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INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
Nr. 16
Seidentapeten, auf denen diese kostbaren Bilder zu
hängen pflegten, von günstiger Wirkung war. Später
zeigt sie gelegentlich mehrere Töne nebeneinander,
wie es am feinsten ein Jahrhundert später an den
französischen Rahmen der Epoche Louis XVI, durch
geführt ist. Mit diesen verschiedenen Formen des
Goldrahmens, mit denen wir aus den Gesellschafts
stücken von Gabriel Metsu, Jan Stens, Jan Ver
meers in ihrer Mannigfaltigkeit wie in der Art ihrer
Verwendung am besten bekannt werden, begnügt
sich die Blütezeit der holländischen Kunst noch kei
neswegs; die individuelle subjektive Richtung dersel
ben kommt auch in der Bildung der Rahmen zur Gel
tung. Es genügt ihr nicht, das Bild durch Form, De
koration und Farbe des Rahmens bestens zur Gel
tung zu bringen und es zugleich in vorteilhafter Weise
mit der Wand zu verbinden; auch den Inhalt des
Bildes wußten sie im Rahmen wenigstens anzudeuten.
So finden wir noch bei manchen Porträts von Offi
zieren und Seehelden allerhand Trophäen oder
Schiffsembleme auf breiten Leisten, malerisch rings
um angeordnet. In ähnlicher Weise sind die alten
Rahmen der Schlachtenbilder mit Emblemen oder
Trophäen des Krieges geschmückt.
Mit Vorliebe sind sodann die Leisten um die
Stilleben von Blumen und Früchten mit dicken
Kränzen oder Behängen von Früchten dekoriert. Wo
es der Gegenstand ermöglicht, finden wir gelegent
lich sogar die Rahmen von Genre-Bildern mit Em
blemen geschmückt, die sich auf die Darstellung be
ziehen, So sind zum Beispiel bei einem ums Jahr 1680
entstandenen Bild mit einem Flötenblaser auf dem
Rahmen, dessen Form und Ornamente schon starken
französischen Einfluß zeigen, vereinzelt Flöten und
andere kleine Musikinstrumente mit großem Ge
schmack angeordnet, Erst um die Wende des Jahr
hunderts mit dem Eindringen des französischen Ein
flusses wird auch der französische Barockrahmen
vorbildlich, dessen Nachbildung in Holland meist un
beholfen und unerfreulich ist.
In Frankreich hat erst mit der Entwicklung
einer bedeutenderen Malerei, also erst im 2. Viertel
des 17. Jahrhunderts, auch der Bilderrahmen eine
eigenartige Entwicklung nehmen können. Diese
wurde noch gefördert und nicht unwesentlich in
ihrem Charakter bestimmt durch den Eifer im Zu
sammenbringen von Gemäldegalerien, ’yozu Louis
XIV, gleichfalls den Ton angab. Die Rahmen wurden
recht eigentlich Galerierahmen und blieben dies bis
zum Ende des 18, Jahrhunderts. Sie erhalten daher
m der Form eine gewisse ruhige und vornehm wir
kende Gleichmäßigkeit, wie sie der mit Recht nach
dem König genannten Kunst Louis XIV. überhaupt
eigen ist, die aber vor Einförmigkeit durch Zierlich
keit und vollendete Arbeit des bescheidenen Dekors
bewahrt wurde. Durch die engen Beziehungen der
französischen zur italienischen Malerei, insbesondere
zur akademischen Richtung, wurde der Bologneser
Rahmen des 17, Jahrhunderts der Ausgang des fran
zösischen Barockrahmens. Aber er entwickelt sich
bald selbständig und zu künstlerisch vollendeter
Form. Die breite mittlere Linie in italienischen Rah
men wird von der Außenleiste, die eine breite flach
ausschweifende Form erhält, stark zurückgedrängt
und ist kaum breiter, wie die nach innen abfallende
Leiste. Diese Außenleiste, die mit einfachen, für die
Zeit Louis XIV. charakteristischen stilisierten Blu
menornamenten dekoriert und ziemlich flach ge
schnitzt ist, und die in der Ecke und gewöhnlich auch
in den Mitten durch ein kräftiges Ornament beson
ders betont ist, bestimmt jetzt den ganzen Rahmen,
Cine Eanna-Jluktion in Berlin.
Der Name L a n n a hat in der Sammlerwelt
besten Klang, Man erinnert sich des Freiherrn Adal
bert von L a n n a in Prag, nach dessen Ableben
seine großen Sammlungen aufgelöst wurden: ein
kleiner Teil bei Gilhofer & Ranschburg in
Wien, der Hauptteil bei Rudolph L e p k e in Berlin.
Die Sammlerneigungen Lannas waren auf des
sen Sohn übergegangen, der mancherlei aus dem ein
stigen Kunstbesitz des Vaters aufkaufte und hiezu
noch eine schöne Sammlung von Gemälden alter
Meister, vornehmlich Niederländer und Italiener,
erwarb, In dieser Sammlung befinden sich unter
anderem Bilder von Tintoretto, von T i e p o 1 o,
Bonifacio, Canaletto, ein kleiner Greco
und vieles andere.
Lanna junior starb vor ungefähr zehn Jahren.
Nun hat sich seine Witwe entschlossen, sich von den
Sammlungen ihres verstorbenen Gatten zu trennen.
Am 5. und 6. November wird der Nachlaß Lannas bei
Cassirer-Helbing in Berlin unter den
Hammer kommen.
Gleichzeitig mit der Lanna-Sammlung werden
Cassirer-Helbing auch den Nachlaß Wilhelm von
Bo des zur Versteigerung bringen, der die kunst
historische Bibliothek des Gelehrten, dessen Samm
lung früher italienischer Majoliken, sowie eine An
zahl seltener Kleinmöbel und Teppiche umfaßt.
Die Sammlung ( Model.
Im Anschlüsse an die Sammlung Passavant-
Gontard brachte C. G. Boerner in Leipzig die
Sammlung Model zur Versteigerung, die, wie
schon berichtet, einen glänzenden Erfolg hatte,
Interessenten aus aller Welt kauften die Blätter
zu guten Preisen, sodaß auch hier die Taxe des
Kataloges, wenn auch nicht in dem Ausmaße der
Passavant-Sammlung, überschritten wurde, was umso
mehr sagen will, als die ModeLsche Sammlung doch
sehr viel kleinwertige schwarze französische Stiche
und unter den Farbstichen manche gleichgültige
Qualität enthielt. Bemerkenswert war eine ganz
ungewöhnliche Hausse für die Werke von Dau-
mier, die vielfach ein Mehrfaches der Schätzungen
brachten. Ebenso verlief der Verkauf der Biblio
thek ausgezeichnet, obgleich hier die gesuchten
roten Maroquinbände der bekannten illustrierten
Werke des 18. Jahrhunderts ganz fehlten.
Nachstehend die wichtigsten Ergebnisse der
Versteigerung (in Mark):
1 Al ix, Le General Berthier 1600
2 Derselbe, Les trois Consuls: Bonaparte, Camba(r)-
cörös et Lebrun 2000
9 Derselbe, Maillard (Mlle.) du Th6ätre des Arts . . 540