Nr. 21
Internationale Sammler-Zeitung
Seite 199
anstaltete Ausstellung „Das Werden eines Kunst
werkes“ im Oesterreichischen Museum Wien, I., Wollzeile
Nr. 45, ist täglich von 9 bis 4 Uhr geöffnet. Täglich um
<A3 Uhr nachmittags, an Sonntagen um 10 Uhr vormittags
finden Führungen statt. Eintrittspreis 1 S.
(Das Graphische Kabinett in München) zeigt
im November eine Kollektion Gemälde, Pastellbilder und
Handzeichnungen von dem aus der Rhön gebürtigen Maler
Otto H e r b i g. — Für Dezember wird in sämtlichen Räumen
eine umfassende Ausstellung „Aus sechs Jahrhunderten Gra
phik und Handzeichnungen“ aus dem Besitz des Kabinetts
vorbereitet.
Italienische und holländische
Handzeichnungen
Ostasiatica, Netzukes, Csubas
Porzellan, Bronzen
Verkauf an den Handel
Max Hevesi, Wien I.,
VOM KUNSTMARKT.
(Die Auktion James Simon.) Wir haben schon
berichtet, daß die 52 Bilder bei der Auktion Müller in
Amsterdam 490.000 holländ. Gulden erzielt haben. Außer
den von uns genannten Preisen seien noch erwähnt: K o -
ninck, Landschaft 41.000 G (Ersteher Goudstikker in
Amsterdam), B r o u w e r, Meistertrunk 39.000 G., Adriaen
van Ost ade „Der Schullehrer“ 23.000, Wasserlandschaft von
van G o y e n 15.000,, R u i s d a e 1, Landschaft 13.500, Jan van
Scorell Bildnis 11.000 Gulden. Das große Stilleben des
A. van Beijeren wurde mit 8500, das kleinere mit 4000
Gulden bewertet. Es notierten ferner: Das männliche Bildnis
von B e n s o n 7800 G., das Porträt des Marschalls de Montlue
von Francois Clouet 11.200, Philipp II. von Spanien von
Sanchez C o e 11 o 7600, Männliches Bildnis von Govert
Flinck 4800, Stilleben von Kalff 1700, Mädchenbildnis von
Jan L i e v e n s 4400 und Landschaft von Aert van der Neer
10.000 Gulden.
(Sammlung Dr. Stefan von Licht, Wien.) Aus
Frankfurt a. M. wird uns geschrieben: Die Sammlung
des ehemaligen österr. Reichsratsabgeordneten und Staats
rats a. D. Dr. Stefan von Licht (Wien) zeigt das geschlos
sene Bild, das entsteht, wenn eine Persönlichkeit mit sorgfäl
tig wählender Hand und feinem Geschmack in langjähriger
Sammeltätigkeit Blatt um Blatt sucht und erwirbt. Wer den
faszinierenden Reiz des Sammelns von IJandzeichnungen
kennt, weiß um die Schwierigkeiten, aber auch um die glück
lichen Zufälle, die dem Suchenden gerade auf diesem Gebiete
begegnen. Dr. von Licht hat eine glückliche Hand gehabt.
Unter seinen Blättern findet sich keines, das nicht Beachtung
verdiente, viele, die großes Interesse hervorrufen müssen,
einige von ganz besonderer Qualität. Mit Aquarellen und
Handzeichnungen sind vertreten: Braquemond, Eugene Car-
riere, Corot, Delacroix, C. D. Friedrich, Gauguin, Guys,
Menzel, Millet, Monnier, Pissarro, Schwind, Steinle, Toulouse-
Lautrec und Trübner. Von den alten Meistern seien genannt:
Bega, Bramer, Cambiaso, Guercino, Hemskerk, van Loo,
Nikolas Maes, Pieter Neefs, Pannini, Tiepolo und vor allem
ein herrliches Dreifarbenblatt von Rubens. Die Provenienz
der Blätter konnte im Katalog fast überall angegeben wer
den. Stammen doch die meisten Zeichnungen aus bekannten
alten Sammlungen und tragen deren Vermerke und Stempel.
