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Nr. 2
Internationale Sammler-Zeitung
15 März u. f. T. Köln. Math. Lcmpertz. Münzen
sammlung Wilhelm Pieper (Soest in Westtalen.)
15 u 16. März. Berlin. H o 11 s t e i n u. Puppet Samm
lung aus fürstlichem Besitz. 11..Franzos. Lithographien.
Mai. Berlin. H o 11 s t e i n u. Puppe!. Kupferstiche des
16. bis Auf. des 19. J. Deutsche Ansichten.
LITERATUR.
Beiträge zur Kunstgeschichte Steiermarks und Kärntens.
Unter diesem Titel gibt der bekannte Kunstforscher, der
Grazer Universitätsprofessor Dr. Hermann Egger, im Verlag
Meyer hoff (Graz) eine Sammlung wissenschaftlich hoch
wertiger Monographien heraus, von welchen bisher zwei
Bände erschienen sind: Bildhauer Veit Königer, bearbeitet
von Dr. Eduard An dort'er und Hans Adam Weissen
kirch n e r von Frau Anny Rosenberg-Cutmann.
Beide Künstlerpersönlichkeiten gehören der österreichischen
Barockkunst an. Beide sind hervorragende Vertreter der
österreichischen Kunst des 18., resp. des 17. Jahrhunderts.
Königer (unrichtig „Kininger“ genannt) war ein
Bauernsohn aus dem Sextental in Tirol, wo er am 1. Juli 1729
zur Welt kam. Unter Schletterer studierte er an der Wiener
Akademie, war Mitschüler Johann Hagenauers, kam dann nach
Graz, heiratete die Tochter seines Meisters Schokotnigg und
übernahm nach dessen Tode dessen Werkstätte. Am 2. Dezem
ber 1792 starb er in Graz. Von seinen Werken sind zu nennen:
die Verkündigungsgruppe im steirischen Landesmuseum, der
Skulpturenschmuck der Pfarrkirche St. Veit am Vogau, der
Hochaltar in Wildon, das hl. Grab im Mausoleum zu Graz,
verschiedene Immakulatastatuen, die Seitenaltäre der Grazer
Domkirche, der Hochaltar Maria auf dem Weizberg, die
Seitenaltäre und das hl. Grab der Pfarrkirche zu Kapfenberg,
der Hochaltar in Maria Rehkogel bei Bruck und die Drei
faltigkeitsgruppe in St. Peter bei Graz. Die beiden kleinen
Porträtbüsten aus Speckstein, Kaiser Josef II. und Papst
Pius VI. darstellend, welche sich seinerzeit im Besitz des
Grafen Delaroche in Graz befanden, sind gegenwärtig
nicht -nachweisbar. Auch der Versteigerungskatalog dieser
Sammlung (Wiener Dorotheum, Februar 1910), erwähnt die
beiden Werke nicht. Die Sammlung Porges in Paris besitzt
das Aufnahmestück dieses Künstlers zum Mitglied der Aka
demie: eine 42 cm hohe Marmorgruppe, Apollo mit dem an
einer Ehrensäule befestigten Bild der Kaiserin Maria Theresia.
Im Jahre 1907 tauchte merkwürdiger Weise das bisher in der
Akademie verwahrte Stück im Wiener Kunsthandel (Antiqui
tätenhändler L. S a r t o r i) auf, von wo es nach Paris kam.
Kunsthistorisch und künstlerisch viel bedeutsamer ist
Hanns Adam Weissenkirch ne r, der lange -die Forschung
beschäftigt hatte. Professor Dr. Egger ist es endlich gelungen,
den Namen, die Abstammung und die Geburtsdaten zu sichern.
Am 10. Februar 1646 kam er in Laufen (Oberbayern) als Sohn
des Salzburger Bildhauers Wolf Weißenkirchner, des ersten
Lehrers des jungen Permoser, zur Welt. Leider wissen wir
vom Lebenslauf wie von seinen Studien gar wenig. Nur ein
paar dürftige Matrikenangaben in Grazer Pfarren geben uns
seine Vermählung (5. Jänner 1680), seine Kinder und seine
Bestattung (26. Jänner 1695) bekannt. Daß er seine Studien
in Italien gemacht haben muß, geht aus seinen Werken zweifel
los hervor. Sein bedeutendstes Werk sind die prachtvollen Dek-
ken- und Wandgemälde im Eggenberger Prunksaal, die zu den
ersten dieser Art in Oesterreich gehören. Seine datierten
Werke, die zumeist im Grazer Joanneum sich befinden, soweit
sie nicht noch über Altären hängen, umfassen einen Zeitraum
von nur fünfzehn Jahren. Das früheste datierte Bild tragt die
Jahreszahl 1680. In der Pfarrkirche St. Rochus u. St. Sebastian
auf der Landstraße in Wien hängen zwei Bilder von ihm
(Madonna von Engeln umgeben, Der hl. Nikolaus von To-
lentino kniet vor der heiligen Dreifaltigkeit.) Im Besitz des
Architekten Baurat Ludwig Lad ewig sind „Junges Weib
und Chronos“ und „Der Tod der Dido", in der Sammlung
Julius Brück befand sich einst „Johannes der Täufer erklärt
den Schriftgelehrten seine Sendung“, im Wiener Kunsthandel
befanden sich „Junges Weib und Chronos“ und „Isaak segnet
den Jakob“. Letzteres wurde auf der 328. Dorotheum-Auktion
versteigert und war irrtümlicher Weise Joh. C. Lo'th zuge
schrieben.
Beide Monographien tragen die Kennzeichen der Egger
schule an sich: gewissenhafteste Detailforschung, gründliches
historisches und kunsthistorisches Wissen, verständnisvolle
Interpretation und Einführung. Trotz aller genauesten Archiv
arbeit sind es aber keine trockenen Darstellungen. Beiden,
aber besonders dem Weissenkirchnerwerk, würde man etwas
mehr an Abbildungen wünschen. Sehr zu begrüßen wäre es,
wenn die angekündigten Fortsetzungen bald erscheinen wür
den. Professor Egger hat sich durch diese ungemein wert
vollen Publikationen um die Kunstwissenschaft die größten
Verdienste erworben.
Dr. Bruno Binder (Graz).
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Katalog mit 3 Tafeln Mk. 1.—.