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INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG
Nr. 17
Unter den T e x t i 1 i e n waren die Brokate be
gehrt, den höchsten Preis machte aber ein siziliani-
scher Chormantel mit Stickereien des 16. Jahrhun
derts (Nr, 368), mit Fr. 5200.—. Von den Teppi
chen, die zu mittleren Preisen Abnehmer fanden,
heben wir hervor: Nr. 471, Yamouth-Bocchara, Fr.
750.—; Nr. 472, Samarkand-Chinese, Fr. 800.—;
Nr. 474, Tauris, Fr, 1500.—; Nr. 476, Turkmene,
Fr. 810.—; Nr. 1242, alter Chorassan, Fr. 890.—.
Aus der Silberkollektion erreichten die
zahlreichen deutschen Plumpen und Platten des 17.
und 18. Jahrhunderts weniger nennenswerte Preise
als die schweizerischen, französischen und engli
schen Arbeiten, von denen wir hervorheben: Nr, 549,
Zürcher Staufbecher, Fr. 310.—; Nr. 552, Basler Kin
derbecher, den das Basler historische Museum zu
Fr. 440.— erwarb, und Nr. 553, die Taufkanne, von
Ulrich Fechter, von einem Basler Sammler um Fr.
1560.— erworben; Nr. 556 und 557, zwei Basler Kan
nen, erreichten zusammen Fr. 450.—; Nr. 568, sil
bervergoldete Weinkühler, englische Arbeit, er
reichten für das Paar je Fr, 2900,— und bleiben in
der Schweiz, wie auch Nr. 569 und 570, die vergol
deten französischen Silberkannen, die zu Fr. 470.—
und 410.— sehr günstig erworben wurden. Das drei
teilige englische Teeservice, Nr. 573, wurde mit Fr.
1200.— bezahlt. Nr. 587, ein silbernes Schreibzeug,
mit Fr. 460.—.
Die Golddosen fanden überraschenderweise we
niger Nachfrage; Nr. 597 erzielte Fr. 680.—; Nr. 599
p r . 700.—; Nr. 601, Dose mit Uhr, Fr. 800.—. Von
den Gläsern wurden gut bezahlt Nr. 658, St. Gal-
ler Zunft-Pokal, mit Fr, 880.—; Nr. 659, Kavalier,
mit Fr. 750.—; Nr. 660, Scherzglas, mit Fr, 600.—.
Die Kollektion von 700 Fingerringen fand
raschen Absatz zu Preisen, welche die günstigen
Schätzungen oft ums Doppelte und Dreifache über
trafen.
Aus dem Nachtrag des Kataloges erwähnen wir
schließlich noch Nr. 1216, ein kostbar gerahmtes
Portrait von W y r s c h, Fr, 850.—, und Nr. 1222,
das Pastell von Stuck, Fr. 1100.—. Nr, 1110, eine
Figurenstudie von Feuerbach, wurde mit Fr.
] 150.— zugeschlagen. Nr. 1111, eine große Land
schaft von Otto G a m p e r t, mit Fr. 870.—. Nr.
1116, ein Seestück von Max S 1 e v o g t, Fr. 780.—.
Die nächsten Auktionen der Galerie Fischer
finden, wie die »Internationale Sammlerzeitung«
schon gemeldet hat, am 1. und 5. September statt:
Die vom 1. September bringt die Berliner Sammlung
Heß, die aus Gemälden alter und neuer Meister,
wie aus bedeutenden Plastiken besteht, jene vom
5. September den ersten Teil der Sammlung Alfred
R ü t s c h i, die kunstgeschichtlich bekannte Stücke
aus ersten Sammlungen: Reliquienkasten, Pyxiden,
Kupferschmelzplatten, Reliquiare, Monstranzen, Co-
dices-Einbände des 11. und 12. Jahrhunderts, den
berühmten burgundischen Affenbecher aus dem
15. Jahrhundert, sowie Champleve und Goldschmied
arbeiten des Mittelalters und der Renaissance
enthält.
Cine Wagner-JCorrespondenz.
Wir haben berichtet, daß die Zentral-
b i b 1 i o t h e k in Zürich eine Sammlung: unver
öffentlichter Wagner-Briefe erworben bat.
