Seite 64 INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
Ich glaube, daß ich die erste Auktion im Mai des
nächsten Jahres werde durchführen können
und dann durch mehrere Jahre in jedem Mai eine
weitere, Auf jeder dieser Auktionen möchte ich
tausend bis zwölfhundert Blatt versteigern. Das wird
jedesmal eine Woche dauern.
Soviel ich feststellen konnte, denken die Russen
nicht daran, ihre wirklich wertvollen Kunstbestände
zu verkaufen. Für ein Bild von Rembrandt beispiels
weise, das nicht einmal zu den Hauptwerken des
Meisters gehört, hat man den Russen schon fünf Mil
lionen Dollar geboten, aber sie gaben es nicht her.
Nr. 6
Sie sind vielmehr bestrebt, die vorhandenen Samm
lungen zu erhalten und durch die wertvollsten Stücke,
die sich unter den enteigneten Gütern vorfinden, zu
ergänzen. So haben sie zahlreiche Gemälde aus dem
Besitze des Fürsten Stroganow, eines der größ
ten Grundbesitzer und Sammler, den Sammlungen der
Eremitage eingereiht, hauptsächlich Niederländer des
17, Jahrhunderts und Franzosen und Italiener des
18. Jahrhunderts, Um nun Platz für solche Neuer
werbungen zu schaffen, wird aus den alten Bestän
den der Museen manches ausgeschieden, das ent
behrlich ist.
Die fPortland-Vase unter dem JCammer.
Das Kunstauktionshaus Christie in London
teilt uns mit, daß es am 2. Mai d, J. die Port
landvase zur Versteigerung bringt.
Die Portland-Vase ist unstreitig das berühmteste
Stück, das das antike Kunstgewerbe uns aus Glas
hinterlassen hat. Sie besteht aus einem dunkel
blauen, durchsichtigen Glasfluß, der mit einem wei
ßen, undurchsichtigen, von fünf Millimeter Dicke,
überfangen ist. Ihre Höhe beträgt 25 Zentimeter, ihr
breitester Durchmesser 15 Zentimeter. Die aus ihrer
Oberfläche herausgeschliffenen Reliefs sind meister
haft, ihr Inhalt noch nicht einwandfrei festgestellt.
Nach der Ansicht Winckelmanns stellen sie
die Sage der Thetis dar, die sich unter anderem
auch in eine Schlange verwandelte, um den Nach
stellungen des Peleus auszuweichen, nach anderen
Jason und Medea.
Die Portland-Vase wurde mit Asche gefüllt in
einem Sarkophag von ausgezeichneter Arbeit in
einem unterirdischen römischen Grabgewölbe, in dem
sogenannten Monte del Grano vor Porta San Gio
vanni zur Zeit des Papstes Urban VIII, (1623—-1644)
aufgefunden. Der Sarkophag, angeblich der des Ale
xander Severus und seiner Mutter Julia Mammäa,
kam in das kapitolinische Museum; die Vase aber
gelangte in die Barberinische Bibliothek nach Rom
(ursprünglich daher Barberinische Vase genannt), dann
in den Besitz des Engländers W. Hamilton und
schließlich in den des Herzogs von P o r 11 a n d, von
dem sie nun den Namen die Portland-Vase empfing,
unter dem sie in der Geschichte des Kunstgewerbes
angeführt wird. Der Herzog von Portland zahlte
1000 Guineen für die Vase.
Der Herzog von Portland überließ die Vase in
der Folge als Leihgabe dem Britischen Museum, wo
sie im Jahre 1845 von einem anscheinend geistes
kranken Menschen namens Lloyd von ihrem Po
stament herabgeworfen wurde. Die dadurch bewirk
ten Beschädigungen sind aber von Meisterhand so
gut ausgebessert worden, daß man fast nichts mehr
davon wahrnimmt. Der Besitzer der Vase weigerte
sich damals, den Zerstörer des Kunstwerkes straf
rechtlich verfolgen zu lassen, der daher frei ausging
und nur wegen Sachbeschädigung eine Geldstrafe
von fünf Pfund erhielt.