Am häufigsten begegnet uns der Sammlerstempel des berühm
ten Forschers holländischer Kunst, Alfred von Wurzbach.
Dem Katalog wurden die Angaben des Besitzers zu Grunde
gelegt. Sie wurden von Dr. Edmund Schilling sorgfältig
überprüft und, wo es notwendig erschien, wurden neue Be
stimmungen vorgenommen. Der Katalog mit 12 Lichtdruck
tafeln ist zu beziehen durch Hugo H e 1 b i n g, Frankfurt
a. Main, Bockenheimerlandstr. 8.
(Antiquitätenversteigerung bei Lepke.)
Am 29. November findet in Rud. L e p k e’s Kunst-Auktions-
Haus Berlin W. 35 eine Versteigerung von Antiquitäten statt.
Die Gegenstände stammen in der Hauptsache aus drei Wiener
Privatsammlungen, ein Beitrag an wertvollem altem Porzellan,
hauptsächlich Meissener, kommt aus einer Hamburger Privat
sammlung. Reich vertreten ist die Möbelkunst der Zeit vom
15 Jahrhundert bis zum Empire. Besonders zu erwähnen sind
ein holländischer Kabinettschrank der Spätrenaissance, ein
Möbel, wie es selten auf dem Kunstmarkt erscheint, mehrere
französiche Kommoden, darunter eine mit der Signatur des
Ebenisten A. Fleury, ein schöner Schreibschrank im einfachen
französischen Rokoko, ein reich geschnitzter und intarsierter
holländischer Tulpentisch des 18. Jahrhunderts, sowie ein
ebenfalls holländisches Lackbüro mit prachtvollem Brönze-
beschlag aus der Zeit um 1700. Von Sitzmöbeln finden wir
eine ganze Reihe besonders reizvoller Stücke. An Porzellan,
besonders aus dem Manufakturen von Meissen und Wien, ist
viel Vorzügliches vorhanden. Hervorzuheben sind derSchwarz-
burg-Rudolstädtische Bärenwillkomm mit einer Widmungs
inschrift von 1749, eine bisher unbekannt gebliebene Arbeit
K a e n d 1 e r s und ein Paar frühe AR-Vasen mit gelbem Fond.
Neben verschiedenen Renaissancebronzen verdient ein Berg
mann von Me uni er, Künstlerexemplar auf vom Meister
entworfenem Sockel, Erwähnung. An Arbeiten der Kleinkunst
mögen eine Anzahl schöner Email- und Porzellandosen und
ein halbes Dutzend bronzevergoldeter Taschenuhren genannt
sein. Ostasiatische Porzellane und Bronzearbeiten und Perser
teppiche ergänzen das Bild der Versteigerung. Der mit zirka
25 Abb. Taf. ausgestattete Katalog 1989 ist zum Preise von
3 Mark durch Rud. Lepke zu beziehen. Die Ausstellung ist
am 27. und 28. November von 10 bis 2 Uhr geöffnet.
(Der künstlerische Nachlaß des Profes
sors Ernst Körner), der am 6. Dezember in Rudolph
L e p k e’s Kunst-Auktions-Haus Berlin W. 35 zur Ver
steigerung kommt, enthält einige Hauptbilder dieses Meisters,
ägyptische und orientalische Ansichten und auch die große
Darstellung der Alhambra mit der Sierra Nevada von 1883,
die sowohl dem Umfang als auch der Qualität nach als ein
Hauptwerk der Berliner Landschaftsmalerei ihrer Zeit gelten
muß. Dazu findet sich eine reiche Auswahl aus seinen meister
lichen Oelstudien, die mit Recht berühmt waren,_ weil sie
Genauigkeit und künstlerischen Reiz einer glücklichen Ein
heit verbanden. Die Sonderausstellung, die 1925 der Verein
Berliner Künstler in der Großen Berliner Kunstausteilung ver
anstaltete, dürfte allen noch lebhaft im Gedächtnis sein.
