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INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG 
Nr. 19 
Werkstatt herrühren, ist noch nicht festgestellt; aber man 
hält es für sehr wahrscheinlich, 
Ueber den Bilderschwindel in Berlin wird uns von 
dort gemeldet: Die Kriminalpolizei hat eine Anzeige erhalten, 
die allem Anschein nach zur Aufdeckung eines großen Bilder 
schwindels führen wird, der sich über das ganze Reich 
erstreckt. 
Verwickelt sind in die Angelegenheit Berliner Kunst 
händler und ein in Berlin wohnender Maler, Dem Berliner 
Chirurgen Professor Friedrich B, bot ein unbekannter Mann 
drei Kaulbach-W erke an. Die drei »Originale« sollten 
nur 1500 Mark kosten. Professor B, lehnte das Angebot ab, 
teilte aber bekannten Kunstsachverständigen das billige An 
gebot Kaulbachscher Originale mit. Da diesen schwerwiegende 
Bedenken hinsichtlich der Echtheit der angebotenen Bilder 
aufstiegen, machten sie die Anzeige bei der Kriminalpolizei. 
Auf diese Weise kam man einer Bilderschwindelorganisation 
auf die Spur, 
Sämtliche mit Kaulbach signierten Werke stammen aus 
einer «-Kunsthandlung des Berliner Westens, die durch zahl 
reiche Vertreter das Reich bereisen läßt. Die Bilder sollen 
von einem gegenwärtig lebenden Maler namens Anton Kaul 
bach hergestellt worden sein. 
Spanien und die Philatelie 
Von Z. de Torre Bueno (Madrid), 
In der neueren Geschichte hat wohl kaum ein 
anderes Land ein derartig wechselvolles Schicksal 
zu verzeichnen wie gerade S p a n i e n. Könige, 
Regenten und Präsidenten — ganz abgesehen von 
den vielen Thronprätendenten — gelangen vorüber 
gehend zur Macht und zur Beherrschung des Lan 
des, kein Regierender ist seines Lebens sicher, jeder 
muß seinen Thron mit Waffengewalt und auch mit 
Intrigen zu behaupten suchen ,,, 
Von Glück und Unglück des spanischen Reiches 
in den letzten achtzig Jahren erzählt dem Philateli 
sten das Briefmarken-Album in ausführlicher Weise: 
1850 erscheinen die ersten spanischen Brief 
marken in der klassisch schönen Ausführung mit dem 
Bildnis der Königin I s ab ei l a II., die nicht nur mit 
vielen inneren Unruhen zu kämpfen hatte, sondern, 
auch mit den. von Frankreich aus eindringenden Kar- 
listen, deren Thronansprüche vor allem von den 
Provinzen des Nordens unterstützt wurden. Ein ge 
treues Bild der Zustände im Lande geben die Brief 
marken, Alljährlich neue Ausgaben, um den Fäl 
schern das Handwerk zu legen, die sich kein Ge 
wissen daraus machen, durch falsche Marken den 
Postfiskus zu schädigen. Diese postalischen Fäl 
schungen gibt es von fast allen Werten der ersten 
Ausgaben und sind von den Sammlern als wertvolle 
Belege der Postgeschichte sehr gesucht. Mit den 
Fälschungen, die zum Teil sehr teuer sind, werden 
von, weniger erfahrenen Sammlern vielfach die in 
jedem Jahr übriggebliebenen Restbestands-Marken 
verwechselt, die seitens der Postverwaltung durch 
U eberdrucken mit mehr oder weniger d i k - 
k e n Strichen unbrauchbar gemacht wurden. 
