MAK
Nr. 13 
INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG 
Seite 147 
wollte dieser weder den früheren Besitzer nennen, 
noch die Kaufsumme zurückerstatten, weshalb die 
ganze Angelegenheit der Berliner Kriminalpolizei 
übergeben wurde. Da sich auf der Rückseite des 
Bildes einige Stempel des Bundes - Denkmal 
amtes Wien befinden, zieht man den Schluß, daß 
das Bild von österreichischer Seite in den 
Handel gebracht worden sei. 
Das „Neue Wiener Extrablatt" hat die Nach 
richt dem Präsidenten des Bundesdenkmalamtes, 
Dr. Schuber t-Soldern, vorgelegt, der sich 
darüber, wie folgt, äußerte: „Es war dieselbe Sache, 
wie sie in Rußland gespielt hat, wo Maxim Gorki 
sich mit einem Ausweisungsbefehl bei den verschie 
denen Landesgendarm erieposten legitimierte und 
damit auch alles erreichte was er wollte, weil man 
vor der amtlichen Stampiglie unbegrenzten Respekt 
hatte. Auch bei uns hat man zu dem Stempel einer 
Behörde unbesehen Vertrauen, und dieser Umstand 
wird von gerissenen Kunsthändlern dazu benützt, 
den Käufern zu erklären, daß die Stampiglie des 
Bundesdenkmalamtes für die Echtheit des Bildes 
genügend Garantie sei. In Wirklichkeit verhält es 
sich gerade umgekehrt, denn das Bundesdenk 
malamt gibt für wirklich wertvolle echte Kunst- 
gegenstände nur in den allerseltensten Fällen 
die Ausfuhrbewilligung und wenn auf einem Bilde 
seine Stampiglie zu sehen ist, so ist es ein Zeichen 
dafür, daß dieses eine Kopie oder ein Bild 
aus der Schule eines Meisters ist. 
Der Umstand, daß in der Meldung gleich von 
einigen solchen Stampiglien die Rede ist, be 
weist die vorstehende Ansicht noch deutlicher, denn 
das Vorkommen von mehreren solchen Stempel 
marken ist nur dann möglich, wenn man wieder 
holt vergeblich versuchte, den betreffenden 
Kunstgegenstand im Ausland zu verkaufen. 
Aus der Berliner Nachricht geht nicht hervor, 
um was für Stampiglien es sich handelt, und es ist 
daher auch unmöglich zu sagen, wann die Ausfuhr 
des Bildes stattgefunden hat, da wir vor einiger Zeit 
gezwungen waren, die Stempel, die früher blaue 
Farbe hatten, zu ändern. Wir sind nämlich darauf 
gekommen, daß mit ihnen ein schwunghafter Handel 
von unbefugten Personen betrieben wird. Um kon 
krete Angaben zu machen, müssen nähere Details 
aus Berlin abgewartet werden," 
Der zweite Jeil dev «51VCusikbibliothek Wolfffieim. 
Nun gehört auch die Musikbibliothek W o 1 f f - 
heim der Geschichte an. In zwei großen Verstei 
gerungen, die Leo Liepmannssohn und Martin 
Breslauer in Berlin durchführten, ist diese 
einzig dastehende Bibliothek aufgelöst worden. 
Der zweite Teil der Bibliothek nahm eine ganze 
Woche (3. bis 8. Juni) in Anspruch und rechtfertigte 
in vollstem Maße die Erwartungen, die an ihn ge 
knüpft wurden. Gleich die erste Nummer des Kata- 
loges,, der Codex saeculi 11, einer der frühesten, 
kostbarsten und wichtigsten Codices des Mittelal 
ters, erzielte 11,200 M, Ersteher war das Berliner 
Antiquariat Gottschalk, das neuestem in die 
erste Reihe der Autographenhandlungen empor 
rückt, Das liturgische Manuskript (Nr, 29) brachte 
1400 M; das Graduale (Nr. 31) 1500 M; das »Anti- 
phonarium et Processionale« in der wundervollen 
Prachthandschrift auf Pergament (Nr. 35) 1950 M; 
das »Hirmologion« des Joh. von Damaskus (Nr, 45 b) 
