Seile 94
INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
Nr. 8
näherem Zusehen aber entfaltet sich der ganze farbige Reich
tum Rembrandts mittlerer Zeit. Auf der Rückseite befindet sich
die spätere Bezeichnung und Datierung 1659, die wohl die
Entstehung des kostbaren Porträts richtig angibt.
(Vereinigung der Antiquitäten- und Kunsthändler Wiens.)
Wir erhalten von der Vereinigung der Antiquitäten- und Kunst
händler Wiens folgende Mitteilung: In der im „Hans der Kauf
mannschaft" abgehaltenen außerordentlichen Generalversamm
lung berichtete der Vorsitzende, Kommerzialrat Rudolf Ber
ger, über die beabsichtigte Ausstellung ,,Antiker Stil im
modernen Raum", sowie über die diesbezüglichen Ver
handlungen mit [Ministerialrat Dr. Pfersmann im Bundes
ministerium für Handel und Verkehr und mit Hofrat Doktor
Sehe s tag und Dr. Ernst im Oesterreichischen Museum
für Kunst und Industrie. Nach ergänzenden Ausführungen, .des
Sekretärs Dr. P a n e t h sowie nach Beantwortung der von den
Mitgliedern Frau Schaffer, Walter Ephron, Mai dl,
Spira gestellten Anfragen wurde der Bericht zu,stimmend
zur Kenntnis genommen und, der Vorstand ermächtigt, im
Sinne der Darlegungen die notwendigen organisatorischen
und sonstigen Maßnahmen durchzuführen. Hierauf berichtete
Vizepräsident Oberländer über die in Angelegenheit der
F i g d o r - A u k t i o n e n durch das Präsidium im Einver
nehmen mit -dem Vorstand getätigten iSchritte und die erzielten
Erfolge. Die Vollversammlung nahm diesen Bericht und ins-
besonders die Absicht zustimmend zur Kenntnis, 'daß auch in
Hinkunft eitrigst darüber gewacht wird, daß in dieser Ange
legenheit die Intentionen, des Verbandes und inshesonders auch
des Bundeskanzlers Dr. Schober gewahrt werden und jeder
gegenteilige Versuch auch weiterhin zu bekämpfen sei, Aus-
schußmitglied Kurtz erstattete einen Bericht über die Not
wendigkeit eines Klub heims und legte seine diesbezüg
lichen Ansichten dar. Schließlich wurden die Herren Hugo
A r n o t und Hugo Schwör er zur Ergänzung in den Aus
schuß gewählt.
(Fischbach-Ausstellung.) Das Salzburger Museum Carolino
Augusteum hat am 6. April eine bis über Pfingsten dauernde
Ausstellung von Gemälden und Handzeichnungen des Alt-
Wiener Malers Johann Fischibach eröffnet, der nach lang
jährigem Salzburger Aufenthalt 1871 in München verstarb. Er
gehört infolgedessen zu den weniger in Wien bekannten, aber
doch sehr anmutigen Vertretern der Alt-Wiiener Schule, vor
allem als Landschafter bemerkenswert, seinerzeit durch seine
ausgezeichneten Baumstudien berühmt; aber auch im Genre
und Figürlichen überraschend belebt. Namentlich in den oft
ausgezeichneten zahlreichen Studien, die sowohl das Salz
burger Museum wie die Münchener Privatsammlung Hofrat
Dr. Pa c hing e r beigestellt haben. Gemälde kamen von der
Familie, vom Kronprinzen Rup-p recht aus Berchtesgaden,
dem Linzer Museum, dem Kunsthandel; auch das Mün
chener Städtische Museum, das Joanneum in Graz und der
Salzburger Privatbesitz haben sich reichlich beteiligt. Die Aus
stellung macht in dankenswerter Weise mit einer immer reiz
voll gebliebenen Zeit und einer sympathischen Persönlichkeit
bekannt, die erst durch diese zusammenfassende Veranstaltung
wieder ins Licht gerückt wurde.
