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INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
Nr. 19
Als Kaufpreis für den Raffael wird 8 0 0.000 Dollar
genannt.. Ein Angebot von 500.000 Dollar, das Sir Joseph
D u v e e n vor etwa einem halben Jahre machte, hatte Czar-
toryski abgelehnt. Ein Raffael befand sich auch im Besitze
des Ritter von Cienski in Okno bei Horodenka in Polen,
doch wissen wir nicht, ob er noch dort ist.
(Frans Hals für Amerika.) Ein Herrenbildnis von Frans
Hals ist jetzt auf dem Wege über den Berliner Kunsthandel
aus Warschau in das Museum von Kansas City gekommen.
Ein Preis von 125.000 Dollar wird dafür genannt. Das Bildnis,
das bisher in Privatsammlungen verborgen war, soll unter den
Einzelbildnissen des Hals nur noch dem berühmten Heythuysen-
Porträt in der Wiener Liechtenstein-Galerie vergleichbar sein.
(Bie Gemäldesammlung Grönvolds.) Die von dem ver
storbenen skandinavischen Maler Bernt Grönvold ange
legte Gemäldesammlung, von der schon auf der Berliner Jahr
hundert-Ausstellung Teile gezeigt wurden und die dann der
Berliner Nationalgalerie, später der Hamburger Kumsthalle als
Leihgabe überlassen war, wird im Oktober in der Münch
ner Ludwigsgalerie ausgestellt. Die Sammlung ent
hält zahlreiche Werke der deutschen Romantiker, darunter
die 34 bedeutendsten Bilder Friedrich Wasmanns sowie Schöp
fungen von Martin und Franz von Rohden und von Hans
Beckmann.
(Aufdeckung von Wandmalereien in Goslar.) Bei Er-
neuerungsairbeiten in der Jakobikirche in Goslar, wurden
Wandmalereien aulfgedecikt. Bis jetzt hat man vornehmlich
4 Heiligen,figuren festgestellt, die angeblich Ende des 13. Jahr
hunderts entstanden sein sollen.
(Wiederkehr der von Frick verbannten Bilder?) Aus
Weimar wird gemeldet: Da® Volkabi ld u n gsm in is t erium gab
auf eine Anfrage der Volkspartei die Erklärung afj, daß die
von Frick vor einigen Monaten aus dem weimarisc'ben
Schloßmuseum entfernten Werke moderner Künstler, die seit
dem magaziniert sind, wieder einen würdigen Platz im Museum
finden sollen. An dem Vorgeben Fricks übte die Volkspartei
im thüringischen Landtag scharfe Kritik, die ohne Wider
spruch hingenommen wunde.
HANDSCHRIFTEN.
(Eine Viktcr-Hugo-Handschrift gestohlen.) Im Viktor-
Hugo-Museum in. Paris ist eine Handschrift des Dichters ge
stohlen worden, die starkes Aktualitätsinteresse besitzt. Auf
dem Blatt, das unter einer Glasplatte im Sterbezimmer Viktor
Hugos lag, steht von dem Dichter niedergeschrieben: »Ich ver
trete eine Partei, die noch nicht existiert, die Partei der Re
volution und Zivilisation. Diese Partei wird das zwanzigste
Jahrhundert schaffen. Dre vereinigten Staaten von Europa und
der Friede der Welt werden durch sie erreicht werden.« Diese
Prophezeiung stammt aus der Zeit des Krieges, vom Jahre 1870,
(Urkunden Riemenschneiders,) Die eigenhändigen Ur
kunden Tilman Riemens chneiders zu seinem Mün-
nerstädter Magdalenenaltar sind in München entdeckt worden,
wohin sie der Hauptkonservator am bayrischen Landesamt für
Denkmalpflege, Dr. Gröber, geflüchtet hatte, weil sie in
Münnerstadt in einer Zigarrenkiste aufbewahrt waren. Die
Münnerstädter haben nun zum gegenwärtigen Riemenschneider-
Jahr eine kleine Ausstellung eingerichtet, die neben einer
umfassenden Sammlung von Photographien der Werke des
großen Bildhauers, namentlich in Detailaufnahmen, auch die
Urkunden der Oeffentlichkeit zugänglich macht. Diese .werden
in Zukunft wieder in Münnerstadt aufbewahrt werden.
NUMISMATIK
(Sammlung Bernhard Heilbrunn f, Gotha.) Robert Balls
Nachf. in Berlin versteigert am 5. Oktober die Sammlung
Bernhard Heilbrunn f (Gotha), die Münzen von Sachsen,
Goldmünzen und Raritäten umfaßt. Ein Rarissimum ist der
Sachsen-Saalfeldsche Konventiöns-Taler von 1765 von Oexlein.
Da im Armabschnitt der Name des Stempelschneidens zu lesen
war, ließ der Herzog mit diesem Stempel nicht prägen. Es
existiert nur noch ein zweites Exemplar, das sich im Münz
kabinett in Gotha befindet. In der Abteilung »Altfürsten« sind
Aluminiumscheine zu 500, 100, 50 und 20 Mark vom 10, Ok
tober 1922 verzeichnet. Diese Aluminiumscheine gehören zu den
interessantesten Scheinen der Inflationszeit und sind neben den
Aluminiummünzen, die von 1917—1923 geprägt wurden (1917
Pfennig, dann 50 Pf., Verfassungstaler, Dreimarkstücke, 200 und
500 Mark) die wenigen Zahlungsmittel, die in Deutschland
aus diesem für Münzen wenig geschätztem Metall hergestellt
wurden. Ein offizielles Zahlungsmittel von größter Seltenheit
aus dieser Zeit ist ein 1 0 0.0 0 0 - M ä r k s t ü c k auf dünnem,
doppelseitig beprägtem goldenen Plättchen in einer
Schutzhülle aus Zelluloid (60 : 44 mm). Die rapide Entwertung
der deutschen Mark, die im Mai 1923 einsetzte, verhinderte
die in größerem Umfange geplante Herstellung des 100.000-
Markstückes, von denen nun das Probestück als erstes
Exemplar in den Handel kommt.
