Nr. 11
Internationale Sammler-Zeitung
Seite 103
Moreau-Nelaton mit großem Erfolg den Spuren des Vaters.
Sein Name ist mit dem vierbändigen Corot-Werk verknüpft,
für das er die Biographie des Meisters schrieb und dessen
riesigen Katalogteil er nach dem Tode Alfred Ribauts voll
endete. 1916 erschien sein zweibändiges Werk: „Delacroix,
raconte par lui-meme“, und im vorigen Jahre im gleichen
Rahmen die zwei Bände „Manet, raconte par lui-meme“;
Quellenwerke von großer wissenschaftlicher Bedeutung.
(Galerie Hans Goltz, München.) Die Juni-
Ausstellung zeigt das zeichnerische Werk von Konrad West
pfahl und neue Zeichnungen und Holzschnitte von Carl
R a b us. Ein Saal ist für die ständige Ausstellung von Hand
zeichnungen alter Meister des 16. bis 18. Jahr
hunderts eingerichtet, einem Gebiet, welchem die Galerie in
Zukunft besondere Pflege angedeihen lassen wird.
(Juan G r i s f.) In Boulogne-sur-Seine starb erst 40-
jährig, der Maler Juan G r i s, neben Picasso und Braque der
markanteste Vertreter des Kubismus. Sechs Jahre jünger als
sein Landsmann Picasso, kam Gris sechs Jahre nach diesem
aus seiner Heimat Madrid nach Paris (1906). Wiederum sechs
Jahre später stellte Gris, der Autodidakt, erstmals bei den
„Independants“ aus; Bildnisse Picassos und Raynals stehen
am Beginn seiner wesentlichen Produktion. In seinen Stil
leben und figürlichen Arbeiten erweist sich Gris von Anfang
an als der Maßvollste der Kubisten, der am wenigsten vorn
Motiv sich entfernt, Bilder von farbig stiller Art malt. Auch
als Graphiker er war langjähriger Mitarbeiter an der
„Assiette au Beurre“ und hat auch geschmackvolle Buchillu
strationen geschaffen — zeichnete sich Gris durch geschmack
liche Reserve und eine stilistische Beständigkeit aus, die ihn
in wohltuenden Gegensatz zu manchen kubistischen Gauklern
brachte.
(Ein polizeilich entdecktes Künstler
talent.) Eine geradezu phantastisch klingende Angelegen
heit beschäftigt derzeit Budapest. Ein Fälscher, der seine
Arbeiten, mit dem Signum berühmter Goldschmicdekünstler
versehen, zu verkaufen suchte, wurde entlarvt und von der
Polizei verhaftet. Nun stellte sich heraus, daß dieser Fälscher
ein viel größerer Künstler ist als diejenigen, mit deren Namen
er signierte. Anfang dieses Jahres kaufte das Nationalmuseum
von einem Juwelier einen Silberkelch, eine prachtvolle Arbeit.
Der Kelch trug die Jahreszahl 1850 und das Signum des be
rühmten Goldschmieds Szentpetery. Niemand zweifelte
an seiner Echtheit. Erst als die Sachverständigen ihn ein
gehender untersuchten, mußte festgestellt werden, daß eine
Fälschung vorliege. Aber auch, daß der Fälscher ein hervor
ragender Künstler sei. Es wurde hierauf folgender Aufruf
veröffentlicht: „Der Fälscher des an das Nationalmuseum
verkauften Silberkelches soll sich unverzüglich melden. Es
wird ihm in diesem Falle Straflosigkeit zugesichert,
denn seine Arbeiten sind so schön und künstlerisch wertvoll,
daß sie das Original nicht nur erreichen, sondern auch über
flügeln. Ungarisches Nationalmuseum.“ — Dieser seltsame
Aufruf blieb ohne Erfolg. Der Künstlerfälscher meldete sich
nicht. Auch die polizeiliche Suche nach ihm verlief resultat-
los. Inzwischen tauchten noch einige Silberkelche auf, die sich
ebenfalls als künstlerische Fälschungen erwiesen. Vor einigen
Tagen erschien nun bei dem Juwelier Friedmann ein junger
Mann und bot ihm einen Empirekelch von Szentpetery zum
Verkauf an. Der Juwelier erinnerte sich des Aufrufs, ver
ständigte die. Polizei und ließ den Verkäufer des Kelches ver
haften. Der ertappte Fälscher, Anton Schreiber, gestand
alles. Er ist ein gelernter Goldschmied, konnte aber, da sein
Name gänzlich unbekannt ist, mit seiner Kunst nicht durch
dringen. Er war also gezwungen, das Signum bekannter Mei
ster zu fälschen, um seine Arbeiten anbringen zu können.