(Ein sehr hübscher Fischbach, darstellend eine Familiem-
,szene, kam bei Wa wra in Wien am 7. April zur Versteige
rung, fand aber kein Angebot, und wanderte zum Eigentümer
zurück.
(Ein Mozartfund in Graz.) Im Archiv des Steiermärkischen
Musikvereines in Graz fand Ludwig Seitz den Text und die
vollständigen Orchesterstimmen eines einaktigen Ballettdiver
tissements „Die Rekrutierung oder die Liebesprobe” von W, A,
Mozart. Ein Teil der Musikstücke — die Tänze — ist ver
schiedenen bekannten Kontretänzen des Meisters entnommen,
die Musikstücke zur pantomisc.hen Handlung sind dagegen
,,n,eu“ komponiert und dabei viel wertvoller als die bereits
bekannten Teile. Es spricht sich in diesen neuentdeckten
Stücken eine Schreibweise aus, die zwischen ,,Cosi fan tutte“,
„Titus“ und „Zauiberflöte" zu liegen scheint; in Richtung einer
Entwicklung, die der frühe Tod des Meisters abgeschnitten
hat. An der Echtheit der Stücke besteht kein Zweifel. Der Um
stand, daß einzelne der Musikstücke in die [nächstfolgenden
durch ganz eigenartig eingeführte Halbschlüsse überleiten, zeigt,
daß Mozart sich mit dem Gedanken der Durchikomponierung
beschäftigte, den er sonst in keinem Bühnenwerk anwendete.
Als Entstehungszeit kommt der Fasching 1791 in Betracht, da
einer der verwendeten Kontretänze aus deim Februar 1791
stammt. Das Werk dürfte für eine der großen Redouten ge
schrieben sein, bei denen Mozart ja gelegentlich auch selbst
agierend auftrat. 'Die sehr simple Verkleidungsgescihichte dürfte
von ihm selbst entworfen, sein. Schon die (Sprache, sowie die
Rechtschreibung des Textes deuten auf die Herkunft aus Mo
zarts nächster Umgebung, ebenso wie eine scherzhafte Bemer
kung auf dem Tilelblatte über seine Autorschaft an den Kontre-
länzen. Leider hatte sich trolz Umfrage in Sammlungen und
Bibliotheken bisher der das Datum der Uraufführung kund
gebende Redoutenzettel nicht findein lassen.
(Dr. Reber.) Das „Berliner Tageblatt" meldet: Der be
kannte deutsche Sammler Dr. Reber, geboren in Barmen, der
gegenwärtig in Lausanne lebt, feierte vor kurzem seinen fünf
zigsten Geburtstag. Dr. Reber besitzt von seinen früher zahl
reichen Gemälden Cezannes immer noch einen wesent
lichen Teil und hat sich seit dem Kriege .den modernen Fran
zosen, zumal Picasso und Braune, zugewendet, deren
Hauptwerk er sein eigen nennt. Die Oeffentlichkeit hat Grund,
seiner zu gedenken, da eir zu den wenigen Sammlern großen
Formats gehört, 'die der Egoismus nicht hindert, ihre Schätze
allgemein zugänglich zu machen.
(Die Preisträger der Dürer-Stiftung.) Die von der Stadt
Nürnberg zu Ehren ihres großen Sohnes Albrecht Dürer
am Tage der 400. Wiederkehr seines Todestages 1928 errichtete
Deutsche Albrecht Dürer-Stiftung .hat jetzt schon ihre Ent
scheidung getroffen. Das Kuratoriums kam zu 'dem Schluß, je
ein Stipendium in der Höhe von 1000 Mark zu verleihen an:
Charles Grodel (Halle), Otto Herb Lg (Berlin), und je ein
Stipendium in der Höhe von 500 Mark an: Ottohans Beier
(München), Peter August B ö c ks t Leg e 1 (Dresden), Hermann
Geis e ler (München), Georg H u b 1 i t z (Nürnberg), Heinrich
Ilgenfritz (Kassel), Adolf Gustav Ju t z (München), Felix
Klip.stein (Laubach), Georg Kolm (Königsberg), Bernhard
Kret z $ chmär (Dresden), Karl L a ui t e r b a. c h (Düssel
dorf), Werner Laves (Berlin), Karl Meisenbach (Mün
chen). Bill N a g e 1 (München), Josef Scharl (München),
Werner Paul Schmidt (München) und Heinrich Wittmar
fFreiburg).
