MAK
Seite 236 
INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG 
Nr. 21 
Chronik. 
BIBLIOPHILIE. 
(Holrat Dr, Michael Holzmann.) Mit dem pensionierten 
Oberbibliothekar der Wiener Universitätsbibliothek Hofrat 
Dr. Michael H o 1 z m a n n, der am 20. Oktober in Wien ver 
schied, ist ein Bibliograph großen Formats dahingegangen. 
Neben zahlreichen Aufsätzen, die er in Zeitungen und Zeit 
schriften veröffentlichte, hat Holzmann gemeinsam mit seinem 
Kollegen Dr. B obatta ein mehrbändiges „Deutsches 
Anonymen-Lexikon" und ein „Lexikon der Pseudonymen" 
verfaßt, zwei durch Gründlichkeit ausgezeichnete Werke, die 
wichtige Behelfe für Bibliophile geworden sind. Holzmann ist 
auch der Herausgeber des „Adreßbuchs der Bibliotheken der 
österreichisch-ungarischen Monarchie." 
(Bücherversteigerungen in München.) Hugo H e 1 b i n g 
und Emil Hirsch versteigern am 4. November in München 
gemeinsam eine Schloß bibliothek ans altem fürstlichen 
Besitz. Die in dem Katalog ausführlich beschriebenen Bestände 
umfassen folgende Gebiete: Almanaohe, Americana, Bavarica, 
deutsche Literatur, Festlichkeiten, Geographie, illustrierte 
Werke des 18. und 19. Jahrhunderts, Kostümwerke, Natur 
wissenschaften, französische Revolution, Theater. Aus der 
Fülle des Gebotenen seien hervorgehoben: die Bände 1 bis 
179 der Bibliothek des Literarischen Vereines in Stuttgart, 
Originaldruck, Stuttgart 1.843—86, die erste Ausgabe des 
schönen Werkes „Fünfzig malerische Ansichten des Rhein 
stromes“, gezeichnet von L, Janscha, gestochen von Ziegler- 
Wien, Artariä 1798 und die seltene Originalausgabe von 
Goethes „Das Römische Garneval“, 1789. Im Anschluß an 
diese Auktion bringt Emil Hirsch am gleichen Tage die 
Bibliothek F. Klöckner und andere Bestände zur Ver 
steigerung. Auch diese zweite Versteigerung enthält Bücher 
aus den verschiedensten Gebieten, unter anderem Inkunabeln, 
Holzschnittwerke und Kupferstichwerke des 16. und illu 
strierte Bücher des 18. Jahrhunderts. 
(Kunstliteratur.) Bei der Versteigerung von Kunstliteratur 
durch Paul Graupe in Berlin (siehe Nr. 20) wurden 
weiters folgende bemerkenswerte Preise (in Mark) notiert: 
670 La Cathedrale de Reims 160 
679 S e i d 1 i t z, Die Radierungen Rembrandts 100 
681 Renoir, Faksimiles 100 
684 Repertorium für Kunstwissenschaft, 43 Bände . . . 1550 
689 Riegl, Die spätrömische Kunstindustrie 135 
705 Steinmann, Die Sixtinische Kapelle 170 
708 Ward und Roberts, Romney 280 
718 Galerie de Rubens 160 
730 Schubring, Cassoni 160 
736 Sheraton, The Cabinet Maker 500 
745 Smith, British Mezzotinto Portraits 380 
766 Histoire generale de la Tapisserie 120 
772 La Tapisserie Gothique 270 
773 Denkmäler des Theaters, Mappe 1—11 300 
780 T h i e m e und Becker, Allg. Lexikon der bilden 
den Künstler, 23 Bände 525 
788 S a c k, Giambattista und Domenico Tiepolo .... 160 
797 Con nuove annotazioni a commenti di G, Milanesi 170 
801 La Basilica di San Marco in Venezia 660 
Verstefgerungskataloge, 
828 Die Majolikasammlung Beckerath 26 
830 Catülogue de Tableaux anciens. de la Collection 
L. Bloch, Wien 35 
837 Die Sammlung Figdor, 1. Teil, 2 Bände 22 
840 Sammlung Emil Goldschmidt 21 
845 Sammlung Georg Hirth 20 
847 Sammlung Oskar Huldschinsky 30 
848 Desgleichen 36 
849 Sammlung Richard v. Kaufmann 100 
853 Sammlung J. C. v. Klinkosch 30 
857 Sammlung Adalbert v. Lanna, 3 Bände 100 
866 Collection Marcel de Nemes 46 
873 Orfövrieree allemande ete de Carl Mayer de Roth 
schild 60 
879 Catalogue des objects d‘art de la Collection Spitzer, 
2 Bände 50 
884 Galerie Weber 50 
886 Sammlung Emil Weinberger 15 
Wien. 
