Nr. 6
INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
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Fig. 6. Altartriptychon, norddeutsch, nach 1500.
Auktion Albert Kende, Wien, 17.—21. März,
bewunderten von Booten und von den Themseufern aus das
seltsame Fahrzeug, das von malerisch gekleideten Ruderern
vorwärts getrieben wurde. König William III. hatte die
Prunkbarke 1689 für Königin Mary erbauen lassen. Zuletzt
wurde die Barke von König Georg anläßlich des Them.se-
Flußfestes im Jahre 1918 'benutzt. Jetzt soll sie zum kost
barsten Schaustück des neuen »Nationalen Marine-Museums«
in Greenwich werden.
(Ein Röntgen-Museum) wird in Lennep-Remscheid
(Röntgens Geburtsort) eingerichtet. Es umfaßt u. a. Bildmaterial,
Urkunden, Briefe, Manuskripte, Erinnerungsstücke, die von
Röntgen stammen oder sich auf ihn beziehen. Sehr viel ist
nicht mehr vorhanden, da das meiste, laut Röntgens Testament,
verbrannt werden mußte. Ferner enthält dais Museum ein
Sitzungszimmer, eine Bibliothek, Apparate und Instrumente.
Ehrenpatron des Museums ist Prof. Krause, Vorsitzender
der rheinisch-westfälischen Röntgengesellschaft,
(Figdors Giovanni di Paolo.) Wie uns aus Boston ge
meldet wird, ist das Marienbild tvon Giovanni di Paolo, das
auf der zweiten Figdor-.Aiuktion im September v, J. vom
Londoner .Kunsthändler A g n e w um . 135.000 Mark erstanden
wurde, vom dortigen Museum erworben worden. 1
Bestände des Germanischen Museums in Nürnberg im Tausch
für einen Gegenwert von 5000 Goldmark abgegeben. Sehr
hübsche böhmische und schlesische Gläser, Arbeiten in Gold,
Silber, vergoldetem Kupfer und Zinn sowie Porzellane und
Möbel des 16, bis 19. Jahrhunderts weiden gewiß die Kauf
lust anregen, zumal wohl nicht sobald wieder eine Gelegen
heit sich finden wird, wo man so billig einkaufen kann.
(Sammlung A. Schmidt, Wien.) Die Sammlung A.
Schmidt (Wien), die das Auktionshaus Albert Kende in
Wien, vom 17. bis 21. März zur Auflösung bringt, zeichnet
sich durch außerordentliche Reichhaltigkeit aus. Der ge
schmackvolle Katalog, den die Gattin des Firmeninhabers, die
Kunsthistorikerin Frau Alexandrine Kende mit gewohnter
Gründlichkeit bearbeitet hat, weist nicht weniger als 1034
Nummern auf, die sich so ziemlich auf alle Sammelgebiete er
strecken. Arbeiten in Glas, unter denen wir prachtvolle
Stücke von Mohn, Kothgasser und Egermann begegnen, folgen
Porzellane, unter denen Wien dominiert. Unter den
Silberarbeiten fallen ein gedeckelter, reich getriebener
Silberkrug, französisch um 1700, ein Silberaufsatz, Frankreich
um 1820 und ein Empire-Aufsatz in Form einer antiken Schale
auf Dreifuß auf, doch sind auch die Altwiener Geräte bemer
kenswert, .die mit den Beschauzeichen des ersten Drittel« des
VOM KUNSTMARKT.
(407, Kunstauktion des Dorotheums.) Die nächste (407.)
Kunstauktion des Dorotheums in Wien, die vom 26. bis
28. März stattfindet, trägt den Charakter einer Relizitation.
Den Zeitverhältnissen in kluger Weise Rechnung tragend, hat
die Kunstabteilung eine große Anzahl von Bildern und Kunst
objekten zusammengestellt, die zu reduzierten Ausrufs
preisen ausgeboten werden. Unter den Gemälden alter Meister
finden wir da vier Altarflügel vom Meister .des Antwerpener
Kreuzigungstryptichons, Bilder von Frans Francken I., Gerrit
van Hees, Jeroom Jankens, Michael Kirmer, Anthonius Pala-
medes und Jakob de Wel; unter den neueren Gemälden schei
nen Füger (Brustbild einer jungen Frau). Gustav Gaul, Norbert
Grund, Holub, Karl Schindler, Straßgschwandtner, Joseph
Vernet und Wenglein auf, die mit guten Aquarellen und Mi
niaturen vertreten sind. Sehr reichhaltig ist die Abteilung
„Skulpturen", aus der die italienischen, spanischen und süd
deutschen Statutetten vom 15. bis 17, Jahrhundert hervorzu
heben wären. Eine Elfenbeinfigur der stehenden Mutter Gottes
eine spanische Arbeit um 1510, wurde im Jahre 1927 aus dem
lung bildet der Saal mit den Gemälden Tiroler und österrei
chischer Künstler. Noch nicht ganz beendet ist die Ausstat
tung des Vestibüls, in welohem ausschließlich Werke der Pla
stik zur Ausstellung gelangen werden.
(Die Königsbarke im Greenwicher MarinemuseumJ Nach
241 Dienstjahren soll die Prunkibarke der Könige von England
ven der Themse verschwinden. Diese Barke ist das altehr
würdigste und malerischste Fahrzeug der englischen Hoheits
gewässer. Sie liegt gegenwärtig in einem eigenen Bootshaus
in S t a i n e s an der Themse, von wo aus sie in den letzten
Jahrzehnten nur selten Ausfahrten unternommen hat. Trotzdem
wurde sie stets ausgezeichnet gepflegt, jährlich renoviert, und
ihre reichen Holzschnitzereien und Metallornamente wurden in
regelmäßigen Zeitabständen neu vergoldet und blank geputzt.
Die Pflege dieser altertümlichen und verschwenderisch ge
schmückten Barke hat viel Zeit und Geld in Anspruch ge
nommen Sie ist ein Prunkstück, das an reicher Ornamentik
nur von der königlichen Staatskutsche übertroffen werden
dürfte. Jede Ausfahrt des Königs auf der Prunkbarke ge
staltete sich daher zu einem wahren Volksfest. Zehntausende