Nr. 16
INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
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daran zu erkennen, daß sie Figuren aus verschiedenen alt
riederländischen Bildern des 15. und 16, Jahrhunderts zu-
sammenstücken. ln den Prado von Madrid ist ein Marienbild,
mit einem geistlichen Stifter übergegangen, das Winkler eben
falls als Fälschung nachweist, da das Stifterbild zum Teil
sklavisch ein berühmtes Bildnis des Roger van der W e y d en
kopiert. Eine Verkündigung, die ins Museum von Kapstadt
gekommen ist, läßt sich 'durch die sinnlose Kopie einer Roger-
Figur aus dem Berliner Museum gleichfalls als Fälschung er
weisen, Winkler erklärt es für nicht unwahrscheinlich, daß
diese 1 Bilder Arbeiten eines und desselben belgischen Malers
sind, und verweist auf Ateliers, die berufsmäßig Altnieder
länder hersteilen. Noch gefährlicher wird die Verfälschung
alter Bilder, mit denen solche Maler den echten Bestand alter
Talfein au'Sstatten, etwa wenn sie auf ein altniederländische,s
Bild mit Christus als Erlöser einen Engel heraufmalen, der aus
dem berühmten Gemälde des Althamburger Meisters
Francke im Leipziger Museum kopiert ist.
NUMISMATIK.
(Münzfälschungen vor 1700 Jahren.l In Trier hat man
jetzt in einem römischen Brunnen Reste einer Falschmünzer-
Werkstatt aus römischer Zeit gefunden: eine Anzahl von Guß
formen für römische Denare aus dem Anfang des 3. nach
christlichen Jahrhunderts. In mehreren der aus schwarzen
Ton bestehenden Platten fanden sich noch Gußstücke aus
Bronze, die der Fälscher dann mit einer dünnen Silberplattie
rung als Denare in den Handel gebracht hat, Die Feststellung
von antikem Falschmünzer-Gerät ist um so interessanter, als
in der Zeit, auf die die Fundstücke weisen, keine amtliche
Münzstätte in Trier sich befand.
PHILATELIE.
(Neuheiten.) Rumänien hat trotz des Thronwechsels
die Serie mit dem Porträt des kleinen Mihaiu, jetzt Woi-
woden von Rumänien, fortgesetzt. Es sind zwei Werte in dem
verkleinerten Format ausgegeben worden, und zwar 3 Lei
rosa und 10 Lei blau. Daneben sind auch die Gedenk
marken anläßlich der Thronbesteigung C a r o 1 s II. erschie
nen. Man hat sich die Sache allerdings sehr leicht gemacht,
indem man acht Werte der Michael-Serie mit dem Datum
,,8. Juni 1930" überdruckte. Marken mit dem Porträt Carols
sind in Vorbereitung.
VERSCHIEDENES.
(Einfluß der italienischen Kunst auf die Wiener Porzellan-
manufaktur.) Aus Faenza wird uns geschrieben: Einer Ein
ladung des Museo dell'Arte folgend, hielt der bekannte Wiener
Kunstsammler und Kunstschrif Lsteller Baron Angelo Eis ne r-
Eäsenhof hier einen Vortrag über den Einfluß der italieni
schen Kunst auf die Wiener Porzellanmanufakituir. Baron
Eisner, dem das Herz .aufgeht, wenn er von Porzellan spricht,
begann mit der Geschichte der Porzellanfabrikation von den
Chinesen an,, deren Erzeugnisse in Europa bald nachgeahmt
wurden. Acht Jahre nach Eröffnung der ersten europäischen
Porzellanfalbrik in Meissen wurde die Wiener Porzellanfabrik
von Du Paquier gegründet, die er in der Folge an den öster
reichischen Hof verkaufte. Unter Karl VI, und dessen Tochter
Maria Theresia kamen berühmte Modelleure nach Wien, und
der große Organisator Baron Sorgenthal, ein Praktiker
mit künstlerischem Geschmack und Intentionen, schuf für die
Wiener Porzellanmanufaktur eminente finanzielle Möglich
keiten. Unter seiner Leitung gelangte die Wiener Manufaktur
zu höchster Blüte.
Die italienische Kunst, die zu dieser Zeit in Wien in der
Musik, wie in der Architektur und Malerei dominierte, fand
auch an der Keramik großes Interesse. Zwei Männer waren es
vornehmlich, die in dieser Zeit 'die bildenden Künstler beein
flußten: Der Dichter Goldoni, der durch seine Theaterstücke
den Modelleur Pietro Longhi dazu anregte, die Arlecchini,
Pantaloni, Brighella, Dottore, Rosaura, Colombina etc. zu
schaffen, die in den Porzellanfabriken von ganz Europa, n
Wien aber mit besonderer Kunst nachgeahmt wurden, und
dann Jaques Callct, der zwar Franzose von Geburt war,
dessen Kunst aber ganz unter italienischem Einfluß stand.
Nach dem Tode des berühmten Bildners Niedermeyer im
Jahre 1777 wurde Antonio Grassi in die Porzelllatimanu-
faktur nach Wien berufen, der italienischer Abkunft war.
Er arbeitete zuerst im berühmten Garten von Schönbrunn,
kam dann in den Dienst des Fürsten Dietitrichstein und kehrte
über Italien, wo er zwei Jahre blieb, in die Porzellanmanu-
faktur nach Wien zurück, wo er die Fabrikation des Biskuit
porzellan einführte. Bezwungen von der Schönheit der italieni
schen Kunst, berückt von der Güte und Geschmeidigkeit des
Materials in der Wiener Fabrik, der ersten in Europa, be
geistert von der Vollkommenheit der Formen, zeigte er sich
würdig, seinem Lehrer Canova nachzueifern. Unglücklicher
weise starb Grassi in jungen Jahren. Aber auch sein Nach
folger Sch aller bildete sich an italienischer Kunst.
