MAK
Nr. 16 
INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG 
Seite 175 
PHILATELIE, 
(Die deutschen Wohliahrtsbrieimarken 19291 werden am 
1, November in fünf Werten ausgegeben mit den Wappen von 
Bremen, Lippe, Lübeck, Mecklenburg-Strelitz und Schaumburg- 
Lippe. Damit gelangt die Wappenserie zum Abschluß. Die neue 
Ausgabe wird durchschnittlich mit einem Aufschlag von 60 
Prozent auf den Postwert verkauft werden: die Marken 5 Pf. 
zu 7 Pf., 8 Pf. zu 12 Pf., 15 Pf. zu 20 Pf., 25 Pf.zu 35 Pf. und 
50 Pf. zu 90 Pf., so daß der ganze Satz bei einem Postwert von 
103 Pfennigen 164 Pfennig kosten wird. Immer noch verteuert 
der hohe Aufschlag der 50-Pf.-Marke den Satz allzu sehr und 
wird auch den Absatz gerade dieser Marke stark beeinträch 
tigen, 
(Eigene Briefmarken für Sven Hedin.) Sven H e d i n hat 
von der Nanking-Regierung die Erlaubnis erwirkt, für seine 
Expedition eigene Briefmarken drucken zu lassen. Sie sollen 
ln China hergesteilt werden und zwei bis drei Werte in ver 
schiedenen Farben aufweisen. Die Postdirektion in Schanghai 
verlangt allerdings 5000 mexikanische Dollar als Vorschuß. 
Das ist zwar eine Kleinigkeit, da Sven Hedin gleichzeitig auch 
die Vollmacht erhalten hat, einen Vertrag mit einer europäi 
schen oder amerikanischen Firma wegen Uebernahme der Auf 
lage abzuschließen. China erhält allerdings eine größere An 
zahl Serien, die dort zum freien Verkauf auf den Markt ge 
bracht werden sollen. Auf diese Weise wird Sven Hedin also 
nicht nur seine eigenen Briefmarken, sondern auch neue Mittel 
aus dem Verkauf der Marken bekommen, die er für seine Ex 
pedition verwenden kann. 
VERSCHIEDENES. 
(Die Sammlung Hubert Wilm Ln München.) In der „Berli 
ner Nationalzeitung” (1., Nr. 155, vom 6. Juli 1929) berichtet 
Anton M ? y e r über die .Sammlung des Malers und Kunsthisto 
rikers Hubert Wilm in München, Dem Aufsätze entnehmen 
wir folgendes: Der besondere Reichtum der Sammlung besteht 
in frühmittelalterlichen Ton- und Glasgefäßen; von gro 
ßem Interesse kultur- und kunstgeschichtlicher Art sind die 
zahlreichen Bildwerke aus Kupfer und Bronze. Die 
Tonplastik, welche das Spezialgebiet Dr. Wilms als Ge 
lehrten darstellt, ist in ihrer Entwicklung von den Tanagrafigu- 
ren an bis zu den Barockbozetti vertreten. Die Gemälde neh 
men einen weniger wichtigen Platz ein, doch ist ein Tod der 
Maria, bayerisch 14. Jahrhundert, von Wichtigkeit. Ein© Anzahl 
alter Orientteppiche lassen die Textilkunst zu ihrem Rechte 
kommen. 
' (Der Rigaer Vertrag.) Von der Sowjetregierung sind Po 
len auf Grund des Rigaer Vertrages eine Anzahl von Kunst 
werken, darunter Bilder von Rembrandt und Watteau, 
Gobelins und Waffen (das Schwert des ersten Polenkönigs) zu 
rückgegeben worden, die jetzt in Warschau ausgestellt sind. 
(Die Sinai-Inschriften.) Professor Hubert Grimme, der 
Semitist der Universität Münster, brachte vor wenigen Jahren 
Aufregung in die Welt der Orientalisten; er wollte in den 
altsinaitischen Buchstaben-Inschriften Nachrichten über Moses 
als Sohn der Pharaonentochter lesen. Der Gelehrte hat jetzt 
die Inschriften nach ihrer Ueberprüfung in Aegyptische Mu 
seum in Kairo studieren können und wird sie demnächst (bei 
Reuther und Reichard in Berlin) veröffentlichen. Die Urkun 
den sind von großer Bedeutung für die Geschichte der Schrift, 
Religion und Sprache der Hebräer. 
(Pfahlbaufunde am Hallwilersee,) Die Historische Vereini 
gung S e e t a 1 berichtet in ihrem Jahresbericht, daß bei den 
Pfahlbauten im Erlenhölzh am Hallwilersee wieder wertvolle 
Funde gemacht wurden. Erwähnt seien 27 ganze Steinbeile von 
verschiedener Größe (das längste mißt 20,5 cm), 50 Fragmente 
von .Steinbeilen, 5 Ber^gkristallstücke, 23 Feuersteinpfeilspitzen, 
10 Feuerstemmesser, über 50 Feuersteine, viele Topfscherben 
usw. Bei den neuen Forschungen zeigte sich auch, daß die 
Ausdehnung der Pfahlbauten nach Süden wahrscheinlich grö 
ßer war, als bis jetzt angenommen wurde. 
