MAK
Nr. 21 
INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG 
Seite 239 
(Ein Regentenstück von Ferdinand Bol.) Aus München 
wird uns geschrieben: Geheimrat Dörnhöffer hat in der 
Galerie Haberstock ein großes Regentenstück von Fer 
dinand B o 1 für die Aeltere Pinakothek erworben. Das Bild, 
das die Vorsteher der Amsterdamer Weinhändlergilde dar 
stellt, war auf dem Erb- und Heiratswege aus der holländi 
schen Königsfamilie in deutschen Fürstenbesitz und schließlich 
in die Galerie Haberstock gekommen. 
(Zusammenlegung von kunstgewerblichen Sammlungen.) 
Die kunstgewerblichen Kostbarkeiten aus den preußischen 
Schlössern Kassel-Wilhelmshöhe, Homburg vor der Höhe, 
Brühl, Berlin-Charloltenburg und Potsdam sollen unter Leitung 
von Direktor Dr. Gail von der Verwaltung der staatlichen 
Schlösser und Gärten in Berlin unter Mitwirkung der Preußi 
schen Akademie der Künste vereinigt werden, um eine voll 
ständige Uebersicht über die Entwicklung der Kunst und des 
Kunstgewerbes vom frühen 18. bis an das 19. Jahrhundert hin 
ein zu bieten. Diese zusammengefaßten Meisterwerke und 
kunstgewerblichen Kostbarkeiten aus den preußischen Schlös 
sern werden im Herbst dieses Jahres in Berlin ausgestellt 
werden. 
(Dokumente zur Geschichte des Bergbaues in Böhmen.) 
Die Bibliothek des Nationalmuseums in Prag erwarb vom Ver 
bände der Grubenbesitzer in der Tschechoslowakei wertvolle 
Handschriften, die den Bergbau in Böhmen im 16. bis 18. Jahr 
hundert betreffen, 
(Ein Museum in Pola.) In der alten Hafenstadt P o 1 a 
in Istrien wurde das neübegründete städtische Museum 
von Prof. Roberto P a r i b e n i, dem Generaldirektor der Alter 
tümer und Schönen Künste eröffnet. Die Kunstsammlung um 
faßt in zwölf Sälen Antiken, römische Altertümer, Bronzen, 
Fresken, Gemälde, Gläser und Münzen. 
VOM KUNSTMARKT. 
(Versteigerung der Sammlung Max Böhm bei Lepke.) Aus 
Berlin kommt eine interessante Nachricht: Die großartige 
Sammlung Max B ö h m, die im Juni d. J. in der Berliner 
Akademie der Künste ausgestellt war, wird im Jänner 1931 
bei Rudolph Lepke versteigert werden. Böhm hatte sich der 
Akademie gegenüber verpflichtet, seine Bilderschätze, unter 
denen sich achtzehn Liebermann, zwei Böcklin,, vier Leibi, 
acht Thema, mehrere Corinth und Slevogt befinden und deren 
stärkster Besitz die Serie der Wilhelm Trübner-Werke dar- 
stellen, im Laufe des Jahres 1930 nicht zum Verkauf zu stellen. 
Er hält Wort, aber zu Beginn des nächsten Jahres kann er 
über seine Bilder wieder frei verfügen und da bringt er sie 
bei Lepke zur Versteigerung. 
(Altes Kunstgewerbe und Skulpturen.) Am 11. November 
versteigert Rud, Lcpkes Kunst-Auktionshaus in Berlin 
den Nachlaß Eugen Schweitzer (Berlin), die Sammlung 
Löbbecke (Braunschweig) und die Sammlung eines bedeu 
tenden und bekannten deutschen Diplomaten. Die Auktion 
bringt vorzügliches kunstgewerbliches und Skulpturen-Material. 
