Nr. 13
INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
Seite 139
Gruben eingekauft haben und daß sie. dabei auch
mit der spanischen Sitte, Felsbilder zu gravieren,
vertraut worden sind.
Ein besonders prachtvoller Fund dieser Art
wurde vor einiger Zeit an der schwedischen Süd
westküste, in einem Grabhügel bei Lugnaro-
h ö g e n gemacht: ein Steinschiff aus dem Ende der
Bronzezeit, das in einem zementierten Gewölbe be
sichtigt werden kann. Es ist etwa 8 m lang, die
Seiten sind von größeren Steinen gebaut, das In
nere war von kleineren Steinblöcken und Roll'
steinen gefüllt; über diese war ein Lager von Sand
ausgebreitet, das eine Art Decke bildete. An den
beiden Steven erhoben sich zwei große Steinplatten.
Aehnliche große Steinschiffe, wenn auch nicht von
gleicher Pracht, sind bereits früher in Schweden ge
funden worden. Aus Bildern läßt sich nun auch
nachweisen, daß man mit solcher Art Schiffen da
mals nicht gesegelt ist, sondern sie gepaddelt hat.
Die Gravierungen der Felsbilder zeigen in einem
neuen Funde 6 Paddler in der typischen Haltung,
mit Rudern von einem länglich ovalen Typus. Dies
Paddelruder hat ein Gegenstück nur auf einem
deutschen Rasiermesser aus" der letzten Hälfte der
Bronzezeit. Neuerdings gewinnt die Auffassung an
Boden, daß diese Felsbilder einen kultischen Sinn
haben.
Chronik.
BIBLIOPHILIE.
(22.500 Mark für eine Bibelbilderhandschrift,) Im Rahmen
der Versteigerung einer Hamburger Patrizierbibliothek, die
F. Dörling in Hamburg vor einem Kreis internationaler
Händler und Liebhaber vornahm, kam eine prachtvolle Bibel
bilderhandschrift zur Auktion. Der 1 ext ist ein officium Ma
riae mit Kalendarium. 150 farbige Federzeichnungen auf Per
gament aus dem Alten und Neuen Testament, köstlich in Auf
fassung und Farbe, illustrieren den schönen Band, Sie zeigen
romanisch-byzantinische Stilkennzeichen; das Ganze ist wahr
scheinlich süddeutschen oder böhmischen Ursprungs, Originell
ist dabei, daß die Bildunterschriften nicht in lateinischer, son
dern in deutscher Sprache abgefaßt sind, Um das kost
bare Manuskript entspann sich ein lebhafter Kampf und
schließlich ein Duell zwischen einem Berliner Händler und
dem bekannten Florentiner Antiquar Leo 0 1 s c h k i, Dieser,
der, nebenbei bemerkt, der europäische Aufkäufer Pierpont
M o r g a n s ist, gewann schließlich das Exemplar, für das ein
Schätzungspreis von 8000 Mark eingesetzt war, für 22.500
Mark. Im übrigen wurden die Inkunabeln durchweg zu den
Schätzungspreisen verkauft. Ein sehr schönes, koloriertes
F.xemplar der Neunten Deutschen Bibel (Koberger 1483) brach
te 3350 Mark, das Liber Sextus decretalium von Papst Boni-
fazius VIII. 950 Mark, Petrus Lombardius' Über sententiarum,
etwa 1468 in Straßburg gedruckt, 1200 Mark, die Schedelsche
Chronik, ein herrliches Exemplar (1493) dagegen nur 920 Mark.
(Die interessanteste Biographie.) Die Atlantic Monthly
Press in Boston schreibt einen Preis von 5000 Dollar für
die interessanteste Biographie beliebiger Art aus. Es braucht
nicht die Lebensbeschreibung eines berühmten Menschen
zu sein; zugelassen ist auch die autobiographische Geschichte
eines unbekannten Lebens, welche:; demjenigen, der es ge
lebt, inhaltsvoll erschien und das er dann interessant dar
zustellen vermochte, An dem Wettbewerb kann jeder teil
nehmen; das Original darf in beliebiger Sprache geschrieben
sein, doch muß das endgültige Manuskript, das bis spätestens
zum 1. Mai 1929 einzureichen ist, englisch abgefaßt sein. Die
Summe von 5000 Dollar wird-allein für Zeitschrift- (periodi
sche und Buch-) Rechte bezahlt, außer allen aus dem Ver
kauf des Buches sich ergebenden Tantiemen; die Biographie
wird als Publikation der Atlantic Monthly Press erscheinen.
BILDER.
(Ein unbekanntes Dürer-Bildnis in Kremsier?) Das Erz
bischöfliche Palais in Kremsier in Mähren enthält eine
kleine Galerie, die als richtige alte Barocksammlung zum Teil
noch mosaikartig in die Wand eingelassen ist. Das Hauptstück
ist ein Tizian, eine Schändung des Marsyas, Nun lenkt Dr.
