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I n t e r n a t i o n a 1 e S a m tn 1 e r - Z e i t u n g
Nr. 12
zig 1726“ : — „Leasings Schriften zwei Theile Berlin
1753“ — schließlich der „dänische“, der „deutsche“,
der „niedersächsische“, der „thüringische“, der „west-
phälische“ Robinson! In den Nachträgen werden noch
der „farörische“, der „brandenburgische“ und der
„isländische“ Robinson verzeichnet. Aus diesen Nach
trägen seien noch wörtlich erwähnt: Bossuet, Einlei
tung in die Geschichte — Ehe-Zucht-ßüchlein (das
philosophische) oder die Vernunft-gemäße, Natur ge-
scheide Ehe-Zucht samt der Kinder-Zucht von Herrn
Johann Fischarten, Straßburg 1597 — Histoire de la
Papesse Joanne — Thomas a Kempis — Pufendorf,
Instrumentum Pacis oder Friedensschluß zwischen
Mann und Weib, welchem beygefügt werden die an
genehmsten Sachen für die Candidaten des Ehestan
des, Cölii 1707 — Der neue vermehrte preußische
Wahrsager oder Prophezeyungen von den Regenten
des Hauses Brandenburg — Neue Zeitung aus dem
Fegfeuer, worinnen dessen Zustand und der Nutzen
der Seel-Messen, Weihwasser etc. beschrieben wird
durch Theophilium Antipapium 1734 — Das Lehr
gebäude der Herrenhuter — Das evangelische Oester
reich von Raupach u. s. w. Auch die Vita Doctoris
Martini Luther von meinem gelehrten Vorfahren
M. Christian Junker steht in diesem Verzeichnis, in
welchem sich übrigens Titel finden, die man noch vor
zehn Jahren ohne Gefahr zu laufen confiscirt zu wer
den in keiner oesterreichischen Zeitung hätte zitieren
dürfen, wie etwa: „Vernünftige Gedanken von dem
Mißbrauch der Religion und des geistlichen Standes
zu einer Maske des Ehrgeizes und Eigensinnes“.
Im niederösterreichischen Protokoll findet sich
unter dem 25. März 1758 der Vermerk, daß das
Cameral-Zahlamt angewießen wurde, für 400 Exem-
plarien des gedruckten Catalogi librorum prohibito-
rum 100 Ducaten auszuzahlen“. Im Jahre 1761 wird
noch ein 3. Nachtrag erwähnt und im folgenden Jahr
erschien eine Neuausgabe unter dem Titel: Catalogus
librorum a commissione aulica pröhibitorum, die aber
ebenso wie ihre Nachträge bis 177.0 und die 1774 und
1776 bei. Kaliwoda gedruckten Neuauflagen nicht
mehr so selten sind und sich in verschiedenen Biblio
theken vorfinden.
im Jahre 1777 wurden dann — Ironie des Schick
sals! —- diese Kataloge selbst — verboten, wie uns der
Berliner Buchhändler Nicolai in seinen Reiseberichten
erzählt.
3-hnerikaniscfie Sammfer.
Der bekannteste vielleicht, sicher aber der ge-
fürchtetste Sammler und Kunsthändler ist gegen
wärtig der Amerikaner Philipp Rosenbach. Sein
Erscheinen in Europa ruft Schrecken in Sammler
kreisen hervor, besonders in England, wo er es vor
allem auf die alten Bücherschätze abgesehen hat. Er
schallt der Ruf: „Rosenbach ist da!“, so reiben sich
die Verkäufer vergnügt die Hände, die Liebhaber
jedoch, deren Wünsche auf ein seltenes Buchexemplar
gerichtet sind, zittern, denn Rosenbach zahlt jeden
verlangten Preis und womöglich noch mehr und
schleppt seine Beute nach Amerika, wo er genug
Leute findet, an die er seine Erwerbungen mit reichem
Gewinn abgeben kann. Jetzt hält sich dieser Ameri
kaner wieder in England auf. Ein Mitarbeiter des
„Daily Telegraph“ benutzte diese Gelegenheit, ihn zu
interviewen. Gerade als der Zeitungsmann bei Rosen
bach weilte, traf von dessen Bruder Dr. Abraham
Rosenbach ein Telegramm ein, das die Nachricht
von dem Ableben des Herrn Henry E. Huntigton
in Philadelphia vermittelte, eines großen Kunstsamm
lers, der seine Bilder und sonstigen Schätze dem
Staat vermachte. Das Thema der Unterhaltung war
dadurch von selbst gegeben.
