Nr. 17
INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
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lateinischen Ausgabe von 1493 (Nr. 205); sowie ein Exemplar
von Merians Theatrum Europaeum in 20 Bänden mit 1268
Städteansichten, Porträts u. a. Kupfern. In den Unterabteilun
gen finden wir besonders zahlreiche Werke über den Balkan,
die vor allem den Niederschlag der zahlreichen Türkenkriege
enthalten. Ferner ist Böhmen und Schlesien hervorragend ver
treten, was ja durch die Herkunft der Bibliothek erklärlich ist.
Es folgen dann eine ganze Serie von frühen Koch
büchern, siebzig Nummern frühe National-Oekonomie, Ca-
meralia und Polizei-Wissenschaften, sowie eine umfangreiche
Abteilung Politik, Staatswissenschaften und Diplomatie, auch
hierunter eine Fülle von schwer zugänglichen Schriften,
Die nächste Abteilung bringt Natur- und Geheim
wissenschaften sowie einige Nachträge zur Medizin
und Alchemie der ersten Auktion. Es sind hierunter immer
hin so gesuchte Dinge wie Albertus Magnus, eine ganze Serie
von alchemistischen und Rosenkreutzer-Manuskripten aus dem
17. Jahrhundert, z. T, illustriert; ferner viele Gartenbücher,
die bekannten Georgica curiosa von Hohberg (Nr. 647) sowie
schließlich einiges über Wünschelruten und eins der wichtig
sten Werke über Geheimschrift: »Blaise de Vigenere. Traicte
des chiffres ou secretes manieres d'escrire«.
Den Beschluß bilden etwa 200 Katalognummern über
Geographie, Reisen und Völkerkunde mit frühen Atlanten
von Mercator-Hondius, Ortelius, Ptolemäus u, a., Robinsonaden,
eine ganze Serie früher Americana, wie Werke von Benzoni,
Exquemelin (Nr. 730), Maffei, Vadianus; die berühmte Reise
des Prinzen Maximilian Wied-Neuwied nach Brasilien
(Nr. 754). Besonderes Interesse beansprucht das von dem
Jesuitenpater Stöcklein herausgegebene Werk: »Der Neue
Welt-Bott«, von dem die ersten drei Bände vorliegen; dieses
enthält eine Fülle von Entdeckungsreisen, die Mitglieder der
Gesellschaft Jesu in allen Erdteilen und besonders in Amerika
im siebzehnten Jahrhundert gemacht haben; darunter auch die
Entdeckung des Landweges von Californien von Pater Chino.
Das Hauptstück ist aber zweifellos der »Wytfliet, Descriptionis
Ptolemaicae Augmentum. . .«, 1598, das nichts weniger und
nichts mehr darstellt, als den ersten Spezial-Atlas
von Nord- und Süd-Amerika mit insgesamt neunzehn
prachtvollen Karten, eine der ganz großen Ra
ritäten auf diesem Gebiete. Die übrigen Erdteile sind
durchwegs weniger gut vertreten.
Einige besondere Leckerbissen serviert noch der Nach
trag: Aurigarius, Speculum nauticum, dieses mit zwei Teilen
komplett vorliegende Werk ist ein vollständiger Küstenatlas
der Nordsee, einschließlich England bis Portugal, während der
zweite Teil die gesamten Ostsee-Küsten, also die süd
lichen Teile von Schweden, Finnland, Rußland, Baltikum,
Deutschland und Dänemark mit allen Einzelheiten enthält.
Das Exemplar ist vorzüglich erhalten und dürfte in diesem
Zustand ungemein rar sein. Es folgen einige Atlanten von
Mercator, Sanson und Hornius, sodann ein Sammelband mit
Keplerschen Erstdrucken, Prag, 1606 und Frankfurt, 1604, er
schienen, also mit seinen frühesten in Druck erschienenen
Schriften.
Interesse wird auch ein schönes Exemplar der zweiten
Ausgabe des Sachsenspiegels, Augsburg, 1481 gedruckt,
erregen. Das Glanzstück der Abteilung ist aber ein Stunden
buch aus der Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts mit 17 Mi
niaturen, wohl aus Nord-Frankreich stammend.
Chronik,
BIBLIOPHILIE.
(Manuskripte und Bücher von John Ruskin.l Am 24. Juli
fand bei Sotheby in London eine Versteigerung von
Manuskripten und Büchern von John Ruskin statt, Den
Hauptpreis von 1600 Pfund erzielten die Tage- und Notizbücher
Ruskins, die White house erstand. In denselben Besitz geht
auch das Material für die „Stones of Venica". die 440 Pfund
brachten. Ruskins Briefe an seinen Vater, sechs Bände mit
viel Bleistift- und Federskizzen kauften Allen & Son für 520
Pfund. Die Sammlung von Briefen Kate Greenamdavs an Ru
skin, zirka 250 Stück, erstand Maggs um 420 Pfund, der auch
400 Pfund für ein Exemplar der „Night Thougths” von Young
gab.
BILDER.
(Entdeckung eines Holbein.) „Daily Telegraph“ enthält
die Reproduktion des Porträts eines greisen Edelmannes, zu
der das Blatt mitteilt, daß der bekannte Holbein-Kenner Dr.
