Nr. 13
INTERNATIONALE SAMMLER ZEITUNG
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Holzfarbe verwandten Lasurfarbe oder selbst mit
einer der Deckfarben (wohl vermischt mit Wachs
oder Beize) versah, die jedesmal dem Ton des Bildes
entsprechend gewählt wurde, Das gleiche Verfahren
ist regelmäßig auch bei den florentiner Möbeln an
gewendet, die denselben wirkungsvollen Dekora
tionsstil und die gleiche Tönung zeigen,
(Fortsetzung folgt.)
Chronik.
BIBLIOPHILIE.
(Eine bibliophile Gabe iür den Präsidenten Masaryk.) Das
Präsidium des politischen Klubs der tschechoslowakischen .Na
tionaldemokratie übergab in der vorigen Woche dem Kanzler
Dr, 5 a m a 1 für den Präsidenten der Republik, Dr, Masaryk,
den ersten Abdruck der bibliophilen Ausgabe der Schrift Dok
tor Karel Stloukals „Der heilige Wenzel und die hl, Wen
zels-Idee in. der böhmischen Geschichte“.
(Amerikanische Bücherreklame,) In dem Schaufenster
eines Antiquars in der 8. Avenue in New-York liegt ein
riesiger Stapel Bibeln, die im Preise stark herabgesetzt sind,
Daneben steht die Inschrift: „Satan zittert, wenn er sieht, daß
Bibeln zu solchem Spottpreis verkauft werden!“
BILDER.
(Falsche Watteaus.) Eine überraschende Entdeckung ist
von dem Gemäldekonservator des Louvre G u i f f r e y gemacht
worden. Im Louvre befinden sich zwei Bilder „Die Pflanzung
des 'Maibaumes“ und „Der ländliche Tanz", die bisher für
Jugendwerke Watteaus galten. Sie waren vor vier Jahren vom
Prado-Museum für eine Ausstellung nach Paris entliehen wor
den, waren mit 2 Millionen 1 Franken, versichert und gehörten
damals zu den bewandertsten Werken, so daß sie im Louvre
verblieben. Anfangs 1927 wurden zwei Bilder mit demselben
Titel dem Louvre angeboten und als Werke Watteaus für ein
einhalb Millionen Franken durch die großmütige Stiftung
dreier Kunstfreunde für den Louvre erworben. Vor einigen
Monaten entdeckte ein Pariser Sammler eine Aehnlichkeit zwi
schen 'diesen Bildern, den Gemälden des Prado und einer
Zeichnung, die den Namen eines wenig bekannten Künstlers
des 18 Jahrhunderts, Guillard, trägt, Im neuesten Heft der
„Gazette des Beaux Arts“ weist nun Guiffrey in einem ein
gehenden Aufsatz nach, daß Guillard der Schöpfer der beiden
Bilder des Louvre und der beiden Gemälde aus dem Prado-
Museum ist.
(Ein Gemälde von Max Band,) Die Kunstsammlung der
jüdischen Gemeinde in Berlin hat in der Ausstellung der
Gemälde von Max Band bei Casper in Berlin das Bild
„Der Junge“ erworben.
(Bilderdiebstahl.) Beim Kommerzialral Josef Berger
in Wien wurde eingebrochen und eine Reihe wertvoller Ge
mälde gestohlen. Es befinden sich darunter Defreggers
Bild „In der Kinderstube“, ein Aquarell von Rudolf A 11 „Si-
zilianische Landschaft“, zwei Oelgemälde von Hugo Kauf
mann, ein Porträt der Schauspielerin Mitzi Günther von
Robert Rauch, eine Röthelzeichnung von Kohn u. a.
VERSCHIEDENES.
(Die Versatzanstalt klagt den Verpfänder.) Ein Fall, der
für Sammler von Interesse ist, beschäftigte kürzlich einen Senat
des Wiener Zivillandesgerichtes. Die Pfandleihanstalt Gerhold
und Weirich klagte den Privaten Otto H. auf Zahlung eines
Mindererlöses von 80.501 Schilling. Wie der Klagevertreter Dr.
Leo Kris ausführte, hatte H. bei der Pfandleihanstalt einen
Gobelin und verschiedene Bilder hervorragender Meister, dar
unter solche von Vernet, Wouve.rman, Breughel, Legrand usw.
auf mehreren Pfandscheinen versetzt und 128.000 S als Darle
hen erhalten. Er hatte wiederholt die Pfandscheine umgesetzt
und angeblich erklärt, daß er die Sache restlos ordnen und
die Darlehen zurückzahlen werde. Als dies nicht geschah, ge
langten. die Kumstgegen,stände in einer Auktion zum Verkauf
und, da sie nicht erstanden wurden, erwarb sie der Kommer
zialrat Gerhold selbst, Es ergab sich, daß gegenüber der Pfand
summe ein 'Mindererlös von 80.000 S erzielt wurde, der
nun vom Verpfänder gefordert wird.
