MAK
Nr. 13 
INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG 
Seite 157 
igütiung 'des von »hüten erlegten (Kaufpreises zurückzugeben. Es 
blieb also bloß der Fall Thompson übrig, der die Rückgabe 
der Bilder und Büsten bezw. Schadenersatz begehrte. Unter 
solchen Umständen ließ das Gericht .Milde walten,, obwohl der 
Staatsanwalt, der ausführte, das Ausgeben falscher Schecks 
sei dem Angeklagten zur zweiten Natur geworden, die strengste 
Bestrafung beantragte. Es verurteilte Millet bloß zu einem 
Jahr Kerker und zu fünfzig Franc Buße. Der Firma 
Thompson wurden 23.075 Franc zugesprochen. Auch das Urteil 
nahm Millet lächelnd entgegen. Diesmal dürfte sein Lächeln 
guten Grund haben, denn mit der Zuweisung des erwähnten 
Betrages dürfte der Firma Thompson nicht viel gedient sein, 
da Millet nichts besitzt. 
Chronik. 
AUTOGRAPHEN. 
(Berühmte Autographen.) Sothebys in London haben 
eine Reihe von Briefen, Postkarten und handschriftlichen No 
tizen Bernard Shaws versteigert und hiebei unverhältnis 
mäßig hohe Preise erzielt. Ein unveröffentlichtes Gelegenheits 
gedicht wurde für 40 Pfund verauktioniert, Eine längere Notiz 
Shaws über eine Vorkriegsaufführung des „Ringes" in Bayreuth 
wurde für 48 Pfund erworben. Eine Reihe kurzer Briefe von 
Kipling an einen Maschineningenieur, Meinungsäußerungen 
des Dichters über Gesohwindigkeitsprüfungen von Torpedo 
bootzerstörern, erzielten 92 Pfund. Die Sensation dieser Ver 
steigerung bildete jedoch der Preis von 245 Pfund, der für das 
Manuskript von Sir Conan Doyles „The Adventures of the 
Speckled Band", den populären Band der Sherlock-Holmes- 
Serie, erzielt wurde. Die meisten Briefe und Autogramme 
gingen nach Amerika. 
BIBLIOPHILIE. 
(Neuentdeckte Voltaire-Briefe.) Im Archiv des Schlosses 
Belmonte in Holland hat der Utrechter Literarhistoriker 
P. Valtsho.ff 60 bisher unbekannte Briefe von Voltaire 
gefunden, die an Constant d'Hermenches gerichtet sind. Die 
Briefe sollen demnächst veröffentlicht werden. 
(Eine Selbstbiographie von Thomas Mann.) Thomas 
Mann hat unter dem Titel „Lebensabriß" eine Selbstbiogra 
phie geschrieben, die im Herbst als Buch bei S. Fischer, 
Berlin, erscheinen wird. Vorher erfolgt die Veröffentlichung 
in der Zeitschrift „Die Neue Rundschau". 
BILDER. 
(Neue Werke von Tizian.) Im „Cicerone" wird über das 
Auftauchen von neuen Tizians berichtet. Das erste dieser 
Meisterwerke ist ein Bildnis des spanischen Heerführers Kaiser 
Karls V., namens Alfonso Davalos Marchese del G u a s t o. 
Es kommt aus der Sammlung Potocki und ist ietzt im Be 
sitz der Komtesse de Behague in Paris. In diesem Bildnis 
erscheint der General als schöner junger Mann, während er 
auf einem anderen Bilde Tizians als wohlbeleibte Gestalt ge 
schildert wird. Ein weiteres, bisher unbekanntes Bildnis von 
Tizian, das die Giulia Gonzaga darstellt, ist kürzlich durch eine 
deutsche, auch in New York ansässige Kunsthandlung an den 
Chicagoer Sammler Max Epstein verkauft worden. Es stellt 
die schöne junge Frau als Brustbild dar. 
(Falsche Egger-Lienz-Bilder.) Aus Bozen wird uns be 
richtet: In dem Prozeß gegen: den Bilderfälscher Ottokar 
Konnovary, der im Jahre 1927 eine Reihe von Kopien 
nach Gemälden von Egger-Lienz verfertigt und als Origi 
nale des Meisters verkauft hatte, ist nun das Urteil gefällt 
worden. Konnovary wurde schuldig gesprochen und zu einem 
Jahr und neun Monaten Gefängnis sowie 600 Lire Geldstrafe 
verurteilt. Der Maler Josef F i e n e, der aus Liebhaberei und 
zum eigenen Gebrauch ebenfalls Egger-Lienz-Bilder kopiert 
hatte, und Frau L e w i t s c h, die solche von Fiene hergestellte 
Kopien in Kenntnis ihrer Herkunft erworben und Konnovary 
als Vorlagen überlassen hatte, wurden freigesprochen. 
PHILATELIE. 
