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INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
Nr. 19
Die Deutsche sAlbrecht-Dürev-Sliftung.
Aus N ü r.n b e r g'wird uns geschrieben: Auf der J agung
des Reichsverbandes der bildenden Künstler Deutschlands,
die vom 10. bis 13. September in Nürnberg stattfand,
konnte Oberbürgermeister Dr. Luppe die Errichtung einer
»Deutschen Albrecht Dürer-Stiftung« zur Ausbildung begabter
Künstler seitens des Siadtrates Nürnberg bekanntgeben. Im
Kuratorium dieser Stiftung sind vertreten der Stadtrat' Nürn
berg durch Oberbürgermeister Dr. Luppe, Stadtrat Doktor
Süßheim und Professor Dr. Schulz, das Reichsministerium
des Innern sowie das Preußische Staatsministerium für Wissen
schaft, Kunst und Volksbildung durch Ministerialrat Dr. Gail,
das Bayerische Staalsministe'rium für Unterricht und Kultus
durch Generaldirektor der Staatsgemäldesammlungen Geheim
rat Dr. Dörnhöfer und der Reichsverband bildender Künst
ler durch Professor Benno Becke r-München sowie Professor
Dr. h. c. D e 11 m a n n, Berlin-Dahlem.
Wie aus den Satzungen dieser Stiftung zu entnehmen ist,
wurde sie von der Stadt Nürnberg mit einem Kapital von
100.000 Reichsmark errichtet, das zur Hälfte aus Gemeinde
mitteln, zur anderen Hälfte aus Zuschüssen des Deutschen
Reiches (35,000 RM) und des Freistaates Bayern (15.000 RM)
herrührt. Der Stiftung werden zugeführt ein Teil des Reiner
trägnisses einer Lotterie und die Ergebnisse von Sammlungen
usw. Zur Erfüllung des Stiftungszweckes können aus den
Jahreserträgnissen der Stiftung an hervorragend begabte Maler
und Graphiker — in besonderen Fällen auch an Bildhauer und
Architekten — zur Förderung ihrer künstlerischen Entwick
lung, wie z, B. zum Besuche von Schulen, für Studienreisen,
zur Beschaffung von Werkstoffen und Arbeitsgeräten, Stipen
dien, sei es unmittelbar oder mittelbar, gewährt werden. Die
Stiftung kann auch an hervorragend begabte Künstler zur Aus
führung bedeutsamer Werke auf Grund vorgelegter Entwürfe
Zuschüsse leisten, oder einzelne ausgezeichnete Kunstwerke
solcher Künstler erwerben oder sich an der Erwerbung be
teiligen. Soweit nach Erfüllung dieses Stiftungszweckes noch
Mittel verfügbar sind, können Künstlern von hervorragender
Begabung und Bewährung, die ohne eigenes Verschulden in
Not geraten sind, Unterstützungen gewährt werden, wobei je
doch der Aufwand für solche Unterstützungen jeweils tm
Ganzen die Höhe eines Drittels der Jahreserträgnisse nicht
überschreiten darf.
Das Kuratorium verwaltet die Stiftung, besorgt insbe
sondere die Anlage der verfügbaren Geldmittel und richtet
alljährlich zum Todestage Albrecht Dürers, am 6. April,
die Stiftung aus, in dem es über Höhe, Art und Zeitdauer
der zu gewährenden Stipendien, Beihilfen oder Unterstützun
gen sowie über den Ankauf einzelner Werke bestimmt. Be
werbungen um Leistungen aus der Stiftung müssen jeweils
bis zum 15. Jänner des betreffenden Jahres beim Vorsitzenden
des Kuratoriums eingereicht werden. Dieses ist berechtigt, er
worbene Werke deutschen öffentlichen Museen oder Samm
lungen zu überlassen.
5*vivatbibliothekeu.
Artur L. Humphrey spricht in seinem Buch „The
private library" folgendes für englische, leider aber auch
für österreichische Verhältnisse bezeichnende Wort aus:
„The two thkigs most neglected in houses are the trim-
ming of lamps and the care of books." Die zwei Dinge,
die am meisten in einem Haushalt vernachlässigt wer
den, sind das Putzen von Lampen und die Pflege der
Bücher. Und doch ist gerade die Zahl der Schulen und
der Bücherkonsum eines Landes für seine ganze Kultur
bezeichnend.
