Nr. 18
Internationale Sammler-Zeitung
Seite 155
c (Q)erke üßer PPapier und c IjDasser Zeichen.
Die Kunsthandlung Gutekunst & Klip stein
in Bern schickt ihrem neuesten Katalog über alte und
moderne Originalgraphik ein aus der Feder Carl
Schniewinds stammendes Vorwort über einige
wichtige Werke über das Papier und die Wasser
zeichen voraus, dem wir folgendes entnehmen:
„lieber die eigentliche allgemeine Geschichte der
Entstehung und Entwicklung der Papierherstellung
scheint es nur ein neueres Buch zu geben, nämlich
dasjenige von Blanchet *)< Anfangend mit der
frühesten Herstellung des Papieres in China, Japan
und im Orient, gibt die Schrift eine lehrreiche und
wertvolle Uebersicht über die Ausdehnung und Ent
wicklung der Papiermacherkunst in den Hauptländern
Europas. Zur Kenntnis der geschichtlichen Ausbrei
tung der Papierherstellung ist das Buch von größter
Wichtigkeit. Mancherlei Interessantes und Wissens
wertes findet man in der nicht schwer aufzufindenden
Schrift von Joh. Gottl. Breitkopf (Leipzig 1784 2 ).
Auf zwei weitere, äußerst interessante Publikationen
des Amerikaners Dard Hunter, der vielleicht am
weitesten in der Ergründung der Technik der alten.
Papiermacher gekommen ist, sei hier aufmerksam
gemacht. Beide sind selten und im Handel schwer
aufzufinden. Das Werk „The Literature of Paper-
making“ gibt in glänzender Ausstattung eine Zu
sammenstellung aller dem Verfasser bekannt gewor
denen Schriften über die Papierherstellung von 1390
bis 1800, mit kurzer kritischer Erläuterung zu jedem
angeführten Werke. Es befinden sich darin inter
essante Versuche, die Papiere, auf welche diese Werke
gedruckt sind, nachzuahmen.
Leber die Entwicklung der Papierherstellung in
einzelnen Länderteilen gibt es eine Reihe von Schrif
ten, von denen hier nur einige der wichtigsten ge
nannt seien. Erwähnen wir als erstes das in diesem
Jahre von L e Giert :i ) erschienene Werk. Diese
großangelegte und prachtvoll ausgestattete Publi
kation gibt eine Fülle äußerst interessanter histori
scher und kulturhistorischer Tatsachen über das
Papier und das Papiermacherhandwerk im allgemei
nen und in Troyes im besonderen. Zahlreiche Wasser
zeichen, deren Entstehung auf die Papiermühlen von
Troyes und Umgebung zurückgeführt werden konnte,
sind abgebildet. Hierdurch bekommt das Werk für die
Beurteilung alter französischer Blätter besondere
Wichtigkeit. Eine Uebersicht über die Entwicklung
der ersten französischen Papiermühlen gibt das eben
falls neue Buch von A 1 i b a u x 4 ). Für die alte Papier
industrie in Deutschland sind in erster Linie die auf
schlußreichen Schriften von Marabini „Die Papier
mühlen im Gebiete der freien Reichsstadt Nürnberg.
2 Teile. Nürnberg, 1894—1896, und von F. v. H ö s s 1 e
„Württembergische Papiergeschichte“ und „Die alten
‘) Blanchet: Essai sur l’histoire du Papier et de sa
Fabricaüon. Paris, 1900, Leroux. 173 Seiten.
2 ) Breitkopf: Versuch, den Ursprung der Spiel
karten, die Einführung des Leinenpapieres und den Anfang
der Holzschneidekunst in Europa zu erforschen. Leipzig 1784,
Breitkopf. 136 Seiten.
3 ) Le C 1 e r t: Le Papier. Recherchcs et notes pour servir
ä l’histoire du papier, principalement a .Troyes depuis le
XIV° siede. Paris, 1926, Dorbon aine. 2 vols.
'-) A I i b a ux: Les prcmiSres papeteries frangaises. Paris,
1926, Les Arts et le Livre.