(Ausgabe neuer Wohltätigkeitspostmarken.) Die öster 
reichische Postverwaltung beabsichtigt im Herbst d. J. eine 
neue Reihe von Wohltätigkeitspostmarken mit dem Bildnisse 
des Bundespräsidenten Wilhelm Miklas herauszugeben. Die 
Markenreihe wird aus sechs Werten zu 10, 20, 30, 40, 50 
Groschen und 1 Schilling bestehen. Zu diesem Nennwerte 
wird ein Zuschlag im gleichen Ausmaße für Wohlfahrtszwecke 
eingehoben werden und es wird demnach der Verkaufspreis 
der neuen Wohl tat igik ei tsp äst marke n das Doppelte des Nenn 
wertes und somit der Preis eines vollständigen Satzes fünf 
Schilling betragen. Die Auflagenhöhe wird mit 100.000 
vollständigen Sätzen festgesetzt. Die neuen Wohltätigkeits 
postmarken sollen nur in ganzen Sätzen bei allen Post 
ämtern in Wien und in den übrigen Landeshauptstädten, 
nach Bedarf auch bei anderen größeren Postämtern verkauft 
werden. 
(Islands Jubiläumsmarken.) Anläßlich des 1000 jährigen 
Jubiläums seines Parlaments hat Island eine Jubiläumsaus 
gabe erscheinen lassen, die 16 Werte umfaß), und zwar: 
3 Aurar violett, 5 A. dunkelblau, 7 A. hellgrün, 10 A. rotlila, 
15 A. dunkelblau, 20 A. rot, 25 A. braun, 30 A. dunkelgrün, 
35 A. hellblau, 40 A. grün-rot-blau, 50 A. rotbraun, 1 Korona 
olivgrün, 2 K. smaragdgrün, '5 K. dunlkelgelb, 10 K. lila 
rot, ferner eine Flugpostmarke 10 A. blau. Die gleichen 
Werte sind auch als Dienstmarken erschienen. Die 
Marken tragen Bilder, die sich auf Island beziehen. Der ganze, 
32 Marken umfassende Satz, wird in Wien mit 90 Schilling 
verkauft, doch gibt es auch einen kleineren Satz, der di .• 
kleineren Werte enthält (im ganzen 22 Marken), der nur zeLv 
Schilling kostet. 
(Die erste Marke der Welt.) Die erste zur Verwendung 
gelangte Marke der Welt, soweit sie sich in philatelistischem 
Besitz befindet, ist eine Großbritannien 1 Pennv schwarz 
welche am 2. Mai 1840 zur Post gegeben wurde. Der fragliche 
Brief erzielte vor kurzem an einer Londoner Versteigerung 
einen Preis von über 1000 Franken. 
PORZELLAN. 
(Vortrag des Barons Eisner von Eisenhof.) Auf Einla 
dung der Internationalen Universität für Keramik in F a e n z a 
wird der bekannte Wiener Sammler, Baron Angelo Eisner 
von E i s e n h o f am 4. Juli dort einen Vortrag über das 
Thema „Der Einfluß italienischer Kunst auf die Altwiener 
Porzellanfabrik“ halten. Baron Eisner, ein hervorragender 
Porzellankenner, besitzt auch selbst eine großartige Sammlung 
von Porzellanen, in der Capo di Monte besonders stark ver 
treten ist. Er hat auch ein vielbeachtetes Werk über die 
Manufaktur von Capo di Monte geschrieben. 
VERSCHIEDENES. 
(Nefretete bleibt in Berlin.) Aus Berlin wird uns ge 
schrieben: Die Büste der ägyptischen Königin Nefretete bleibt 
nun doch in Berlin, Diese Entscheidung hat, wie amtlich be 
kanntgegeben wird, der preußische Kultusminister Dr. G r i m - 
m e getroffen, nachdem der Generaldirektor der Staatlichen 
Museen, Geheimrat Dr. Waetzoldt, in einem ausführlichen 
Bericht, der Gründe und Gegengründe für den Austausch des 
Kunstwerkes aufführte, zu dem Schluß gekommen war, daß 
„die Museumsverwaltung vorläufig davon absehen wolle, die 
staatsministerielle Genehmigung zu dem Austausch zu erwir 
ken." In dem veröffentlichten Schreiben des Ministers Grimme 
an Geheimrat Waetzoldt, das auf die Denkschrift der Gene 
raldirektion der Museen Bezug nimmt, heißt es zum Schluß: 
„Ich begrüße diesen Entschluß der Museen, Nach dem Urteil 
der Sachverständigen hätte allerdings das Aegyptische Mu 
seum in Berlin durch die Gegengaben eine wesentliche Be 
reicherung erfahren. Dieser Gewinn darf aber nach meiner 
Ueberzeugung nicht erkauft werden durch den Verlust eines 
Kunstwerkes von ebenfalls hohem Rang und so gegenwarts 
lebendiger Wirkung, wie sie von der Nefretete ausgeht." 
(Canons Sohn.) Einem Aufsatz des Senatspräsidenten 
a. D. Arrigo R. v. F r a u s über Canon („Reichspost“ vom 
22. Juni 1930) entnehmen wir die interessante Tatsache, daß 
der Künstler einen Sohn hinterlassen hat. der ein begabter 
Maler ist. R. v. Fraus schreibt über Hans Straschiritka- 
Canon: „Wie sein Vater hatte auch er zuerst die militäri 
sche Laufbahn eingeschlagen, aber nachdem er 1901 bis 1905 
als k. u. k. Seekadett aktiv gedient hatte, trieb ihn das er 
erbte Künstlerblut auf einen anderen Lebensweg. Er absol 
vierte zuerst die Kunstakademie in Prag, dann von 1909 bis 
zum Ausbruche des Weltkrieges jene in Karlsruhe, als Schüler
	        
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