Nr. 14
INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
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barer Krankheit verfallen, das letzte Werk ihres Gatten und
die seinem Andenken gewidmete Schrift, Ein feierlicher Dank
brief Goethes endet den Briefwechsel.
BIBLIOPHILIE.
(Gesamtkatalog deutscher Bibliotheken.) Der auf dem
vorjährigen Bibliothekstag in Lübeck in Aussicht genom
mene Katalog der Gesamtlbestände der deutschen Bibliotheken
von der Frühdruckzeit (bis zur Gegenwart wird voraussichtlich
einen Hauptgegenstand der Erörterungen des bevorstehenden
Bibliotheikstages in Erlangen bilden. Vom ersten Teil des Kata-
logeis, der die Bestände der preußischen Bibliotheken umfaßt,
ist der erste Band bereits in Druck gegeben. E® besteht die
Absicht, den Ergänzungsteil, der die Bestände der süd
deutschen und österreichischen Bibliotheken
nachweisen will, ebenfalls in Angriff zu nehmen. <Die Aufgabe
der großen Bibliotheken in Berlin, Leipzig, München und Wien
wird es sein, die Verzeichnung auch dieser Bestände nunmehr
in die Wege zu leiten und finanziell sicherzustellen. Außerdem
ist eine laufende Fortsetzung des Gesamtkataloges angeregt
worden. Für diese hat man die Verwendung der Halbjahrs
und Fünfjahrskataloge der deutschen Buchhändler, die das ge
samte Schrifttum bereits verzeichnen, vorgeschlagen, ein Weg,
der jedenfalls den Vorzug der Einfachheit und Billigkeit hat.
Die Einfügung der Vermerke, in welchen Bibliotheken die ein
zelnen Werke vorhanden sind, dürfte keine Schwierigkeiten
bereiten.
(Josef Jarnos Theaterbibliothek.) Die 'Nationalbibliothek
in Wien übernahm dieser Tage für ihre Theatersammlung die
Bibliothek Josef Jarnos, die dieser ihr zum Geschenk ge
macht hatte. Es handelt sich um Theaterbücher und Rollen,
aber auch um Zettelbände, Besetzuugs- und Regietageblieber,
die eine ülber 40 jährige reiche Tätigkeit des verdienstvollen
Mannes charakterisieren. Die Bestände, die schon auf Josef
Wild, den Vorgänger Jarnos in der Direktion des Josefstädter
Theaters, zurückgehen, sind insbesondere durch eine wenn
auch nicht lückenfreie Zusammenstellung der Theaterzettel be
zeichnet, die es erlaubt, den Spielplan des Josefstädter Thea
ters durch diese ganze Zeit zu überblicken. Eine wertvolle
Bildersammlung ergänzt den Bestand. Die höchst wertvolle
Bibliothek, die für das Studium der Literatur und des Theaters
in Wien, und zwar an allen Bühnen, die Jarno geleitet hat,
von unschätzbarer Bedeutung ist, wurde in der Nationalbiblio
thek (Theatersammlung) im Zusammenhang mit dem dort be
reits vorhandenen Archiv des Josefstädter Theaters aufgestellt,
während die aibgetrennten Musikalien in der Musiksammlung
des Institutes Aufnahme fanden.
(Keine weiteren Verkäufe aus der St. Galler Stiftsbiblio-
thek.) Die „Neue Züricher Zeitung“ schreibt“; Gegenüber
einem Gerücht, es sei der Verkauf weiterer kostbarer Stücke
aus der St. Galler Stiftsbibliothek beabsichtigt, wobei sogar die
Nibelungenhandschrift erwähnt wird, wird von autoritativer
Seite erklärt, daß diese Angaben auf einem völligen Irr
tum beruhen.
BILDER.
(Ein Van Dyck gestohlen.) Aus Frankfurt a, M. wird
uns gemeldet: Einbrecher sind in die Villa des Generaldirek
tors Dr. Caspar in Sindlingen eingebrochen und haben ein
Gemälde von Van Dyck im Werte von 200.000 Mark und
einen Antonis Palamadesz im Werte von 40.000 Mark
geraubt.
Der Van Dyck ist ein Christusgang zum Kreuz in der
Größe ,32 zu 45 Zentimeter, während der Palamadesz eine
musizierende Gesellschaft, Größe 58 zu 74 Zentimeter, dar-
stdllt. Von den Tätern fehlt jede Spur, Bereits am 3. Jänner
war in der Villa ein großer Einbruch unternommen worden,
bei dem den Tätern Gemälde im Werte von 60.000 Mark in
die Hände fielen. Die Versicherungsgesellschaft und der Ge
schädigte haben für die Aufbringung der Bilder eine Beloh
nung von 4 8.0 0 0 Mark ausgesetzt. Die Polizei hat durch
Funkspruch eine Beschreibung der Bilder verbreitet, um die
Kunsthändler zu warnen.
