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INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
Nr. 20
H
The BRUMMER
OALLERY
NEW-YORK 27, East 57" Street
fixe und Monstranzen, ferner eine große Anzahl von
Zimelien deutscher mittelalterlicher Goldschmiedekunst.
Neben dem Weifenschatz besitzt der Herzog von
Braunschweig auch die berühmte Cumberlandsche
Silberkammer, die als die bedeutendste Silber-
sammlung der Welt gilt, mit Kunstarbeiten der ersten
Meister Englands, Frankreichs, der deutschen Renais
sancekunst in Nürnberg, Augsburg, Hannover und Osna
brück aus der Zeit von 1560 bis 1580. Aus dieser Silber
kammer sind im Laufe der letzten Jahre bekanntlich ein
zelne Stücke im Dorotheum verkauft worden, eben
so wie eine große Anzahl von Gobelins und Porzellan
servicen. Nun sollen sämtliche Objekte der Sammlungen
zum Verkaufe gelangen; amerikanische Milliardäre wer
den ihre Paläste damit schmücken.
Mit der Durchführung des Verkaufes ist, wie wir er
fahren, das Wiener Kunstauktionshaus Glückselig
betraut. Verlangt werden für den Weifenschatz 10 Mil
lionen Dollar.
Sie Sraupe-Jluktionen.
Paul Graupe in Berlin eröffnet am 22. Oktober die
große Reihe seiner Buchauktionen mit der Versteigerung 81,
die neben Beträgen aus anderem Besitz vor allem die be
rühmte Bibliothek der Herzogin Augusta-Amalia von '
Leuchtenberg-Beau har nais zum Verkaufe bringt.
Wie schon in seiner letzten Frühjahrsauktion, so liegt auch
hier wieder ein großartiges Angebot der kostbarsten französi
schen illustrierten Bücher des 18, Jahrhunderts vor, das durch
eine reichhaltige Sammlung von Napoleonica, historischen Me
moiren, Kostüm- und Reisewerken etc. aus dem Besitz der
Herzogin, die die Gemahlin von Napoleons Stiefsohn Eugene
Beauharnais war, zu einem genauen Bild von der Kultur des
ersten Kaiserreiches und der Restaurationszeit abgerundet
wird. Das kostbarste Stück aus dem 18. Jahrhundert ist eine
kleine Kinderarbeit von Louis XV., »Cours des Fleuves«,
1718, von ihm selbst verfaßt und gedruckt und später in einem
kostbaren Maroquin-Double-Bande seiner Favoritin, der Mar
quise von Pompadour, handschriftlich und mit seinem
und ihrem Wappen zugeeignet. Es fehlt keines der großen
Stücke, weder Lafontaine, „Contes et Nouvelles", die gleich in
drei verschiedenen, kostbar gebundenen Exemplaren vorliegen,
noch Laborde, »Choix de Chansons«. Voltaire, Corneille, Ra
cine sind mit Spitzenwerken damaliger Buchkunst in kost
baren Exemplaren vertreten. Fast jedes Stück ist von den
besten Bindern der Zeit in Wappeneinbände berühmter Pro
venienzen gebunden und enthält Sonderfolgen der Kupfer vor
der Schrift, als Eaux-Fortes oder in anderen seltenen Zu
ständen. Noch nie auf dem Markt gewesen ist der herrliche
Didot-Druck von „Daphnis und Chloe”, ganz auf Pergament
gedruckt, mit reizend in Gold und Farben gouachierten Kup
fern.
Eine Ueberfülle von Einbänden, die der Herzogin als Ge
mahlin des Vizekönigs von Italien dediziert wurden, gibt der
Sammlung, die überhaupt von ungemeinem, dekorativen Reiz
ist, besonderen Glanz, Vor allem sind die italienischen Pressen,
nicht nur Bodoni, sondern auch andere unbekannte, aber gleich
rangige Drucke, in herrlichen Widmungsexemplaren vertreten.
Aus der Spätzeit der Bibliothek stammen dann schöne illu
strierte Bücher des 19. Jahrhunderts in äußerst dekorativen
Bänden von Thouvenin, Simier u. a. Die Reise und Trachten
werke sind teilweise in besonderen Exemplaren mit reichem
Kolorit eigens für die Herzogin hergestelll worden.
Das Niveau dieser Sammlung dürfte noch höher stehen,
als das der im Juni d, J. versteigerten; es ist anzunehmen,
daß auch diese Auktion wieder dem gleichen Interesse bei
der internationalen Sammler- und Händlerwelt begegnen wird.
Unmittelbar an die Versteigerung der Bibliothek der
Herzogin Augusta Amalia von Leuchtenberg schließt sich am
24. Oktober die Versteigerung einer nicht minder kostbaren
Sammlung von Farbstichen des 18. Jahrhunderts
an. Sowohl die englische wie auch die französische Kunst ist
mit erlesenen Stücken vertreten; vor allem ragen die mit si
cherstem Raffinement gedruckten Gegenstände von Janinet
nach Fragonard in kostbaren Frühdrucken »ä quatre epin-
gles«, ein Blatt sogar von Janinet handschriftlich signiert, her
vor. Daneben sind hauptsächlich zu erwähnen: Seltene Blätter
von Bonnet, Boucher, Chaponnier, Demarteau, Fragonard,
Freudeberg, Janinet, Moreau le Jeune, Watteau, Noch reicher
ist das Angebot englischer Meister mit den Spitzenwerken ihrer
hohen Farbstichkultur. Hier ist vor allem Ward, der neben
vielen anderen köstlichen Blättern mit seinen vier Haupt
stücken erscheint: »A Livery Stahle«, »A Carriers Stahle«,
»Outside of a country Ale-House« und Inside of a country
Ale-House«, die in einzigartig schönen und frischen Abdrucken
vorliegen. Alle großen Namen, wie Bartolozzi, Bond, Burke,
Collins, Dodd (von ihm zwei sehr seltene Seestücke), Earlom,
Gillbank, Hodge, Young, Knight, Morland (u. a. die berühmte
Laetitia-Serie), Murphy, Nutter, Ogborne, Reynolds, Scott,
Smith (besonders die ungemein seltenen Gegenstücke »The
Fortune Teller« und »The Gamesters«), Wheatley der mit
einem kompletten Exemplar der braun gedruckten »London
Cries« neben einer Menge anderer Farbstiche vertreten ist.
Anschließend folgt eine schöne Sammlung von Ansichten
und Schweizer Trachtenbildern, von denen besonders das
eminent seltene Werk »Colleclion de costumes suisses« von
Koenig zu erwähnen ist.
Den Schluß der Versteigerung bildet eine Auslese der
seltensten Folgen von Sportblätlern von Alken, Giller, Harring,
Hunt, Morland, Pollard, Ridinger u. a., die bei der immer
steigenden zeitgemäßen Schätzung des Sujets sicher heiß um
stritten sein wird.