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INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
Nr. 28
Gin neuer Jlltdorfer in Berlin.
Man berichtet aus Berlin:
Aus deri Mitteln der Friedländer-Stiftung, die
dem Direktor des Kaiser-Friedrich-Museums zu sei
nem 60; Geburtstag übergeben worden war, konnte
die Abteilung für altdeutsche Malerei um ein Haupt
werk des großen Regensburger Meisters Albrecht
Altdorfer bereichert werden. Friedländer, der
schon als junger Kunsthistoriker vor 40 Jahren eine
Studie über den Hauptmeister der Donauschule ver
öffentlicht hat, hat sich mit der Erwerbung dieser
wohl um 1520 entstandenen Anbetung des Kindes
eine der schönsten und stimmungsvollsten Tafeln
der deutschen Renaissancemalerei für sein Museum
gesichert.
Das große, hochformatige Bild zeigt in einer ro
mantisch verfallenen Renaissance-Architektur die
Heilige.Familie mit dem Jesuskind, das in einem an
den Zipfeln von Engeln gehaltenen Windeltuch liegt.
In einem Durchblick sieht man die Verkündigung an ,
die Hirten, die sich auf einer Anhöhe über einem '
Weiher begibt. Durch den nächtlichen Himmel flie
gen ein paar Engel in der freudig sausenden Bewe
gung, die man von vielen anderen Bildern Altdor
fers, z. B. der früher in Augsburg befindlichen Anbe
tung der Münchner Pinakothek, kennt. Großartig
wieder die Lichtbehandlung des Nachtstücks, die die
Figuren und Teile des Gemäuers wie mit Schein
werfern herausschneidet. Die architektonische Phan
tasie des Regensburger Stadtbaumeisters verbindet
sich mit der malerischen Stimmungskraft des großen
Koloristen zu einer Wirkung von tiefster Poesie.
Das Bild, das im Holbein-Dürer-Saal seinen endgül
tigen Platz finden wird, steht dem großen Altar des
Meisters in St. Florian bei Linz a. d. Donau nahe.
Es ist merkwürdig, daß es bis jetzt von der For
schung übersehen worden ist, denn es handelt sich
offenkundig um eines der Hauptwerke der ganzen
Zeitepoche. Jedenfalls stellt es die bedeutendste
Neuerwerbung dar, die der Gemäldegalerie des Kai
ser-Friedrich-Museums seit vielen Jahren gelun
gen ist.
Jfiünzen und ^Medaillen aller Zeiten.
Die bekannte Berliner Münzenhandlung Robert
B all N c h L, die, wie sich unsere Leser erinnern
werden, zu Beginn des Jahres eine große Antiken-
Sammlung, sowie eine Spezial-Sammlung von Goethe-
Medaillen versteigerte, bringt am 5, Dezember eine
Sammlung von Münzen und Medaillen aller Zeiten
und Länder auf den Markt. Ein Katalog mit 32 Licht
drucktafeln veranschaulicht das reichhaltige Mate
rial, das uns zu einigen Worten Veranlassung gibt.
Die Sammlung wird eingeleitet durch eine große
Zahl von deutschen Mittelalter-Mün
zen des 10. bis 14. Jahrhunderts (Kat. Nr. 1—365).
Die schönsten Gepräge, die von dem hohen Stand
deutscher mittelalterlicher Kunst zeugen, sind auf
vier eindrucksvollen Lichtdrucktafeln zusammenge
stellt. Besonders reich vertreten sind die Münzen
der thüringischen geistlichen und weltlichen Herren,
sowie solche der angrenzenden Gebiete. Gerade
hier war die Prägung außerordentlich mannigfaltig,
denn viele Stände, kleinere und größere Herrschaf
ten sowie geistliche Fürsten übten damals das Prä-
gerecht. Aus der großen Zahl der Brakteaten
sei auf drei künstlerisch besonders wertvolle Exem
plare hingewiesen: Nr. 145 Ein Falkensteiner Brak-
teat; Nr. 175 Ein großer Reiterbrakteat der Land
grafen von Thüringen; Nr. 273 Ein Brakteat der
Frauenabtei zum Heiligen Kreuz in Nordhausen.
