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INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
Nr. 11
Renaissancekunst, die Gemälde, Plastiken und Mö
belstücke höchster Qualität umfaßte. Das Neue
Deutsche Museum erhielt von Simon dessen
reiche Sammlung altdeutscher Kunst zum Geschenk.
So stellte sich Simon den hervorragendsten amerika
nischen Kunstgönnern zur Seite,
Sein tatkräftigstes Interesse hat Simon stets dem
Berliner Aegyptischen Museum
zugewandt, Ihm schenkte er die Köpfe der ägypti
schen Königinnen !N efre t e be und T e i e. Be
zeichnend für die Eigenart Simons war seine Stel
lungnahme, als der Gedanke auftauchte, den Kopf
der Nefiretete gegen die Statue des Ranofer aus
zutäuschen. Der Spender der Nefretete trat damals
leidenschaftlich für diesen Handel ein, weil er ihm
als Vorteil für die Sammlung erschien, und war tief
enttäuscht, als das Projekt scheiterte, Zu seinem
80. Geburtstag hat ihm die Deutsche Orientgesell-
scbaft eine ebenso verdiente wie einzigartige Ehrung
zuteil werden lassen. Sie veranstaltete in Klein
asien, nahe von Angora, eine ,,J ames-Simon-
Grabung “.
Die Schwierigkeiten der Nachkriegszeit sind an
Simon nicht spurlos vorübergegangen. James Simon
mußte den Niedergang seiner Firma erleben. Er
sah sich genötigt, kostbare Stücke seines Privat
besitzes zu veräußern, wie die berühmte „Dame mit
dem Brief“ des Delfter Vermeer, die jetzt die
Sammlung Frick in New York ziert. Simon verließ
sein Haus in der Tiergartenstraße, das ihm Bode
eingerichtet hatte, und übersiedelte in eine Etagen
wohnung. Auf Aeußerlichkeiten hat er zeitlebens
nichts gegeben. Er lehnte alle Ehrungen, so die
Berufung ins preußische Herrenhaus, ab und akzep
tierte nur den Titel eines Ehrendoktors der Philo
sophie, den ihm die Berliner Universität verlieh.
Auflösung der Sammlung Viktor JCahn.
Man berichtet uns aus Berlin :
Ball und Graupe geben bekannt, daß sie am
27, und 28, Juni wieder eine Auktion großen Um
fanges und von internationaler Bedeutung veran
stalten, und zwar handelt es sich um die Auflösung
der Sammlung des Schriftstellers Viktor Hahn
(Berlin), der bereits vor einiger Zeit seinen Berliner
Wohnsitz aufgegeben hat, um sich in Wien nieder-
zulassen.
Die Sammlung Viktor Hahn, durch den vor
einigen Jahren von Adolph Donath herausgege
benen Katalog den interessierten Kreisen wohl be
kannt, gilt allgemein als die bedeutendste Sammlung
von Kunstwerken dies Mittelalters und der Renais
sance, die es zur Zeit in Deutschland noch gibt.
Berühmt sind vor allen Dingen die italienischen
Renaissancebronzen, unter denen sich einzigartige
Seltenheiten, wie eine große Reiterstatuette von
R i c c i o, die nur in zwei Exemplaren existiert und
von Bode für die vielleicht schönste Schöpfung auf
diesem Gebiete der Renaissance erklärt wurde,
mehrere Statuetten Florentiner Künstler und eine
überaus stattliche Reihe von herrlichen Frühgüssen
von Giovanni da Bologna befinden. Von nicht
minderem Gewicht ist die Sammlung der Plasti
ken aus dem 14. bis 18. Jahrhundert. Hier finden
sich großartige Arbeiten italienischer Künstler aus
dem 14. und 15. Jahrhundert und in seltener Reich
haltigkeit Schöpfungen aller deutschen Bildhauer
schulen, von denen Tillman Riemenschneider,
der allein durch drei Arbeiten vertreten ist, ge
nannt sei.
Die dritte Hauptabteilung der Sammlung bilden
die Gemälde, die sämtlich frühen Perioden der ita
lienischen, deutschen und niederländischen Schule
angehören. Unter den Italienern seien genannt, Spi-
nello, Aretino, Neri di Bicci, Baldovinetti, Lorenzo
da Credi und Solario, von den frühen Niederländern
ein Triptychon des Adriaen Isenbrant und eine
Tafel des Ambrosius B e n s o n, ferner ein schönes
Porträt von Quentin M a s s y s. Die Werke aus
späteren Zeiten werden alle überstrahlt von dem
Hauptwerk der Sammlung, einem vergeistigten Grei-
senkopf von Rembrandt, der von Viktor Hahn
bei der Auflösung der Großherzoglich Oldenburgi-
schen Sammlung erworben wurde.
Den Rahmen für diese Kunstwerke bildeten
Prachtmöbel von der Renaissance bis zum 18, Jahr
hundert, vor allem Erzeugnisse der italienischen
Hochrenaissance, ferner Edelmetallarbeiten aus
Augsburg (u. a. eine berühmte Uhr von Elias Ada m),
Bronzen von Gouthiere und Thomire, schöne
alte Textilien etc.
Es ist zu begrüßen, daß Ball und Graupe und der
Besitzer der Sammlung, Viktor Hahn, allen Einflü
sterungen, die Sammlung im Ausland zu versteigern
(was übrigens, wie an anderer Stelle berichtet wird,
in allen bisherigen Fällen zu Mißerfolgen geführt hat)
widerstanden haben. Umso mehr wünscht man dem
Unternehmen den verdienten Erfolg.
Der Katalog mit einer ausführlichen Einleitung
von der fachkundigen Hand Otto von Falk es ist
im Druck,
berliner JCunstbesitz in Condon.
Man ischreibt uns aus Berlin :
Die Hoffnungen, die Herbert Gutmann und
S. Wasse rmann auf London gesetzt haben,
sind enttäuscht worden. Schlechter wären die Ver
steigerungen in Berlin gewiß nicht ausgefallen, als
bei S o t h e b y.
Das Ergebnis der kleinen Sammlung chinesischer
Vögel aus dem Besitze Gutmanns wird mit 3 6 62
Pf un d angegeben, aber es dürfte de facto viel
geringer sein, da ein Teil der Objekte von einem
Berliner Vertrauensmann Gutmanns zurückgekauft
wurde. Einige der notierten Preise seien hier genannt:
Ein Paar Chien-Lung-Kraniche 42 £. Das Chien-
Lung-Vogelpaar, das auf der Ausstellung chinesischer
Kunst in Berlin die Nr. 1047 hatte: 155 £, der große
Kranich der gleichen Ausstellung 110 £. Der große
Kang Hsi-Kranich 80 £. Das Ibispaar der schwarzen
Familie 295 £. Das Kang-Hsi-Kranichpaar 103 £., das
große Krianichpaar desgl, 155 £, das der rosa Familie
(18. Jahrh.) 165 £, das folgende Chien Lung 100 £,
das Yung Cheng (Nr. 960 der Ausstellung) 340 £. Es
folgten nun weiter 3 Kang-Hsi-Kranichpaare: 260 £,
290 £ (Ausstellung Nr. 959), 380 £.
Womöglich noch größer war dias Fiasko der
Chinasammlung Wassermanns, denn da handelte es
sich nicht, wie bei jener, um 25 Objekte, sondern um
189, die im ganzen 4 3 2 8 £ erzielten.
Ein ,,Li-Tai-Po‘ aus der Kang-Hsi-Zeit brachte