(Eine Fliegensammlung.) Der kürzlich verstorbene eng
lische Entomologe A. E. E a t o n hat seine Fliegen,Sammlung
dem Britischen Museum vermacht. Die Sammlung enthält 18,000
verschiedene Fliegen, die er in allen Teilen der Erde gesammelt,
untersucht und in ein wissenschaftliches Ordnungssystem ge
bracht hat. Die Sammlung ist in wissenschaftlichen Kreisen
berühmt und wird als vollkommenste ihrer Art bezeichnet.
(Altertumskonterbande.) Die Regierung Griechenlands hat
-jehr strenge Bestimmungen über den Handel mit Altertümern
erlassen. Danach darf zum Baispiel sin Fremder beim Verlassen
des Landes nur solche Stücke ausführen, denen eine schrift
liche, von der Regierung beglaubigte Erklärung des Händlers
beigefügt ist, aus der hervorgeht, daß es .sich um ^Erinnerungs
stücke ohne wissenschaftliche, künstlerische oder geschichtliche
Bedeutung" handelt. Trotzdem dauert die Geheimausfuhr an.
Bei einer [Revision des Dampfers ,,F r l d o n" entdeckte die
Polizei vier große Kisten „Altertumskonterbande' 1 , Kisten, die
bis an den Rand mit wertvollen altertümlichen Vasen, Köpfen,
Statuetten und byzantinischen Ikonen ungefüllt waren. Vier
Händler sind festgenommen worden, weitere Verhaftungen
stehen bevor,
(Großer Schatzfund in Indien.) Der englische Archäologe
Sir John M a r s h a.l 1 ; berichtet aus Delhi, daß er an der Stätte
der alten Siedlung Sirkapa im Bezirke Taxila einen großen
Schatz von Gold und Schmuckstücken aus antiker Zeit ent
deckt hat. Unter den Juwelen befinden sich zahlreiche Hals-
und Armbänder, Anhänger, Ohr- und Fingerringe, unter den
Goldsac'hen ein viereckiges Medaillon mit den Gestalten von
Eros und Psyche in erhabener Arbeit. Taxila ist der Name,
den die griechischen Historiker dem indischen Takshasila gaben
und in Sirkapa ist schon früher die Stätte einer .großen antiken
Siedlung festgestellt worden.
(Sammlerhumor.) Maler: „Sind iSie mit Ihrem Porträt zu
frieden?" — Käufer: „Offen gestanden, nein, Sie werden zu
geben, daß ich Ihnen nicht gelungen bin.“ — Maler (ihn be
äugend): „Nun, ja, ich geb's zu. Aber Sie werd ; en auch zugeben,
daß ;Sie dem liehen Gott nicht gelungen sind.
MUSEEN.
(Einbruch im Wiener Heeresmuseum.) In der Nacht auf
den 10. April sind in Wien Einbrecher in das im Arsenal
untergebrachta H e e r e s ;m us e um eingedrungen und haben
dort wertvolle historische Stücke entwendet. Im Waffensaal
stahlen sie zwei Vitrinen mit hundert Maria Theresien-
Kreuzen hervorragender Heerführer von den Befreiungs
kriegen der Jahre 1813 bis 1815 an bis zur jetzigen Zeit. Weiter
stahlen sie aus der 'Gruppe patriotischer Opfergaben aus den
Freiheitskriegen einen silbernen vergoldeten Ochsen von der
Fleischhauerinnung, mit Dukaten gefüllt, ein Stück Augsburger
Schmiedearbeit aus dem siebzehnten Jahrhundert, ferner ein
silbernes Hufeisen der Chemnitzer Bergleute, eine Reihe von