Auf eine England- Sammlung (Kat, 368
bis 522), die insbesondere Probemünzen des 19, Jahr
hunderts enthält, folgt eine Spezial-Sammlung Bre
men (Kat. 523—645), wie sie bisher noch nie im
Händel war. Sechs dicke Doppeltaler, die zu den
Raritäten zu rechnen sind, viele Goldmünzen, Taler
vom Beginn des 17. Jahrhunderts bis in die neueste
Zeit, Kleinmünzen und Medaillen veranschaulichen
mehr als dreihundert Jahre der Geschichte dieser
norddeutschen Hansastadt.
Von den Münzen und Medaillen von Bran
denburg-Preußen (Kat. 975—1077) sei ein
Doppelschilling von Georg Wilhelm (Kat. 977)
erwähnt. Dieser in Brandenburg sonst ungebräuch
liche Wert wurde in Anlehnung an ähnliche Münzen
dpr Nachbarstaaten für den Verkehr mit Pommern
und Mecklenburg geprägt Auf Tafel 12 und 13 sind
einige interessante Prägungen des Großen Kurfürsten
abgebildet, von denen die Nr, 983 und Nr. 988, ab
gesehen von ihrer Seltenheit, wichtige Zeugen der
Porträtkunst ihrer Zeit sind. Neben einem bisher
im Handel noch nicht vorgekommenen Stettiner
Sechsgröscher Friedrichs des Großen (Kat,
Nr. 1011) ist noch auf eine überaus seltene goldene
Medaille (Kat. Nr. 1031) hinzuweisen, die auf den
Besuch des Kronprinzen Friedrich Wilhelm
(II.) in Mitau im Jahre 1780 geprägt wurde.
Eine große Goldmünze in Talergröße von Sie
benbürgen (Kat. Nr, 1168) lehrt uns den Reichtum
des Landes im 17. Jahrhundert und seine reiche
Goldausbeute erkennen.
Der Stadt Augsburg zugewiesen ist eine
schöne Sammlung von Ulrichs-Kreuzen (Kat. 1277
bis 1294), von denen die seltensten und schönsten
Exemplare auf Tafel 18 abgebildet sind. Diese
Ulrichs-Kreuze sind zum Gedächtnis der großen Un
garnschlacht im Jahre 955 und zur Feier des Sieges
Ottos I. herausgegeben. Sie stammen aus der Zeit
des 16. und 17, Jahrhunderts, zeigen in ihrer Orna
mentik die kunstgeschichtliche Entwicklung der Re
naissance bis zum Barock und erwecken durch ihre
mannigfachen Darstellungen, wie die Ungarnschlacht,
Stadtansicht von Augsburg, sowie Darstellungen aus
dem Leben des betreffenden Heiligen stets großes
Interesse.
Von den Münzen der freien Reichsstadt Dort
mund (Kat. Nr, 1315—1321) gehören die Gold- und
Silber-Klippen zu den größten Seltenheiten. Die
Sammlung enthält gleich im doppelten Gewicht vier
von diesen interessanten Prägungen, die auf vier-;
eckigen^ und achteckigen Schrötlingen auf beiden
Seiten Stempel kursfähiger Münzen tragen und Dop
peldukaten oder Doppeltalerklippen heißen.
Ein Taler der Freistadt Riga (Kat. Nr. 1488)
zeigt das Porträt der Königin Christine von
Schweden, die einzige Tochter und Erbin des großen
Schwedenkönigs Gustav Adolf, entsagte später
dem schwedischen Throne und trat zum Katholizis
mus über.
Die Münz'en von Siam und der von Siam ab
hängigen Staaten (Kat. Nr. 1562—1568) weichen so-