beite 54
Internationale Sammler-Zeitung
Nr. 6
von dem in der vorigen Nummer (s. S. 43) die Rede war,
erzielte bei der Versteigerung der Firma Heinrich Köhler
in Berlin 3 0.0 0 0 Mark. Der Block wurde nach Amerika
verkauft, wo er auch vorher im Rahmen der Newyorker
Philatelistischen Ausstellung exponiert war.
(Neuheiten.) Bulgarien: lOStot. karmin und
graublau. Dänemark: Paketmarken 15 Oere zinnoberrot,
30 Oere ocker-gelb. Frankreich: Freimarke 50 C auf 80 C
ziegelrot. Monako: Freimarke 90 Cent rot auf gelb. S a a r-
g e b i e t: Freimarke 10 Cent braun. Schweiz: Porto
freiheitsmarken 5 Rappen grün und rot, 10 R. grün und rot,
10 R. grün und rot. Tschechoslowakei: Aushilfs-
Rückportomarken 60 dunkelblau auf 185 Heller orangegelb.
(Versteigerungen.) Anc. Mon Celli & T a n n i in
Brüssel. 1., 2., 7., 8. und 9. April. Spezialsammlungen von
Alt-Deutschland, Belgien, Frankreich, Luxemburg, Spanien
und Uebersee. — Ernst Stock in Berlin. 4. bis 9. April
Ueberseesammlung von ganz ungewöhnlichem Ausmaß, -
Excelsior Stand Office in Brüssel. 25. und 26. März
Europa-Marken, 29. und 30. April Spezialsammlung von Alt-
Belgien, Alt-Deutschland und deutsche Kolonien, italienische
Staaten und Kolonien, Frankreich und Kolonien. 27. u. 28."Mai
Croßbritannien und Kolonien, Uebersee.
VERSCHIEDENES.
(Die Haarlocke Schillers.) Wir haben in Nr. 5
berichtet, daß eine Haarlocke Schillers bei einer Auktion
im Dorotheum am 24. Februar keinerlei Angebot fand. —
Infolge der Veröffentlichungen über diese Versteigerung
kamen an das Dorotheum zahlreiche Zuschriften, in denen
sich Interesse für die Reliquie kundgab. Das Dorotheum
brachte daher am 10. März die Locke nochmals zur Ver
steigerung, diesmal mit besserem Erfolge, als das erstemal.
Die Locke fand um 220 S, (mit dem 20-prozentigen Aufschläge
266 S) einen Liebhaber, der sich allerdings nicht nennen wollte.
Der Vorbesitzer der Locke war der pensionierte Direktions
rat des Dorotheums, Herr P a x a.
(Mährischer Kunstverein.) Der Mährische
Kunstverein in Brünn teilt uns mit, daß er am 6. März
Sonder - Ausstellungen der Maler Josef Hegenbart
(Dresden), Walter Klemm (Weimar), Alois Kolb (Leipzig)
und Fritz Reiner (Wien) eröffnete. Im April veranstaltet
er eine Frühjahrs-Ausstellung unter Beteiligung der Vereini
gung deutscher bildender Künstler Mährens und Schlesiens
„Scholle“ und anderer Mährer.
