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INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG 
Nr. 3 
«er Schatzkammer vor allem die schönen, in Fünf-Farben- 
Malerei dekorierten Berlin-Potsdamer Fayencen und ein großes 
Kontingent blaubemalter Arbeiten in den verschiedensten 
Formen, die dann späterhin in der Zerbster Fabrik häufig 
nachgebildet worden sind. Auch dieser Manufaktur galt Zim 
mermanns spezielles Interesse, Seine schönen süddeutschen 
Stücke, insbesondere die Ansbacher Fayencen aus der mark 
gräflichen Fabrik, bildeten besondere Anziehungspunkte der 
großen Keramik-Ausstellung, die im Jahre 1928 im 
Ansbacher -Schloß stattfand — In Wien ist am 23. Jänner 
der Publizist Alois Konstein im Alter von 68 Jahren ge 
storben. Konstein, der beruflich an den Kunstauktionen teil 
nahm, sammelte selbst Antiquitäten, insbesondere altes Wiener 
Porzellan. 
(Dr. Max Pirker.) In Spittal an -der Drau hat der Di 
rektor der Studienbibliothek in Klagenfurt, Dr. Max Pirker, 
in einem Anfalle von Geistesverwirrung seinem Leben ein 
Ende gemacht. Dr. Pirker, der in den Vierzigerjahren stand, 
hat sich, als Theaterhistoriker einen Namen gemacht. Sein 
Hauptwerk war -die Herausgabe »Teutscher Arien«, in der 
Hauptsache Schriften des Kurz Bernardon, des berühmten 
Wiener Volksdichters und Volkssängers des 18. Jahrhunderts. 
Die mehrbändige Publikation, die leider unvollendet geblieben 
ist, stellt ein Monumentalwerk aus der Kulturgeschichte des 
18, Jahrhunderts dar, das ülber die Fachkreise hinaus großes 
Aufsehen erregte, 
(Die Kunstschätze des Schlosses Werfen.) Zu dem Brand 
des Schlosses Werfen wird uns noch mitgeteilt: Unter den 
verbrannten Gegenständen ist der wertvollste ein Gobelin 
burgenländischer Provenienz aus der Zeit um 1500. Was die 
Bibliothek betrifft, enthielt sie keine besonders wert 
vollen Stücke. Die Waffensammlung ist, wie schon ge 
meldet, in Amerika versteigert worden. Erzherzog Eugen ver 
äußerte sie an den Amerikaner K e m e r 1 e y, der sie an die 
Anderson Galleries weiterverkaufte. Diese hat sie dann in 
mehreren Auktionen aufgelöst, wobei sie jedoch nicht gut 
abschnitt. Als Abfindung für die Ausfuhrerlaubnis erhielt das 
Bundesdenkmalamt eine Reihe von Objekten, von denen drei 
Hellebarden in das Kunsthistorische Museum in Wien kamen. 
Das Schloß Hellbrunn erhielt einen geschnitzten Einhorn-Zopf 
(Wappentier des Erzbischofs Johann -Ernst Thun), das städ 
tische Museum in Salzburg eine Oelspritze mit dem Wappen 
des Erzbischofs Ernst u. a. 
(Gestohlenes Glasgemälde.) Aus der Magdalenenkirche 
in Hadernitzen in Kärnten ist ein aus dem 12. Jahrhun 
dert stammendes Glasgemälde mit der Darstellung der 
heiligen Margareta gestohlen worden, das einen Teil der Fen 
ster des Presbyteriums bildete. Die Heilige, in grünlichblauem 
Gewand, trägt auf dem Koipfe ein rotes, gelbgemustertes Tuch 
und hält in der Linken ein kugelförmiges Oelgefäß, in der 
Rechten eine Räucherpfanne. Der Wert dieses Glasgemäldes, 
das von Dr, Kiesling er in seinem Werke abgeibildet und 
als eine der ältesten Arbeiten in Oesterreich besprochen ist, 
wird auf 30.000 Schilling geschätzt. 
