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Internationale Sammler-Zeitung
die, wie die Herbstausstellung 1926 in Breslau gelehrt hat,
eines der besten Erzeugnisse schlesischer Plastik darstellt
(ihre Versilberung ist ursprünglich) und die niederbayerischen
Arbeiten hinzuweisen, die Hans Leinberger und seinem
Kreise zugeschrieben werden müssen (Maria aus einer Kreu
zigungsgruppe, Maria und Johannes ebenso). Von großem
Interesse sind auch die zirka 50 orientalischen Teppiche
und ein großer flämischer Gobelin um 1700.
Unter der Kleinkunst und dem Kunstgewerbe nehmen
das Hauptinteresse Limoges- und sonstige Bronzearbeiten
(vornehmlich Kruzifixe) ein, ferner, ein Exemplar der seltenen
sogenannten Multscher-Plakette mit dem Ecce Homo. Mit
viel Glück ist eine Sammlung vorzüglicher g o t i s c h e r und
Renaissance -Mörser, sowie zahlreiche italieni
sche Altarleuchter des 16. bis 17. Jahrhunderts zusam
mengebracht worden. Unter den reizvollen ägyptischen und
ostasiatischen Kunstwerken steht an erster Stelle die große
ägyptische Bronze-Katze aus der Mitte des 1. Jahrtausends
v. Chr. - Wenigstens genannt seien hier noch so seltene
Stücke wie zwei chinesische Bronze-Pauken aus der Zeit um
Christi Geburt.
Eine ganze Anzahl mittelalterlicher Stücke sind unter
den Möbeln (verschiedene Truhen, ein Stollenschrank und
andere Schränke). Zwei englische Ueberbauschränke, dem
16. und 17. Jahrhundert angehörig, schließen sich an. Das
übrige Mobiliar, unter dem eine toskanische Renaissance-
Truhe und ein venezianisches Rokoko-Chorpult noch beson
ders zu nennen wären, setzt sich aus zahlreichen Sitzmöbeln
und aus verschiedenen Schränken und Tischen des 17. und
18. Jahrhunderts zusammen.
Der mit 80 Lichtdrucktafeln ausgestattete Katalog 1Ö76
ist zum Preise von Mk. 20. durch Rud. L e p k e zu be
ziehen. Die Ausstellung ist geöffnet von Sonnabend den
2. April bis Montag den 4. April von 10—2 Uhr.
(Versteigerung bei H e. n r i ci in B e r 1 i n.) Nach
einigen großen Autographenauktionen kommt K.E. Henrici
in Berlin diesmal mit einer Versteigerung, von Kupfer
stichen und Städteansichten, Handzeichnungen und Bildern.
Der Katalog vereinigt ein ungenlein wertvolles Material. Unter
den Kupferstichen, die das 16. bis 18. Jahrhundert um
fassen, ragen die schönen und zum Teil sehr seltenen Blätter
von Bartolozzi hervof, darunter das Porträt der Miß
Farren in bestem Abdruck vor der Unterschrift, sowie das
Knisbild der Lady Catherine Beauclerk, zum Entzücken rein
in Farben gedruckt. Das Dürer-Werk kulminiert in
Blättern, wie die Melancholie, das große Glück (Nemesis), die
Madonna mit der Meerkatze, der hl. Familie mit der Heu
schrecke und in Holzschnitten, wie die große Passion B. 4 bis
B. 15, den Blättern aus der kleinen Passion (29), dem Marien
leben (18 Blatt) und dem selten schönen Blatt Ulrich Varm-
bülcr. Mit prächtigen Blättern sind ferner vertreten: D e -
martcau, Fragonard (Les hazards heureux de l’escar-
polette), Georg Garrard (zwei höchst interessante und
seltene Ansichten eines Brauereihofes mit Bauern, Pferden
und Wagen), Valentine Green, William Hamilton Wil
liam Ho gar th (Marriage a la Mode), Frangois Faninet
(Le Baiser de l’amitie, und Mdme du T*** Duthe), John
Jones (Black Monday of the Departure for School —- Dulce
Dornum or the Return from School, die kostbarsten
Blätter der Sammlung), Pierre 1’ Eveiile (Le Charlatan),
M o r 1 a n d, Joshua Reynolds, John Raphael Smith u. v.