(Münchener Kunst in Nürnberg.) Man schreibt
uns aus Nürnberg: In der neuen Noris-Halle am Marien
torgraben wurde durch Oberbürgermeister Dr. Luppe eine
vom Albrecht Dürer-Verein veranstaltete Frühjahrsschau
Münchener Kunst eröffnet. Nicht einen Querschnitt durch das
Münchener Kunstschaffen unserer Tage will die Ausstellung
geben. Auch war es nicht darauf abgesehen, Werke von mög
lichst vielen Künstlern zu bringen. Die Ausstellungsleitung,
welche in den bewährten Händen des Hauptkonservators am
Germanischen Museum 'Professors Dr. Fritz Traugott
Schulz lag, der sich bei seinen Arbeiten der lebhaften Un
terstützung durch Oberbürgermeister Dr. Luppe zu er
freuen hatte, wählte vielmehr eine beschränkte Anzahl solcher
Künstler aus, deren Auffassungsart als besonders typisch und
charakteristisch zu bezeichnen ist. Und das Besondere der
Ausstellung besteht darin, daß die Tätigkeit dieser wenigen
Künstler in Form größerer und kleinerer Kollektionen gewür
digt erscheint, welche weiterhin durch in sich geschlossene
Kabinette von Handzeichnungen wirksam ergänzt ist. Dabei
legte man sich nicht auf bestimmte Richtungen fest, sondern
ließ sich nur von einem Grundsatz bestimmen, nämlich dem
jenigen der Qualität. Vertreten sind folgende Künstler:
Karl Arnold (Zeichnungen), Prof. Theodor Baierl, Prof. Benno
Becker, Ak.-Prof. Bernhard Bleeker (Plastiken), Arnulf de
Bouche, Ak.-Prof. Karl Caspar, Frau Professor Marie Caspar-
Filser, Fritz Claus (Plastiken), Prof. Otto Dill, Walter Ditz (f),
Sepp Frank (Gemälde, Radierungen, Glasbilder), Prof. Willi
Geiger, Prof. Theodor Georgii (Plastiken), Constantin Ger-
hardinger, Hugo Freiherr von Habermann (Bilder und Skiz
zen), Prof. Adolf Hildebrand (f), Prof. Conrad Hommel (Ge
mälde und Zeichnungen), Prof. Julius Hüther, Prof. Hans
W. Lichtenberger, Bildhauer Karl May, Prof. Anton Miiller-
Wischin (Bilder und Improvisationen), Prof. Walter Püttner
(Handzeichnungen), Prof. Georg Schrimpf, Carl Schwalbach
(Gemälde und Studien), Prof. Julius Seyler, Edmund Steppes,
Franz von Stuck, (Amazonen-Modell, Studien und Entwürfe),
Ak. Prof. Iosef Wackerle (Hoizbildwerke, Terrakotten, Majo
liken, Pozellane), Prof. Eugen Wo.llf und Prof. Willy Zügel.
Einen besonderen Reiz hat die Ausstellung noch durch die
stattliche vornehmlich aus Privatbesitz zusammengebrachte
Kollektion von Werken des Leibi-Freundes Johann S p e r 1
(1840-1914) und die reichhaltige Sammlung kleinerer Arbeiten
des ganz aufs intime ausgehenden Landschaftsmalers Philipp
Roeth (1841-1921) erhalten. Niehl fehlt auch das Münchener
Kunstgewerbe mit Arbeiten von Prof. A. von Mayrhofer,
Prof. J. Hillerbrand, Mauritius Pfeifer, Kolb, J. Leipfinger,
Berner-Lange, Keilig,H.Sattler, Röhrig, Richard Klein, der Fach
schule Zwiesel, der Rupprechtpresse und der Deutschen Werk
stätten. Ein eigener Saal wurde Fräulein Prof. Else Jas-
kolla für ihre Wachszeichnungen, Spitzen, Vorhangstoffe,
Battistdecken, Filetspitzendeckchen, Jumperstoffe und vor
allem für ihre prächtigen kirchlichen Stickereien (Antepen-
dium, Meßgewand), eingeräumt. Die Ausstellung schließt am
1. Mai.
MUSEEN.
(Neuaufstellung im Kunst historischen
Muse u m.) Eine Reihe von Neuerwerbungen und Leihgaben
machte im Kunsthistorischen Museum in Wien eine teilweise
Umstellung dej.. der deutschen Schule gewidmeten Kabinette
und des entsprechenden Saales der Gemäldegalerie notwendig.
Völlig neu eingerichtet wurden die drei Kompartimente des
Kabinetts IX. Hier gelangten die vier Neuerwerbungen:
zwei prachtvolle Tafeln aus der Zeit um 1400 von dem soge
nannten Meister von Heiligenkreuz mit der Verkündigung
Mariä und der Vermählung der heiligen Katharina, ein 1508
datiertes Ecce homo des Kärntner Malers Urban Gört-
Schacher und eine sehr schöne Madonna von Hans FI o 1 -
b e i n d. Ae. und ebenso die vier Leihgaben: ein Doktor
Delmär in Budapest gehörendes Täfelchen desselben Mei
sters von Heiligenkreuz, zwei gotische Bilder des Stiftes
St. Lambrecht, darstellend den Oelberg und eine Votivtafel
des Herzogs Ernst des Eisernen von der Steiermark: und
eine Krönung Mariä vom Meister von Schloß Liechtenstein,
die im Besitze des Herzogs von Urach ist, zur Aufstellung.
