MAK
Internationale Sammler-Zeitung 
Seite 81 
Nr. 9 
eine mächtige schwarze Masche aufgesteckt hat. 
Ebenso reichhaltig ist das Oeuvre der drei Brüder 
Theer vertreten, vor allem das von Robert, dem 
Bedeutendsten unter ihnen. Wir sehen von ihm: das 
meisterliche, Ton in Ton gemalte Porträt des eng- 
Fig. 2: Füger, Söhnchen des Künstlers. 
lischen Harfenvirtuosen Alvars, das sprechend heraus 
gearbeitete Brustbild des alten Herrn von Roda- 
kowski, das breite, frei ausspähende Antlitz des Histo 
rienmalers Ulbrich, dann das scharferfaßte Bildnis der 
Mutter des Künstlers, mit den verstandesklugen, et 
was kränklichen Zügen, und nicht zuletzt das mit 
Schwung und Anmut ausgeführte Miniaturporträt 
seiner jungen und schönen Gattin. Von Albert 
Theer fällt eine prachtvoll charakterisierte alte 
Dame mit Haube und reicher Spitzengarnierung auf 
— ein Bildnis, in dem ein Hauch Waldmüllerscher 
Fig. 3: Robert Theer, Mutter des Künstlers. 
Naturempfindung nachzittert, von Adolf endlich 
ein mikroskopisch feines und farbig ausgeglichenes 
Selbstporträt. Eine erfreuliche Ueberraschung bilden 
die Miniaturen von Saar, die dem porträtmäßigen 
Ausdruck des Charakters, feinmalerischen Takt und 
ein durchaus individuelles künstlerisches Empfinden 
leihen. 
Unter den richtunggebenden Beherrschern der 
Aquarellkunst treten Kriehuber mit einem 
Frauenbildnis von delikater Farbengebung und durch 
aus miniaturistischer Technik und mit einem anhei 
melnden Jugendporträt von Amerling und Häh- 
n i s c h gleichfalls mit einem Damenbildnis, darin eine 
virtuose Darstellung von Ruhe und Bewegtheit auf 
fällt, im besonderen hervor. Zu erwähnen wäre auch 
noch E y b 1, von dem ein naturgetreues Miniaturbild 
nis seiner Tochter zu sehen ist. Der Ausklang der 
Wiener Porträtminiatur ist durch die bemerkenswer 
ten Leistungen eines Raab und W a i 1 a n d ge 
geben. 
Im Anschluß an die österreichischen Kleinbildnis 
maler sei noch zuletzt auf einige Miniaturisten ita 
lienischer Herkunft hingewiesen, deren künstlerische 
Tätigkeit mit Oesterreich, bezw. Wien vielfach zu 
sammenhängt. Auch die Miniaturporträts eines 
Bossi, Castelli und Monsorno (der letztere 
steuert ein interessantes, angebliches Doppelbildnis 
Theodors Körners und seiner Braut bei) verdienen 
spezielle Beachtung und fügen’ sich, dank ihrer Qua 
lität, günstig dem künstlerischen Gesamtganzen ein. 
[HTusikdrucke 
und STlusikerHandschriften. 
Nach der Anfang Dezember v. Js. abgehaltenen 
Versteigerung des ersten Teils der Autographensamm 
lung gelangt am 9. und 10. Mai durch Leo Liep- 
m annssohn und Karl Ernst Heurici in Ber- 
1 i n ein weiterer Bestandteil der umfangreichen 
Sammlungen des ehemaligen Musikhistorischen 
Museums von Wilhelm Hey er zum Ausgebot: die 
Musikdrucke und Musikhandschriften aus dem 16., 
17. und 18. Jahrhundert. Die als Sammelgebiet von 
Heyer nur nebenher gepflegte Gruppe der alten 
Musikbücher ist an Zahl zwar nur klein, enthält aber 
manche seltene und als Quellenschriften wichtige 
theoretische und didaktische Werke namhafter Auto 
ren, wie Arauxo, Aron, Caroso, Gafori, Galilei, Glare- 
anus, Lusitano, Raselius, Salinas, Vicentino und Zappa. 
Durch um so größere Reichhaltigkeit besticht die Ab 
teilung der praktischen Musik, die vor allem eine 
Fülle von geistlichen und weltlichen Gesangswerken 
— Messen, Motetten, Psalmen, Madrigale, Kanzonet- 
ten und Villanellen — in italienischen Originalaus 
gaben des 16. und 17. Jahrhunderts aufw'eist. Neben 
den Hauptmeistern Palestrina, Orlando di Lasso, Luca 
Marenzio, Filippo di Monte, Claudio Monteverdi, 
Cipriano di Rore und Giaches de Wert enthält diese 
dem Florentiner Antiquar Leo S. O 1 s c h k i zu dan 
kende Sammlung auch eine Reihe von Notendrücken 
der Kleinmeister und bekannter Tonsetzer aus der 
Blütezeit der Gesangsmusik, darunter eine Anzahl in 
Vogels „Bibliothek der gedruckten weltlichen 
Vokalmusik Italiens“ nicht verzeichneter, also bisher 
unbekannter oder verschollener Werke, unter 
denen die von Nicolo D o r a t i komponierten Stan 
zen der Vittoria Colonna und das vierte Madrigal 
buch von Giov. Andrea D r a g o n i besondere Erwäh 
nung verdienen. Auch andere hervorragende Selten 
heiten wies diese Abteilung auf, z. B. die fünf Folio 
bände des ,Patrocinium musices 1 von Orlando di 
Lasso in einem vorzüglich erhaltenen, ganz unbe 
rührten Exemplar der typographisch meisterhaften 
Prachtausgabe aus der Öffizin von Adam Berg in 
München, Erstdrucke von Instrumentalwerken von 
d’Anglebert, Corelli, Finger, Frescobaldi, Muffat, den
	        
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