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Objekt: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVIII (1883 / 218)

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Sa. Excellenz den Vereinsprasidenten Dr. Banhans entwickelte Ingenieur Professor 
Carl Pfaff das Programm für die dritte Section des Museums, besprach die der- 
selben zufallenden Aufgaben als einer Lehr-, Auskunfts-, Versuchs- und 
Probiranstalt und begründete den Antrag, mit dem neuen lnstitute auch eine Ver- 
suchsanstalt für elektro-technische Einrichtungen zu verbinden. Die Aus- 
führungen aller Redner, welche ausnahmslos die Bedeutung und Dringlichkeit der 
Errichtung der Anstalt befürworteten, fanden lebhaften Anklang in der Versammlung, und 
dieselbe beschloss hierauf einstimmig, dem niederösterreichischen Gewerbevereine die 
sofortige lnangriffnahme der dritten Section zu empfehlen, und setzte ein Agitationscomite ein. 
(Das Urtheil der Jury über die Rathhausshzzen.) Am g. October ist im 
Stiftersaale des Künstlerhauses die vom Gemeinderathe eingeladene Jury zusammengetreten, 
um über die Skizzen ihr Urtheil abzugeben, welche für die künstlerische Ausschmückung 
des neuen Gemeinderathssaales auf Grund der Concursausschreibung eingesendet wurden 
und welche durch acht Tage im Künstlerhause ausgestellt waren. Der Bürgermeister Uhl 
führte in den Berathungen den Vorsitz, Magistrats-Secretär Stenzinger fungirte als 
Schriftführer. Das Preisgericht bildeten: die Künstler Heinrich v. Angeli, Prof. August 
Eiscnmenger, Hofrath Prof. Rudolph v, Eitelberger, Director Ed. v. Engerth, 
Oberbaurath Friedrich Schmidt und die Gemeinderäthe Matzenauer, Dr. v. Mauthner 
und Streit. Das Urtheil lautete: Die Jury erkennt den ersten Preis mit fl. 300a zu der 
Skizze 5 mit der Devise sVindobonan mit sieben gegen eine Stimme; den zweiten 
Preis mit fl. zooo der Skizze 13 mit der Devise i-Glück und Unglück wird Gesang- ein- 
stimmig, den dritten Preis mit fi. 1000 der Skizze m mit der Devise "Ans Vaterland, 
an's theure, schließ Dich an: einstimmig. Ferner wurde beschlossen, die Skizze 6 mit 
der Devise nDas Leben ist kurz, die Kunst ltlngu, obwohl sie für eine, Preiszuerkennung 
nicht geeignet ist, die aber als eine ernste und tüchtige Arbeit anzusehen ist, dem 
Gemeinderathe zu empfehlen und ihn zu ersuchen, dem Künstler in geeigneter Weise 
eine Anerkennung zu Theil werden zu lassen. Hierauf wurden die Couverts mit den 
Devisen geöffnet und es zeigte sich, dass der erste Preis Herrn Ludwig Mayer, Heu- 
gasse 52, der zweite Preis Herrn Andreas Groll, Schottenring 28, und der dritte 
Preis Herrn Julius Schmidt, Heugasse 52, zugefallen ist. Nach den Concursbedingungen 
wird dem Künstler, der den ersten Preis erringt, die Zusicherung der Ausführung ertheilt 
für den Fall, dass er sich über dieselbe mit dem Gemeinderathe einigt.- Der Preisgekrönte, 
Ludwig Mayer, ist 1834 zu Kaniow in Galizien geboren. An der Wiener Akademie ein 
Schüler Kupelwiesefs. schloss er sich nach seinen Reisen in Italien, Deutschland 
und Frankreich mehr an Führich und Rahl an. Vorwiegend der kirchlichen Historien- 
malerei sich widmend, hat er sich mit seinem wBesuch auf der Brandstätteu auch dem 
Genre mit Erfolg zugewendet. Mayer ist einer der wenigen hiesigen Künstler. welche 
sich in der Frescotechnik praktisch bewährt haben. Einige Cartons zu seinen Fresken in 
der Kirche der Brigittenau befinden sich im Oesterr. Museum. 
(Ferd. v. Miller's Jubiläum.) Zu dem 7ojährigen Jubiläum, 
welches der Künstler am tg. October in München beging, wurde von 
Seite der Museumsdirection an denselben folgendes Telegramm abgeschickt: 
wDem Altmeister der deutschen Erzgießerkunst herzlichen Gruß und 
Glückwunsch. Oesterr. Museum und Kunstgewerbeschule." 
Die Beschlüsse des Leipziger Gentraleomibes für Handferttgketts-Unber- 
rloht und Hausllelss vom 7. October sind folgende: i. Es ist zur Gewinnung von 
Lehrkräften vor Allem darauf hinzuarbeiten, dass der HandfertigkeitsUnterricht Aufnahme 
in die Lehrer-Seminarien finde. -- ln dem Friedrichsstadter Lehrer-Seminare zu 
Dresden wird derselbe vom königl. Unterrichtsrninisterium eingeführt werden. - z. Es 
soll ein Comite eingesetzt werden, um mustergiltige Vorlagen für den Handfertigkeits- 
Unterricht zu schaffen. 3. Ein Comite soll prüfen, wie in den Volksschulen und den 
höheren Lehranstalten Raum für den Handfertigkeits-Unterricbt zu schaffen ist. Mit der 
Losung dieser Aufgabe beginnt die eigentliche reformatorische Thätigkeit des Cen- 
tralcomites, das sich das Ziel gesetzt hat, die Erziehung von der heutigen Ein- 
seitigkeit zu befreien und damit zugleich den praktischen Bedürfnissen des 
Lebens Rechnung zu tragen. 
Die Rafael-Statue an der Faqade das Künstlerhßuses ist im Laufe dieses 
Monates aufgerichtet worden. Sie ist von dem Bildhauer Silbernagel, einem Tiroler 
von Geburt, entworfen und in weißem Laaser Marmor etwas über Lebensgröße ausgeführt. 
Gegenwärtig blendet der Glanz des Marmors; nach einiger Zeit wird derselbe jedoch 
einen schonen Ton bekommen, wie die gegenüberstehende Statue Albrecht Dürer's, bei 
welcher die Vorzüge der Modellirung zur vollen Geltung kommen.
	        
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