Eine der ersten Schilderungen einer Privatbibliothek
ist die von Chaucers Clerk of Oxenford, die die Rich
tung der ganzen damaligen Bildung kennzeichnet: „A
twenty bokes, clothed in black and red, Of Aristotle and
his Philosophie.“ („Zwanzig Bücher ungefähr, schwarz
und rot gebunden, von Aristoteles und seiner Philoso
phie.") Das war so der Besitzstand eines englischen
Gelehrten des 13. Jahrhunderts. Die bedeutendsten
Sammlungen umfaßten vier- bis fünfhundert Werke und
so finden wir im 12. und 13. Jahrhundert nur selten
größere Bibliotheken in den Chroniken angeführt. Im
14. Jahrhundert (1395) hinterließ Alice Lady von West
ihrer Schwiegertochter Joan „alle ihre lateinischen,
französischen und englischen Bücher" und aus dem
15. Jahrhundert wird berichtet, daß Sir John Howard
für ein englisches Buch „Dives and Pauper“ 13 Sh 4 d
bezahlt hatte, um es seiner damals schon bedeutenden
Familienbibliothek einzuverleiben. Eine der größten
Bibliotheken des 15. Jahrhunderts war die 853 Bände
umfassende Bibliothek Karl V. von Frankreich, die
vom Herzog von B e d f o r d nach England gebracht
wurde.
In Macaulays „History of England" finden wir
in dem Kapitel „The State of England in 1685" ver
schiedene Schwierigkeiten, mit denen die Geistlichkeit
bei der Beschaffung von Büchern für ihre Privatbiblio
theken zu kämpfen hatte, aufgezählt und es wird er
wähnt, daß damals der Besitzer von Bakers „Chro-
nicle", Tarletons „Jests" und „The Seven Champions
of Christendom" bereits als bedeutender Büchersammler
und Bücherliebhaber galt. Im 17. Jahrhundert verdient
vor allem Pepies Sammlung griechischer Autoren
hervorgehoben zu werden, jenes Pepie, der, um seine
Sammlung der.Nachwelt zu erhalten, mit seiner Gattin
und seinem Freunde Deb W i 1 e 11 oft bis Mitternacht
an dem Katalog seiner Bibliothek arbeitete und der so
sehr auf die absolute Sittenreinheit seiner Bücherei be
dacht war, daß er, als er einst das französische Buch
„L’ecole des Filles“ gelesen hatte, es sofort nach der
Lektüre verbrannte, „damit es weder durch seine Nach
barschaft im Katalog, noch durch sein Stehen neben
den anderen Bänden den Besitzer und seine Bibliothek
in Verruf bringen könnte".
Dem 18. Jahrhundert gehören die drei großen Samm
ler William O 1 d y s, Humphrey Wanley und Thomas
R a w 1 i n s o n an, große Gelehrte, die auch dazu bei
trugen, daß andere Zeitgenossen ihrem Beispiel folgten,
wie zum Beispiel Walter Scott, der auf Abbotsford
eine der wundervollsten Bibliotheken, die hauptsächlich
altschottische Chroniken enthielt, sein eigen nannte.
In Deutschland und Oesterreich finden wir neben den
großen Bibliotheken, die meist von den Landesfürsten
begründet wurden, auch zahlreiche kleinere, aber durch
aus nicht weniger gut ausgestattete Privatbibliotheken,
von denen eine große Anzahl in dem von Dr, Robert
T e i c h 1 anläßlich des Wiener Bibliothekartages (1927)
herausgegebenen Bibliolhekenführer verzeichnet sind.
So nennt er vor allem die Bibliothek Max v. Port
heims, eine mustergültige Sammlung österreichischer
geschichts-genealogischer und topographischer Materia
lien, die Bibliothek Adolf Hoffmanns (Anglistik),
Wolfgang v. Wurzbachs (Romanistik und besonders
spanische Literatur), die Sinologica v. Rosthorns u. a.
Wie aber wird eine kleinere Privatbibliothek eigent
lich angelegt? Die meisten dieser Anlagen kranken an
dem Uebel der Uferlosigkeit, einem Mangel, dem nur
schwer gesteuert werden kann, solange die Besitzer die
ser Schätze selbst weder durch Begabung noch durch
guten Willen vorgebildet sind. Denn wie kommen die
meisten Bibliotheken zustande? Zu festlichen Gelegen
heiten, wenn einem teuren Verwandten oder Freunde
durchaus etwas geschenkt werden muß und einem nichts
„Gescheites" mehr einfällt, weil der Unglückliche bereits
eine ganze Serie von Tabatieren, Aschenschalen usw.