(Wiederherstellung der Sixtinischen Madonna.) Ueber die
zur Erhaltung v,on Raffaels „Sixtinischer Madonna“ in der
Dresdner Galerie getroffenen Maßnahmen erstattet, um Legen-
denibildungen vorzulbeugen, Direktor Dr. Posse im „Pan
theon“ genauen Bericht, Danach ist das berühmte Werk so
vortrefflich erhalten, wie es ein über 400 Jahre altes Gemälde
auf Leinwand überhaupt sein kann, 1826, über 70 Jahre nach
der Ankunft des Bildes in Dresden, hat der italienische Restau
rator Palmar oli die Originalleinwand durch eine mit Klei
ster auf 'der Rückseite aufgezogene neue Leinwand unterfüt
tert und einige kleine Farbalbbl'ätterungen sowie geringe Schä
den durch sorgfältige Punktierung mit dem Pinsel beseitigt,
1856 wurde, da das Bild wieder vollkommen ausgetrocknet
war, eine Durchtränikung der Leinwand mit Koipaivabalsam,
1885 nochmals eine Regenerierung des Firnis nach dem Petten-
koferschen Verfahren nötig. Die neuesten, von Prof. Krause
in Dresden und dem Münchener Restaurator Prof. K i n k e 1 i n
vorgenommenen Arbeiten haben sich darauf erstreckt, die in
folge der Austrocknung der Farbe gelockerten Stellen zu be
festigen und der Farlbmaterie wieder Geschmeidigkeit zu
geben, indem man sie mit Wachs und Harz behandelte; dazu
mußte man die Leinwand Paltnacoli® und die Kleisterschichte,
mit der sie befestigt war, da sie sich nicht als genügend durch
lässig erwies, entfernen und eine neue Leinwand mit der im
übrigen tadellos erhaltenen Originalleinwand verbinden. Zum
Schlüsse ist die Bildseite regeneriert worden, da der Firnis
getrübt und die Malerei wie von einem feinen, grauen Schleier
bedeckt war. Die Farbschichte von Raffaels Gemälde ist also
bis heute unberührt geblieben; nun erscheint es wieder in
einer seit vielen Jahrzehnten nicht gekannten Klarheit.
(Ein Rembrandt-Fund.) Ein Bildnis von Rembrandtg
Schwester Elisabeth, die ihn im Jahre 1631 nach Amsterdam
begleitete und ihn bi® zu seiner Heirat betreute, wird jetzt
von dem Altmeister der Remibrandt-Forschung, Dr. Abraham
Bredius, in „Oud Holland“ veröffentlicht. Es ist um 1632
entstanden und aus Portugal in die Sammlung des Barons
Thomitz in Paris gekommen. Das Mädchen erscheint nackt,
wie sie sich dem Beschauer zulkehrt — sie ist bis zur Brust
sichtbar. Das Bild ist ein Bruststück. Denn nach Angabe des
jetzigen Besitzers, der noch die vollständige Leinwand gesehen
hat, war sie so jbescliadigt, daß keine Wiederherstellung mög
lich erschien, und so hat man den Rest vernichtet, bis eben
auf den Kopf der jungen Frau. Sie war als Bathseba darge
stellt, wie Rembrandt dieses biblische Thema später mehrfach
benutzt hat, wenn er ein Modell für einen nackten weiblichen
Körper hatte, und diesmal wählte er dieselbe Haltung wie in
dem Bilde der früheren Haager Sammlung Stengracht aus dem
Jahre 1643, mit der Dienerin zu Füßen, die der Frau die Nägel
schneidet. Die Komposition entstand also früher als jene, die
aus der Sammlung Alt mann ins New Yorker Metropolitan-
Museum gekommen ist. Rembrandt hat seine Schwester mehr
fach bildnismäßig gemalt — ein solches Aktbild von ihr war
bisher nicht bekannt. Nach Bredius ist der Kopf nicht ganz
intakt.
(Diebstahl eines altdeutschen Bildes in Köln.) Der Polizei
präsident in Köln macht auf den Diebstahl eines Porträts
aufmerksam, das einen Nürnberger Patrizier 'darstellt, 1530
datiert und G. P. (Georg P e n c z ?) mit gelber Farbe auf
grünem Hintergrund monogram,mieTt ist. Es ist das Hüftibild
eines vollbärtigen Mannes in pelzbesetzem, dunklen Gewand
und dunkler, barettartiger Kopfbedeckung. Eine Hand umfaßt
den Knauf des Degens. An der Hand befindet sich ein roter
Siegelring, dessen Wappen im Germanischen Museum Nürn
berg bestimmt werden konnte. Das Bild ist 80 cm hoch, 60 cm
[breit und wird auf 8000 Mark geschätzt.
HANDSCHRIFTEN.
(Eine Livius-Handschrift um 1400.) Die Firma G i 1 -
hofer & Ranschburg in Wien erstand bei einer Auk
tion bei Sothe'by in London eine französische Ueber-
setzung von Livius, Tres cades aus der Zeit um 1400 um
4400 Pfund. Die Handschrift, die aus dem Besitz des Bastard
de Bourgogne stammt, umfaßt 510 Blätter, die mit zahlreichen,
in Gold und Farbe gehaltenen Miniaturen geschmückt ist.
PHILATELIE.
(Internationale Postwertzeichenausstellung in Wien.) Wie
wir erfahren, wird in Wien eine große internationale Post
wertzeichen-Ausstellung Wien 1933, kurz Wipa 1 9 3 3 ge
nannt, vorbereitet. Sie wird vom Verband österreichischer
Philatelistenvereine veranstaltet und die einzige für das Jahr
1933 von der Federation Internationale de Philatelie geneh
migte internationale Ausstellung sein, Vorsitzender des Ar
beitsausschusses ist Ludwig Hess ha im er, Leiter der Ge
samtorganisation Ingenieur Edwin Müller, Die Ausstellung
wird vom 24. Juni bis 9. Juli 1933 stattfinden. Das Unterneh
men erfreut sich der Unterstützung der Behörden, sowie aller
maßgebenden Kreise. Geschäftsstelle der Wipa 1933; Wien,
I., Wällnerstraße 6 a.
(Bildpostkarten als Werbemittel.) Nach dem Muster
Oesterreichs bringt die deutsche Reichspost demnächst Bild-
Postkarten mit aufgedruckter Marke heraus. Die Karten
zeigen auf der linken Hälfte der Adressenseite in Höhe von
zweieinhalb Zentimetern Bilder, die eine Werbung für den
Fremdenverkehr darstellen. Die bisher fertiggestellten Karten