MAK
Nr. 20 
INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG 
Seite ! 93 
Mozart sein scherzhaftes Terzett „Das Bändel" (Liebes 
Mandel, wo is's Bändel?), ferner einen Brief an seinen „eher 
Pere" nach Salzburg, der ein genaues Bild von des Tondichters 
sich mit den Jahren immer mehrenden Virtuosentä/tigkeit gibt. 
Auch ist ein Brustbild aus der Pariser Zeit des Meisters an 
geführt, das bisher unbekannt war. 
Wir kommen auf die ungemein interessante Sammlung, 
sobald uns der Katalog vorliegit, noch zurück. 
BIBLIOPHILIE. 
(Bücherauktionen in Hamburg.) Die nächste Auktion der 
Bücherstube Hans Götz in Hamburg findet am 20, Ok 
tober statt und umfaßt; Chroniken, illustrierte Bücher, alte 
Reise-Beschreibungen (darunter seltene Americana), kostbare 
Einbände u, a. Am 17. November folgt dann die moderne 
Versteigerung, die besonders illustrierte Bücher, teils in her 
vorragenden Einbänden, enthält, 
(Die Bibliothek Walter Rathenaus.) Wir lesen im »Ber 
liner Tageblatt«; Als Mensch, als Sammler und Denker ge 
schult zur Auswahl, schuf sich Walther Rathenau eine aus 
erlesene Bibliothek, die 4300 Bände umfaßt. Diese Bibliothek, 
die jetzt in dem Hanse in der Königsallee zu finden und zum 
Teil in neu ausgebauten Räumen untergebracht ist, umfaßt 
weit mehr, weil sie noch vergrößert ist durch Teile der Biblio 
thek des Geheimen Kommerzienrates Emil Rathenau und 
seiner Gattin Mathilde. Dieses gesamte Material ist in Kata 
logen geordnet, nach Wissensgebieten und Materie getrennt, 
von Dr, W i e s i n g e r treu besorgt, für jeden zugänglich ge 
macht worden. Die Systematik der Bibliothek gibt Aufschluß 
über den Menschen Rathenau. Sie zeigt, daß aus dem Gebiete 
der Staatswissenschaft relativ wenig vorhanden ist, während 
die schöngeistige Literatur in seltener Vielfalt vertreten ist. 
Es interessieren besonders die Erstausgaben von Herder, 
Goethe, Kleist, Grabbe, Klopstock, Novalis, Arnim, und be 
sonders auffallend ist ferner die große Auswahl an französi 
scher Literatur. Bedeutend ist auch die Zahl der Literatur aus 
dem Gebiete der bildenden Kunst, und während der Rechts 
wissenschaft, der Kriegswissenschaft, selbst der Privatwirt 
schaftslehre fast gar nichts in den Schränken eingeräumt ist, 
nehmen die Werke über Okkultismus und Chiromantismus 
einen großen Raum ein. 
Neben den Dokumenten und Briefen, die, von der Biblio 
thek getrennt, in Archiven bewahrt werden, sprechen als per 
sönliche Erinnerungen besonders zwei Schränke, gefüllt mit 
Büchern, die Widmungen der Autoren an Walther Rathenau 
enthalten, Widmungsexemplare, aus denen ersichtlich ist, wie 
groß der Kreis von Dichtern und Künstlern war, die er als 
Freunde hatte, und wie er auf vielen Gebieten mitwirkend 
beteiligt war. Es stehen in diesen Schränken die Bände von 
Dehmel, Hauptmann, Hartleben, Sudermann, Fritz von Unruh, 
der an seinem »Prinz Louis Ferdinand« bei Räthenau gear 
beitet hat, die Schriften von Emil Ludwig, Loerke, Stehr, 
Wedekind und Maximilian Harden, deren Inschriften aus den 
letzten drei Jahrzehnten alle gemeinsame Arbeit, gemeinsamen 
Kampf erkennen lassen. So schrieb, zum Beispiel, Maximilian 
Harden in eines seiner Werke; »Stellt’s zu den übrigen Walther 
Rathenau, der kein Zeichen meines Gedenkens braucht.« In 
einem Dehmel-Band steht die Widmung; »Dem Wortführer 
Walther Ralhenau in gemeinsamer Büßerschaft«, und daneben 
ist, von Rathenaus Hand als Erwiderung geschrieben, zu lesen: 
»Was verhängt, sei stolz geduldet — Treuer Ekkehard-Brüder 
schaft, — Frei erkoren, unverschuldet — Buße? Nein! .— Er 
löserschaft!« 
Neben diesem eigenartig zusammengestellten Besitz liegen 
Rathenaus Schriften, deren Grundstoff fast jedem Gebiete 
menschlichen Wissens entnommen ist. Die wichtigsten Schriften 
seines Werkes liegen auch in Uebersetzungen vor. So sind 
Rathenaus »Mechanik des Geistes«, »Die dreifache Revolution«, 
»Die neue Wirtschaft«, »Der neue Staat«, »Die neue Gesell 
schaft« und »Der Kaiser« ins Schwedische, Englische, Fran 
zösische, Dänische und Spanische übersetzt worden. 
NUMISMATIK. 