Körner war Zeit seines Lebens auch Sammler und zwar be
vorzugte er Werke der Berliner Schulen, deren Namen ja
heute noch vielfach ihren alten Klang behalten haben,
während andere zu unrecht vergessen sind. Natürlich hat er
als Maler immer besonders charakteristische Stücke gesam
melt. Wir nennen hier außer seinen Lehrern Steffcck und
Eschke noch einige seiner Zeitgenossen, wie Biermann, Albert
Brendel, Hertel, Harrach, Flickei, Knaus, Douzette, Jacob,
Gentz usw. Besonders liebte er Eduard Hildebrandt, von dem
er Gemälde sowie auch Auquarelle zusammenbrachte. Von
den Berlinern sind neuere Meister wie Dettmann, Friese, Ury,
Liebermann, Hübner mit schönen Stücken vertreten. Unter
den älteren Meistern fällt eine große venezianische Ansicht
von N e r 1 y besonders auf. Die Wiener Sammlung exzelliert
mit einer großen Anzahl Defregger’scher Werke, unter
ihnen Hauptstücke wie „Zur Gesundheit“, „der Verdacht“,
dazu eine sehr schöne reich staffierte Frühlingslandschaft von
Thoma aus dem Jahre 1910 und wichtige Werke von Len-
bach, Adam, Fr. Kaulbach, Alex Wagner, Zügel usw. Auch
die übrigen deutschen Schulen sind mit sehr charakteristi
schen Werken da. Wir nennen Max Thedy mit dem bekannten
„Dorfpolitiker“, Lugi, Seebilder von Andreas Achenbach, ein
monumentales Werk von Bracht, ein ausgezeichnetes Exem
plar 'der „Drei Männer in Unterhaltung in einer Lübecker
Diele“ von Claus Meyer, ferner Arbeiten von Stuck, Dill,
Gabriel Max, Trübner und einige vorzügliche französische
Werke von Courbet, Vollon, Troyon,- u. a. Im Ganzen eine
sehr vielseitige und an qualitätvollen Werken besonders
reiche Kollektion. Der mit zirka 16 Abbildungstafeln aus
gestattete Katalog Nr. 1990 ist durch Rud. L e p k e’s Kunst-
Auktions-Haus zu beziehen (gegen Portoeinsendung). Die
Ausstellung ist am 4. und 5. Dezember von 10 bis 2 Uhr ge
öffnet.
(Die Dezemberauktionen bei Helbing in
M ü n c h e n.) Am 9. Dezember gelangt bei Hugo Helbing
die Sammlung des verstorbenen Universitätsprofessors Helf
reich (Würzburg) zur Auktion. Den Kern der Sammlung
und den Hauptteil des Kataloges bildet eine stattliche Anzahl
von Werken deutscher Plastik aus dem 15. bis 18. Jahr
hundert. Unter diesen ist die Zeit um 1500 wieder am reich
sten vertreten und zwar in Beispielen — meist stehenden
Madonnen — aus Bayern, Franken, Schwaben, vom Mittel -
und Oberrhein. Ein Marientod mit der im Sterbebett liegen
den Madonna — wohl schwäbisch um 1500 — wird besonderes
Interesse erregen. Die Annaselbdritt-Gruppe kommt in den
verschiedensten Varianten vom 16. bis 18. Jahrh. vor. An einer
Reihe von Werken des 17. Jahrh. — einem stehenden und
einem knieenden Apostel, zwei heiligen Mönchen, einer
Annaselbdritt, einem hl. Sebastian und anderen — läßt sich
erkennen, wie gerade bei der Wiederholung alter, ikono-
graphischer Themen gotische Formen oft bis in die Zeit des
Hochbarock erhalten bleiben. Ein Hauptstück des 18. Jahr
hunderts ist der lebensgroße heilige Bischof der Würzburger
Schule in schöner alter Fassung. Ornamentale Holzschnitze
reien, von Kirchenmöbeln, Chorgestühlen und Altären stam
mend, ergänzen die plastischen Werke. — Keramik, Glas und