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INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
Nr. 20
größten Seltenheiten, den Talern von 1554 und 1557. Auch
unter den an die Schweizer Gepräge sich anschließenden
Münzen der Nachbargebiete am Bodensee befinden sich einige
Inedita.
(Tschechische Jubiläumsmünzen.) Aus Prag wird uns
berichtet: Gegenwärtig werden in Kremnitz neue Fiinfkronen-
stücke geprägt, mit einem Silbergehalt von 500 : 1000 und
sieben Gramm Gewicht. Mit der Ausgabe wird begonnen wer
den, sobald eine genügende Menge geprägt ist. Diese neuen
Münzen sollen die bisherigen Fünfkronenstücke ersetzen, die
allmählich aus dem Verkehr gezogen werden. Am 28. Oktober
werden silberne Jubiläumszehnkronenstücke aus-
gegeben werden mit einem Silbergehalt von 700 : 1000 und
zehn Gramm Gewicht. Es ist die Ausgabe von einer halben
Million Stück geplant. Die Zweihellerstücke werden aus dem
Umlauf gezogen werden. Das kleinste tschechoslowakische
Geldstück wird das Fünfhellerstück sein, die niedrigste Bank
note die Zwanzigkronennote.
(Münzdiebstahl im Grazer Joanneum.) Aus einem Schrank
im Münzkabinett des Joanneums in Graz wurden antiquarische
Goldstücke im Werte von 20.000 S gestohlen. Es handelt
sich um Dukaten und einige Thalerstücke. Der Dieb hatte die
Schlüsselkassette in der Kanzlei des Direktors erbrochen und.
die wertvollsten Münzen entwendet. Die gestohlenen Stücke
ersetzte er durch weniger wertvolle venezianische Münzen.
Augenscheinlich ist der Dieb mit den lokalen Verhältnissen
sehr vertraut gewesen.
PHILATELIE.
(Neuheiten.) In ähnlichem Format wie die früheren
Piaster-Werte der Türkei hat Afghanistan eine Brief
marke über Postkoli eingeführt: 3 Rupien grün. — Die
Australische Union bringt zwei abgeänderte Dienst
marken zu 1 und 1A Pence, welche eine andere Perforierung
tragen. — Die angekündigte Zeitungsbriefmarke von Belgien
zu 90, schiefergrau, ist erschienen. Der Aufdruck dreizeilig
lautet: Journaux, Dagblade'n 1928. — Von Bolivien sind
drei weitere Aushilfsmarken auf den Ausgaben 1919/20: 15 Cts.
1928 auf 20 blau, auf 24 violett und auf 50 orange, zu melden.
— Mit schwarzem Mittelstück erschienen in Borneo 5 Cents
braun und 6 griinoliv. — Mit neuem Wasserdruck bringt Bra
silien 300 Reis rot, 500 blau und 700 violett. — Chamba
erhielt durch Aufdruck seines Staaten - Namens auf Brief
marken von Britisch-Indien mit vielfachem Stern: 3 Pence
grau, 'A Anna gelbgrün, 3 Anna blau, 4 oliv und 12 weinrot,
desgleichen eine Dienstmarke zu l A Anna. — Eine Serie mit
11 Werten für Freimachung der Luftpost in Chile ist durch
Aufdruck eines fliegenden Kondors und der Bezeichnung Cor-
reo Aereo auf Briefmarken der Ausgaben 1915/25 hergestellt
worden. Wirkungsvolle Zeichnungen bringt eine Neuausgabe
der Goldküste. Ueber dem querrechteckigen Bild der alten
Festung Christiansborg (bei der jetzigen Regierungshauptstadt
Akkra), befindet sich im gekrönten Eirund das Kopfbildnis
des Königs Georg V. Ein Kaffeebaum und eine Kokospalme
machen uns mit den Haupterzeugnissen der Goldküste, früher
West-Togo, bekannt: 10 Werte. — Die Herabsetzung der Ge
bühr für die Luftbeförderung auf 5 Cents per Unze in den
Vereinigten Staaten von Nordamerika ist in Kraft ge
treten. Der neue Wert zu 5 Cents zeigt im blauen Mittel
stück die amerikanische Küstenlandschaft von Sherman, mit
Blinkfeuerturm von Beacon und über dem Meer schwebendem
Postflugzeug. Der Rahmen ist karmin, Herstellung in Tiefdruck
auf weißem Papier. — Anläßlich der 400 Jahrfeier für den
Herzog von Savoyen, Emanuel Philibert, erschien in Italien
eine im Hochformat gehaltene Erinnerungsserie zu 6 Werten,
die den Gefeierten teils im Reiterstandbild, teils in vollem
Ritterschmuck nach Entwürfen von Ferdinando Sarrachiani
zeigen. In der Ecke unten links belindet sich das Wappen
von Savoyen und rechts das Liktorenbündel. Emanuel Phili
bert, der tapfere Ritter Kaiser Karl V., brachte Savoyen nach
wechselvollen Kämpfen endgültig in den Besitz seines Hauses.
In dem bekannten Wappenmuster erschien in Lettland
die 20 Santimu, diesmal lilarosa. Die definitive Ausgabe von
Nachtportomarken für die Tschechoslowakei ist um
den Wert zu 5 Heller karmin bereichert worden. Die Rest
bestände der Wohltätigkeitsmarken von Südslawien aus
dem Jahre 1926 (Hochwasserkatastrophe) sind durch Ungültig
machung des Zuschlagwertes mittelst eines vierfachen X zu
einer gültigen Reihe umgewandelt worden.
