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INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
Nr. 3
Erstklassige Antiquitäten
Orig. Stilmöbel - antike Teppiche
Gemälde alter und neuer Schulen
(Münchner, Dresdner, russisch. Künstler etc.)
Bibliophile Werke - Goetheana
Händlerbesuch (bei vorheriger Anmeldung)
stets lohnend, da ständig interessanter Zugang
J. Lazarus - Dresden-A.
Reitbahnstralie 30/11
Fernsprecher 296/51
in mir nicht täuschen? Werden Sie mir freundlich gesinnt
bleiben? Hollen Sie nicht manches Schöne von der Zukunft,
die uns gewiß nicht trügen wird? So schließe ich denn, mehr
als je erregt, und mit dankbarstem Herzen! Nehmen Sie sich
meiner an. Mein Lebensglück hängt mit daran, ich bin
nicht mehr allein. Dies alles für Sie allein." Nicht mehr
allein, spielt darauf an, daß er im Begriff stand, Klara Wieck
zu heiraten, von der er an einer andern Stelle sagt: „Sie
werden sie sehen, bewundern und lieben."
Von L. Karl Seydler, dem Komponisten des Liedes
„Hoch vom Dachstein an“, ist ein Brief vorhanden, der die
Entstehungsgeschichte dieses berühmten, zur steirischen
Hymne gewordenen Liedes erzählt: von Josef Staudigl
dem unvergessenen Opernsänger, das Manuskript des popu
lären Studentenliedes „Der Papst lebt herrlich in der Welt.“
Damit ist der Inhalt der Sammlung noch lange nicht er
schöpft. Wir finden noch interessante Autographen von
Johannes Brahm.s, Anton Bruckner, Frederic Chopin,
Donizetli, Niels Gide, Glück (bekanntlich sehr selten)
Eduard G r i e g, Wilh. Kienzl, Ruggiero Leoncavall o.
Liszt, M a s c a g n i, Felix Mendelssohn-Bartholdy
Wolfgang Amadeus Mozart, dem Sohne des Meisters, Otto
Nicolai, Puccini, Max Reger, Anton Rubinstein,
Richard Wagner, Carl Maria von Weber und anderen.
Eine Rarität ist auch der Katalog der Autographen-
sammlung Alexander Meyer-Cohns, die Stargardt 1905
bis 1906 aufgelöst hat. Der Katalog, der mit zahlreichen
Faksimiles, Silhouetten, Porträts etc. ausgestattet ist, ist seit
langem vergriffen und taucht nur selten im Handel auf.
Die Bibliothek
Martin Breslauer in Berlin bereitet, wie
er uns mitteilt, die Versteigerung der Bibliothek
Eduard Grisebachs vor, die noch im ersten
Viertel dieses Jahres vor sich gehen soll.
Der am 22. März 1906 aus dem Leben geschie
dene Diplomat Eduard Grisebach hat sich durch
Dichtungen, wie den „Neuen Tannhäuser“ und
„Tannhäuser in Rom“ und als Literarhistoriker (das
Goethische Zeitalter der deutschen Dichtkunst u. a.)
einen Namen gemacht; als Blücherliebhaber hat er
im „Weltliteraturkata'log eines Bibliophilen“ ein
Handbuch dessen hinterlassen, was er als das We
sentliche der Weltliteratur betrachtete und was den
Inhalt seiner Bibliothek bedeutete. Martin Bres
lauer wird in Kürze ein Verzeichn! ,s erscheinen
lassen, das diesen Katalog in kurzen, erläuternden
Kennzeichnungen und mit bibliographischen Nach
weisen wiedergelben wird.
Schon einmal, vor mehr als 22 Jahren, wtar Bres
lauer, der an dem Aufbau der Bibliothek mitgewirkt
Cd. Srisebachs.
hatte, mit der VerSteigerung betraut worden, die be
reits im Börseblatl für den deutschen Buchhandel an-
gekündligt war. Mitten in den Vorbereitungen aber
geschah eis, daß die Versteigerung widerrufen werden
mußte. Es war in der Zwischenzeit gelungen, die
Bibliothek an einen Sammler zu verkaufen, dessen
Bücherkenntnisse und Bücberliebe ihn bewogen, die
abgerundete Sammlung geschlossen zu erwerben.
Seit jener Zeit bis zum heutigen Tage war sie unge
teilt und wohlgehütet und -gepflegt in seinem Besitz.
Es wäre zu wünschen, es würde auch jetzt wie
der gelingen, dieses deutsche Kulturgut weiter unge
teilt zu erhalten. Wo aber findet sich der Mäzen
oder Stifter, der solchem Kauf geneigt ist? So wird
Eduard Grisebachs Bibliothek das Schicksal ähnlich
wertvoller Einheiten teilen, die in alle Winde zer
streut wurden. Damit geht zugleich die durch vier
Jahrzehnte geleistete geistige Arbeit eines deutschen
Dichters und Führers von Rang verloren.
Das Sesehenk eines Wieners.
Aus Budapest wird uns geschrieben:
Der seit vier Jahrzehnten hier lebende Möbel
fabrikant Max Schmidt hat seine großartigen
Kunstsammlungen samt seinem Palais mit dier Be
dingung der Stadt Budapest als Geschenk angeboten,
daß sie daraus ein Museum macht, das seinen
Namen führen soll.
Max Schmidt ist ein geborener Wiener und hat
auch vor seiner Uebersdedlung nach Budapest in Wien
gewohnt. Dort schon legte er den Grundstein zu
seinen Sammlungen, die er auf seinen Reisen dann
erweiterte. Das erste Stück seiner Sammlung, das er
seinerzeit aus Rom nach Wien gebracht batte, war
eine mehr als einen Metier hohe Vase aus A c h a t,
die er bei einer Versteigerung alten Mobiliars aus der
Villa Borghese um 13.000 Lire erstanden hatte,
Schmidt hatte nicht genug Geld mit, uim die Kauf
summe ganz zu erlegen und wandte sich daher an das
dortige österreichische Konsulat, das ihm den feh
lenden Betrag mit Vergnügen zur Verfügung stellte.
Die Sammlung Schmidt umfaßt eine einzigartige
Kollektion der schönsten Möbelstücke, zum größten
Teil im Original, zum Teil in Nachbildungen, Das
Tor seines Wohnhauses, beispielsweise, ist ein frü
heres Kirchentor aus Zagreb. Der Barockrahmen der
Toreinf assung stammt von einem alten Wiener Palais
und ist ein Werk Fischer v. Erlachs. In einem
Zimmer seines Hauses ist eine Kapelle der Ste
phanskirche in Wien bis ins kleinste Detail
nachige bildet. Statuen aus Marmor, Sarkophage,
Hermen aller Art füllen die Räume.
Ein ganzer Saal ist mit Alt-Wiener Porzellan
ausgestattet, das Schmidt schon in Wien gesammelt
und dann nach Budapest mitgenommen hat. Meißener
Porzellan ist in einem anderen Raum untergebracht.
Dann gibt es Säle mit orientalischen Stücken, mit
Buddha-Altaren, Intarsien aus Gold, Elfenbein,
Lack etc.
Man zweifelt nicht, daß die Stadt das hoch
herzige Geschenk annehmen und dem Willen des
Spenders gemäß verwenden wird.