Nr. 16
INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
Seite 155
77. P e t e r e 11 e, Nackte am Wasser,
65 : 54 cm 3600
78. P i c a b i a, Schneelandschaft bei Moret,
54 : 65 cm 3000
79. P i s s a r o, Mutterschaft, 46 : 38 cm . . 27.900
80. Q u i z e t, Treppe in Belleville,
116 : 89 cm 1300
81. Renoir, Der blaue See, 13 : 30 cm . . 5040
82. Derselbe, Blumen, 23 : 30 cm 7200
83. S a b b a g h, Lesendes Mädchen,
92 : 73 cm 2400
84. Segonzac, Halbnacktes junges Mäd
chen vor einer Landschaft, 80 : 65 cm . 51.900
85. S o u t i n e, Bildnis eines jungen Mannes,
53 : 39 cm ' 4200
86. Derselbe, Landschaft bei Ceret,
50 : 61 cm 2400
87. V a 1 a d o n, Wiese hinter einem Bauern
hof, 54 : 65 cm 2400
88. V 1 a m i n c k, Kirche von Auvers an der
Oise, 65 : 50 cm 4980
89. Eugene Z a k, Frauenbildnis, 27 : 22 cm . 1650
90. Derselbe, Der Brief, 46 : 33 cm . . . . 6480
91. Derselbe, Der junge Trinker, 92 : 61 cm 15.000
92. Ziem, Das Flußufer, 43 : 28 cm .... 1980
Alte und moderne Graphik:
Bei der Versteigerung alter und moderner
Graphik vom 11. Juni (Com. Pris, Desvouges,
Exp. Cailac), fielen folgende Preise aus:
Gauguin, Die Wäscherinnen, erster
D a u m i e r, le ventre legislatif .... 2400
Deveria, Bildnis Victor Hugos . . . 1980
F o r a i n, Im Baderaum 3600
Abdruck, mit Wasserfarben ge
höht 1980
Guerand, Die Touristen, 12 kolor.
Stücke 1980
Ingres, Die Adaliske 2800
Lepere, Die Kathedrale von Reims,
erster Zustand ■ • . 6000
Derselbe, Kathedrale von Amiens . . . 4980
Manet, Im Paradies 2400
Renoir, Badende, stehend, in Farben
gedruckt 2580
Toulouse - Lautrec, Bildnis Luce
Myres, in Grün gedruckt 2280
Derselbe, Ida Heath, tanzend, in Grün
gedruckt 2580
Das Jtätsel der Shakespeare-Sonette.
Das Rätsel der Shakespeare-Sonette ist endlich
gelöst. Wir wissen jetzt, wer der geheimnisvolle
W, H. der Widmung ist, die der Verleger Thomas
Thorpe 1609 seiner ohne Shakespeares Wissen
veröffentlichten Sonetten-Ausgabe vorangeschickt
hat. Es ist nicht der Edelmann William Herbert, es
ist nicht Henry Wriothesley, es ist nicht William
Himself, wie einst ein deutscher Professor gemeint
hat, ebenso wenig ist es William Hall, jener Dunkel
mann, der das Manuskript gestohlen und dem Ver
leger zugetragen haben soll, sondern William Hol-
gate, der 17jährige Sohn eines reichen Gastwirtes
in Saffron Waiden. Er ist der richtige W. H., dem
Shakespeare seine Sonette zugedichtet hat.
Also steht zu lesen in einem Bericht des »Daily
Telegraph«. Beweis? Man hat das mehr als 200 Sei
ten zählende Gedichtalbum (commonplace book)
dieses William H o 1 g a t e gefunden. Und sein Be
sitzer, Mr. Dring, der es jetzt an Amerika abgege
ben hat unter der ausdrücklichen Bedingung, daß
die hervorragendsten amerikanischen Shakespeare-
Gelehrten es zum Gegenstand genauester Untersu
chung machen sollten, glaubt aus dem Inhalt des
Albums auf die Freundschaft zwischen dem Besitzer
Holgate und Shakespeare schließen zu können.
Denn, sagt er, Holgate hat neben zwei Gedichten,
die Shakespeare erwähnen, Shakespeare-Sonette in
sein Album kopiert. Im Jahre 1607 aber war Sha
kespeare nachweislich in Saffron Waiden und lernte
den hübschen, dichterisch veranlagten Gastwirts
sohn kennen. Was liegt da näher als die Vermutung,
daß Shakespeare durch ihn zu seinen Jünglings
sonetten angeregt worden ist?
Soweit die Botschaft. Wie steht's mit dem Glau
ben? Es dürfte zu der konventionellen Art der Sha
kespeare-Sonette wohl passen, daß ihnen kein star
kes Freundschaftserlebnis zugrunde liegt. Es dürfte
Shakespeares Lebensverhältnissen angemessen sein,
daß der von ihm dichterischer Sitte gemäß geprie
sene schöne Freund, der sich mit dem Schauspieler
in dasselbe Weib verliebt, kein Edelmann war. In
sofern wäre ein Gastwirtssohn durchaus denkbar.
Undenkbar aber ist es, daß Shakespeare diese So
nette 1607, als Holgate 17 Jahre alt war, geschrie
ben habe. Ihr italianisierender Stil weist, wenn wir
von einigen Nummern absehen, untrüglich in das
Jahr 1594, in die Zeit der englischen Sonettenhoch-
flut. Vor dieser unumstößlichen Tatsache zerschellt
die William Holgate-Hypothese in Scherben.
Die Sammlung Qarstanjen in JColn.
Lange Jahre war eine der schönsten privaten
Gemäldesammlungen, die jemals ein Kölner Bürger
zusammengebracht hat, der Heimat ihres Eigentü
mers entfremdet, eine Zierde erst des Kaiser-Fried-
rich-Museums in Berlin, dann der alten Pinakothek
in München: die weltberühmte Sammlung des ver
storbenen Wilhelm Adolf v. Carstanjen. Durch
die opferbereite Initiative einiger Kölner Kunst
freunde, vor allem aber durch das verständnisvolle
Entgegenkommen von Robert v. Carstanjen, ist
es nun gelungen, die Sammlung für Köln als lang
fristige Leihgabe zurückzugewinnen. Die Bilder sind
bereits im Wallraf-Richartz-Museum eingetroffen
und werden sobald wie möglich der Oeffentlichkeit
zugänglich gemacht. Damit gewinnt Köln für seine
Gemäldegalerie eine glanzvolle Reihe von Meister
werken gerade solcher Künstler, die bisher in seinen
Sammlungen nicht vertreten waren.
An der Spitze steht Rembrandt mit drei
Bildern, darunter dem »lachenden Selbstbildnis in
hohem Alter«, Frans Hals mit drei, van Dyk mit
einem Bildnis von überragender künstlerischer Be
deutung. Die großen Landschafter Jakob van
R u y s d a e 1 und Meindert H o b b e m a, der Mei
ster des Sittenbildes Jan Steen, der Marinemaler
Jan van de Capelle, der hochgeschätzte Tier-