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Nr. 12 
INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG 
Seite 135 
schon von einem ganzen Mythenkranz umwobene 
dreibeinige Strozzi-Schemel, eine Arbeit des Floren 
tiners Benedetto da M a j a n o, in den Saal getragen 
wurde. Als er auf das Postament gestellt wurde, 
hörte man vielfach Rufe der Bewunderung; einzelne 
Besucher klatschten sogar. Herr Cihlar selbst warf 
einen begeisterten Blick auf den schmalen Schemel, 
der von einem herrlichen Wappen bekrönt ist, und 
sagte dann feierlich: Geboten sind 10.000 S. Auf vie 
len Gesichtern malte sich Enttäuschung; man hatte 
seit den Tagen der Ausstellung der Sammlung mit 
solch ungeheuren Summen herumgeworfen, die an 
geblich geboten werden sollten, daß man erwartete, 
daß er mindestens mit 100.000 S ausgerufen werden 
würde. Und nun bloß 10.000 S! Aber rasch schnellte 
der Betrag auf 100.000 S hinauf. Bei Brummer stand 
das Gebot. Die Besucher spähten neugierig nach 
allen Richtungen aus, um zu sehen, ob niemand wei 
ter biete; aber zunächst rührte sich keine Hand. 
Eine atembeklemmende Pause entstand. Bleibt es 
bei diesen 100.000 S, wird niemand weitergehen? Da 
gibt ein Kunsthändler aus Philadelphia ein Zeichen, 
das der Ausrufer mit 110.000 S übersetzt, und nun 
hebt ein kleiner, aufregender Kampf zwischen den 
beiden Amerikanern an, aus dem Brummer als Sie 
ger hervorgeht. Das Publikum begleitet den Sieg 
Brummers mit Applaus, einzelne eilen auf ihn zu, 
um ihn zu dem so guten Kauf zu beglückwünschen. 
Der Photograph richtet seine Kamera auf ihn, er lä 
chelt glücklich, aber es ist nicht aus ihm herauszu 
bringen, ob er das Unikum für das Metropolitan- 
Museum oder für einen Privatsammler erworben hat. 
Nach dem Strozzi-Schemel kamen noch einige 
hervorragende italienische Möbel zur Versteigerung. 
Die herrliche Flügeltür aus dem Palaste des Herzogs 
Federigo da Montefellre zu Gubbio erstand die Ga 
lerie Fischer in Luzern um 50.000 S, einen vene 
zianischen Tisch aus Nußholz, 16. Jahrhundert, be 
zahlte die Wiener Firma Pollak & Win t erni t z 
mit 28.000 S (Ausruf 10.000 S), einen anderen Tisch 
aus derselben Zeit erwarb Geheimrat A. S. Drey 
in München um 14.000 S. Frau Elsa Zeis ler er 
warb vier Faltstühle aus Nußholz, Florenz, 17. Jahrh., 
um 16.000 S und eine Truhe aus dem Etschgebiet um 
1470 um 25.000 S. Das Museum in Oslo erwarb einen 
Faltlehnstuhl aus dem Etschgebiet mit Liebespaaren 
in Flachrelief für 30.000 S. 
Auf die italienischen Möbel folgten die französi 
schen, die dem 15. bis 17. Jahrhundert angehörten. 
Auch hier triumphierte der Dollar, Ein Thronstuhl 
mit kostbarer Nußholzschnitzerei wandert in das Mu 
seum nach Philadelphia, das 50.000 S dafür opferte; 
denselben Weg nehmen auch ein französischer Lehn 
stuhl aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts 
(8500 S) und ein Kinderlehnstuhl aus Nußholz aus 
der Zeit des zweiten Heinrich von Frankreich 
(10.000 S). Uebers große Wasser dürfte auch ein aus 
Nußholz geschnitzter Konsoltisch gehen, den die 
Wien-New Yorker Firma E. & A. Silbermann 
um 8000 S sich sicherte. Stephan von A u s p i t z 
machte einem Franzosen einen aus der Mitte des 
16. Jahrhunderts stammenden Schrank aus der Au 
vergne streitig, der mit 20.000 S nicht zu teuer er 
kauft wurde. Einzelne Objekte erwarb Architekt 
Schiller im Aufträge des Hauses Rothschild. 
' Bei den spanischen Möbeln rivalisierten New 
lork und Philadelphia mit dem venezianischen 
Kunsthändler Adolfo Loevi. Bemerkenswerte Preise 
erreichten: ein Pfeilerschränkchen aus Nußholz, 
16. Jahrhundert, 5500 S, ein geschnitztes Lesepult. 
Anfang des 16. Jahrhunderts, 9000 S, ein Lehnsessel 
aus Buchenholz, 17. Jahrhundert, 2000 S, vier ge 
schnitzte Halbsäulen, erste Hälfte des 16. Jahrhun 
derts, 3000 S, ein paar Lehnstühle aus dem 16. Jahr 
hundert, 4800 S, und ein Armlehnsessel mit Relief 
schnitzerei, erste Hälfte des 16. Jahrhunderts, 1400 S. 