Nun will der Juwelier, der ihn entlarvte, ihm ein Atelier ein
richten, wo er unter, seinem eigenen Namen schaffen soll. Dies
ist die kurze Geschichte eines Talents, das mit polizeilicher
Assistenz entdeckt werden mußte.
(Graphisches Kabinett Münche n.) Bis Mitte
Juni Ausstellung von Handzeichnungen, Pastellen und Aqua
rellen von Ernst Ludwig Kirchner aus den Jahren 1905
bis 1926.
MUSEEN.
(Neuerwerbungen der Berliner Gemälde
galerie.) Die Gemäldegalerie des Kaiser-Friedrich-
Museums hat durch Tausch eine Landschaft des holländischen
Malers Jan Asseliin erworben, den „Durchbrochenen
Deich“, und ein Hauptwerk des Utrechters Abraham Bloe-
maert angekauft, das Bauerngehöft mit der Ausreise des
Tobias.
(Sammlung jüdischer Kultgeräte in
Kassel.) Als besondere Abteilung des hessischen Landes
museums in Kassel wurde dieser Tage eine Sammlung
jüdischer Kultgeräte der Oeffentlichkeit übergeben, die
trotz ihrer fragmentarischen Natur einen guten Ueberblick
über die kulturelle Entwicklung des hessischen Judentums
gibt. Besonders reich ist die Schau der Textilien, die durch
ihre heraldische Ornamentik - der hessische Löwe wird oft
verwendet — erweisen, wie stark der Einfluß des Zeitstils sich
bis in die handwerksmäßige Herstellung der liturgischen Ge
rätschaften durchzusetzen wußte. Ein mittelalterlicher Thora
vorhang zeigt die päpstliche Tiara. Ein Räuchergefäß ist einem
gotischen Türmchen nachgebildet. Sehr interessant ist auch
eine Sammlung alter Messussa, die wie Bauernschnitzereien
wirken. Schofarhörner, alte Trauringe, Becher, Zinnschüsseln
und eine große Zahl alter Drucke und Heiratsurkunden ver
vollständigen die Sammlung.
VOM KUNSTMARKT.
(Kunstauktion in Münche n.) Am 11. Juni findet
bei Hugo Helbing in München, Waginiilierstr. 15, die
Versteigerung von Öelgemälden, Aquarellen und Handzeich
nungen moderner Meister, aus dem Besitze eines süddeutschen
Kunstfreundes und aus anderem Besitze statt. Ganz besonders
sei betont, daß die Handzeichnungen und Aquarelle der deut
schen und französischen Schule die bedeutendsten Namen auf
weisen, wie: A. Braith, E. C. Corot, L. Corinth, N. Diaz, H.
Daumier, E. Delacroix, J. L. Forain, C. Guys, J. Gericault.,
A. Kubin, Käthe Kollwitz, O. Kokoschka, M. Liebermann, W.
Leibi, Ch. Schuch, Hans von Marees, C. Pissarro, F. Rayski,
D. A. Raffet, H. Regnault, M. Slevogt, Th. Steinlein, H. Thoma,
W. Trübner, C. Troyon, Toulouse-Lautrec, F. v. Uhde, J.
Wenglein, H. v. Zügel, etc. Von den Gemälden müssen zwei
Friedrich G. W a 1 d m ü Il e r „Das Erwachen zu neuem Leben“
„Der alte Geiger“ an die Spitze gestellt werden, tiefempfun
dene, zeichnerisch und malerisch hochwertige Kompositionen.