Unter den Möbeln des 16. bis 18. Jahrhunderts befinden 
sich viele ausgezeichnete Sitzmöbel (italienische Renaissance- 
Scabelli, italienische und französische Sessel usw.j, darunter 
eine hervorragende Pariser Salongarnitur um 1780 (Nachlaß 
Eugen Schweitzer), bestehend aus einem Kanapee, vier Fau 
teuils, 4 Stühlen und einem rechteckigen Tisch mit Original 
vergoldung und Original-Seidenbezügen, die ein Rankenmuster 
nach Philippe de Lasalle zeigen, Ueberhaupt begegnet man 
ausgezeichneten französischen Möbeln des späteren 18. Jahr 
hunderts: Kommoden, Schreibsekretären (Klappschrank und 
Rollbüroform), Tischen (bureau plat), daneben Tischen und 
Buffetts der Renaissance, Unter dem sonstigen Kunstgewerbe 
sind Majolika.in Erzeugnissen von Castel Durante, Urbino, 
Toscana, Faenza, Venedig usw. gut vertreten, Porzellane in 
Geschirren von Berlin und Fürstenberg (ein prachtvolles, aus 
ca, 200 Teilen bestehendes Speiseservice der Fürstenberger 
Manufaktur um 1785), Fayence in Delfter Vasen, Tischkande 
laber, Wandappliques und Uhren gehören der Louis XVI.-Zeit 
und dem Empire an. Hervorgehoben seien außerdem ein sizi- 
lianisches Elfenbeinkästchen vom Ende des 12. Jahrhundert.; 
und ein seltenes oberitalienisches Minnekästchen mit reizen 
den profanen Darstellungen aus dem Anfang des 15. Jahr 
hunderts. 
Die große Reihe der Skulpturen setzt sich zusam 
men aus italienischen und niederländischen Statuen, Büsten 
und Reliefs der Renaissance- und Barockzeit aus Marmor, Ton 
und Bronze, darunter Stücke der ehemaligen Sammlung A. v, 
Beckerath. Unter den groß- und kleinplastischen Holz 
bildwerken der deutschen Spätgotik sind charakteristi 
sche Arbeiten aus Schwaben, Tirol, vom Ober- und Nieder 
rhein. Unter den Renaissance- und Barock-Bildwerken aus 
Holz ist die Kleinplastik stark vertreten . 
Der reich illustrierte Katalog Nr, 2034 ist durch Rud. 
Lepke zu beziehen. 
(Versteigerung bei Lempertz in Köln,) Vier kleinere Samm 
lungen sowie eine Anzahl einzelner Kunstgegenstände aus ver 
schiedenem Besitz werden am 18. November bei Lempertz 
in Köln versteigert. Kollektionen von wenigen Nummern aber 
von beachtlichem Niveau: Bilder alter Meister und Plastik. 
Es handelt sich um die Sammlung Ludwig Diehl (Stuttgart), 
um Teile der vormals E g e s t o 1 f sehen Sammlung (Hannover), 
um einen belgischen und um einen Wiener Besitz, im Ka 
talog gegenseitig abgegrenzt, so daß die Provenienzen genau 
feststehen. Unter den alten Bildern gibt es eine Reihe guter 
Vlamen des 16. und vom Anfang des 17. Jahrhunderts: Pieter 
Aertsen, Antwerpener Manierist, Höllenbrueghel, Samtbrueghel,' 
Jan de Cock, sodann eine Ulmer Tafel um 1500, einen Buonac- 
corsi, Holländer und Vlamen des 17. Jahrhunderts: Ferdinand 
Bol, A. van den Tempel, B. G. Cuyp, Terborch, Marten van 
Valckenborch, D. Teniers d, J., Härmen Hals u. a. — Die alte 
Plastik stammt zum größten Teil aus der Sammlung Ludwig 
Diehl, hat ihre Provenienz hauptsächlich in der Bodensee- 
gegend ' und ist schon seit längerem Gegenstand wissenschaft 
licher Forschung gewesen. Eine Reihe dieser Plastiken werden 
durch ihr jetziges Angebot lebhaftes Interesse bei den ein 
schlägigen Sammlern hervorrufen. 