Papiermühlen der freien Reichsstadt Augsburg“ zu
nennen. Jene bringt eine Uebersicht über die für die
früheste deutsche Papierherstellung so wichtigen
Mühlen von Nürnberg und Umgebung. Diese bietet
wertvolle Tatsachen über die Papiermühlen in Würt
temberg, Augsburg, und bildet zahlreiche Wasser
zeichen ab, welche nicht bei Briquet zu finden sind.
Gehen wir nun zu den Wasserzeichen über, so
muß vor allem das albekannte und ganz unentbehrlich
gewordene monumentale Werk von Briquet 5 )
angeführt werden. In vier umfangreichen Bänden
werden, wörterbuchartig angeordnet, nicht weniger
als 16.000 einzelne Wasserzeichen abgebildet, grup
penweise beschrieben und lokalisiert. Mit Hilfe dieses
Werkes ist es nun möglich geworden, Entstehungs
zeit und Dauer des Vorkommens vieler Papiere ziem
lich einwandfrei festzulegen. In der Einleitung be
findet sich außerdem noch eine Reihe wertvoller
allgemeiner historischer Angaben. Für den Graphik
freund weist aber das Werk, trotz seiner unglaub
lichen Reichhaltigkeit, sehr empfindliche Lücken auf.
Briquet hat die meisten von ihm angeführten Wasser
zeichen in alten Dokumenten, Notariatsakten, Briefen
etc. gefunden, welche in Archiven deponiert lagen.
Merkwürdigerweise hat er dabei die bei der alten
Graphik vorkommenden Wasserzeichen fast voll
ständig übergangen. Deshalb müssen trotz der vielen
wertvollen Angaben und Anhaltspunkte, die aus ihm
geholt werden können, noch andere Werke zu Rate
gezogen werden. Zu diesem Zwecke leisten die folgen
den Schriften wertvolle Dienste: Die Arbeit von
M a r m o 1 (Dictionnaire des Filigranes. Narnur 1900).
In ihr sind zahlreiche Wasserzeichen abgebildet und
ähnlich wie bei Briquet angeordnet und datiert. —
Außer den oben erwähnten Schriften von Hössle sind
drei Veröffentlichungen von H e i t z zu nennen °) 7 ) s ).
In dem ersten werden 1330 Wasserzeichen abgebildet,
darunter zahlreiche Beispiele vom Ochsenkopf, goti
schem P, Blume, Krone etc. Im zweiten 200 einzelne
Beispiele vom Baselstab. Im dritten 386 verschiedene
weitere Wasserzeichen. Es gibt dann noch eine
größere Anzahl von Oeuvre-Katalogen, in denen die
in den einzelnen speziellen Fällen vorkommenden
Wasserzeichen abgebildet und nach Zeit und Ort
lokalisiert werden. Hierdurch liefern sie uns mancher
lei wichtige Anhaltspunkte. Allbekannt sind in dieser
Hinsicht: Hausmanns Schrift über die bei Dürer
vorkommenden Wasserzeichen und W i b i r a 1 s
Katalog der Van Dyck’schen Ikonographie. Der neue
Callot-Katalog von J. L i e u r e enthält gleichfalls eine
Reihe Abbildungen von Wasserzeichen. Dann möge
nochmals auf die zahlreichen Abbildungen in dem
Werke von Le Clert. (336 Wasserzeichen) aufmerk
sam gemacht werden und auf die Angaben in dem
Schongauer-Katalog von Max Lehr s.
5 ) Briquet: Les Filigranes. Dictionnaire historique des
Marques du Papier des 1282—1600. 4 vols. Leipzig 1923.
Hiersemann. (Erste Auflage: Genf, 1907).
°) Heit z: Les Filigranes des papiers contenus dans les
Archives de Strasbourg. Straßburg, 1902, Heitz. 8 Seiten und
40 Tafeln.
7 ) Les Filigranes dans les incunables strasbourgeois.
Straßburg, 1903, Heitz. 34 Seiten und 60 Tafeln.
s ) Heitz: Les Filigranes avec la crosse de Bäle. Straß
burg, 1904. Heitz. 18 Seiten und 75 Tafeln.