(Villa-Romana-Preis,) Der Verein Villa Romana, Berlin, 
Unter den Linden 33, eine Gründung Max Klinkers, des 
Grafen Kalckreuth sowie des Dr. Georg H i r z e 1, hat zujp 
ersten Male nach dem Kriege wieder den vollen Villa-Romana- 
Preis verliehen, und zwar auf Vorschlag des Deutschen Künst- 
lerbundes an den jungen talentvollen Maler Karl Faßbender 
aus Köln-Nippes, dessen beide Bilder „Roter Anker” und „Die 
neue Brücke” bei der Ausstellung in Köln die Aufmerksamkeit 
der Jury auf ihn gelenkt hatten. Faßbender hat sich nur in sei 
ner Freizeit der Malkunst gewidmet und ist ein Schüler Richard 
Se walds. Zur Vollendung seiner Studien wird ihm nunmehr 
neben einem Barpreis von 2000 Reichsmark ein Atelier und 
freies Unterkommen in der dem Verein gehörigen, Villa Romana 
in Florenz für die Dauer eines Jahres gewährt. 
Bilder alter Meister 
von Sammler zu kaufen gesucht, 
Offerte mit genauer Beschreibung und 
Preisangabe erbeten unter: 
„ALTE MEISTER“ 
an die Expedition dieses Blattes. 
(Man kauft die» Signatur.) Nun ist es klar entschieden — 
Mißverständnisse können nicht mehr Vorkommen. Wer ein Bild 
bei einem Maler bestellt, hat sich von vornherein zu sagen, daß 
er durch den Kaufpreis Anspruch auf die Signatur des Künstlers 
erhält — .nicht weiter. Die Qualität des Bildes ist nicht an 
fechtbar. Da hat ein reicher Pariser Kaufmann, wie das so 
ist, beschlossen, seine Familie von einem berühmten Maler ver 
ewigen zu lassen. Er hoffte damit seinen Salon zu schmücken 
und bekam zu seinem Schrecken eine Gruppe entsetzlich auf 
geschwemmter, verfressener Visagen geliefert, die nicht einmal 
der Erzfeind des Kaufmanns erkannt hätte. Der Kaufmann 
das teure Bild unter dem Arm, lief zum Kadi. Da zeigte sich, 
daß es moderne Richter gibt, „fet das Bild signiert?“ fragte 
er. „Gewiß“, antwortete der Kaufmann, „aber sehen Sie, das 
soll meine Familie sein. Kommen Sie einmal zu uns als Geist 
und sehen iSie sich meine Familie an. So eine Frau! So was 
hätte ich nie gehei,,..“ Der Richter hatt ekeine Lust, die Frau 
zu .besichtigen, sondern sagte: „Hängen Sie das Bild auf den 
Boden oder stecken Sie es in die Rumpelkammer, wenn es 
Ihnen nicht gefällt. Mit der modernen Malerei hätten Sie rech 
nen müssen. Wenn es Ihnen darauf ankommt, ein genaues Bild 
zu haben, dann hätten iSie besser zum .Photographen ge 
hen sollen. Das Bild ist signiert und die Signatur ist es, die Sie 
gekauft haben!“ 
(Alteriumsfunde.) In der Umgebung von C o m o wurde 
eine Grabstätte ans Tageslicht gefördert, die eine Bronze 
vase barg. In der Vase dürfte sich wahrscheinlich Knochen 
asche befinden. Die Grabstätte stammt augenscheinlich aus dem 
4. bis 5. Jahrhundert v. Chr. Auch ein vierrädriger 
Wagen mit Bronzefassungen aus derselben Zeitperiode wurde 
aufgefunden. 
(Um der Kunst willen.) Der Kunsthändler: „Ein Ameri 
kaner hat mir für dieses Gemälde 2000 Pfund angeboten.“ 
— Der Kunde: „Ich würde nicht mehr als 5 Pfund dafür be 
zahlen." — „Dann, nehmen Sie es — warum denn alle Kunst 
werke ins Ausland gehen lassen," 
MUSEEN. 
(Das Tiroler Volksmuseum.) Aus Innsbruck wird ge 
meldet: Neben der Innsbrucker Hofkirche mit dem berühmten 
Grabmal Kaiser Maximilians I. und den Gräbern der National 
helden Andreas Hofer, Speckbacher und Haspinger steht ein 
heller, von Ferdinand I., dem Enkel Maximilians, errichteter 
Renaissancebau, der einen schönen Brunnenhof mit Kreuzgän 
gen umschließt. Zuerst Stiftsgebäude, dann Ritterakademie, zu 
letzt Gymnasium, hat er jetzt die seit vierzig Jahren gesammel 
ten, aber nur provisorisch untergebrachten Schätze des Tiro 
ler Volkskunstmuseums ausgenommen, das kürzlich feierlich 
eröffnet wurde. Tirol schenkt damit der Oeffentlichkeit eine 
Sammlung, die ihresgleichen in deutschen Landen sucht. Lei 
tend war die Absicht, vorbildliche Stücke bäuerlicher und 
bürgerlicher Herkunst vor Untergang oder Zerstreuung in alle 
Winde zu bewahren. Das Hauptgewicht ist auf die Aufstellung 
gelegt, die der des Ursprungsortes entspricht. Man hat darum 
der Versuchung widerstanden, z. B. die wunderbaren Bauern 
stuben mit Dingen es Gebrauches nur deshalb zu überlasten 
weil man sonst keinen Platz dafür gehabt hätte. Sie bieten ihre 
schönen Täfelungen, Tische, Oefen, Türen ohne Ueberwuche- 
rung durch zeitgenössische Gebrauchsgegenstände dar. Es ist 
ganz erstaunlich, welche handwerkliche Vollendung und wie 
viel natürlicher Kunstgeschmack aus den aufgestellten Stück- 
ken spricht, was diese Ober- und Unterinntaler, Oetztaler, Zil 
lertaler, Südtiroler Tischler- oder Töpfermeister, von der Go 
tik bis zum Rokoko, geleistet haben. So z, B. die durch drei 
Generationen tätige Tischlerfamilie der Pletzacher im 
Alpbachtal,
	        
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