Der Beklagte erklärte, nicht einen Groschen schuldig zu
sein, da das Pfand und nicht der Verpfänder persönlich für
die (Einbringung der Pfandsumme haftet. Er habe keineswegs
eine Haftung für den [Betrag übernommen. Es handle sich über
haupt um kein Darlehen . und habe der iSchätzmeister Biss,
mit dem er das Geschäft abschloß, die Haftung ausgeschlossen,
Uebrigens sei der Mindererlös dadurch entstanden, daß zu
einem Drittel des Schätzwertes ausgerufen wurde. Der Klage-
Vertreter erklärte, daß die Belehnungen seinerzeit zu hoch
erfolgt seien und daß, wie der Oberste Gerichtshof wiederholt
entschieden habe, der Verpfänder dem Versatzamt tur das
Darlehen hafte. Ueberdies sei die Haftung persönlich^ über
nommen worden. Der Senat beschloß zunächst, den Zeugqn
Biss darüber zu vernehmen, daß der Beklagte eine Haftung für
den Mindererlös direkt ausgeschlossen habe. Die Pfandleih
anstalt war überdies bereit, gegen Ersatz des Darlehensbetrages
die Bilder sofort auszufolgen.
(Studentenulk.) Aus Alten bürg wird uns berichtet:
Aus dem hiesigen Heimatmuseum auf dem Schloß wurden
nächtlicherweile wertvolle Altertumsstücke, darunter Daumen
schrauben, ein spanischer Kragen aus dem 16. Jahrhundert, ein
Totenschädel, wertvolle Richtschwerter, eine Armbrust und
mehrere Jagdgewehre gestohlen. Die Diebe waren durch ein
Fernster eingedrungen. Durch die Erhebungen wurde festge
stellt, daß zwei Studenten des Technikums auf Grund einer
Wette die Tat begangen batten. Obwohl die sämtlichen Ge
genstände auf einer Anhöhe vergraben wieder vorgetunden
wurden, seihen die Studenten einer strengen Bestrafung ent
gegen.
(Eine Duecento-Tafel in Neapel.) Neapel ist arm an
Kunstwerken des frühen Mittelalters. Abgesehen von dem Zy
klus, mit dem der römische Trecentist Pietro Capallini die
alte Kirche von S. Maria Donnaregina geschmückt hat und
von den Fresken der neapolitanischen Sienesenschüler, die in
S. Maria Incoronata tätig waren, ist alles bei den Restaurie
rungen des 18. Jahrhunderts zerstört worden einschließlich der
Fresken Giotto,s in Santa Chiara. Aus dem 13. Jahrhundert
hat sich nur ein Tempera-Tafelbild in der Kreuzigungskapelle
von San Domenico Maggiore gerettet, und zwar, wie wir
gleich sehen werden, aus einem bestimmten Grund. Dieses
Bild war aber auch vernachlässigt und erst jetzt hat auf An
ordnung des Kurators der mittelalterlichen Altertümer in Cam-
panien, Prof. C h i e r i c i, der Restaurator der Kunstakademie
in Neapel, Prof. Troiano, das Bild soweit in den ursprüng
lichen Zustand versetzt als das möglich war. Die Kirche San
Domenico Maggiore wurde 1289 bis 1324 von den Dominika
nern erbaut. In den Bau bezogen sie eine Kapelle aus dem Be
nediktinerkloster Sant'Arcangelo a \Morsisa ein, das seit dem
10, Jahrhundert hier stand. Neben der Kirche war ein Bau,
den Friedrich II. nach Gründung der Universität Neapel 1225
zu theologischen Vorlesungen bestimmte. Hier hatte 1272 bis
1274 Thomas von Aquino seine Zelle und seinen Unterrichts
raum und hier spielte sich in der Kreuzigungskapelle der
Kirche das Wunder des Zwiegesprächs zwischen Thomas und
dem Gekreuzigten ab. Christus sprach vom Altar herab: „Gut
schriebst du über mich, Thomas, welchen Lohn begehrst du?"
Und Thomas antwortete: „Keinen, außer dich selbst!" — Es
war also natürlich, daß die Dominikaner bei Niederlegung der
Kirche diesen seitdem Thomaskapelle genannten Raum in den
Raum einbezogen. Die heute restaurierte Temperatafel ist die
aus der Mitte des 13. Jahrhunderts stammende, vor der Tho
mas betete. Sie ist nicht vollständig erhalten, ein Teil der
linken Seite hat stark gelitten, ;Man sieht Christus am Kreuz
in der typisch-frühmittelalterlichen Darstellung, die trauernde
Gottesmutter und einen vom Himmel herabfliegenden Engel.
Es ist nunmehr zu hotten, daß dieses älteste frühmittelalter
liche Kunstwerk Neapels keinen weiteren Schaden erleidet.
VOM KUNSTMARKT.
(Das Kunstantiquariat Hollstein & Puppel in Berlin) teilt
uns mit, daß es seine Geschäftsräume am 1. Juli nach Kurfür
stendamm 2201 (Ecke Meinekestraße) verlegt.
(Moderne Graphik.) Vor einem zahlreichen Publikum, in
dem Händler aus Frankfurt, Leipzig, Dresden, Stuttgart, neben
Leitern der modernen Graphischen Kabinetts von Berlin. Dres
den und Mannheim vertreten waren, versteigerte Paul
Graupe in Berlin am 11. und 12. Juni moderne Graphik, die
hauptsächlich aus der Sammlung Hugo Horst (Stuttgart),
stammte. Auch diese Auktion bewies wieder, daß die langan-
dauernde Interesselosigkeit für moderne Graphik in Deutsch
land überwunden ist, denn das recht umfangreiche Material,
das sich hauptsächlich aus deutschen Künstlern zusammen
setzte, wurde fast vollkommen aufgenommen. Gleich die 30
Nummern von Lovis Corinth wurden fast durchweg über den
Taxpreisen, die sich zwischen 30 und 40 Mark hielten, ver
kauft. Von Gaul, dessen fast gesamtes graphisches Oeuvre