ir Kokoschka, das „Enfant terrible" des deut-
i Expressionismus, heute der „grand old
' der madernen Malerei, feierte heuer am
iörz seinen neunzigsten Geburtstag - ein
archenalter. „Die Deutschen brauchten mich
als", sagte er einmal ganz einfach zu mir.
klang lakonisch, war aber wahr, wie so
:he seiner Aussprüche. „lch male Porträts,
ich es kann", aber: „lch bin kein Denker,
lenke nicht nach, mir kommt es von einer
en Kraft". Solche bescheidene aber heraus-
zrnde Worte verbergen Untiefen der geisti-
Ertahrung, der seelischen Reife, der Weis-
Tizian hat noch als Neunundneunzigiühri-
Jemalt. Sein letztes Bild hängt in der Acca-
a in Venedig. Auch O. K. ist in seinem ho-
Alter unentwegt schöpterisch wirksam. Tag-
:h arbeitet er an bedeutenden Werken in
m stillen, in ländlicher Abgeschiedenheit
ienen Haus am Genfer See, unweit von Vil-
ive-Mantreux.
yrößte Kreator von Menschenbildnissen, von
schafts- und Städtepanoramen unserer Zeit,
in die Kunstgeschichte nicht nur als Ma-
Ieichner und Meister aller grafischen Tech-
I eingehen - einem Munch, einem Goya,
n Hokusai veraleichbar -. sondern auch als
4 Oskar Kokoschko, Selbstporträt (Brustbild mit
Zeichenstift], 1914. Kreidezeichnung (Umbruch?j.
5 Oskar Kokoschka, „Prag: Blick vom Ruiiäka-
Garten", 1934. ÜlfLeinwand, 80x98 cm. Sign,
links unten „O K"
folgten, er ist auch als Erzähler tiefempfum
und autabiographischer Kurzgeschichten s
als Essayist künstlerischer, humanistischer
politischer Themen vorbildlich geworden
Jahre 'l97'I veröffentlichte er seine Selb:
graphie „Mein Leben".
ln seinem hohen Alter hat er die schar
40 Jahren begonnene Tragödie des Humani
den „Camenius", beendet. Dieses Drama i:
i. März 1975 im Zweiten Deutschen Fern:
als eine Mahnung an das deutsche Volk un
Welt uraufgeführt worden. Wer könnte I1
ergreifende Szene vergessen, in der der '
Lehrer der Völker, Jan Amos Comeniusl
letzte Bischof der böhmisch-mährischen B
- wie Oskar Kakoschkas Vater aus Bö
stammend -, in das Atelier des alternden
brandt eintritt, um für sein Porträt zu sitze
Wirklichkeit ist es von einem Schüler Rembr
gemalt worden), während draußen in den
ßen der Mob rast und ein Judenmädchen si
Rembrandt rettet, der gerade an seiner „N
wache" arbeitete und im letzten Augenblic
seit Jahrhunderten als mysteriös angese
Mädchengestalt - eben das fliehende Judei
Hannah - in das Bild hineinzauberte. Und
nnh stirbt so wie auch der einsam in ienert