aufgeldes)
erworben. In den Besitz derselben Firma ging auch
die Alabaster-Pietä vom Meister des Rimini-Altares.
Der Preis betrug mit Aufgeld 11.500 Mark.
Bemerkenswerte Preise brachten ferner:
4 A r e t i n o, Zwei Tafeln versch. Größe 1450
7 Florent. Meister des 15. J., Betende Madonna 400
8 Clpuet, Damenbildnis um 1560 14.000
9 Der Meister von 1518, die hl. Anna Selbdritt 11.000
10 Nürnberger Meister Anf. 16. J., St. Clara von
Montfaucon 3400
12 Denis van Alsloot, Winterlandschaft 540
15 Bassano-Schule, Jesus beim Pharisäer Simon 440
18 B i s s o 1 o, Kopf einer jungen Frau 3000
20 Rrouwer, Der Fußoperateur 1200
21 Jan Brueghel I., Kl. Landschaft mit Bauernszenen 1700
22 Pieter Brueghel II., gen. Höllenbrueghel, Brand
von Sodom und Gomorrha 380
25 Rosalba Carriera, Lachendes Mädchen 1400
28 C o n i n x I o o, Kleine Waldlandschaft 500
32 D u s a r t, Zechende Bauern 780
33 Englisch, 18. J., Waldlandschaft mit Entenjagd 270
37 Gortzius G e 1 d o r p, Bildnis einer jungen Dame 260
40 G y s e 1 s, Felsenlandschaft 460
41 Dersl., Baumreiche Landschaft 460
43 Hannemann, Bildnis einer alten Dame 390
50 Pieter de H o o c h, Rastende Offiziere im Stall 8500
58 Jan Miensze M o 1 e n a e r, Bauernkirmes,
(Bohnenfest) 1300
61 Ovcrschel, Stilleben 600
67 S c h e 11 i n k s, Baumreiche Landschaft 1050
69 Daniel Segtiers zugeschr., Blumenkranz 420
71 Juriaati van Stree'ck, Früchtestilleben 2700
72 Ders., Gegenstück 480
77 De V 1 i e d e r, Marine 900
80 W y c k e, Siidlätid. Felsenküste 280
Bildwerke in Holz und Stein.
86 Kölnisch, 14. J., Standfigur -der Maria mit Jesuskind 800
92 Fränkisch um 1520, Standfigur des hl. Florian 1050
95 Niederrheinisch um 1500, Kopf eines Pilgers 700
100 Süddeutsch (?), um 1550, Der leidende Christus von
zwei Engeln gestützt, Elfenbein 460
102 Italien, Anf. 16. J., Gotisches Minnekästchen in
Buchholz 300
106 Danziger Rollenschrank, 1. LI. 17. J. 3000
110 Louis XVI. Pendiile und 2 Girandolen, Paris um 1770 750
FKunstauhtionen im Dorotheum.
Die 373. Kunstauktion des Wiener Dorotheums
gliederte sich in zwei Teile, deren erster eine
Zwangsversteigerung betraf. Es handelte
sich um die Gemäldesammlung des Herrn Robert von
Cohen, die auf Betreiben der Speditionsfirma
Schenker & Co. unter den Hammer kam. Die
118 Nummern umfassende Sammlung von Bildern
wurde als Ganzes feilgeboten und von der Firma
Schenker & Co. um den Ausrufspreis von 6 0.0 0 0
Schilling erstanden.
Die Versteigerung hat eine interessante Vor
geschichte, die ein trübes Licht auf ein gewisses Ex-
pertentum wirft. Robert von C o h e n, ein ehemaliger
Offizier, legte eine Bildersammlung an, für die er,
als seine Mittel nicht mehr reichten, sich das Geld von
Wucherern beschaffte. Mit geringem Kunstverständ
nis kaufte er alles, was schlecht und teuer war. In
dem Katalog, den er drucken ließ, wimmelte es nur so
von berühmten Namen, während es tatsächlich meist
Bilder unbekannter Maler, vielfach schlechtweg Dilet
tantenarbeiten, waren. Das Traurigste an der Sache
war, daß Dr. Theodor Frimme 1, ein Kunstgelehr
ter von Ruf, keinen Anstand nahm, die Echtheit der
Bilder zu bestätigen. Der marktfremde greise Mann
setzte auch so phantastische Schätzungspreise ein, daß
der Wert der Sammlung mit 1,800.000 Schilling (18