(Eine interessante spätgotische Entdeckung.) In K o 1 i n 
stieß man bei der Demolierung eines alten Hauses auf der 
Nordseite des Platzes beim R ath aus auf ein einzig,artig es Bau 
denkmal aus dem Ende -des 15, Jahrhunderts. Auf Grund der 
Feststellungen des staatlichen Denkmalamtes handelt es sich 
um den einzigen bisher bekannten, spätgotischen Bau bürger 
lichen Charakters. Das Haus gehörte früher der Familie Pacht 
von Raja. Die Wölbung befand sich ursprünglich über einem 
großen Saale, wurde aber später durch verschiedene Um 
bauten, durch Einziehung niedriger Declkenikonstruiktionen 
verdeckt, Das Baudenkmal dürfte durch .Einbeziehung des 
selben in den Plan des Neubaues eines Bata-Hauses erhalten 
werden, 
(Mozarts letztes Klavier.) Erich Vogeler (Kopenhagen) 
erzählt in einem Feuilleton im »Berl. Tgbl.«, daß Mozarts 
letztes Klavier, auf dem er noch in den letzten Lebenstagen 
spielte, in einem bürgerlichen Heim in der Lavendelstraße in 
Kopenhagen steht. Es kam seinerzeit, als Mozarts Witwe, 
Konstanze, den dänischen Legationsisekretär Georg Nikolaus 
Nissen heiratete, dahin, wurde, als das Ehepaar Nissen Ko 
penhagen verließ, versteigert, kam dann ein paarmal von einer 
Hand in die andere, bis es wieder -zwischen blanken, gedunkel 
ten Mahagoni-Empiremöbeln in der Putzstube der Kopenhage- 
ner Bürgerwohnung seinen Platz fand. 
(Ausstellung von Speise- und Getränkekarten.) Im Buch 
gewerbesaal in Berlin ist zur Zeit eine recht interessante 
Ausstellung zu sehen. Der Nürnberger Buchgewerbe-saal hat 
Antiquites 
C. Hirsbrunner 
L u c e r n e 
4, Place du Lion 
Telephone 21.12 
eine ganze Sammlung von neuzeitlichen Speise- und Ge 
tränkekarten zur Verfügung gestellt. Karten aus frühe 
ren Jahren, besonders aus der »Jugendstil«~Zeit, zeigen deut 
lich die Entwicklung von Druck und Schrift, die Wandlung des 
Geschmacks in den letzten vierzig Jahren und das immer stär 
ker durchdringende Bedürfnis nach klarer Schlichtheit. Beson 
dere Beachtung verdienen die Weinkarten der deutschen Rats 
keller, so die aus Hamburg und Bremen, 
(Eine ägyptische Granitstatue und ihre Konfiskation,) Aus 
Kairo wird -gemeldet: Der Omdeh von Karnak fand eines 
Tages im Sand vergraben eine meterhohe Granitfigur, Er grub 
-sie aus und wurde dabei erwischt, als er -sie dem Direktor 
des New Yorker Metropolitan-Museums verkaufen wollte. Die 
nähere Untersuchung ergalb, daß es sich um die vollkommen 
erhaltene Granitstatue des Amon Getta, Justizverwalters 
unter Thutmosis III. (ungefähr 1900 vor Christi) der XVIII. Dy 
nastie handelt. Die Statue wurde von der ägyptischen Alter 
tümerverwaltung auf 60.000 Mark geschätzt. Der Omdeh aber 
ist wegen Fundverheimlichung angeklagt worden, -da jeder der 
artige Fund anzeigepflichtig ist. Er wurde zu 30 Pfund Geld 
strafe verurteilt und ging auch noch des sehr bedeutenden 
Finderanteils verlustig, da die Konfiskation der Getta-Statue 
ausgesprochen wurde. 
MUSEEN. 
(Professor Jordan nach dem Irak berufen.) Professor 
Julius Jordan ist zum Direktor für Altertümer im Irak 
ernannt worden. Es ist der erste Fall, daß ein nichtbritischer 
Beamter im Irak ernannt worden ist. Jordan sprach im Mai 
vorigen Jahres in der -Deutsch-Persischen Gesellschaft in Ber 
lin über die von ihm ausgegra-benen bemerkenswerten Funde 
im Irak. 
(Otto Heuer f.) In Homburg vor der Höhe starb der 
Gründer des Frankfurter Goethe-Museums und langjähriger 
Generalsekretär des Frankfurter Hochstifts, Otto Heuer. Der 
Verblichene, der in seinen letzten Lebensjahren vollständig 
erblindet war, bat das Hochstift und das Frankfurter Goethe- 
Haus mit großem Geschick unter Anspannung seiner letzten 
Kräfte über die Kriegs- und Inflationszeit hinweggebracht.
	        
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