(Eine Lessing-Gedenkmünze) wird im nächsten Jahre aus 
Anlaß von Lessings 200. Geburtstag als Dreimark 
stück ausgegeben werden. 
(»Graf Zeppelin«-Gedenkmünze.) Aus Anlaß der Taufe 
des neuen Luftschiffes Z 127 »Graf Zeppelin« wurde dem 
Bildhauer und Medailleur Karl Götz in München von Doktor 
E c k e n e r die Anregung gegeben, eine Gedenkmünze mit dem 
Bild des Grafen Zeppelin zu fertigen. Die Münze zeigt das 
Bild des Grafen mit der Unterschrift: »Taufe des Z 127 am 
90, Geburtstag 8. Juli 1928«, Die Rückseite trägt das Stamm 
wappen derer von Zeppelin, Die Medaillen sind in Bronze und 
Feinsilber ausgeführt. 
(Auktion von Schweizer Münzen.) Am 15. Oktober und 
den folgenden Tagen kommt bei Leo Hamburger in 
Frankfurt am Main die Schweizer Sammlung des 1923 
verstorbenen St. Galler Industriellen Ad, Ikle zur Verstei 
gerung. Die Goldmünzen, mit Ausnahme einer diesmal ausge 
botenen Serie von Probe-Zwanzigfrankenstücken, wurden schon 
1911 liquidiert; nunmehr folgen in 2633 Lots die Silber- und 
Billonmiinzen, die in einem mit 34 Tafeln ausgestatteten Ka 
talog verzeichnet sind. 
Gleich die erste Nummer ist ein unediertes Stück: eine 
Variante des helvetischen Talers von 1798 aus der Münzstätte 
Solothurn. Von Zürich ist der Taler von 1555 ein Unikum, der 
von 1561 eine der größten Seltenheiten; der Probetaler von 
1773 (Geßnertaler) wurde nach Haller in nur 36 Exemplaren 
geprägt; eine Dickenklippe von 1629 war bisher unbekannt. 
Bei Bern erscheint u. a, der Taler o. J, (um 1670) mit dem 
Brustbilde des Stadtgründers Berchtold V. von Zähringen und 
der lEifache Vincentiustaler von 1494. Bei Luzern sind be 
sonders die beiden Taler von 1518' und der schwere Taler 
von 1557 zu beachten. Die von Uri, Schwyz und Unterwalden 
(Nidwalden) für ihre ennetbirgischen Vogteien gemeinsam ge 
prägten Münzen sind durchwegs gesucht'; ganz besondere Stücke 
sind der Halbtaler o. J. (16, Jahrhundert) und der doppelte 
Grosso von Bellinzona (etwa 1503/10). Von Uri allein sind u, a, 
zwei unedierte Varianten des Talers von 1617 da; von Schwyz 
ein bis 1919 unbekannt gebliebener Dicken aus dem frühen 
16. Jahrhundert von italienischem Stil. Unediert scheinen auch 
ein Sechsteltaler von Zug von 1692, eine lLSfache Basler Taler 
klippe von 1621 und ein Freiburger Plappart von 1519 mit 
einer an die französischen Turnosgroschen gemahnenden Rück 
seite. Sololhurner Seltenheiten sind der älteste Taler o, J, 
mit dem Vogteiwäppchen um den Standesschild (Rücks.: St. 
Ursus) und der Batzen von 1622 mit Standesschild und Brust 
bild des Heiligen. Von Schaffhausen war das Talergepräge von 
1621 im doppelten Gewicht unbekannt. 
In den St. Galler Reihen findet sich das Hauptstück der 
Sammlung, der von Jacob Stampfer in Zürich geschnittene 
städtische Taler von 1564, ein Unikum; hier sind ferner eine 
Serie von Geprägen des Münzmeisters Gutenson (1563 ff.) und 
die frühen Dicken (1500 ff.). Eine Anzahl trefflicher Medaillen 
auf St. Gallische Aebte und Privatpersonen reiht sich an. Unter 
den gegenwärtig besonders eifrig gesammelten Münzen Grau- 
biindens finden sich zunächst als größte Raritäten zwei Denare 
des Churer Bischofs Ulrich I. von Lenkburg (1002—1027), ein 
halber Dicken (Zwölfkreuzer) o. J. des Bischofs Johann V, 
Flugi von Aspermont (1601—1627), wohl ein Unikum, sodann 
aus bewegter Zeit stammend das Stadt-Churer Zehnkreuzer 
stück von 1629 und der Groschen von 1635. Unbekannt war 
das nach oberitalienischer Art und Währung ausgebrachte 
Fünf-Soldistück des Freiherrn Thomas von Salis in Haldenstein 
von 1748. Bei den Walliser Münzen fällt der lKfache und 
der einfache sogenannte Meßtaler des Bischofs Matthäus Schi- 
ner, auf, zusammen mit 6 seiner Dicken, 7 halben und 3 Vier 
tels-Dicken. Der Batzen seines dritten Nachfolgers Johann 
Jordan von 1550 ist unbekannt. Unediert ist auch der Neuen 
burger Halbbatzen von 1593 des Heinrich I. von Longueville 
vom Kreuzertypus. Die Genfer Reihe beginnt mit zwei der
	        
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