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INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG 
Nr. 4 
prächtige ,Susanne im Bade' von Johann Schweig- 
g e r, ein Schriftmusterbuch aus der Mitte des 16. 
Jahrhunderts, ein großes Porträt des Kaisers Mathias 
und die D o n n e r'schen Bleifiguren „Venus und 
„Merkur". 
In den letzten Jahren hatte Benda keine Neu 
erwerbungen mehr gemacht; da „konnte er nicht 
mehr mit", wie er gelegentlich sagte. Dagegen hat 
er zwei Stücke abgestoßen, den vielbeschriebenen 
Helm des Dogen Andrea D o r i a, den er bei der 
Vente Spitzer erstanden hatte, und eine Statuette 
von Peter V i s c h e r, die angeblich ein Selbstpor 
trät dieses Künstlers sein soll. Der Helm des Doria 
war ihm „verdächtig" geworden und in der Tat 
machte man im Museum in Philadelphia, wo er sich 
heute befindet, die unerfreuliche Entdeckung, daß 
er unecht sei. Aehnliche Gründe mögen auch da 
für maßgebend gewesen sein, daß Benda, dem jedes 
Stück seiner Sammlung teuer war, sich des Vischer 
entäußerte. 
Cine Jlembrandt-Jluktion in ^Amsterdam. 
Aus Amsterdam wird uns berichtet: 
Eine große Auktion mit einer ganzen Reihe von 
Bildern Rembrandts soll im April bei Müller- 
M e n s i n g stattfinden. Sie wird als Hauptstücke 
das große Bild des Fabius Maximus enthalten, das 
Rembrandt für das Rathaus von Amsterdam gemalt 
hat, das lange Zeit verschollen war und das im vori 
gen Sommer in der Münchener Nemes-Auktion für 
Mensing zugeschlagen wurde. Ferner werden ver 
steigert: ein Bildnis der Saskia als Minerva, das 
Porträt des Marten Looten aus der Holford-Samm- 
lung. Radierungen und Zeichnungen von Rembrandt 
und seinen Schülern sollen sich anschließen, dabei 
eine Anzahl von Zeichnungen des Lambert Doomer. 
Im Anschluß an die Rembrandt-Versteigerung 
werden Gemälde, Bildwirkereien und Plastiken aus 
den Sammlungen des Grafen 0 r i o 1 a und des Ba 
rons de Stuer s, holländischen Gesandten in Paris, 
zur Versteigerung kommen, darunter Hoppners 
Bildnis der Mary Wolstonecraft (Mrs. Godwin), der 
Verfasserin der „Vindication of the Rigths of Wo- 
inan". 
Das Cnde der Sammlung Jluspitz. 
Die Sammlung Stephan von Auspitz, deren 
Verkauf an die Galerie Bachstitz im Haag wir 
gemeldet haben, ist in vollster Auflösung begriffen. 
An Dreiviertel der Sammlung hat bereits Wien ver 
lassen — ein Teil wurde nach Bremerhaven, bezie 
hungsweise Amerika, ein anderer nach dem Haag 
instradiert, wobei an Ausfuhrgebühren das nette 
Sümmchen von 177.000 Schilling erlegt wurde. Ueber 
das Schicksal der restlichen Sammlung ist noch nicht 
das letzte Wort gesprochen worden. 
Vorläufig sind die nicht transportierten Gegen 
stände noch in der Wohnung ihres früheren Besit 
zers; wie lange sie da bleiben, hängt von Herrn Bach 
stitz ab, der nach Amerika gereist ist, um die in der 
vorigen Nummer erwähnte Affäre Henschel zu ord 
nen und die Vorbereitung für den Verkauf der Ob 
jekte aus der Auspitz-Sammlung zu treffen. 
Wie wir hören, hat sich in Wien ein Konsor 
tium von Händlern gebildet, das bereit wäre, die 
hiergebliebenen Kunstgegenstände zu erwerben, um 
sie entweder freihändig weiterzugeben oder zu ver 
steigern. Zu diesen Objekten kämen noch die 21 
Kunstgegenstände, die vom Bundesdenkmalamt we 
gen ihrer künstlerischen Herkunft aus Oesterreich 
oder ihrer Bedeutung für den österreichischen Kunst- 
besitz mit dem Ausfuhrverbot belegt worden sind. 
Es sind dies, wie uns mitgeteilt wird, folgende: 
Zwei astronomische Instrumente, Augsburg, 
16. J., die sich früher im Kloster Rain in Steiermark 
befanden; 
ein Bischof-Reliquiar, Cassianbüste, 15. J. (frü 
her in der Sammlung Figdor); 
eine Nachtschale in Drachenform, Wiener Por 
zellan vor der Marke (aus der Sammlung Figdor, 
wo sie irrtümlich als Tauf schale galt); 
zwei Biskuitgruppen von Dorfmeister, Venus 
und Diana darstellend; 
eine Holzskulptur aus dem 15. J,, die 14 Not 
helfer darstellend (Sammlung Figdor); 
eine gotische Holzskulptur, König David in tan 
zender Haltung zeigend; 
zwei bunte Porträtkacheln, österr. Hafnerkera 
mik, Bilder Maximilians I. und Ferdinand I.; 
eine spätgotische Tonscheuer; 
eine gotische Holzstatue der Stehenden Maria, 
vermutlich niederösterreichischer Provenienz; 
eine kostbare Bleiplastik; 
eine 1628 datierte Bildkachel, einen Ritter dar 
stellend; 
sechs Glasgemälde aus dem frühen 15. Jahr 
hundert, die das Stift Klosterneuburg gegen neuere(l) 
eingetauscht hatte; 
eine Bronze von Donner mit der Darstellung 
einer liegenden Frau und schließlich von Bildern 
ein Frühwerk von Lukas Cranach d. Ae., 
das Christus am Oelberg zeigt. 
Zwei sehr bedeutende Objekte der Sammlung 
sind erfreulicherweise in den Besitz des Kunst- 
h i s t o r»: sehen Museums üJbergegangen, und 
zwar ein Bild des Meisters von St, Lamb- 
rech t, das Gottvater mit dem toten Christus und 
ein Bild von Engelbrechtsen, das die Ver 
stoßung der Hagar darstellt. 
Sraupes nächstes Programm. 
Aus Berlin wird uns geschrieben: 
Paul Graupe läßt seiner Versteigerung fran 
zösischer illustrierter Bücher und englischer und 
französischer Farbstiche des 18. Jahrhunderts schon 
am 26. und 27. Februar die Auktion der Sammlung 
Dr. E. W, (Berlin) folgen, die er gemeinsam mit Her 
mann Ball durchführt. Die Sammlung, die durch be 
deutende Beiträge aus anderem Berliner Privatbesitz 
ergänzt wird, enthält in großem Umfang Kunst- 
ge werbe des 16. bis 18, Jahrhunderts. Alle Mate 
rien sind reichhaltig vertreten. Genannt seien vor 
allem kostbare flandrische und französische Tapis 
serien des 17, und 18. Jahrhunderts, eine große Reihe 
schöner Möbel der deutschen Renaissance und des 
französischen 18, Jahrhunderts, unter anderem eine 
wertvolle Lackkommode, ein großes Louis-XV.-
	        
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