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Seile 158 
INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG 
Nr. 13 
des berühmten Wilhelm Trübner, der seinerseits ein Schüler 
Hans Canon des Aelteren in Karlsruhe und Stuttgart gewesen 
war. Canon der Jüngere stellte wiederholt in Karlsruhe, Prag 
und anderwärts, 1917 auch in Wien im Künstlerhause und im 
Oesterreichischen Künstlerbunde Porträts aus, die von der 
Kritik sehr gelobt wurden; eine besonders schöne Madonna 
von ihm hängt im Lungauer Schlosse Moosham, seines lang 
jährigen Gönners, des Grafen Wilczek. In neuerer Zeit schuf 
er einige vorzügliche Landschaftsbilder und betätigte sich 
außerdem auch heimatkundlich, sowohl mit mährischen Trach 
tenbildern, als auch mit seinem 1927 erschienenen, „Tiere der 
Heimat" betitelten, die Tiergeographie des böhmisch-mähri 
schen Höhenzuges behandelnden Buche. Er lebt in I g 1 a u, 
ist nebenbei Kustos des dortigen städtischen Museums und 
war mit der 1915 verstorbenen Angela, geh. Schenk, vorher 
Gräfin Orssich de Slavetich, vermählt." 
(Tod bekannter Sammler.) In W a i d h o f e n a. d. Ybbs 
starb der Wiener Kommerzialrat Karl Förster im 61. Le 
bensjahre. Der Verstorbene war ein bekannter Sammler von 
Marken, Stempelmarken und Antiquitäten. 
(Dürer war in Rom!) Eine aufsehenerregende Feststellung, 
die einen langen Streit der Kunsthistoriker beendigt, wird in 
einem demnächst erscheinenden Werk »Willibald Pirckheimer 
und die erste Reise Dürers nach Italien« von Hans R u p p - 
rieh gemacht. Dieser Wiener Kunstgelehrte kann nämlich aus 
einem unbekannten und unveröffentlichten Notizbuch Pirck- 
h e i m e r s, das sich im Britischen Museum zu London be 
findet, nachweisen, daß Dürer in den ersten Monaten des 
Jahres 1495 mit Pirckheimer, dem Nürnberger Humapisten, mit 
dem er befreundet war, in Oberitalien zusammengetroffen ist. 
Man muß daher von jetzt ab mit einer Reise Dürers nach 
Rom, die er im Frühjahre 1495 mit Pirckheimer unternahm, 
rechnen, und damit wird eine Tatsache gewannen, die die Ge 
schichte der deutschen Kunst wie das Schaffen Dürers an 
einem wichtigen Wendepunkt ganz neu beleuchtet. 
(Ein Kindskopf aus der Eiszeit.) Die Anthropologische 
Schausammlung des Naturhislorischen Museums, die kürzlich 
eröffnet wurde, hat eine neue wertvolle Bereicherung durch 
ein Geschenk der französischen Regierung erhalten, nämlich 
einen Abguß des Schädels von La Quina in Südfrankreich. Es 
ist dies der einzige Schädel eines Kindes der Neander- 
t a 1 r a s s e. die am Ende der großen Zwischeneiszeit und am 
Beginn der letzten großen Eiszeit Europa bewohnte und die 
durch die eigenartige Bildung des Schädels seit jeher das 
größte Interesse hervorgerufen hat. 
MUSEEN. 
(Das künftige Prager Burgmuseum,) Aus Prag wird uns 
gemeldet; Bei den Ausgrabungen auf dem Gebiete der Burg 
wurden bekanntlich zahlreiche Funde gemacht, welche nach 
ihrer Konservierung in einem eigenen Burgmuseum der Oef- 
fentlichkeit zugänglich gemacht werden sollen. Nach den, ge 
troffenen Dispositionen wird dieses Museum in den Sälen, die 
sich in der alten Burg unter dem Wladislawschen Saale befin 
den, untergebracht werden. Diese Säle, deren Restaurierung 
eben beendet wird, sollen für das Museum zweckmäßig herge 
richtet und mit moderner musealer Einrichtung versehen wer 
den. Der Zugang dürfte vom vierten Hof aus erfolgen. 