(Eine Kunstuhr mit einer Bühne.) Aus Rom wird uns ge
schrieben: Das größte astronomische Kunstuhrwerk der Welt
wird die Stadt Messina haben. Der Erzbischof der Stadt läßt
soeben in Straßburg für seine Kirche eine Kunstuhr anfertigen,
welche durch ihren wohl einzigartigen Mechanismus die Straß
burger und die Prager astronomische Kunstuhr übertreffen soll.
Die auf dem Kirchturm in einer Höhe von etwa 43 Meter an
gebrachte Uhr wird eine Art Bühne darstellen, auf der nach
jeder Viertelstunde, besonders aber nach jeder vollen Stunde,
kombinierte Szenen zur Vorführung gelangen. Der auf dem
Glockenturm angebrachte Löwe wird um die Mittagsstunde
criillen, der unter dem Glockenturm befindliche Hahn dreimal
täglich krähen. Die große Uhr selbst wird in vier Quadranten,
im Ausmaße von je 2Fl Meter, geteilt sein und neben der Uhr
ein Planetarium angebracht werden. Insgesamt werden je nach
den Tagen und den Kirchenfesten fünf verschiedene Vorstel
lungen auf der Bühne ablaufen.
(Das Grab eines germanischen Kriegers bei Prag gefun
den.) In der großen Grabstätte bei Celakowitz bei Prag
i.sit ein aufsehenerregender Fund gemacht worden. Es handelt
sich um das Grab eines germanischen Kriegers zu Pferde. Die
in dien bisher ausgegrabenen siebzehn Gräbern gemachten
Funde sind von größter Bedeutung.
(Erinnerungen an Degas.) Aus der Biographie der Schwei
zer Künstlerin Cath.-Louise Breslau, die deren verwaiste
Freundin und Kollegin Madeleine Z i 11 h a r d t vorbereitet,
druckt die „Revue de Paris" drei Kapitel ab, deren jedes ein
vortreffliches Porträt einer Persönlichkeit gibt, der Breslau
im Leben nahegekommen war. Neben dem sympathischen Bild
Fantin-Latours steht das phantastische Konterfei des Grafen
Robert de Montesquiou. Der höchste Preis aber kommt den
lebhaften Erinnerungen an „Monsieur Degas" zu. Zillhardt
führt uns in die verschiedenen Behausungen Degas' im Mont
martre-Quartier, das er nie verließ, und in seine letzte Woh
nung Boulevard Rochechouart, die er kurz vor dem Weltkrieg
bezogen hat. Von diesem Moment an arbeitete er nicht mehr;
Staffeleien, Bilder und Mappen blieben unangetastet so
stehen, wie sie die Geschäftsdiener Durand-Ruels, die den
Umzug bewerkstelligt hatten, hingestellt hatten. Das letzte-
mal, da Fräulein Zillhardt ihn besuchte, saß er allein am
Tisch seines banalen Eßzimmers. Die Einsamkeit, in die er
sich zum Teil selber verbannt hatte, drückte ihn manchmal;
er sagte einst zu seiner Besucherin: „Ich lege mich hie und
da zu Bett, müde vom Alleinsein!“ Die hohen Preise, die man
für seine Bilder und für Bilder im allgemeinen zahlte, empörten
ihn, der selber all seine Mittel in Bildern anlegte. „Wenn
einer”, sagte er, „3000 Francs für ein Bild bezahlt, kommt es
daher, daß es ihm gefällt; wenn einer aber 300.000 Francs
bezahlt, so ist es, weil es anderen gefällt." Im Vergleich zu
gewissen Auswüchsen des Kunsthandels sei, erklärte er, „der
Roßhandel ein ehrliches Gewerbe", Als man ihn nach der
Vente Rouart, wo sein „Foyer de Danse“ einen Rekordpreis
erzielt hatte, dazu beglückwünschte, sagte er voll Aerger, man
hätte das Bild um den „Preis seiner Schuhe" verkaufen sollen,
und zeigte dabei seine schweren, staubigen Schuhe.
MUSEEN.
(Wieder ein Diebstahl im Museum für Volkskunde.) Im
Museum iüi Volkskunde in Wien wurden zwei Leuchter,
die aus dem 17, und 18. Jahrhundert stammen und großen
Musealwert besitzen, gestohlen. Der eine ist 20 Zentimeter
hoch, aus Naturholz gedrechselt und hat einen Glasnapf iiir
Oelbeleuchtung. Der andere ist 25 Zentimeter hoch, hat acht
Zentimeter im Durchmesser und ist für Kerzenbeleuchtung
eingerichtet. Es ist im Laufe der letzten Monate bereits das
viertemal, daß Diebstähle aus dem Museum für Volks
kunde gemeldet wurden,
(Deckeneinsturz im Kremser Stadtmuseum.) Im Krem-
s e r Stadtmuseum ereignete sich ein ganz merkwürdiger Un
fall, der glücklicherweise ohne ernste Folgen blieb. Der um
die Aufstellung des Museums hochverdiente Kustos Professor
Plöckinger und sein eifriger Mitarbeiter, IBürgerschul-
direktor Bruckner, waren gerade mit der Sichtung und
Aufstellung der unter Direktor Dr. Josef Bayer gemachten
reichen Mammutjägerfunde beschäftigt, durch die die schon