1700 M. 
Aus der erstaunlich großen Reihe der hier in 
Privathand zusammengebrachten Tabulaturen 
wurde die Handschrift der Lautentabulatur (Nr. 46), 
der berühmte Codex Bakfark-Nauderus, 
mit 3100 M bewertet, erworben von der Preußischen 
Staatsbibliothek; die deutsche Orgel - Tabulatur 
(Nr. 58) mit 550 M; die Handschrift der »Erfreulichen 
Lautenlust« (Nr, 56) mit 610 M; die Lautentabulatur , 
(Nr. 66) mit 800 M und 1950 M wurden von der Leip 
ziger Bibliothek für die handschriftlichen Lauten 
kompositionen von Weiß (Nr. 68) erlegt. Das frühe 
Quellenwerk über Mozart von Niemtscheck (Nr. 576) 
kostete 160 M. Für Luthers »Deutsche Messe« 
(Nr. 830) wurden 610 M angelegt; für Kaspar 
Scheits »Reformation , . . der Kunstmusiker« 
(Nr. 869) 780 M; für die Inkunabel Virgils »Buc- 
colica« (Nr. 887) 900 M. Die sieben italienischen 
Schriften über Festlichkeiten der Medici (Nr, 936) 
brachten 425 M. 
Bei den Textbüchern interessieren die 
Preise von durchschnittlich etwa 30 bis 60 M für die 
Operntexte von R. Keiser (Nr. 1058—1073); 350 M 
für die »Euridice« von P e r i und C a c c i n i 
(Nr. 1084); 145 M für die »Dafne« von Peri 
(Nr, 1083). Die wertvolle Handschrift Collectio 
missarum (Nr, 1197) erreichte 245 M; die Samm 
lung der Motetten und Messen des 16.—18. Jahrh. 
(Nr, 1263) 255 M, Die 400 Handschriften der Chor 
bibliothek Heggbach (Nr. 1302) wurden mit 
330 M bezahlt. Von den Partituren nennen wir 
385 M für »Les Muses« von Campra (Nr. 1336); 
350 M für die »Medee« von Charpentier 
(Nr, 1344); 305 M für »Venus et Adonis« von D e s- 
marets (Nr. 1371); 200 M für die »Semiramis« von 
Destouches (Nr. 1381); 300 M für die »Alceste« 
von Gluck (Nr, 1402) in der seltenen italienischen 
Erstausgabe; 800 M für »Albion and Albanius« von 
Grabu (Nr, 1413); 285 M für die »Juive« von Ha- 
levy (Nr, 1439); 125 M für Korngolds »Poly- 
krates« (Nr. 1452); 810 M war der höchste Preis für 
eine der vielen Opernpartituren von Lully »Idylle 
sur la paix« (Nr. 1482). Die Erstausgabe der »Huge 
notten« von Meyerbeer (Nr. 1506) erzielte 
125 M; der »Prophet« 205 M (Nr. 1510). Der erste 
Typendruck von Mozarts »Don Juan« (Nr. 1532) 
155 M. Von den vielen Öriginalpartituren von Ra 
in e a u wurde »Platee« (Nr. 1569) mit 500 M bezahlt. 
Das wichtige geistliche Spiel von Rebhun 
(Nr. 1578) brachte 910 M. Rossinis »Wilhelm 
Teil« in der französischen Erstausgabe (Nr, 1584) 
380 M; Wagners Lohengrin-Partitur (Nr. 1619) 
300 M; Haydns »Schöpfung« (Nr. 1667) 135 M. 
Von den Werken früherer Vokalmusik seien er 
wähnt: Bergs »Novum .... Opus musicum« 
(Nr. 1714) 2350 M; desselben Meisters Psalmen- 
Stimmbücher (Nr. 1715) 1600 M und sein »Thesaurus 
musicus« (Nr. 1716) 1900 M. Das »Patrocinium mu— 
sices« (Nr, 1846) von Orlando di Lasso kostete 
550 M; Monteverdis Madrigal - Stimmhefte 
(Nr, 1890) 1700 M; Joh. Otts Messen-Stimmen 
(Nr. 1900) 1900 . Petruccis »Harmonice Musi- 
ces« (Nr. 1909) brachte den hohen Preis von 10.500 
Mark; die Messen des Jean Mau ton (Nr. 1910) 
5200 M. Die Stimmbücher von Schadaeus 
(Nr. 1965) wurden mit 1350 M bezahlt; die des Su- 
sato Till mann (Nr. 1997) mit 1250 M. Für das 
erste Gesangbuch der böhmischen Brüder (Nr. 2197) 
wurden 1200 M gegeben.
	        
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