Weiter sind zu nennen: A. Achenbach, A. Burger, B. But
tersack, L. Corinth, F. v. Defregger, W. v. Diez, J. Gallcgos,
E. v. Grützner, K. Haider, H. v .Habermann, C. Heffncr, H.
Hartwich, A. Hengeler, A. v. Keller, A. Langhammer, M. Lieber
mann, F. Rayski, C. Spitzweg („Flucht nach Aegypten“ und
„Der Anachoret“, zwei Arbeiten vorzüglichster Qualität und
bester Zeit), F. Schider, L. Samberger, Ed. Schleich d. Ae.,
Rob. Schleich, C. Seiler, Ant. Seitz, M. Slevogt, G. Schönleber,
A. Spring, W. Trübner, H. Thoma, F. v. Uhde, Fr. Voltz, J.
Wopfner, Ernst Zimmermann, L. v. Zumbusch, u. a. m. Der
illustrierte, mit 16 Abbildungstafeln ausgestattete Katalog ge
langt zum Preise von 2 Rm. zur Ausgabe. Auskünfte über
Schätzungen, etc. werden durch die Firma Hugo H e 1 b i n g,
München, bereitwilligst erteilt.
(1 1.0 00 Mark für einen Kupferstich von
Schongaucr.) Die vom 10. bis 12. Mai stattgehabte
Kupferstich-Versteigerung der Firma Hollstein & Puppe 1,
Berlin, W. 15., „Zwei Sammlungen aus süddeutschem Besitz
und Dubletten deutscher Kupferstichkabinette“, welche von
zahlreichen in- und ausländischen Sammlern und Händlern
besucht war, brachte am letzten Tage für Schongaue r’s
„Große Kreuztragung“ (Katalognummer 1025) 11.000 Mark,
der höchste Preis, welcher bisher für dieses große Haupt
blatt bezahlt wurde. Auch die übrigen Blätter von Schongauer
waren stark begehrt. So erzielte Nr. 1021 „Christus vor dem
Hohenpriester“ 1550 M und Nr. 1028 „Der Heiland krönt die
heilige Jungfrau“ 1300 M. Andere bemerkenswerte Preise
in Mark erzielten folgende Blätter:
378 Dürer. Jungfrau auf der Mondsichel 1600
381 Ders., Madonna mit Sternenkrone und Szepter 650
386 Ders., Jungfrau von einem Engel gekrönt 81ü
390 Ders., Maria mit der Birne 1400
394 Ders., Heilige Familie mit der Heuschrecke 1700
400 Ders., Raub der Ainymone 1400
414 Ders., Orientale mit Frau und Kind 1050
594 Hirschvogel, Landschaft mit Stadtansicht 850
595 Ders., Dieselbe Landschaft, von allererster Qualtiät 2150
930 Rembrandt, Familie des Tobias 400
948 Ders., Petrus und Johannes 1650
974 Ders., Die Windmühle 2200
(Der Gesamtbesitz Geh. - Rat Alfred
G. B 1 a n c k e), den das Berliner Kunstauktionshaus Jac.
Hecht am 10. Mai d. J. versteigerte, erbrachte außerordent
lich hohe Preise. Es erzielten (in Mark):
Kunstgewerbe, Textilien, Gobelins etc.
42 Die Ringer, Bronze, sign. Lamdeaux 800
55 Serabend Teppich 410X176 cm. 510
58 Sumakteppich 190X133 cm. 325
61 Yomuth Buchara 97X158 cm. 340
62 Schmiedeberger Teppich 663X490 cm. 450
63 Ferachan Brücke 429X189 cm. 400
69 Hamedan Brücke 365X112 cm. 700
80 a—c Drei Louis-XVI.-Ledertapeten 2050
86 Kristall-Kronleuchter, 16-flammig 475
87 Desgl., 24-flammig 1200
89 Zwölf Stühle im Louis-XVI.-Stil 330