Die Portland-Vase wurde schon im Jahre 1790
von Josiah Wedgewood in Steinzeugmasse ko
piert, später ist sie von englischen Industriellen auch
in Glas nachgebildet worden. Einige dieser Kopien
befinden sich in Museen,
Der Wert der Vase wird zwischen 70.000 und
100,000 Pfund geschätzt. Man kann neugierig darauf
sein, um welchen Preis sie im Mai bei Christie los
geschlagen wird und in wessen Hände sie gelangt.
Neuerwerbungen der Städtischen Salerie in Nürnberg.
Die moderne Galerie der Stadt Nürnberg im Künstler-
haus am Königstor hat in der letzten Zeit wiederum verschie
dene Neuerwerbungen gemacht, welche eine teilweise Um-
bängung der Galerie erforderten, Die Gruppe der Romantiker
wurde um das im Jahre 1831 entstandene Gemälde „Golf von
Neapel“ von dem im Jahre 1778 in Berlin geborenen und 1856
in Rom gestorbenen Franz Catel in vorteilhafter Weise wei
ter ergänzt. Das Bild ist dadurch von Interesse, da sich Pen
dants zu demselben in München (Aussicht von Ariccia gegen
das Meer) und in der Nationalgalerie in Berlin (Via Appia)
befinden,
Von Max Lieber mann wurde das größere Bild „Kar-
toffelbuddler in den Dünen bei Zandvoort“ erworben, welches
als ein besonders starker Ausdruck der Persönlichkeit dieses
Meisters gelten darf. Der gleichen Zeit angehörend wie das
Münchener Bild „Frau mit Ziegen", ist es in dem bewegten
I.ichterspiel der großen räumlichen Weite der Landschaft und
der Monumentalität der ziehenden Wolken besonders glücklich
behandelt. Das schlichte, nur aus Erde und Flimmel bestehende
Motiv ist räumlich mächtig ausgeweitet und zu großer poeti
scher Wirkung gebracht. Als eine weitere wichtige Erwerbung
ist das Bildnis des Komponisten Eugen d'Albert von der Hand
des Berliner Malers Leo Freiherrn von König zu bezeichnen.
Es darf den besten Werken des Meisters zugezählt werden
\ und überrascht durch die Kraft des seelischen Ausdrucks und
die ungemein vornehme tonige Behandlung,
Auch der Berliner Professor Karl Hofer ist nunmehr
in der Nürnberger Galerie ausgezeichnet vertreten, und zwar
durch ein ausnehmend kernig gemaltes Selbstbildnis, welches
in den Jahren 1926—1928 entstanden ist. Hinzu kommt das im
Jahre 1927 entstandene, durch die „Ausstellung Deutscher
Kunst der Gegenwart, 1928, Nürnberg“ bekannt gewordene
Bild „Dame in Weiß" von dem Wiener Maler Sergius P a u s e r,
welches durch die große Schlichtheit des Aufbaues und durch
die zarte Weichheit der Töne besticht.
In einem Erdgeschoßkabinette wurden die für das neuzu-
schaffende Burgmuseum von Nürnberger Künstlern ange
fertigten Kopien nach Bildern von Albrecbt Dürer zur
Ausstellung gebracht. Es handelt sich um Werke des großen
deutschen Meisters, welche auf der Dürer-Ausstellung im
Germanischen Museum zur Schau gebracht und weil sie sich
in; Auslande befinden, weniger leicht erreichbar sind. Nach
stehend folgt ein Verzeichnis derselben: „Bildnis eines Greises"
aus dem Jahre 1526 im Louvre in Paris [Kopie von Kunstmaler
Hugo Kraus), „Selbstbildnis" vom Jahre 1493, gleichfalls im
Louvre in Paris (Kopie von Kunstmaler Fritz Bosch), „Der
heilige Hieronymus vom Jahre 1521, im Nationalmuseum in
Lissabon (Kopie von Kunstmaler Georg O r t), „Bildnis des