Nr. 21
INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
Seite 227
wig Munthe, Neben einer der so vielbegehrten
„Winterlandschaften“ von ihm, findet man hier eine
köstliche, in farbigem Duft umhüllte „Frühlingsland
schaft“, eine sehr stimmungsvolle „Herbstlandschaft“
und die ausgezeichnete „Kanallandschaft bei Am
sterdam". Auch Gregor von Bochmann, der aus
Estland stammte, ist mit einer seiner feinen kühl
farbigen Arbeiten ansprechend vertreten. Dann Ri
chard B u r n i e r, von dem mian eine seiner schönen
Landschaften mit Kühen und ein sehr anziehendes
„Interieur“ findet. Ganz ausgezeichnet ferner der
„Fuchs mit Jungen“ von C. F. Deik er.
Ein deutscher Maler, der sich internationaler
Schätzung, vor allem in Amerika, erfreut, ist der
Frankfurter Adolph Schreyer, von dem die
Sammlung drei besonders schöne Stücke besitzt, in
denen seine Kunst der Pferdediarstellung in geradezu
glänzender Weise zum Ausdruck kommt, vorab in
dem „Wallachischen Pferdetransport“, der seinen
Weg durch überschwemmte und vereiste Wiesen
nimmt. Und noch ein anderer Frankfurter ist da, der
durch die Berliner Jahrhundertausstellung von 1906
und Hugo von Tschudi zu neuem Ruhm erwachte
Teutwart Schmitson, und zwar mit einem Haupt
werk der „Pferdeherde in der Pußta“, die vor einem
abgestürzten Fulhrwerk mit den bei der Katastrophe
verendeten Gäulen scheut und sich in stürmischem
Schrecken zusammendrängt.
Mit der wundervollen „Praterlandschaft“ von
Emil Jakob Schindler, kommt man wieder in die
Nähe von Theodore Rousseau, an dessen Werken sich
j der Künstler gebildet hat. Nicht fern dieser Art
steht die „Große Landschaft“ von L. P a a 1. M u n-
kacsys „Landschaft mit Wäscherinnen“ (Fig, 1)
besitzt in der feinen Zurückhaltung einen Reiz, den
seine berühmten Figiurenbilder nicht immer haben.
Charles Daubignys „Abendlandschaft“ (Fig. 2)
wird an Wucht des Ausdrucks und der Farbe von
keiner anderenLandschaft übertroffen.
Schließlich seien noch zwei Außenseiter er
wähnt: der sächsische Autodidakt Ferdinand von
R a y s k i und Max K 1 i n g e r. Rayskis Bildnis des
jungen Haubold von Einsiedel ist in seiner schlichten
und doch eindrucksvollen Malweise sehr bezeich
nend für des Künstlers Art. Klingers „Frau auf einer
Terrasse“ offenbart das ganze Wesen dieses einzig
artigen, noch immer nicht nach Verdienst gewür
digten Künstlers.
Fig. 2. Daubigny, Abendlandschaft bei Pontoise.
Siftgas gegen den JColzwtirm.
Ein interessantes Experiment,
Man schreibt uns aus Linz:
Der berühmte gotische Flügelaltar zu Kefer
markt in Mühlviertel, den man für ein Werk Mi
chael Pachers hält, wird vom 4. November an
durch 14 Tage mit Blausäure durchgast,
um dem zerstörenden Wirken des Holzwurmes,
der das Kunstwerk zu vernichten droht, Einhalt zu
tun. Es ist wohl der erste Fall, daß eine ganze
Kirche mit Blausäure durchgast wird. Bei Profan
bauten, z. B. Mühlen, wurde die Durchgasung bedeu
tend größerer Räume mit Erfolg durchgeführt. Im
Frühjahr wird dann mit der Restaurierung
des Altars selbst begonnen werden.
Die Kefermarkter Kirche mißt etwa 8000 Ku
bikmeter. Die Vorbereitungsarbeiten für die. Ver
gasung dürften vier bis fünf Tage dauern. Es wer
den sämtliche Fenster und Türen der Kirche mit
Papier verklebt; damit sind eigentlich die Haupt
vorbereitungen getroffen. Die Vergasung kann nach
der Abdichtung der Kirche beginnen und dürfte
etwa 14 Tage, je nach dem Erfolg, in Anspruch neh
men. Während der Vergasung werden wiederholte
Ueberprüfungen vorgenommen. Ein von Würmern
angefressener Holzklotz, der in die vergaste Kirche
gebracht wird, wird wiederholt von mit Giftgas
masken ausgerüsteten Männern aus der Kirche her
ausgeholt und untersucht werden. Je nach den sich
hier zeigenden Ergebnissen wird die Dauer der Ver
gasung bemessen sein. Selbstverständlich wird für
die Sicherheit des Marktes während der Arbeiten
weitestgehend Sorge getragen werden, Gendarmerie
wird die Kirche bei Nacht bewachen, für alle Fälle