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INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
Nr. 10
Zin Jfiuseum in den JCasematten des Spielbergs,
In den letzten Tagen ist in Prag ein Staats
vertrag ganz absonderlicher Art abgeschlossen wor
den. Darin tritt die Tschechoslowakei für
immerwährende Zeiten ihr Eigentum an — zwei
Zellen des alten k. k, österreichischen Militär
zuchthauses S p i e 1 b e r g bei Brünn an Italien
ab. Die Gesellschaft »Dante Alighieri« er
richtet dort ein »M useum zum Andenken
an drei patriotische Märtyrer«.
Diese drei Patrioten sind erstens der piemonte-
sische Dichter Silvio Pellico aus Saluzza, der im
Jahre 1821 als Mitglied der Carbonari zum Tode
verurteilt, zu 15 jähriger harter Haft auf dem Spiel
berg begnadigt wurde, den er im Jahre 1830 völlig
gebrochen verlassen hat. Pellico hat die grausame
Behandlung, die er dort erfuhr, in seinem Werke
»Le mie prigioni« ergreifend geschildert und das alt
österreichische Regime in Italien vor ganz Europa
gebrandmarkt. Der zweite war der lombardische
Verschwörer Conf alonieri (1776—1846), der
als vollsaftiger, riesenstarker Mann an manchen
Tagen wie ein wildes Tier in seinem unterirdischen
Käfig tobte, und der dritte der Hochverräter M a-
roncelli (1797—1845), der infolge der elenden
Kost an einem Magenleiden frühzeitig zugrunde ging.
Jetzt sollen in diesen Zellen die Bilder ihrer
früheren Insassen, ihre Aufrufe zur Empörung gegen
die österreichische Herrschaft, die Urteile, Pellicos
Manuskripte seiner Tragödie »Francesca da Rimini«
und des Buches »Le mie prigioni«, Briefe, Gedächt
nisreden, historische Werke und andere Andenken
an jene Zeit ausgestellt werden.
cBibliothek Carl JCirsch.
Man schreibt uns aus Frankfurt a. M.:
Die Frühjahrs-Auktion der Firma Joseph B a e r
& C o., in der die Bibliothek des Herrn Carl Hirsch
in Konstanz, Teile der Bibliotheken des Grafen
Stroganoff und der Eremitage in Leningrad
ausgeboten wurden, zeigte, daß das Interesse für
Bücher im Gegensatz zur reinen Kunst auch heute
noch sehr groß ist und daß auf diesem Gebiet noch
recht erhebliche Preise erzielt werden, Die Verstei
gerung, die mit großer Geschicklichkeit vorbereitet
und geleitet wurde, fand unter regster Beteiligung
in- und ausländischer Büchersammler und Buchhänd
ler statt. Zahlreiche Aufträge waren von Bibliophi
len in Deutschland, Schiweden, Belgien, Frankreich,
Schweiz, Italien, Amerika und Japan eingetroffen,
sodaß das angebotene Material fast restlos aufge
nommen wurde.
Unter den Frühdrucken brachte ein
schönes Exemplar von P i n d e r. Der beschlossen
gart Mariae, Nürnberg 1505 mit Holzschnitten von
Dürer, Baidung u. a. Mark 2600.— (ein Rekordpreis),
Gerard d'Euphrate, Paris 1549 mit Holzschnitten
von Geoffroy Tory Mark 1150.—, Jean de B r y,
Le bon bergier Paris, zirka 1510 Mark 460.—,
Alexis, Le grant blazon des faulses amours 1529,
Mark 780.—, Le rommant de la rose 1529, Mk 315.—
und die Lutherbibel von 1545, Mark 435.—.
Von den Bodoni-Drucken erzielte das
Manuale Mark 770.— und die Epithalamia in grünem
Maroquinband Mark 310.—, Das Faust - Fragment
von 1790 wurde mit Mark 820.— zugeschlagen. Es
ist merkwürdig, daß das berühmteste Buch der deut
schen Literatur immer noch so billig zu haben ist.