Derartig gekennzeichnete Marken, die dann bei 
irgendeiner Revolution auf den Markt kamen, sind 
heute noch sehr billig zu haben, während echt ge 
brauchte alte Spanien — mit nur wenig Ausnahmen 
— sehr selten sind und ganz große Raritäten unter 
sich zählen. Viele bekannte Sammler beschäftigen 
sich vorzugsweise mit der Erforschung dieses hoch 
interessanten Gebietes, so auch der Besitzer der 
teuersten Marke der Welt, Mr. Arthur Hiind, des 
sen groß ausgebaute Spezialsammlung die größten 
Seltenheiten und auch die sehr teuren Fehldrucke 
von Spanien enthält, 
Isabella, deren intrigenreiche Regierung und 
Günstlingswirtschaft zu dem Aufstand unter Prim 
— zeitweise ihr bevorzugter Favorit — führte, mußte 
1868 nach Frankreich flüchten. Es folgt dann die 
Regentschaft unter Marschall Serrano, der be 
kanntlich in Europa auf die Königssuche ging. Die 
Briefmarken erhielten 1868 einen Ueberdruck 
„Habilitado por la Nacion“, dessen verschiedene 
Typen von den Spezialisten mit Eifer gesammelt 
werden. 1870 erschien dann eine endgültige Aus 
gabe mit dem Kopfe der Hispania, Im gleichen Jahr 
fand man auch in Herzog Amadeus von A o r t o 
einen neuen König, dessen Herrlichkeit, wie uns die 
Briefmarken zeigen, nur kurze Zeit dauerte, Ama 
deus hatte nicht nur mit den Kariisten, die unter 
Karl VII, ihre Zeit wieder gekommen sahen und sich 
einige Jahre im Norden siegreich behaupten konn 
ten, zu kämpfen, er mußte sich auch mit mannig 
fachen inneren Unruhen herumschlagen, zu deren 
Bewältigung er nicht der rechte Mann war: er dankte 
am 11. Februar 1873 ab, worauf der Diktator Ca 
st elar das Ruder der Regierung ergriff, aber 
schnell wieder von Marschall Serrano verdrängt 
wurde, der damit zum zweitenmal die Geschicke 
des spanischen Landes zu leiten versuchte. Die 
Marken der zwei Jahre währenden Republik zeigen 
1873 eine allegorische Zeichnung, diie sitzende Hi 
spania, und 1874 eine Darstellung der Justitia, Die 
neue Republik konnte sich zuerst auf das Heer 
stützen, das aber bald nach einem: König verlangte, 
Somit rief der General Campos am 29, Dezember 
1874 den Sohn Isabella®, Alfons XII,, zum König 
aus. Alfons (1875—1886) war im Anfänge seiner 
Regierung durch die Niederwerfung der Kariisten, 
die in den besetzten baskischen Provinzen einen 
eigenen Postdienst und besondere Briefmarken mit 
dem Kopf Karls VII. eingerichtet hatten, vom Glück 
begünstigt. Dreizehn Jahre lang, noch drei Jahre 
über seinen Tod hinaus, tragen die Briefmarken sein 
Bildnis. Für seinen nachgeborenen Sohn, Alfons 
XIII,, führte zuerst seine Mutter, die österreichische 
Erzherzogin Maria C h r i s t i n a, die Regent 
schaft. Auf den Briefmarken finden wir bis zum 
Jahre 1902 Alfons als Kind, wo wir den zum König 
ausgerufenen Sechzehnjährigen in Uniform antreffen. 
Es folgen dann im Laufe der Jahre noch verschie 
dene Ausgaben, alle mit dem Königskopf in ver 
schiedener Ausführung, Anläßlich des 25-jährigen 
Regierungsjubiläums 1927 gab Spanien eine Reihe 
von insgesamt 53 Werten heraus, nachdem schon im 
Vorjahre eine Rote-Kreuz-Ausgabe von 29 Marken 
erschienen war, die zum Regierungsjubiläum über 
druckt wurde. Damit waren die berüchtigten spani 
schen Gelegenheitsausgaben eingeleitet, die mit einer 
Unzahl von Werten keinerlei postalischem Bedürf 
nis entsprechen, sondern lediglich auf die Taschen 
der Sammler zugeschnilten sind. Am bekanntesten 
davon wurden die hohen Werte der Goya-Aus 
gabe mit der Wiedergabe des Gemäldes der nack 
ten Maja, die in Amerika einen Sturm der Entrü 
stung hervorrief, 
Spanien war bis dahin in seinen Markenaus 
gaben sehr zurückhaltend, lediglich die Cervan 
tes-Gedenkausgabe von 1905 brachte darin 
eine Ausnahme, Diese Marken mit ihren ansprechen-
	        
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