(Die Zeppelin-Marken) deren Ausgabe wir in der vorigen
Nummer gemeldet haben, sind auf weißem gestrichenen Papier
mit dem Wasserzeichen »Waffelmuster« in Bogen zu 50 Stück
im Kupfertiefdruck hergestellt. Das Markenbild zeigt ein über
der Erdkugel zwischen Europa und Amerika dahingleitendes
Zeppelin-Luftschiff. Rechts steht auf dunklem Grunde in wei
ßen Großbuchstaben das Wort »EUROPA«, links das Wort
»AMERIKA«. In derselben Schriftart ist oberhalb des Marken
bildes die Beschriftung »DEUTSCHE LUFTPOST« und unten
das Wort »REICHSMARK« zu lesen. In den beiden unteren
Ecken befindet sich ebenfalls auf dunklem Grunde, von einer
weißen Linienumrandung eingefaßt, die Wertziffer. Die Farben
der Marken sind: 2 Reichsmark blau, 4 Reichsmark schwarz
braun.
(Ungarische Gedenkmarken.) In den ersten Tagen des
August wurden in Ungarn drei Erinnerungsmarken an den
ersten christlichen Ungarnkönig Stephan I. ausgegeben.
Das Profil des Nationalhelden mit der Stephanskrone und dem
Heiligenschein ist sichtbar. Die Werte sind 8 Filler smaragd
grün, 16 rot und 32 hellultramarin. Die Gedenkmarken hatten
nur einen Monat Gültigkeit.
WAFFEN.
(Versteigerung in Zürich.) Am 19. und 20. Oktober ver
anstaltet der Kunstsalon Störi in Zürich eine bedeutsame
Waffen Versteigerung, deren Bestände aus herzoglich Anhalt-
Dessauischem, deutschem und schweizerischem Privatbesitz
herrühren. Ihren Hauptteil bilden die Schutzwaffen, unter
denen sich überaus seltene Stücke befinden. Hervorzuheben
wäre insbesondere ein Rundschild mit reicher Aetizung; die
Darstellungen sind einem Jagdbuch des niederländischen
Künstlers Johannes Stradanus (1536—1605) entnommen. Unter
den Helmen ist ein typischer schweizerischer Eisenhut aus der
zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts zu nennen, in der Form,
wie ihn die Eisenhüte in den Miniaturen von Benedikt
Tschachtlans Be.rnerchronik von 1470 zeigen. Im übrigen findet
man die Haupttypen des Fußknechthelms in Einzelexemplaren.
Die besten vorhandenen Stücke treffen wir jedoch in den
„ganzen“ Harnischen; hier sei hingewiesen auf einen „ge
schifteten“ gotischen Harnisch aus der zweiten Hälfte des
15. Jahrhunderts und besonders auf einen Turnierharnisch, das
„deutsche Stechzeug", das aus dem Ende des 15. Jahrhunderts
stammt und zu den größten Seltenheiten gehört, die in den
letzten Jahren auf den Waffenmarkt gekommen sind. Die
Handfeuerwaffen sind ausgezeichnet durch eine Reihe von
Armbrusten, wovon das beste Stück aus der herzoglichen
Sammlung stammt. Unter den Stangenwaffen sind die drei für
das Turnier bestimmten Stechpanzer-reiter geradezu Rarissima.
Höchst ansehnlich sind schließlich auch die Halbarten ver
treten.
VERSCHIEDENES.
(Vom Dorotheum.) Wir erhalten vom Dorotheum fol
gendes Kommunique: „Dem Kuratorium des Dorotheums,
welches im Zuge der von ihm in Aussicht genommenen Refor
men bestrebt ist, u. a. auch die Wiener Kunstauktionen in ihrer
Bedeutung, insbesondere auch auf internationalem Gebiete,
auszugestalten, ist e,s gelungen, sich hiezu die Mitarbeit des
Herrn August W ärndorfer, des früheren Direktors eines
bekannten Wiener Auktionshauses, zu sichern.“
(Kunstauktionshaus S. Kende.) Frau Melanie Kende, die
Witwe des kürzlich verstorbenen Herrn S. Kende, teilt uns
mil, daß sie das Kunstauktionshaus S. Kende, dessen Mit
inhaberin sie schon seit zehn Jahren ist, in vollem Umlange
aulrechterhält. Frau Kende beabsichtigt, in nächster Zeit wie
der eine Kunstversteigerung zu veranstalten.
(Tod bekannter Sammler.) In Wien starb Hofrat Graf
Heinrich S t ü r g k h, ein Bruder des ermordeten Ministerprä
sidenten Grafen Karl Stürgkh, Der Verstorbene, der jahre
lang die Bezirkshauptmannschaft Radkersburg leitete, hatte
seinen Wohnsitz in Halbenrain, wo er sein Haus zu einem
förmlichen Museum wertvoller Kunstgegenstände gestaltete.
(Die Galerie Del Vecchio in Leipzig) eröffnet am 15. Ok
tober ihre erste große Herbstausstellung mit einer Sonder
ausstellung von Prof. Hermann Gradl (Nürnberg). Die Aus-