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INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
Nr. 4
Unter den Aquarellen und Miniaturen stechen
hervor: Rudolf von Alt (Blick vom Monte Pincio auf Rom),
Daffinger (Zwei Stilleben), Johann Maria Mon.sorno
großer vielfältig intarsierter, auch mit vergoldeter Holzschnit
zerei geschmückter Schrank der Rokokozeit, ganz reizende
französische und englische Tischchen von Ende des Dix-
Fig. 2. Vautier, Genrebild.
(Bildnis der Burgschauspielerin Mina Bandini, der nachmaligen
Gräfin Harrach), Albert Theer (Gräfin Trani, die Schwester
der Kaiserin Elisabeth als junge Prinzessin) u. v. a.
Unter den Möbeln findet sich eine ergänzte Cassa-
panca mit den Formen der späten Renaissance und ein
huitieme, und Holländerschränke in den massigen
Formen des protestantischen Barocks. Sehr schön ist auch ein
Empirebett, Mahagoni, mit feuervergoldetem Bronzedekor.
Schließlich seien auch die vielen anmutigen Golddosen
erwähnt.
Die Zeichnungen der Sammlung de Jtidder.
Im Jahre 1914 wurde in Paris die bekannte
Gemäldesammlung de Ri d der aufgelöst, eine re
präsentative Schau niederländischer Malerei des
17. Jahrhunderts. Nun kommen am 18. Februar im
Kunsthaus Heinrich Hahn in Frankfurt a. M.
die Zeichnungen aus dem Besitze des gleichen
Sammlers, etwa 70 Blatt, auf den Markt, ebenfalls
Werke der niederländischen Kunst.
Dem Geschmack der Zeit entsprechend, in der
die Sammlung entstand, handelt es sich fast durch
wegs um bildmäßig durchgeführte Kompositionen mit
der Feder oder um Tuschzeichnungen und Aquarelle
von gemäldehaft geschlossener Wirkung. Sind auch
die Namen eines Rembrandt und Rubens oder
Ruysdael nicht vertreten, deren Meisterwerke der
Landschaftszeichnung schwerer erreichbar sind, so
zeugt doch die Zusammenstellung der Blätter von
sicherem künstlerischen Instinkt für das Wesentliche
und einem geklärten Sammelwillen, der das einmal
erwählte Objekt, die Landschaftsmalerei, bis zum
Beginne des 19. Jahrhunderts verfolgt. Hervorzu
heben sind vor allem die wundervolle Bistrezeich-
nung einer Landschaft aus der Nähe von Haarlem,
des Rembrandtschülers Abraham Für ne r Lus, von
dem viele Werke lange unter Rembrandts Namen |
gingen, dann ein aquarelliertes Seestück von Willem
van de Velde, das mit großer Unmittelbarkeit und
Frische gesehen ist. Eine Gruppe für sich bildet die
Reihe charakteristischer Genreszenen O stad ef s,
ferner die van G o y e n s, C u y p, M o 1 y n, die
immer wieder durch den Reichtum der Erfindung in
der Variation des gleichen Themas der mit Men
schen, Architektur oder durch Wasser belebten
Landschaft fesseln und überraschen.
In den Blättern der Brussel, Cats, van Dtielsl,
H. Kobell, Schelfhout, Schotei, die dem 18. und
frühen 19. Jahrhundert angehören, setzt sich die
große Tradition der niederländischen Schule fort.
Ihre Vorzüge liegen in einer subtilen Aquarellier
technik und einer gediegenen Handfertigkeit, der
Freude der getreuen topographischen Wiedergabe
des Menschen und des Landschaftsbildes der Zeit.
Die Zeichnungen, die sich seit über 30 Jahre im
gleichen Besitze befanden, wurden zum größten Teile
von der Frankfurter Kunsthandlung F. A. C. P r e -
stel erworben und aus der Versteigerung der
Sammlung des Freiherrn Heyl zu Herrnsheim
in Stuttgart 1903.
Im Anschlüsse an die Handzeichnungen bringt
Hahn Gemälde alter und neuerer Meister, Möbel und
Perserteppiche aus dem Nachlaß eines Frankfurter
I Sammlers und anderem Besitz zum Ausgebot.
%t2. JCunstauktion des Dorotheums.
Die vom 28. bis 30. Jänner im Dorotheum
in W i e n abgehaltene 412, Kunstauktion, deren erste
300 Nummern aus dem Besitze eines bekannten
Wiener Sammlers stammten, hatte ein günstiges Er
gebnis. Die Rufpreise wurden in den meisten Fällen
stark überboten. So wurden zwei Wandappliken von
20 auf 100 S gesteigert. Eine sehr interessante,
sechsseitige Schraubflasche, im Mittelteil schraübig
gewunden, deren Erzeugung um das Jahr 1700 fällt,
stieg von 80 S auf 120 S, Die Vorderwand einer
Truhe aus Nußholz, eine italienische Arbeit des 17.
Jahrhunderts, vermochte den Rufpreis von 80 S auf
ein Meistbot von 130 S zu erhöhen. Eine kleine,
dreiladige Kommode aus politiertem Nußholz (um
1740) erzielte mit 850 S um 250 S mehr als den Aus
rufpreis. Ein Sakristeischrank aus der ersten Hälfte