Internationale Sammler-Zeitung
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eine mächtige schwarze Masche aufgesteckt hat.
Ebenso reichhaltig ist das Oeuvre der drei Brüder
Theer vertreten, vor allem das von Robert, dem
Bedeutendsten unter ihnen. Wir sehen von ihm: das
meisterliche, Ton in Ton gemalte Porträt des eng-
Fig. 2: Füger, Söhnchen des Künstlers.
lischen Harfenvirtuosen Alvars, das sprechend heraus
gearbeitete Brustbild des alten Herrn von Roda-
kowski, das breite, frei ausspähende Antlitz des Histo
rienmalers Ulbrich, dann das scharferfaßte Bildnis der
Mutter des Künstlers, mit den verstandesklugen, et
was kränklichen Zügen, und nicht zuletzt das mit
Schwung und Anmut ausgeführte Miniaturporträt
seiner jungen und schönen Gattin. Von Albert
Theer fällt eine prachtvoll charakterisierte alte
Dame mit Haube und reicher Spitzengarnierung auf
— ein Bildnis, in dem ein Hauch Waldmüllerscher
Fig. 3: Robert Theer, Mutter des Künstlers.
Naturempfindung nachzittert, von Adolf endlich
ein mikroskopisch feines und farbig ausgeglichenes
Selbstporträt. Eine erfreuliche Ueberraschung bilden
die Miniaturen von Saar, die dem porträtmäßigen
Ausdruck des Charakters, feinmalerischen Takt und
ein durchaus individuelles künstlerisches Empfinden
leihen.
Unter den richtunggebenden Beherrschern der
Aquarellkunst treten Kriehuber mit einem
Frauenbildnis von delikater Farbengebung und durch
aus miniaturistischer Technik und mit einem anhei
melnden Jugendporträt von Amerling und Häh-
n i s c h gleichfalls mit einem Damenbildnis, darin eine
virtuose Darstellung von Ruhe und Bewegtheit auf
fällt, im besonderen hervor. Zu erwähnen wäre auch
noch E y b 1, von dem ein naturgetreues Miniaturbild
nis seiner Tochter zu sehen ist. Der Ausklang der
Wiener Porträtminiatur ist durch die bemerkenswer
ten Leistungen eines Raab und W a i 1 a n d ge
geben.
Im Anschluß an die österreichischen Kleinbildnis
maler sei noch zuletzt auf einige Miniaturisten ita
lienischer Herkunft hingewiesen, deren künstlerische
Tätigkeit mit Oesterreich, bezw. Wien vielfach zu
sammenhängt. Auch die Miniaturporträts eines
Bossi, Castelli und Monsorno (der letztere
steuert ein interessantes, angebliches Doppelbildnis
Theodors Körners und seiner Braut bei) verdienen
spezielle Beachtung und fügen’ sich, dank ihrer Qua
lität, günstig dem künstlerischen Gesamtganzen ein.
[HTusikdrucke
und STlusikerHandschriften.
Nach der Anfang Dezember v. Js. abgehaltenen
Versteigerung des ersten Teils der Autographensamm
lung gelangt am 9. und 10. Mai durch Leo Liep-
m annssohn und Karl Ernst Heurici in Ber-
1 i n ein weiterer Bestandteil der umfangreichen
Sammlungen des ehemaligen Musikhistorischen
Museums von Wilhelm Hey er zum Ausgebot: die
Musikdrucke und Musikhandschriften aus dem 16.,
17. und 18. Jahrhundert. Die als Sammelgebiet von
Heyer nur nebenher gepflegte Gruppe der alten
Musikbücher ist an Zahl zwar nur klein, enthält aber
manche seltene und als Quellenschriften wichtige
theoretische und didaktische Werke namhafter Auto
ren, wie Arauxo, Aron, Caroso, Gafori, Galilei, Glare-
anus, Lusitano, Raselius, Salinas, Vicentino und Zappa.
Durch um so größere Reichhaltigkeit besticht die Ab
teilung der praktischen Musik, die vor allem eine
Fülle von geistlichen und weltlichen Gesangswerken
— Messen, Motetten, Psalmen, Madrigale, Kanzonet-
ten und Villanellen — in italienischen Originalaus
gaben des 16. und 17. Jahrhunderts aufw'eist. Neben
den Hauptmeistern Palestrina, Orlando di Lasso, Luca
Marenzio, Filippo di Monte, Claudio Monteverdi,
Cipriano di Rore und Giaches de Wert enthält diese
dem Florentiner Antiquar Leo S. O 1 s c h k i zu dan
kende Sammlung auch eine Reihe von Notendrücken
der Kleinmeister und bekannter Tonsetzer aus der
Blütezeit der Gesangsmusik, darunter eine Anzahl in
Vogels „Bibliothek der gedruckten weltlichen
Vokalmusik Italiens“ nicht verzeichneter, also bisher
unbekannter oder verschollener Werke, unter
denen die von Nicolo D o r a t i komponierten Stan
zen der Vittoria Colonna und das vierte Madrigal
buch von Giov. Andrea D r a g o n i besondere Erwäh
nung verdienen. Auch andere hervorragende Selten
heiten wies diese Abteilung auf, z. B. die fünf Folio
bände des ,Patrocinium musices 1 von Orlando di
Lasso in einem vorzüglich erhaltenen, ganz unbe
rührten Exemplar der typographisch meisterhaften
Prachtausgabe aus der Öffizin von Adam Berg in
München, Erstdrucke von Instrumentalwerken von
d’Anglebert, Corelli, Finger, Frescobaldi, Muffat, den