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INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
Nr. 23
Drucke, gleichfalls höchst seltener Blätter. Hier war
es die Tat Dr. Zöge von Manteuffels, der die besten
von ihnen, „Jeremias wird in die Grube hinabge
lassen“, B VII, 548, für 1700 Mark, die große Gruppe
von Heiligen mit Petrus und Christophorus für 1450
Mark und sechs Blatt biblische Darstellungen für
1350 Mark für das Dresdner Kabinett sicherte. Ber
lin bekam die hl, Katharina für 500 Mark. Damit
ist seit Jahren zum erstenmal wieder deutschen
Kabinetten eine bedeutende Auktionserwerbung
gelungen, die in jeder Beziehung aufs wärmste zu
begrüßen ist.
Bei Lautensack war es wieder Godefroy,
der 1700 Mark für die schöne und seltene Land
schaft B 52 anlegte. Dann kam die lange Serie
Lucas van Leyden, wo die Nachfrage wieder
äußerst lebhaft wurde. Hier dominierte Dr. de Haan,
der sich die schönsten Blätter erkämpfte, so David
im Gebet, B 28, für 1200 Mark, Christus in Gethse
mane, B 66, für 1050 Mark, vor allem aber das ent
zückende Blatt, „Der heilige Georg befreit die Prin
zessin'', B 121, für 4400 Mark, endlich „Die Pilger“,
B 149, für 7600 Mark, Neben ihm hatten andere
einen schweren Stand. Immerhin konnte Professor
Weigmann den schönen Triumph des Mardochäus
für 1000 Mark nach München holen, Amsler & Rut-
hardt die Madonna in der Nische für 2100 Mark
nach Berlin. Godefroy zahlte 1550 Mark für
Christus als Gärtner, Colnaghi 1200 Mark für die
Krieger im Walde und 1950 Mark für den Mann mit
der Fackel, Insgesamt sind diese Preise selbst in
Anbetracht der seltenen Qualität der Blätter
durchaus als sehr hoch zu bezeichnen.
Ausgezeichnet geht die lange Serie des Jacob
Matham. Alles horcht auf, als Meckenem
ausgeboten wird. Die hohen Taxpreise werden bei
einzelnen nahezu erreicht, bei anderen überschritten.
So gibt Gilhofer für die wundervolle Komposition
der Maria Madonna auf der Mondsichel 4000 Mark,
für die reizend kolorierte Madonna mit Engel,
Mönch und Standuhr 8300 Mark. Geheimrat Hampe
kauft die Querfüllung mit dem Liebespaar für 7550
Mark. Auf Meckenem folgt der Gothische Balda
chin des Meisters W. mit der Hausmarke,
ein ebenso seltenes wie bedeutendes Blatt und eines
der Sensationsstücke der Auktion. Colnaghi bekommt
es für 17,000 Mark. Er dürfte es nach Amerika
bringen, wo es, seiner ganzen Art nach Museums
stück, eine gesuchte Bereicherung eines Kabinettes
werden kann. Ebenso bekam. Colnaghi nach Kampf
die „Blumen Fünf“ des Meisters des Dutu-
itschen Oelbergs, auch ein Museumstück, um
1250 Mark.
Nun kommen Schlag auf Schlag die wichtigsten
Stücke. Der Meister mit dem Krebs, kaum
je im Handel vorgekommen, und von ähnlicher Be
deutung wie Hogenberg, erweckt stärkste Spannung.
Geheimrat Friedländer gelingt es, zwei herrliche
Passionsblätter dem Berliner Kabinett zu sichern,
eine äußerst bedeutsame Erwerbung, die ihre 2500
Mark wert ist. Die übrigen Blätter kaufen Dr. de
Haan, Godefroy und Colnaghi. Aus der Folge der
Monogrammisten ist Frans van Brügge der wichtig
ste, der bisher unter dem Namen Franz van Bo
cholt gesegelt ist. Seine schöne Jungfrau mit dem
Kind an einem Fensterbogen, B 4, kostet 8200 Mark,
die wundervolle Verkündigung 10.400 Mark, Das
dritte Blatt des Meisters kauft wieder Friedländer.