VERSCHIEDENES.
(Adolf Andres f.) Der bekannte Entomologe Adolf
Andres ist im Alter von 57 Jahren gestorben. Er machte
sich um die Einführung der gasförmigen Schädlingsbekämpfung
in Deutschland verdient. Das Frankfurter iSenckenbergische
Museum hatte von Andres eine hochinteressante Insekten
sammlung übernommen. Sein letztes, fast erreichtes Ziel war
die Anlage einer lückenlosen Sammlung ägyptischer Koleopte-
ren, Zuletzt leitete er die Bibliothek des Landwirtschaftsmini
steriums in Kairo.
(Ein alter Kupferstecher.) In München verschied im
72. Lebensjahr der Kupferstecher und Radierer Josef Neu
mann. Mit ihm geht wohl der letzte Meister der alten Kunst
der Kupferstecherei dahin. ALs Schüler des Altmeisters Raab
kam er schon jung nach München, wo er sich dauernd nieder
ließ. Auf bedeutenden Ausstellungen erwarb er sich große
Auszeichnungen. Die edle Technik des Kupferstiches ist durch
die modernen Verfahren der Wiedergabe, vor allem durch die
Graveure, verdrängt worden und unsere Zeit kann kaum noch
die Feinheit des Stiches, die vielseitigen Möglichkeiten und
Mittel der Ausführung begreifen.
(Gerhard Tondeur.) In Leipzig ist am 16, September
G'erhard Tondeur an den Folgen einer Blinddarmentzündung
gestorben. Tondeur gehörte ,zu ,den Antiquaren, die bibliogra
phisch exakt bearbeitete Kataloge als beste Visitenkarte des
Antiquars betrachten. Nach seiner Trennung von der Firma
Tondeur & Säuberlich, die er 1919 mitgegründet hatte, spe
zialisierte er sich auf Nationalökonomie und Landwirtschaft,
Er veröfffenit lichte eine .größere Anzahl Antiquariatskata-
loge auf seinen Spezialgebieten, die sich durch sorgfältigste
Bearbeitung .auszeichneten und als Bibliographien ersten Ran
ges von den wissenschaftlichen Bibliotheken benutzt werden.
(Das Trinkglas der heiligen Elisabeth.) Die nach erfolgter
Renovierung der Veste Coburg neu zur Aufstellung gekomme
nen reichen Sammlungen der Coburger .Herzoge enthalten als
besondere Kostbarkeit ein Trinkglas der im Jahre 1231 ver
storbenen heiligen Elisabeth. Es handelt sich um ein
rauchfarbenes Glasgeiäß (ein sogenanntes »Hedwigsglas«), das
einem gewöhnlichen, dickwandigen Wasserglas ähnlich sieht.
Es ist jedoch mit ornamentalem Schmuck versehen und hat
einen gezackten Fuß. Die Identität de® Glases ist von dem
Direktor des Berliner Kunstgewerbemuseums, Rob. Schmidt,
einwandfrei festgestellt worden. Das Glas stammt aus Aegyp
ten und ist wahrscheinlich der thüringischen Landgräfin von
ihrem Gemahl nach seiner Rückkehr von seinem Kreuzzug
geschenkt worden. Später kam es in den. Besitz Kurfürst
Friedrichs des Weisen, nach Wittenberg, der es Luther
überließ. Als Luther dann 1529 während des Augsburger Reichs
tages auf der Veste Coburg weilte, ließ er bei der Abreise
das kostbare Glas aus Dankbarkeit in der Burg,
(Todesfall.) In Würz bürg ist der Mitinhaber der Anti
quitätenfirma S. Seligsbergers Wtwe-, Herr Simon Seli gs-
b e r .g e r gestorben.
(Eine ständige Werbegraphik-Ausstellung) wird am 1.
Oktober in den neuen Ausstellungsräumen des Bundes deut
scher Geibrauchsgraphilker in Berlin, am Kurlfürstendamm
153|, eröffnet. Die erste Ausstellung gibt einen Gesamtüber
blick über das Schaffen der Bundeismitglieder und der viel
seitigen Gebiete, die heute 'von den Werbegraphikern erfaßt
sind.
(Wieder einmal der Schatz der Königin von Saba.) Der
Afrikajäger Frank H a y t e r, der nach langer Abwesenheit
in London eingetroffen ist, hat die Behauptung, aufgestellt, daß.
er in Afrika im Herzen von Abessinien den berühmten Schatz
der Königin von Saba entdeckt habe. Der Schatz befindet
sich nach Hayter® Aussagen in einem unterirdischen Gewölbe
unterhalb eines Flußbettes. Hayter gibt an, daß er. dort Tau
sende und aber Tausende von Rubinen, Diamanten, und schwere
Massen von Goldbarren entdeckt habe. Als Beweis für die
Wahrhaftigkeit seiner Entdeckung hat er ungeschliffene Ru
binen und Proben, von Gold und Platin mitgebracht. Hayter
beabsichtigt eine, zweite Expedition in diese Gegend, um den
Schatz ganz heben zu können.