(83. Große Auktion im Dorotheum.) Die wachsende Be 
liebtheit der großen Auktionen, vulgo Sonderauktionen, des 
Dorotheums, drückt sich in dem kolossalen Ergebnis der 
83. Auktion aus, die vom 25. bis 27. September abgehalten 
wurde. 120.000 Schilling, das ist eine Summe, die jetzt 
bei nicht gar vielen Kunstauktionen erreicht wird. Namhafte 
Preise (in Schilling) brachten: 
3 C. Schütz, Das Schloß Schönbrunn .... 130 (35) 
32 Damenschreibtisch im Stile Louis XVI 350 (180) 
41 Perserteppich, Ferahan, 750 : 590 2800 (1500) 
48 Zwei hohe Dekorationsvasen aus Porzellan, 
Sevres 560 (400) 
52 Sekretär, Maria Theresienbarock 1300 (800) 
66 Perserteppich, Täbris, 410 : 670 2700 (1500) 
75 Z e w y, Der Verlobungsring, Oel, 26 : 20 ... 500 (400) 
84 Salongarnitur im Stile Louis XVI 4300 (3000) 
85 Perserleppich, Ferahan, 615 : 420 2800 (1200) 
94 Kommode, Maria Theresienbarock 700 (200) 
100 Toilettetisch, Barock 650 (200) 
118 Herrn. Kern, Der fidele Musikant, 48 : 31 . . 450 (300) 
119 Leda mit Schwan, Marmor 300 (200) 
135 Em. Strecker, Der Besuch, 32 ; 26 .... 550 (450) 
137 Biedermeiergarnitur 700 (450) 
148 Feinsmyrna, Schah Abbas, 400 : 300 1100 (500) 
170 Speisezimmereinrichtung in engl. Stil .... 2400 (2000) 
203 Herrn. R e i s z, Betender Jude, Oel, 20 : 15 . 240 (100) 
276 Jul. v. B 1 a a s, Pferde vor einem Haus 18 : 27 200 (1001 
293 Luster 100 (30) 
300 Perserteppich, Senneb, 140 : 105 200 (90) 
312 B 1 a a s, Bauernpferde mit Reiter, Aqu., 27 : 35 180 (80) 
322 Speisezimmereinrichtung im Stile Cheraton . . 2000 (1400) 
346 Kommode, Maria Theresienbarock 400 (250) 
371 Garderobekasten im Stile Maria Theresien 
barock 600 (300) 
384 Venezian. Meister um 1530, Martyrium eines 
hl. Diakons, 218 : 145 550 (300) 
446 Ad. Stademan, Wintervergnügen am Beweis, 
42 : 60 200 (150) 
541 Karl P i p p i c h, Oper in Wien, Guasch . . . 160 (100) 
555 Rundes Tischchen im Stil des Maria Theresia- 
Barock 130 (50) 
Die Ziffer in Klammern ist der Ausrufungspreis. 
(Der Nachlaß David Fantos.) Die Versteigerung des Nach 
lasses des Großindustriellen David F a n t o, die Albert Kende 
in Wien vom 14. bis 16. Oktober durchführte, schloß mit 
einem Ergebnis von 176.655 Schilling ab. Nennenswerte 
Preise (in Schilling) brachten: 
32 Zweitüriger Renaissanceschrank, Ital., 17. Jahrh. . . 660 
34 Renaissancestuhl um 1700 550 
36 Zwei große Lehnstühle im Barockstil 1500 
43 Geschnitztes Relief, Christus am Oelberg. Süddeutsch, 
1. Hälfte 16. Jahrh ggo 
46 Jugendl. Heiliger, Holzskulptur, 1. Hälfte 18. Jahrh, . 600 
47 Weibl. Heiligenfiguren, deutsch, 1, Hälfte 16. Jahrh. 900 
56 Renaissancetruhe, Ital., um 1700 500 
65 Zunftkrug der Schneider in Ulm, 18. Jahrh 300 
87 Aubusson-Salon-Garnitur 6700 
89 Gobelin, flandrisch, Mitte 17. Jahrh 12.000 
90 Zwei Armlehnstühle 1050 
91 Louis-XV.-Kommode 1200 
103 Ein Paar Rosa-Marmorvasen 650 
104 Bronze-Standuhr 1150 
107 Französische Vitrine 1400 
125 Silberpferd, Meisterz. J. M., 700 g . . . 270 
141 B a s s a n o, Schweineschlachten 1150 
144 Mignon, Blumenstilleben 1400 
149 S t ö c k i e i n, Inneres einer Renaissancekirche . . 6000
	        
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