(Schenkungen an das Frankfurter Goethe-Museum.) Die 
Bilderschätze des Frankfurter Goethe-Museums, 
das bis zum Goethe-Jahr 1932 in seinem Umfange erweitert 
und neu gestaltet werden soll, mehren sich. In allerjüngster 
Zeit sind sie, wie wir der „Frankfurter Zeitung" entnehmen, 
durch zwei Geschenkgaben bereichert worden, die ganz in den 
Kreis hineinpassen, den sich das Freie Deutsche Hochstift für 
den künftigen Ausbau gezogen hat. Herr Geheimrat Dr. Arthur 
von Weinberg hat dem Museum ein großes Gemälde, eine 
Vedute von Philipp H a c k e r t, zum Geschenk gemacht, die 
Rom vom Hain der Egeria aus gesehen, darstellt, die Berge 
nördlich der Stadt mit dem Soracte im Hintergrund, in der 
Mitte die Silhouette der ewigen Stadt mit der Kuppel von St, 
Peter, vorne die Campagna mit der Via Appia und den alten 
Aquädukten. Das Bild gibt Stadt und Umgebung so wieder, 
wie Goethe sie sah. Die Vedute ist 1796 gemalt, Hackert starb 
1807. Heute ist vieles von dem, was der Künstler in der Abend 
stimmung gesehen und mit beinahe photographischer Treue auf 
seinem Bilde festgehalten hat, verschwunden und der Eindruck 
ist ein ganz anderer geworden. Hackert lebte zumeist am Hofe 
in Neapel, und dort war es auch, wo Goethe im Februar 1787 
zuerst mit dem Künstler in persönliche Berührung gekommen 
ist. Von dem Einfluß, den Hackert auf sein zeichnerisches 
Talent übte, sagt Goethe selber einmal: „Er hat mich in vier 
zehn Tagen, die ich mit ihm auf dem Lande war weiter ge 
bracht, als ich in Jahren für mich würde vorgerückt sein", und 
am anderen Ort: „Jetzt fangen erst die Bäume, die Felsen, ja 
Rom selbst an, mir lieb zu werden; bisher hab' ich sie immer 
nur als fremd gefühlt!" Gewiß ist, daß Goethe Hackert nicht 
nur als Mensch, sondern auch als Künstler hochgeschätzt hat, 
sonst würde er sich nicht bereitgefunden haben, aus Hackerts 
biographischer Hinterlassenschaft eine Lebensbeschreibung zu 
sammenzustellen. Wenn Goethes geistige Mitarbeit an dieser 
Biographie eines deutschen Hofmalers im Neapel des 18. Jahr 
hunderts auch eine rein redaktionelle gewesen ist, so wurde 
der Dichter durch sie doch zu einem für uns bedeutungsvollen 
Werke angeregt, nämlich zur Abfassung seiner eigenen Lebens 
geschichte: zu „Dichtung und Wahrheit“. „Ich hatte Ursache," 
so schreibt er in den Tag- und Jahresheften von 1811, „mich 
zu fragen, warum ich dasjenige, was ich für einen andern tue, 
nicht für mich selbst zu leisten unternehme. Ich wandte mich 
daher noch vor Vollendung jenes Bandes an meine eigene 
früheste Lebensgeschichte“. 
Das zweite Bild, das dem Museum zum Geschenk ge 
macht wurde, ist ein Vermächtnis von Frl. Ch. Rößler und 
stellt Marianne v. Willemer im Alter von 25 Jahren dar, 
Das Pastell, dessen Reiz in den leuchtenden Farben beruht, 
ist im Jahre 1809 gemalt. Es liegt somit zwischen dem bekann 
ten Mädchenibildnis und dem Porträt von Radi, das 1819 ge 
zeichnet wurde, und heute als Geschenk Willemers an Goethe 
im Goethe-Haus in Weimar hängt. 