Paul Ganz es nach einer eingehenden Untersuchung mit X-
Strahlen als ein Werk Holbeins agnosziert hat. Es handelt
sich um das Bild des Charles Brandon, Herzogs von Suffolk,
der ein Busenfreund Königs Heinrichs VIII. war. Bekannt sind
von Holbein die zwei schönen Miniaturen, welche die Söhne
des Herzogs darstellen, und das Porträt seiner Frau, das sich
im Königsschloß von Windsor befindet, Das Bild des Herzogs
selbst fehlte bisher.
Dr, Ganz fand das Stück, das gegenwärtig Norbert Fisch
mann in München gehört und früher im Besitz des Marquis
von Hastings war. Als Dr. Ganz es in seine Hand bekam, war
der obere Teil mit dem Kopf in Oelfarbe übermalt, der untere
Teil in Temperatechnik ausgeführt, Nach einer Untersuchung
mit X-Strahlen und nach einer Vergleichung mit verschiedenen
Photographien, entschloß sich Dr, Ganz, die Oelfarbe entfer
nen zu lassen und nun kam die ursprüngliche Arbeit Holbeins
zum Vorschein. Das Porträt, das sich in ausgezeichnetem Zu
stand befindet, muß in Holbeins letzten Lebensjahren entstan
den sein. Auf dem modernen Rahmen steht in vergoldeten
Buchstaben: „Charolus Dux Suffolciae Sere Angliae Regis
R. C. Archiprefectus Curiae.”
(Von Goya bis Beckmann.) Das Graphische Kabinett in
München veranstaltet zur Zeit eine Ausstellung, die Werke
von Goya bis Beckmann umfaßt. Von Goya ist da „Die
Frau auf der Schaukel", eine Radierung auf rauhem geschöpf
tem Papier in einem der Erstdrucke durch Lumley. Das Blatt
zählt zu den wenigen, sehr seltenen Einzelradierungen, die der
Künstler in hohem Alter geschaffen hat. Ingres ist mit ein'er
Handzeichnung vertreten, die den Archäologen Hofrät Jacob
L in c k darstellt. D a u m i e r erscheint mit der lavierten
Federzeichnung eines Gauklers, sowie mit der Bronzestatuette
eines bonapartistischen Straßenprovokateurs und Knüppelhel
den. Hans von Mare es figuriert mit einer Pferdestudie
(Rötelzeichnung auf grauem Papier), Paul Cezanne mit einer
Handzeichnung, Bildnis des Malers Achills Emperaire, van
Gogh mit der Kohlezeichnung eines Invaliden. Wir finden
weiters eine Frühlingslandschaft von Munch, Bilder von
James Ensor und Redon, Beckmann, der die Ausstel
lung zeitlich begrenzt, ist mit einem Oelbild „Luftakrobaten"
und einer großen Zeichnung „Die Nacht" sehr gut vertreten.
PHILATELIE.
(Werbestempel.) Irland hat seinen Werbetext »Buy
Irish Goods« im Poststempel durch die Aufforderung »Buy
Third National Loan« (Zeichnet für die dritte Nationale An
leihe) ersetzt. Canada wirbt »Grow more Wheat« (Baut
mehr Weizen an!). Südafrika macht zweisprachig, in Eng
lisch und Burisch, den Vorschlag »Fruit for Health — Vrugte
vir gesondheit« (Früchte die Gesundheit!). Neue originelle Ar
gumente für die Propagierung des Fernsprechers findet Neu
seeland: »Keine Langweile mehr, wenn Du ein Telephon
hast«, und »Der Fernsprecher beschützt Dein Heim«, sagen die
neuen Entwertungsstempel aus Wellington.
VERSCHIEDENES.
(Eine kostbare Reliquie für England.) Eine kostbare Re
liquie von INeilsi'On ist jetzt in London ans Licht gekom
men. Es handelt sich um einen, M e di i z i n k a s t e n, der von
den Aienzten benutzt wurde, die Nelson in seinen letzten Stun
den während der Schlacht von Trafalgar behandelten. Die
Flaschen 'darin enthalten noch Medizin, und außerdem befindet
sich in dem Kasten eine silbergraue Locke,, die nach
einer aus der Zeit stammenden Bescheinigung von Nelsons
Kopf abgeschnitten wurde, unmittelbar, nach dem er gestorben
war. Der Kasten gelangte aus idem Besitz des Arztes von Nel
sons Flaggschiff „Victiory", Dr. Beatty, in die Hände von
Sir John Do red, der die Locke von Lady Hamilton
empfing, der sie auf besonderen Wunsch des Sterbenden
ü>b erb rächt worden war. Die jetzige Besitzerin hat die Reliquie,
für die schon große Summen geboten worden sind, von einem
Nachkommen Dorets erhalten,
(Mittelalterliches Hausgerät.) Bei Grabungen, die das Mu
seum in O d d e r (Jütland) zurzeit in der Gegend der Stadt
unter Leitung eines Architekten des Kopenhagener National
museums, C, M. Schmidt, vornehmen läßt, fand man einen
Brunnen, der mit. Hausgerät aus dem Mittelalter
angefüllt war. Die Gegenstände sind alle aus gebranntem Ton
und stammen, wie man annimmt, etwa aus dem Jahre 1400,
(Das Grab der Vestalin.) In T.ibur bei Rom ha!
Mancini das Grab einer Vestalin entdeckt und in ihm das
unberührte Skelett 'der IPriesterm, mit einer Puppe, die ihr
Bildnis wiedergibt, und die mit goldenen Kleinodien ge
schmückt war, besonders mit dem Armband der Vestalin. Man