Wie uns nun das Antiquariat Liepmannssohn
in Berlin mitteilt, hat die Bibliothek die Samm
lung in der letzten Versteigerung dieser Firma im
Mai d, J. erstanden.
Es handelt sich um 24 Briefe Richard Wagners
mit Unterschrift aus den Jahren 1852 bis 1855, 1858,
1860, 1870 und 1875, zusammen zirka 60 Seiten in
verschiedenen Formaten, die sämtlich an den Ka
pellmeister Gustav Schmidt in Frankfurt a. M.,
beziehungsweise Leipzig gerichtet sind und sich vor
zugsweise auf die Aufführung der Werke Wagners
beziehen. Im ersten Drittel der Briefe (etwa bis
Nr. 8) steht der „Tannhäuser“ im Vordergrund, hier
auf Lobengrin; sodann wird auf den „Fliegenden
Holländer“ und 1 mehrfach sogar bis auf „Rienzi“
zurüökgegriffen. Weiterhin ergeben sich mancherlei
Ausblicke auf Wagners neue Schöpfungen „Tristan“,
„Rheingold“ und „Meistersinger“,
Die Briefe gestatten vielfach einen tiefen Ein
blick in Wagners Auffassung betreffend der Insze
nierung seiner Werke, geben Aufschluß über Hono
rar- und sonstige Geld- und Lebensnöte (Züricher
Verbannung!), lassen überhaupt ersehen, mit wel
chen Schwierigkeiten Wagner bei der Ver
breitung seiner Werke zu kämpfen hatte und wie
er sie — nicht ohne treue Mithilfe seiner Anhänger
— zu überwinden wußte.
Im 1. Brief (8. 3. 52): gibt Wagner genaue An
weisungen für die Aufführung der Tannhäuserouver-
türe, besonders im Hinblick auf die Instrumentierung;
dabei ein N o t e n b e i s p i e 1.
Im 2. Brief (16. 5. 52): heißt es bezüglich des
Frankfurter Honorars für die T annhäuser-
Auifführung: „da all mein Vermögen und greifbares
Verdienst dem sächsischen Staatsfisikus (von H o c h-
verrats wegen) verfallen ist; deshalb muß ich
sogar darauf bestehen, daß mir das Honorar so
gleich . . . zugesandt werde.“
3. (15. 7. 52): Die Scenerie für den Frank
furter Tannhäuser verlangt er nach Dresdener
Muster, wofür er genaue Anweisungen gibt.
6, (13, 1. 53): Wagner wünscht der nahe bevor
stehenden Frankfurter Tannhäuser - Aufführung per
sönlich beizuwohnen: „Soll ich zu Euch kommen“
so brauche man ihm „nur vom Bundestage . . .
freies Geleit auszuwirken, dann käme ich
auch ohne Reiseentschädigung und freie Station!“
7. (28. 1. 53): Nach der stattgehabten Frank
furter Aufführung des Tannhäuser gibt Wagner
außerordentlich aufschlußreiche Darlegungen über
den ab geänderten Schluß des Tann
hauser, von dem bekanntlich drei Fassungen
bestehen,
11. (3, 6. 54): „Nochmals tausend Dank für den
Lohengrin, auf den Frankfurt ja völlig stolz zu
sein scheint . . . Ich arbeite. Das Rheingold ist
ganz fertig. Bald gehts an die Walküre.“
12. (28. 7. 54): Interessante Anweisungen be
treffend Inscenierung der „Spuk-Scene“ des
„Fliegenden Holländers“.
13. (21. Aug. 1854): Betreffs der Kämpfe um
die Berliner Tannhäuser-Premiere schreibt Wagner:
„Meyer beer hat mir durch seinen un
geheuren Einfluß i n B e r 1 i n . . . bereits
unglaublich geschadet. , . . Ich zog die
Partitur zurück und übergab die Sache . . Liszt,
Keiner hat, wie er. mir bewiesen welche Energie und
Ausdauer er besitze.“ Es folgen erbitterte Aeuße-
rungen („Lassen Sie dieses — Comödiantenpack
aus!“) über das Versagen seiner Nichte Johanna
Wagner. (Auch Liszt vermochte hierin nichts,