(Stuttgarts neue Staatsgalerie.) Dieser Tage wurde die 
neu vom württembergischen Staat erworbene Galerie im frü 
hem Kronprinzenpalais in Stuttgart feierlich eingeweiht. 
Museumsdirektor Braune dankte dem Staat für die Hergabe 
von nahezu einer Million Mark zur Neugestaltung der mit 
Oberlicht versehenen Räume, eines Lesesaales und eines Gra 
phiksaales, in dem die 300.000 Blätter in wohlgeordneten Bän 
den Aufstellung finden konnten und der allgemeinen Ansicht 
zugänglich sind. Die Kronprinzenbaugalerie beherbergt nun die 
Schwäbische Malerei von 1830 bis zur Gegenwart. Leider kann 
sie keinen vollständigen Querschnitt durch diese Zeit geben, 
da wichtige Stücke von Braith, Zügel, von Kalckreuth, Faber 
du Faur in auswärtigem Museumsbesitz sind. Ihre Hauptstärke 
hat die Galerie in einigen prachtvollen Impressionen von Pleu- 
er und Reiniger, einigen Kompositionen von Hölzel, der Mit 
tagsrast von Theodor Schüz und Nordseebildern von Carlos 
Grethe. Haug und Friedrich Keller bilden Sonderklassen. Von 
dem neuesten schwäbischen Schaffen geben Zeugnis Altherr, 
Nägele, Landenberger, Hollenberg, Pankok. 
(Neuerwerbungen des Kaiser-Wilhelm-Museums in Kre 
feld.) Das Kaiser-Wilhelm-Museum in Krefeld hat seinen 
reichen Beständen zwei Neuerwerbungen eingefügt. Es sind 
von Hans von Marees ein nackter Putto. ein frühes, 1867 
im Kloster St. Francesco bei Florenz gemaltes, besonders in 
Köln nicht unbekanntes Bild — und ein spätes Stilleben von 
James E n s o r. 
(Ein römisches Stadtmuseum.) Die vollständige Verände 
rung Roms in den letzten Jahrzehnten hat den Wunsch wach 
gerufen, ein möglichst umfassendes Bild der ewigen Stadt in 
den letzten Jahrhunderten zu erhalten, und so hat man denn 
jetzt in einem alten Palast ein Stadtmuseum eröffnet, 
das mehr als 300 Gemälde und andere Abbildungen von Stra 
ßenszenen und Denkmälern aufweist. Besonders aus dem rei 
chen Bilderschatz des 19, Jahrhunderts sind zahlreiche derar 
tige Werke zusammengebracht, darunter die bekannten Aqua 
relle des Deutschen Franz R o e s 1 e r, die so viele bezeich 
nende Ansichten des alten Rom festgehalten haben. 
(Victoria und Albert - Museum.) Wie man uns aus Lon 
don meldet, ist Canovas „.Schlafende Nymphe" auf der 
Lan®downe-Aukt,ion bei Christie (siehe Nr. 6 der „Internatio 
nalen Sammler-Zeitung“) für das Victoria und Albert-Museum 
erworben worden. 
VOM KUNSTMARKT. 
(Versteigerung bei de Vries in Amsterdam.) Man schreibt 
uns aus Amsterdam: Am 16. und 17. Juli findet bei 
R. W. P. de Vries eine große Kunstversteigerung statt. Es 
kommt zunächst eine kleine Sammlung alter und moderner 
Handzeichnungen unter den Hammer, die u. a. Ar 
beiten von Barbieri, Guercino, M. A. J. Bauer. A. v, d. Broeck, 
Cambiaso, Gilles Coignet, A. van Dyck, C. Dusart, Goltzius, 
Guiairdi, J. und Ph. Köninck, CI. Molenaer, de -Momper, 
Roghman, Shannon, Stradanus, Troost, van de Velde enthält. 
Besonders bemerkenswert sind zwei originale Zeichnungen von 
Vincent van Gogh. An die Handzeichnungen schließt sich 
alte und moderne Graphik der folgenden Meister: 
Aldegrever, J. Mc. Ardell, H. S. Beham, Bol, Blooteling,
	        
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