a. Innerhalb dieser Abteilung begegnen wir einer Reihe von
Porträtsammlungen, auf die das ‘Augenmerk der
Sammler besonders gelenkt sei. Am stärksten ist die Zeit des
30jährigen Krieges vertreten, doch finden wir Sammlungen
von Bildnissen der Habsburger, der Medici, der französischen
Könige Ludwig XIV. und XV., skandinavischer Fürsten und
Fürstinnen etc. Von der Shakespeare-Galerie ist ein fast voll
ständiges, gut erhaltenes Exemplar vorhanden. Die Abteilung
„Ansichten, Kunstblätter, Historisches“ bietet eine reiche
Auswahl an guten Blättern; besonders möchten wir auf die
vollständige Folge der hervorragend schönen Rheinansichten
von Janscha und Ziegler aufmerksam machen, die zu
den größten Seltenheiten gehören. Es sind darunter Ansichten
von Speyer, Mannheim, Worms, Bonn, Köln, Düsseldorf, der
sieben Berge, des Redoutenhauses bei Gottesberg, des Lust
schlosses Poppelsdorf etc. Unter den Handzei c h nungen
figurieren Namen, wie Buytemvec h, Alb. Cuyp, Theodor
Hosemann (Selbstbildnis mit Gänsemädchen), dem Alt
dorfer-Schüler Wolf Huber, Ottavio Leoni, J. H. L i p s,
Ol i v i e r (ein Unicum, ein Aquarell), P 1 o o s van Amste.l,
Nicolas P o u s s i n u. a. Den Beschluß machen einige wertvolle
Bilder und Miniaturen, darunter ein Jan Brueghel d. Ae.
(Volksfest auf einer Dorfaue), Cranach-Werkstatt (Die An
betung der Weisen aus dem Morgenlande, in deren Mitte
Madonna mit dem Jesukinde), G. A. E g e r (Acht Jagdbilder),
Anton Gr aff und Sir Martin Archer Shee (Bildnis einer
jungen Dame). Die Auktion findet vom 22. bis 24. März statt.
(Die 6. Dresdner Kunst- und Antiquitäten-
V ersteigerun g), die am 28. und 29. März bei Emil
Richter stattfindet, bringt wieder viel schönes Material auf
den Markt. Beachtenswert sind besonders folgende Stücke:
Zwei Barockschränke und eine große Barockvitrine mit
Bronzebeschlägen, der Empire-Sekretär Gotthardt Kuehl s,
Biedermeierzimmer, Einzelmöbel verschiedener Epochen, dar
unter einige aus bekanntem Schloßbesitz. Sehr reichhaltig
sind Perser-Teppiche und Brücken, darunter auserlesene
antike Sammlerstücke, vertreten. An Bildern sind erwähnens
wert ein feines Pastell „Damenporträt“ von R o t a r i, Kinder
köpfchen von Lenbach, eine Wolkenstudie von Joh. Chr.
CI. Dahl, eine Landschaft mit Weiher von Willroiders, eine
Landschaft von Chr. Morgenstern, ein Damenbildnis von
Defregger, eine Landschaft mit Schafherde von Gabler,
ein Bild'von Zügel, ein Aquarell von S 1 e v o g t, verschie
dene Handzeichnungen. Unter den Porzellanen sind verschie
dene gute Teekannen von Ludwigsburg, Wien, Gotha und
Meißen hervorzuheben. Ganz besonders schön sind zwei
Kändlerfiguren — Apostel —. Die Abteilung China und Japan
bringt u. a. eine japanische Schale aus dem Johanneum
No. 180, Marke Roku, zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts. Die
Zinnsammlung umfaßt 50 Nummern.
(Alte Kunst bei Porten.) Der Hauptwert der am
5. bis 7. April bei v. d. Porten in Hannover stattfinden
den Kunstversteigerung wird neben einigen guten Werken
der modernen Malerei, wie Defregger, Leistikow, Buchholz,
Rieh. Müller, Wagenbauer, Wenglein, Israels, Munthe usw.
in einer ausgezeichneten Sammlung alter Meister ins
besondere aus Niederländern des 17. Jahrhunderts bestehen.