Nach den spanischen Möbeln flaute das Inter 
esse ab und die Auktion der letzten Abteilung, die 
verschiedene Möbel des 16. bis 18. Jahrhunderts um 
faßte, ging unter relativ schwacher Beteiligung vor 
sich. Von diesen Möbeln erwarb der Kunsthändler 
Kurt Stern aus Berlin einen Faltlehnstuhl aus der 
Bodenseegegend, Ende des 16. Jahrhunderts, um 
6500 S, Oskar B o n d y einen schottischen Armlehn 
stuhl aus Eichenholz, aus der Zeit um 1690, um 
2800 S, K o 1 a r (Prag) ein Faldistorium der Brünner 
Karthäuserkirche um 16.000 S. Andere böhmische 
Möbel wurden von einem Brünner Kunsthändler an 
gekauft. Das Nationalmuseum in München ver 
mehrte beträchtlich die Zahl seiner süddeutschen 
Möbel. 
Die erste Figdor-Versteigerung schloß nach drei 
tägiger Dauer mit einem Ergebnis von 6,250,000 S 
ab, das sich durch den zwanzigprozentigen Aufschlag 
auf 7,500,000 S erhöht. Es ist wohl das größte Er 
gebnis, das je in Wien erreicht wurde. 
Die Einzelpreise (in Schilling) sind: 
Bildteppiche und Bildwirkereien. 
1 Nordisch, 17. J., Bildteppich, Hl. Hubertus 3800 
2 Aegypten, Spätantik, 5. bis 6. J., Bildwirkerei, 
ßacchuskopf 3600 
3 Oberrhein 14. J., Teil eines Wandteppichs, Tiere • 13.500 
4 Frankreich um 1500, Wandteppich, Blumenstauden 31.000 
5 Niederlande um 1500, Wandteppich, Granatapfel 
muster 9500 
6 Niederlande um 1500, Abschnitt eines ähnlichen 
Wandteppichs 900 
7 Schweiz 16. J., Bildteppich, Adam und Eva . ■ . 9000 
8 Schweiz 1585, Kissen, Die ungetreue Königin (Bondy) 7000 
9 Basel, 16. J., Kissen, Kaiser Galba 1200 
10 Schweiz 2. Hälfte 15. J., Bildteppich, Der Fuchs, 
den Gänsen predigend • 19.000 
11 Elsaß 1538, Bildteppich, Pyramus und Thisbe . • • 16.000 
12 Elsaß oder Schweiz 1559, Bildwirkerei, Der alte 
und der junge Liebhaber 6500 
13 Elsaß 1. Drittel 15. J., Bildteppich, Frauen und Tiere 9500 
14 Hessen 15. J., Wandteppich, Wappen 11.000 
15 Westfalen um 1600, runder Kissenbezug, Wappen . 900 
16 Niederlande 16. J., Bildwirkerei, Hund auf Blattwerk 13.000 
17 Westfalen Ende 16. J., Teil eines Wandteppichs, 
Wappen 2700 
18 Westfalen Ende 16. J., Abschnitt eines Teppichs, 
Wappen 700 
19 Norddeutsch 17. J., Stuhlbezug, Wappen 2300 
20 Schweiz 15. J., Bildwirkerei, Teufel und Engel um 
eine Seele kämpfend (Oskar Bondy, Wien) .... 7000 
21 Nürnberg Anf. 15. J., Bildteppich, Die heiligen drei 
Könige • - • 100.000 
22 Franken 1. Drittel 15. J., Teil eines Bildteppichs, 
Stiflerin mit Wappen (Bernheimer, München) . . 70.000 
23 Flandern 17. J., Bildwirkerei, Maria mit dem Kind • 2300 
24 Nürnberg um 1500, Bildteppich, Maria in Halbfigur 14.000 
25 Schweiz 2. Hälfte 15. J., Teil eines Wandteppichs, 
Fünf weibliche Heilige 85.000 
26 Schweiz um 1470, Bildteppich, Frau auf einem Esel 
reitend 85.000 
27 Aargau Ende 15. J., Bildteppich, Die Hlgn, Cosmas 
und Damian (Bernheimer, München) 48.000 
28 Elsaß oder Basel 1608, Bildwirkerei, Bathseba . . . 10.000 
29 Elsaß oder Basel Ende 15. J., Bildteppich, Szene 
aus dem „Busant" 54.000 
30 Schweiz Ende 15. J., Teil eines Wandteppichs, 
Goldwägerin (Bernheimer, München) 24.000 
31 Schweiz 15. J., Teil eines Bildteppichs, Wilde Frau 14.000 
32 Schweiz, Mitte 15. J., Bildteppich, Wilde Leute 
und Tiere 120.000 
33 Elsaß 1. Drittel 15. J., Bildteppich, Tiere 35.000 
34 Nürnberg 2. Hälfte 15. J., Bildteppich, Tod Mariae 170.000 
35 Brüssel um 1500, Bildteppich, Ahasver und Esther 
(Mme. Constantino, New York) 200.000 
36 Fournai 2. Hälfte 15. J., Bildteppich, Gerichtsszene 
(Kunstindustrie-Museum, Kopenhagen) 700,000
	        
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