910 Das Barockmuseum im unteren Belvedere 18 
917 Schlosser, Eine Frauenbüste der italienischen 
Frührenaissance 18 
918 Derselbe, Die Schatzkammer des Allerh. Kaiserhauses 47 
919 Derselbe, Werke der Kleinplastik in der Skulpturen 
sammlung des Kaiserhauses 18 
923 Sedlmaier und Pfister, Die Fürsterzbischöfl. 
Residenz zu Würzburg 
924 Wurzbach, Niederländisches Künstlerlexikon - . 120 
936 Zeitschrift für Bildende Kunst, 65 Bände 120 
937 Asplund, Zorns Graverade verk 350 
(Kritische Ausgabe der Werke Hamanns.) Die Preußische 
Akademie der Wissenschaften und die Königsberger Gelehrte 
Gesellschaft bereiten in gemeinsamer Arbeit eine kritische 
Gesamtausgabe von Johann Georg Hamanns Briefen 
und Werken vor. Im Auftrag beider Körperschaften wendet 
sich Universitätsprofessor Dr. Nadler, Königsberg i. Pr„ Cä- 
cilienallee 11, an die Oeffentlichkeit mit einer Zuschrift, worin 
es heißt: „In den Bibliotheken und Archiven sowohl der Pro 
vinz wie der Randstaaten, in Privatbesitz aller Art ist noch 
manches zu vermuten, was für die Hamann-Ausgabe wichtig 
ist. Wir suchen und bitten uns entweder käuflich oder leih 
weise zu überlassen: Bilder Hamanns, Originalbriefe, Hand 
schriften, alte Abschriften, Drucke von Hamanns Werken, zu 
mal wenn letztere handschriftliche Randbemerkungen haben; 
ferner bisher ungedruckte Nachrichten über Hamann, Briefe 
und Aufzeichnungen aller Art aus jener Zeit zwischen 1730 und 
1830, in denen Hamanns Name vorkommt. Insbesondere suchen 
wir den ehemaligen Nachlaß von Wilhelm Dorow. 
Wertvoll ist uns jede Nachricht. Portoauslagen werden ersetzt." 
(Der Troano-Kodex.) Wir lesen ln der „Neuen Züricher 
Zeitung": Vier wertvolle Maya-Manuskripte sind uns 
erhalten geblieben; eines befindet sich in Dresden, eines in 
Paris und zwei in Madrid. Obwohl die Manuskripte nicht un 
wesentlich von einander verschieden sind, glaubt man doch, 
daß sie gleichen Ursprunges sind. Das Material, die Dar 
stellung der Götter, der Vasen und Hieroglyphen zeigt eine 
überraschende Gleichheit, Das Ursprungsland scheint aber 
nicht Yucatan gewesen zu sein, wie oft behauptet wurde, son 
dern Nordguatemala. In den Manuskripten sind näm 
lich keine Darstellungen von Pfeilen und Bögen zu finden, die 
doch von den Mayas in Yucatan benutzt wurden. Die Dar 
stellungen weisen mehr nach dem Süden, wo man Lanzen, 
Aexte und Schilde brauchte. In Madrid befinden sich nun 
der sogenannte Cortesian und der Troano-Kodex, Der letztere 
wurde durch die Junta de Relaciones Culturales in Faksimile 
bei Maggs Bros, in London berausgegeben. Leider wur 
den nur 500 Exemplare gedruckt, die bei dem verhältnismäßig 
billigen Preise bald vergriffen sein dürften. 
Einige Forscher glauben, daß beide Madrider Manuskripte 
einen Kodex, den Tro-Cortesian-Kodex bilden, da die Figuren 
und Zeichen in beiden Manuskripten überraschend ähnlich aus 
geführt sind. Die Kodices geben wenig Auskunft über histori 
sche Ereignisse; sie sind vielmehr als magische Bücher zu 
bezeichnen, wenn sie auch bedeutend mehr Angaben über 
LebensVerhältnisse, Festlichkeiten, Ackerbau, Medizin usw. 
enthalten, als die Manuskripte in Dresden und Paris. Der 
Faksimile-Druck des Troano-Kodex ist nur zu begrüßen, denn 
der Kodex konnte inhaltlich noch nicht ganz gedeutet werden. 
, BILDER. 
(70 Renoir-Gemälde entführt.) In Paris hat ein auf 
sehenerregender Vorfall die Aufmerksamkeit auf den künstle 
rischen Nachlaß Auguste Renoirs gelenkt. Sein Sohn Pierre 
liegt mit seiner Frau in Scheidung und mußte kürzlich fest 
stellen, daß an 70 Gemälde seines Vaters aus seiner Wohnung 
entfernt worden waren. Bald stellte es sich freilich heraus, 
daß es sich nicht um einen Einbruch, sondern um den Ver 
such Frau P, Renoirs handelt, auf einfachste Weise in den 
Besitz der Werke zu gelangen — zugleich um einen Akt der 
Selbstsicherung, da Pierre Renoir, trotzdem er in Güterge 
meinschaft mit seiner Frau lebt, ohne ihre Zustimmung Ge 
mälde seines Vaters fortgegeben habe, 
(Um Rembrandts „Mann in Waffen“), dieses uns auch 
unter dem Namen „Alexander der Große“ bekannte Gemälde 
des holländischen 'Großmeisters, das sich im Besitz des Mu 
seums in Glasgow befindet, hat sich ein Streit entsponnen. 
Das Bild wurde durch die Restauratoren de Wiild im 
Haag wieder hergestellt und ist jetzt im Mauritshuis für kurze 
Zeit zu sehen. Es stellt eine Person in Waffenrüstung dar. Die 
linke [Schulter bedeckt ein purpurroter kostbarer [Mantel. In 
unbeschreiblichem metallischem Glanze schimmert der Brust- 
panzer. Die rechte Hand umfaßt eine Lanze. Unter dem 
Mantel funkelt ein kostbarer Schild. Entgegen der bisherigen 
Deutung hält Professor Dr. W. Martin, der Direktor des 
Mauritshuis, das Bild für eine Darstellung der Minerva. Der 
ähnliche, in der gleichen Zeit,, zwischen 1655 und 1660, ent 
standene Rembrandt der Eremitage zeigt einen ziemlich musku- 
linen, ernsten, aber keineswegs reizenden Frauenkopf, der
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.