„Ja, Amerika hat zahlreiche Menschen, die fünf
bis zehn Millionen Pfund Sterling besitzen und die zu
meinem Bruder kommen und ihn fragen, ob er ihnen
nicht „Americana“ verschaffen könnte, irgend etwas,
betreffend Amerika, als dieses noch aus einer Anzahl
von Dörfern bestand.“ In diesem Zusammenhang be
hauptete Rosenbach, daß der verstorbene Huntigton
der gierigste Büchersammler war, der je existiert
haben mochte. Ununterbrochen beschwor er die
Brüder Rosenbach, jede Bibliothek, die zu kaufen war,
wenn nötig, zur Gänze zu übernehmen, denn „er
würde“, wie Rosenbach hinzufügte, „alt und hatte
nicht mehr viel Zeit zu verlieren“.
Wie viel Philipp Rosenbach aus England schon
weggeschleppt hat, geht aus seinem* verhüllten Ge
ständnis hervor, er wisse in England kein halbes
Dutzend schöner Privatsammlungen mehr. Die Chats
worth. Bibliothek enthalte noch viele prächtige Bücher,
wenn auch die Folios und Quartos von Shakespeare
vor einigen Jahren verkauft wurden.' England besitze
jetzt wahrscheinlich nicht mehr als sechs First Folios
von Shakespeare aus dem Jahre 1623! Das schönste
Exemplar kauften die Brüder Rosenbach seinerzeit
von Sir George Holfor d, aus dessen Bibliothek sie
auch ein unaufgeschnittenes Exemplar von S h ak e s-
peares Quartoausgabe, einen ersten Druck von
Bunyans „Pilgrims Progreß“ und ein wunder
volles Exemplar von Smiths „Virginia“ erwarben.
Insgesamt erstanden sie damals 129 Bücher für mehr
als zweihunderttausend Pfund Sterling.
Noch vor einigen Wochen war Philipp Rosenbach
bei Herrn Huntington in San Marino (Kalifornien) zu
Besuch. Bei dieser Gelegenheit zeigte ihm der Samm
ler, was er zum Andenken an seine von ihm tief be
trauerte Frau zusammengetragen hatte.. Es waren
Zimmer voll frühprimitiver Bilder, alte Möbel, Kunst-
gegenstände — alles aus Europa „geraubt“. Er hatte
acht Millionen Dollar dafür ausgegeben. Das ist aller
dings nicht so arg, nämlich für Huntingtons Verhält
nisse, denn im Februar dieses Jahres schenkte er die
gleiche Summe der Universität Yale für wissenschaft
liche Zwecke. Rosenbach schätzt, daß Huntington
mindestens drei Millionen Pfund Sterling für Bücher
bezahlt hat, seitdem er 1911 begann, Einkäufe in
europäischen Bibliotheken zu machen. Ein verbis
sener Sammler, wie er war, scheute er vor keinen
Kosten zurück. Er sammelte mit Ambition und mit
der Absicht, das Erworbene dem Staat zu schenken.
Interessant ist, was Rosenbach über die sieben
unddreißig eigenhändig geschriebenen Seiten aus
Dickens „P i c k w i c k i e r“ zu erzählen weiß. Der
frühere Eigentümer, der verstorbene E. A. W h i t e,
war so edelmütig, eine Seite dem Britischen Museum
zu schenken, nachdem die Rosenbachs ihm das Hun
dertfache dessen, was er selbst seinerzeit dafür gege
ben hatte, bezahlt hatten. Der neue Eigentümer wollte
das Manuskript wieder los werden und trat es den
Rosenbachs für den Preis ab, den es ihn gekostet
hatte. Dr. Abraham Rosenbach muß nun rasch den
neuen Preis bestimmen. Demnächst schon kann je-