Otto Benesch im „Pantheon” die Aufmerksamkeit auf ein
bisher so gut wie unbeachtetes deutsches Bild jener Sammlung,
das das Datum 1505 trägt. Und er bezeichnet es als Selbst
bildnis Albrecht Dürers. Die Schriftleitung des „Pan
theon” fügt hinzu, es handle sich jedenfalls um ein bedeuten
des Werk aus Dürers nächster Nähe, nennt dafür aber den
Namen des Dürer-Schülers Hans v. Kulmbact. Doch scheint
auch diesd Bestimmung nicht zweifelfrei zu sein; die Urheber
schaft Dürers kommt ernstlich in Betracht, wenn es sich auch
vielleicht nicht um ein Selbstbildnis handelt. Es ist eine ver
hältnismäßig kleine Holztafel; das Antlitz blickt forschend, zu
rückhaltend auf den Beschauer. Ein fast“ schwarzer Hut, eben
solcher Pelz fassen den von dunkelblondem Haupt- und Bart
haar gerahmten Kopf. Das rote Wams leuchtet im dreieckigen
Brustausschnitt hervor. Der Grund ist ein helles Grün. In
Farbe und malerischer Technik steht das Bild nach der An
sicht von Benesch unmittelbai neben der kürzlich entdeckten
„Venezianerin“ Dürers, die ir s Wiener Kunsthistorische Mu
seum kam, gleichfalls das Datum 1505 trägt und fast genau
dieselben Bildmaße hat. Auffällig ist das Fehlen einer Signatur
Dürers. Benesch glaubt, daß dies „Selbstbildnis" auch in Ve
nedig entstanden ist.
(Entdeckung eines Freskogemäldes im Warschauer Schloß.)
Während der Renovierungsarbeiten, die im Warschauer könig
lichen Schloß durchgeführt werden, ist ein altgotisches
Freskogemälde in der Größe von einem Quadratmeter
entdeckt worden. Nach einem vorläufigen Gutachten soll es
sich hier um den Teil eines größeren figuralen Gemäldes
handeln, dessen übrige Teile vernichtet worden sind.
PHILATELIE.
(Hindenburg-Marken.) Aus Berlin wird uns berichtet;
Nachdem der Verwaltungsrat der Reichspost den Wunsch aus
gedrückt hatte, daß eine Briefmarkenreihe mit den Bildern
des Reichspräsidenten herausgegeben werden möge, wird eine
solche Reihe am 1. September ausgegeben werden. Sie ist ent
worfen von dem Kunstmaler Smith, Berlin-Schöneberg. Für
Hindenburg ist ein neuer Entwurf, der von der Hindenburg-
Wohlfahrt.smaike abweicht, geschaffen worden. Ausgegeben
werden Marken zu 3, 8, 10, 20, 30 und 60 Pfennig, außerdem
eine neugeschaffene 45-Pfennig-Marke für Einschreibebriefe
mit dem Bildnis des verstorbenen Reichspräsidenten E b e r t,
Marken zu 5, 15, 25 Pfennige usw. mit dem Bildnis Hindenburgs.
VERSCHIEDENES.
(Tod bekannter Sammler.) In Berlin ist der Wirkliche
Geheime Rat, Gesandter a, D. Willi v. Dirksen im Alter
von 76 Jahren gestorben. Er war einer der eifrigsten Kunst
sammler Berlins. Seine Villa in der Margaretenstraße war zu
gleich ein Museum und eine ganz persönliche Wohnung.
Dirksen, stark von Bode beraten, liebte vor allem die italie
nische Kunst und hat auf diesem Gebiet wohl die. hervor
ragendste Privatsammlung besessen, die es überhaupt in
Deutschland gibt.
(Eine Elisabeth-Reliquie.) In einem Schrank der Feste
Coburg stand lange Zeit unbeachtet ein sogenanntes »Hed
wigsglas«. Der Ueberlieferung nach soll es durch Martin
Luther in die Sammlung der Feste gelangt sein und aus
dem Besitz der heiligen Elisabeth stammen. Nach längeren
Forschungen ist es nun gelungen, die Herkunft dieser Reliquie
festzustellen .Sie befand sich ursprünglich unter den Gegen
ständen, die die heilige Elisabeth auf der Wartburg zurück
ließ, als sie im Jahre 1228 diese Landgrafenfeste verließ.
Die Wettiner Landgrafen übergaben sämtliche persönlichen
Gegenstände der Heiligen Thüringens den Franziskanermön
chen des Elisabethenklosters, das die Franziskanermönche am
Fuße der Wartburg errichtet hatten. In der Pfingstwoche
jedes Jahres wurden diese Heiligtümer ausgestellt, wo sie
von zahlreichen Wallfahrern aufgesucht werden. Die Gegen
stände sind zum größten Teil verloren gegangen. Nur der
Glasbecher wurde dadurch gerettet, daß er als Segenspender