Im Saal VII wurde jetzt unter anderem der Bestand der
Galerie an Tiroler Bildern, vor allem aus dem Kreise Michael
Pachers konzentriert. Eine kleine Umstellung hat außer
dem im Dürerkabinett Stattgefunden. Das Kabinett ist jetzt
einzig den Werken dieses großen Künstlers gewidmet, die in
einreihiger Schau dargestellt werden, so daß jedes vom rich
tigen Augpunkt aus besichtigt werden kann. Von dem in
Venedig entstandenen Bildnis eines jungen Mannes um 1507
wird für einige Zeit die vorzüglich erhaltene Rückseite mit
der Darstellung der Vergänglichkeit alles Irdischen ausge
stellt, um einmal auch dieses in weiteren Kreisen wenig be
kannte Werk von Dürers Hand der Allgemeinheit zugänglich
zu machen.
VOM KUNSTMARKT.
(Das „Khevenhueile r-W e r k“ zu verkaufe n.)
Aus Salzburg wird uns geschrieben: Das Stift M a 11 s e e
bei Salzburg beabsichtigt die in seinem Besitz befindliche und
unter dem Namen „Khevenhueller-Werk e“ bekannte
Sammlung von Minaturen zu verkaufen. Als Preis wird die
Summe von 3 0.0 0 0 Schilling genannt. Die zwölf Bände
des 1640 in Regensburg gedruckten Werkes, das die „Armales
Ferdinandei“ enthält, sind dadurch von besonderem Wert, daß
im Mattseer Exemplar in den ersten beiden Bänden an Stelle
der Kupferstiche die O r i g i n a 1 v o r 1 a g e n für die Repro
duktion eingeklebt sind. Dieses Exemplar war nämlich das
Handexemplar des Verfassers, Franz Christoph Khevenhueller
Grafen zu Fra n k e n b u r g. Die teils auf Papier, teils auf
Pergament gemalten Miniaturen sind oval und haben eine
durchschnittliche Größe von 12X15. Sie stammen von der
Hand eines ausgezeichneten Künstlers, dessen Namen unbe
kannt ist. Auf den 125 Bildern sind Kaiser, Könige, Päpste,
Erzherzoge, Krichenfürsten' und Hochadelige dargestellt. Das
Werk ist seinerzeit bei der Auflösung des Khevenhueller-
Besitzes in Kammer von einem Angehörigen des Stiftes
Mattsee erworben worden.
(Die Sammlung Hugo Benario), die am 5. und
6. April in Rud. Le pke’s Kunst-Auktionshaus, Berlin W. 35,
zur Versteigerung kommt, ist ihrer Zusammensetzung nach
sehr mannigfaltig. Am bekanntesten ist die über 100 Stücke
umfassende Abteilung mittelalterlicher Holz- und Steinplastik
(französische und deutsche Arbeiten), von der seit einigen
Jahren der Volbach’sche Katalog vorliegt. Seither ist aller
dings noch verschiedenes Wichtige und Interessante dazu ge
kommen. Besonders hervorzuheben sind von den Skulp
turen die prachtvolle Gruppe der „Ohnmacht Mariä“, eine
südwestdeutsche Arbeit.aus der ersten Hälfte des 14. Jahrh.,
ehemals ein Hauptstück der Sammlung Georg Schwarz,
ferner eine ganze Reihe thronender Madonnen aus dem 13.
und 14. Jahrhundert; auch verschiedene Oelbergjünger, die in
ihrer schlafenden Haltung mit eindringlicher Charakteristik
gestaltet sind ; hat Benario mit besonderer Liebe gesammelt.
Bei den Arbeiten aus dem Ende des 15. und dem Anfang des
16. Jahrhunderts ist namentlich auf die stehende Madonna,