Der älteste der hier vertretenen Meister dürfte der unbe
kannte Meister von St. G u d u 1 e sein mit einer Darstellung
zweier weiblicher Heiligen, sehr farbenprächtig auf Gold
grund. Aus der Zeit des Ueberganges stammt der Meister der
weiblichen Halbfiguren mit einer hochinteressanten sitten
bildlichen Darstellung. Von der Malerei des 17. Jahrhunderts
wird fast jedes Gebiet in typischen Beispielen gegeben: Das
Porträt mit markanten Werken von Suster-Mann, Hont-
horst, Stamme, L e 1 y, der nach van Dyck Hofmaler des
englischen Königs wurde, das Stilleben mit Bildern von W.
Claes Heda, ausgezeichnet in seinem grün-silbrigen Gesand
ten, ferner von dem bekannten Fischmaler Gillig eine Dar
stellung seines Spezialgebietes und einer interessanten Kom
position von Daniel S e g h e r s, eine weibliche allegorische
Figur umgeben von einem reichen, üppigen Früchtenkranz;
das reiche. Gebiet des Genre mit einer malerisch sehr feinen
Wirtshausszene des D. Tenier's, ein ihm kaum nachstehen
des Interieur von Brek'elenkamp, Diele eines Wirtshauses
von Viktoryns, aus späterer Zeit ein Festmahl von Lam-
p r e c h t s. Die Landschaft wird hauptsächlich von dem Kreise
der sogenannten Romanisten bestritten, so J. Both, Asselyn,
Grieffier, Tyllmanns usw. Die deutsche Malerei wird durch
den einen Lucas Cranach mit der Darstellung der Ehe
brecherin vor Christus repräsentiert. Von Italienern wären zu
nennen: Allori, Apoloni, Franzeschini usw. Der
illustrierte Katalog ist erschienen und wird auf Wunsch
Interssenten übersandt.
(Aus einem polnischen Schlosse.) Am 5. April
findet bei Hugo H e 1 b i n g in Frankfurt a. Main wegen
Liquidation die Versteigerung der Kunst- und Einrichtungs
gegenstände eines polnischen Schlosses statt. Der Katalog
beginnt mit persischen und spanisch-maurischen Fayencen,
italienischen Majoliken, Delfter und deutschen Fayencen, sowie
verschiedenen Porzellanen. Ferner enthält die Sammlung
Arbeiten in Zinn und Gelbguß, darunter eine Schweizer
Schnepfenschüssel und schließlich eine Reihe eleganter Möbel,
vor allem des 18. Jahrhunderts. Von den Gemälden und Bunt
stichen sei ein Seestück von Courbet besonders hervorge
hoben. Eine kleine Bücherei bildet den Abschluß der Samm
lung.
(290. Kunstauktion von C. J. Wawra in Wie n.)
Die am 9. und 10. März im Kunstauktionshause von C. J.
Wawra in Wien durchgeführte Auktion brachte insofern
eine Enttäuschung, als eine Reihe vorzüglicher Bilder kein ent
sprechendes Angebot fand. Dazu gehören auch die Roma-
kos, von denen nur No. 79, Allegorie auf den Ruhm, um 420 S
verkauft wurde. Im übrigen verlief die Auktion gut. Es er
zielten in Schilling:
Oelgemälde und Aquarelle moderner Meister.
2 Andr. A c h e n b a c h. Motiv aus Norddeutschland 1300
4 Rudolf von A 11. Der Almsee 2800
14 Vlaho B u k o v a c. Mädchenbildnis 750
15 Ders. Huckepack. Waldinncres 2300
23 L. H. F i s c h e r. Motiv aus Weißenkirchen 65
24 G a 1 o f r e. Marktplatz in einer spanischen Stadt 520
25 Johann Nep. Geller. Partie aus dem Volksgarten 380
26 Carl Goebel. Fuhrleute 130