Vom Meister S. gibt es eine interessante Folge
neutestamentlicher Szenen, die Dr. de Haan mit
4500 Mark bezahlt. Ein deutscher Sammler gibt
2700 Mark für das Blatt des Meisters Tz W. (Tel-
man von Wesel).
Allgemeine Beteiligung der Spezialinteressenten
wie des Handels erregt die schöne Folge von Or
namentstichen, die zum Teil aus englischen
Besitz stammen. Namhafte Taxüberschreitungen
sind die Regel. Hier kaufen das Leipziger Kunst
gewerbemuseum und die Berliner Kunstgewerbe
bibliothek eine größere Anzahl sie interessierender
. Blätter. Dann kommt Dr. de Haan wieder bei
Ostade zu Wort, wo er das schöne Fest unter der
Laube, B 47, für 900 Mark kaufen kann. Handel
und Sammler müssen für die anderen Stiche häufig
die Taxen überschreiten.
Endlich kommt man zu Rembrandt. Alles
strömt hiezu, die Spannung steigt und erreicht ihren
Gipfel, als der Clou der Versteigerung, die drei
Kreuze im ersten Zustand auf Pergament ausgeboten
werden. Unter atemloser Stille fällt der Hammer
bei 37.500 Mark für Colnaghi. Daneben verblassen
fast die anderen Preise Rembrandts, die auch nicht
gering waren. Zahlte doch Gilhofer 5200 Mark für
den herrlichen Druck des Triumph des Mardochäus,
Gutekunst & Klipstein 13.500 Mark für den ersten
Zustand des Clement de Jonghe in einem pracht
vollen Exemplar, Godefroy 3000 Mark für den großen
Marientod, Guiot 8400 Mark für die Mutter Rem
brandts mit dem schwarzen Schleier B 343,
Geheimrat Hampe 1150 Mark für Joseph, seine
Träume erzählend, erster Zustand. Auch die an
deren Rembrandt-Blätter wurden hoch bezahlt.
Nach Rembrandt interessiert S a d e le r nur
noch die Spezialsammler, die dafür recht gute
Preise zahlen, ebenso für Saenredam. Martin
Schongauer ist dagegen wieder von allgemeiner Be
deutung, Leipziger Privathändler, Geheimrat Hampe
und Händler teilen sich in das Angebot zu Preisen,
die den Taxen ungefähr gleichkamen. Dann bringt
das ganz frühe Schabkunst-Porträt der
Amalie Elisabeth von Hessen von Ludwig von
Siegen 1450 Mark. Die lange Wierix-Serie
interessiert vor allem die Belgier Zazzarini und
Weckesser, Zum Schluß wird die Spannung
noch einmal allgemein, als die herrliche Kompo
sition der Anbetung der Könige des Meisters
von Z w o 11 e darankommt. Hier fällt die Ent
scheidung zugunsten Colnaghis, der 12.000 Mark
sich die Anbetung der Könige kosten läßt.
Ueberblickt man zusammenfassend die Liste der
Preise und Käufer, so fällt angenehm auf, wie stark
diesmal der Anteil der deutschen Käufer gewesen
ist. Kabinette sowohl als der deutsche Privatsamm
ler und Händler haben wichtige Ankäufe machen
können und so ist zu hoffen, daß dadurch auch
wieder das Zutrauen des deutschen Käufers zu den
B o e r n e r Auktionen gestärkt werden wird.
Der dritte Tag der Versteigerung, der die
Ludwig-Richter-Sammlung und deut
sche Hand Zeichnungen brachte, zeigt ein
völlig anderes Bild. Die internationalen Händler
und Sammler sind verschwunden, dafür sind deut
sche Museen und Liebhaber erschienen und besetz
ten eng den Tisch. Ein großer Richter-Spezialist ist
aus Chemnitz gekommen, mit ihm Direktor
Schreiber-Weigand vom Museum Chemnitz
und andere Sammler von dort. Erfurt hat Museums
direktor Dr. Bunze entsandt, der Dresdner
Kunstverein Direktor Richter, von München ist
Professor Weigmann noch da, Professor Fischer
vertritt das Museum Basel, wo die Richter-Samm
lung ja beheimatet war. Laube (Zürich) bringt Auf-