Eine amerikanische Luxusausgabe History of all Na-
tions, No. 1, wurde mit Mark 400,— zugeschlagen.
Unter den Autographen brachte ein Brief
Sebastian Brants Mark 1100.—, ein solcher von
Martin Luther Mark 1200,—.
Besonders begehrt waren die i 11 u s t r i e r t e n
Bücher des 18, Jahrhunderts, die meist in sehr
schönen Exemplaren aus der Bibliothek des Grafen
Stroganoff ausgeboten waren. Es erzielten
An t h i n g, Collection de cent silhouettes Mk 550.—,
Boccaccio, Decameron 1757, Mark 1100,—,
Louis XV., Cours des principaux fleuves 1718,
Mark 590.—. Die Stiche der Marquise de P o m p a-
dour Mark 500.—, 13 kolorierte Ansichten von
Wien von Ziegler und Schütz, Mark 445.—. Natur
gemäß waren die Bücher mit Farbstichen am meisten
umstritten, Gessner, Mort d'Abel 1793, erzielte
Mark 1000.—, Les Muses, Collection d'Estampes
gravees en couleurs 2600.—, S e r g e n t, Portraits
des grands hommes 800.— und das seltenste Buch im
alten Maroquin, Vade, Oeuvres poissardes 1796,
Mark 2800,—. Wir erwähnen noch F o 1 e n g o,
Histoire macaronique 1734, auf Pergament gedruckt,
Mark 510,—, Chippendale, The Gentleman and
Cabinet-maker‘s director 1762, Mark 1050,—, Hol
bein, Imitations of orig, drawings 1792, Mk 500.—.
Die japanische Kunstzeitschrift Kokka Mark 1100,—.
Das bedeutende schwedische Kupferstichwerk Suecia
Antiqua et Hodierna 1693—1714, Mark 510.— und
Hamilton, Campi Phlegraei 1776—1779, mit vielen
kolorierten Ansichten von Neapel und Umgebung,
Mark 340.—.
Versteigerung bei Glückselig in Wien.
Das Auktionshaus für Altertümer Glückselig
in Wien veranstaltete vom 28. bis 30. April eine
Kunstauktion, die unter starker Teilnahme von In
teressenten einen erfreulichen Verlauf nahm. Beson
deren Amklang fand das Porzellan, unter dem sich
erlesene Stücke ältester Provenienz befanden, aber
auch Möbel und Bilder gingen zu sehr guten Preisen
ab. Nachstehend die erzielten Preise (in Schilling):
Keramik.
7 Maßkrug mit Zinndeckel, Kreußen, 18, Jahrh 22
8 Flasche, Kreußen, Mitte 18. Jahrh 11
9 Bartmannskrug, Frechen, 17. Jahrh 16
10 Zwei Flaschenkrüge und eine Feldflasche, Slowakei,
19. Jahrh 16
11 Drei Mostkrüge, Anfang 19. Jahrh. 22
12 Krug mit Ausgußrohr, Zürich, 18. Jahrh 18
13 Krug mit Zinndeckel, Habaner Fayence, datiert 1708 50
14 Zwei große Krüge, Bunzlau, 2. Hälfte 18. Jahrh. ... 26
15 Walzenkrug mit Zinndeckel, Sachsen-Altenburg, 1734 16
17 Zwei kleine Krüge und ein Krug mit Ausgußrohr,
Bunzlau, Ende 18. Jahrh 14
19 Zwei Krüge, Westerwald, Ende 17. Jahrh, 15
20 Desgleichen 13
22 Becher, Fayence, Bayreuth, um 1730 7
Porzellan!
23 Zwei Schalen mit Untertassen, Eine Tasse Schlatf-
genwald, um 1830 _ 55
24 Schale mit Untertasse, Wien, 825 . . . ! 46
25 Vase, Wien, 808 j j jjq
28 Teller, Sevres, 18. Jahrh .!!!!!' 140